Betreff
Kommunales Präventionskonzept in der Stadt Kamen
Vorlage
026/2017
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Die Verwaltung wir beauftragt, ein kommunales Präventionskonzept aufzustellen.


Sachverhalt und Begründung (einschl. finanzielle Möglichkeit der Verwirklichung):

 

Die Chancen von Kindern und Jugendlichen auf ein gelingendes Aufwachsen hängen stark von den finanziellen, sozialen und kulturellen Ressourcen ihrer Familien ab. Gleichzeitig entscheidet Bildung über gesellschaftliche Teilhabe und soziale Aufstiegsmöglichkeiten. Es muss das Ziel sein, mehr Chancengerechtigkeit zu schaffen, allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrem sozialen Status, ihrem kulturellen Hintergrund und ihrer individuellen Lebenslage gute Entwicklungsbedingungen zu eröffnen und sie zu eigenständiger und verantwortungsvoller Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu befähigen. Dafür ist eine systematische Präventionsarbeit notwendig. Kinder, Jugendliche und Eltern sind so zu stärken, dass niemand mehr durch das soziale Netz fällt. Ganz nach dem Motto: „Vorbeugen ist besser als heilen.“

Diese Strategie wird in der Stadt Kamen bereits an vielen Stellen umgesetzt. Großes Engagement bündelt sich exemplarisch im Rahmen der Bundesinitiative Frühe Hilfen und Kinderschutz. So wurde das Netzwerk „Frühe Hilfen und Kinderschutz in Kamen“ aufgebaut, welches die unterschiedlichen in diesem Feld aktiven Akteure zusammenbringt. Es gibt vielfältige Angebote, vom Familienservice mit seinen Willkommensbesuchen bei Familien mit Neugeborenen, über Familienhebammen, Familienpaten, Müttercafés, eine Schlaf- und Schreiambulanz bis hin zu den vielfältigen Angeboten von Kindertageseinrichtungen, Familienzentren und Familienbildung, um nur einen kleinen Einblick in die Vielfalt Früher Hilfen zu geben. Weiterführend wird auch für ältere Kinder und deren Familien ein breites Spektrum an Angeboten und Diensten bereitgehalten, welches Schulen und offenen Ganztag ebenso einbezieht wie Jugendzentren oder eine Vielzahl an Einzelangeboten (z.B. 33-Cent-Projekt zur Ermöglichung eines Abendessens für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche). Eine gezielte und umfassende Auseinandersetzung mit Präventionsstrategien findet seit 2012 zudem im Rahmen des Landesmodellprojekts „Kein Kind zurücklassen! Für ganz Nordrhein-Westfalen“ statt. Die Stadt Kamen nimmt gemeinsam mit insgesamt acht Kommunen im Kreis Unna an diesem Projekt teil.

Dem Leitbild „Vom Kind aus denken“ sollen nun alle einzelnen Angebote, Leistungen und Netzwerkstrukturen in einem kommunalen Präventionskonzept gebündelt werden. Die Vorarbeiten, die im Rahmen von „Kein Kind zurücklassen“ auch in der interkommunalen Zusammenarbeit im Kreis Unna geleistet wurden, müssen in nachhaltige kommunale Strukturen vor Ort gegossen werden. Es wurden gute Konzepte erarbeitet, jetzt geht es darum, dass mehr bei dem einzelnen Kind, dem Jugendlichen und der Familie ankommt. Im Rahmen der Frühen Hilfen wurden bereits gute Arbeitsergebnisse erzielt, zukünftig müssen auch Kinder ab 3 Jahren bis hin zum Übergang Schule-Beruf stärker in den Blick geraten. Entlang der Meilensteine des Aufwachsens soll ein kommunales Präventionskonzept entwickelt werden, das auf die Bedürfnisse und Bedarfe von Kindern, Jugendlichen und Familien abgestimmt ist und die spezifischen Rahmenbedingungen der Stadt Kamen im Fokus hat.

Ziel ist es abzubilden, welche Angebote und Netzwerkstrukturen es gibt, Lücken zu identifizieren und zu schließen, indem bedarfsgerechte Angebote ebenso wie systematische Vernetzungsstrukturen geschaffen werden. Diese sind Familien durch eine umfassende und strategische Öffentlichkeitsarbeit zugänglich zu machen. Vom Kind aus denken heißt, jedes einzelne Kind zu sehen, bedarfsgerechte Bildungschancen zu eröffnen, Unterstützungsstrukturen für Familien zu schaffen und weiterzuentwickeln und damit einen Beitrag zum gelingenden Aufwachsen jedes einzelnen Kindes zu leisten.

Nicht zuletzt ist dies für Kommunen ein wirtschaftlicher Aspekt. Durch systematische und gelingende Präventionsarbeit soll perspektivisch auch die kommunale Leistungsfähigkeit gestärkt werden: Einerseits, indem mehr Kinder und Jugendliche zu verantwortlichen und selbstständig agierenden Bürgern heranwachsen, die die Wirtschaftskraft der Kommune stärken. Und andererseits, indem Kosten für Sozialleistungen potenziell gesenkt werden können. Ökonomisch betrachtet bewirken Präventionsmaßnahmen einen gesellschaftlichen Nutzen und sind letztlich eine Sozialrendite. Präventionsrendite zeigt sich jedoch nicht in kurzfristigen Settings. Sie zeigt sich erst in der Biographie von Kindern und Jugendlichen. Es handelt sich also um eine Investition in die Zukunft der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger.

Das kommunale Präventionskonzept soll unter Federführung des Jugendamtes mit einer breit aufgestellten Beteiligungskultur entwickelt werden. Die bereits erfolgreiche Zusammenarbeit mit Einrichtungen und Trägern wie u.a. der Erziehungsberatungsstelle, den Familienzentren, der Familienbande oder der Diakonie soll fortgeschrieben und weiterentwickelt werden. Ergänzend findet während dieser Zeit der interkommunale Austausch mit Kommunen im Kreis Unna weiterhin statt. So entstehen Synergieeffekte und Nachhaltigkeit, zudem wird die Zusammenarbeit mit Diensten auf Kreisebene auf eine solide Basis gestellt. In allen Bereichen besteht die Notwendigkeit der kooperativen Zusammenarbeit. Kommunikation und Kooperation auf Augenhöhe sind der Schlüssel zum Erfolg. Ziel ist das gelingende Aufwachsen eines jeden Kindes in der Stadt Kamen.