Betreff
Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren
Förderung eines weiteren Familienzentrums durch das Land NRW im Jahr 2007
Vorlage
032/2007
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss beschließt die Weiterentwicklung des Evang. Kindergartens, Otto-Prein-Str. 17 a in Kamen-Methler zum Familienzentrum im Jahr 2007.


Sachverhalt und Begründung (einschl. finanzielle Möglichkeit der Verwirklichung):

 

Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2012 in Nordrhein-Westfalen 3.000 Tageseinrichtungen für Kinder zu Familienzentren weiterzuentwickeln.

Ziel dabei sei es, die kinder- und familienorientierten Leistungen zu bündeln, qualitativ weiter zu entwickeln und den Familien ein ganzheitliches Angebot über die Kindertageseinrichtungen “aus einer Hand” anzubieten.

 

Die Auswahl der Familienzentren soll künftig maßgeblich durch die Jugendämter bzw. durch die Kreise und Kommunen erfolgen.

 

Bis zum Jahr 2012 sind für die Stadt Kamen insgesamt 7 Familienzentren vorgesehen. Für das Kindergartenjahr 2007/2008 erhält ein weiteres Familienzentrum eine finanzielle Förderung von 12.000,-- € jährlich und wird zur Zertifizierung des Gütesiegels zugelassen.

Durch Beschluss des Jugendhilfeausschusses soll eine geeignete Einrichtung ausgewählt werden. Der Beschluss ist dem zuständigen Ministerium bis zum 29.06.2007 mitzuteilen.

 

In der Pilotphase im vergangenen Jahr wurde der AWO-Kindergarten “Atlantis” zu einem Familienzentrum ausgebaut.

Das Auswahlverfahren verlief jedoch aus Sicht der Verwaltung sehr unglücklich ohne eine vorherige Beteiligung des hiesigen Fachbereiches Jugend. Aufgrund eines Vetos wurde schließlich eine andere Einrichtung ausgewählt als über das externe Verfahren empfohlen wurde.

Es ist davon auszugehen, dass einige Jugendämter ebenfalls gegen die Entscheidung des Ministeriums ein Veto eingelegt haben, so dass das Land NRW nunmehr ab diesem Jahr die Jugendämter bei der Auswahl der in Frage kommenden Tageseinrichtungen beteiligt.

 

Dem Fachbereich Jugend der Stadt Kamen liegen folgende Bewerbungen vor:

 

1.      AWO Kindertagesstätte “Sternstunde”, Hammer Str. 1, Kamen-Mitte

2.      AWO Kindertagesstätte “Villa Lach und Krach”, Bergstr. 9, Kamen-Heeren

3.      AWO Kindertagesstätte “Gänseblümchen”, Max-Planck-Str. 1, Kamen-Methler

4.      Ev. Kindergarten, Otto-Prein-Str. 17 a, Kamen-Methler

5.      DRK Kindertagesstätte “Monopoli”, Gertrud-Bäumer-Str. 13 a, Kamen-Mitte

 

Diese Bewerbungen waren durch die Verwaltung des Fachbereiches Jugend zu analysieren, fachlich zu bewerten und in die Entscheidungsparameter einzuordnen.

 

Als Entscheidungsparameter wurden u.a. herangezogen:

 

·         Sozialraumsituation

·         in den Sozialräumen befindliche weitere / andere Beratungsangebote (Schulen, Sport­vereine, Jugendzentren, Bürgerhäuser, JKC, etc.)

·         Trägervielfalt

·         Stadtteildeckung

 

Die Verwaltung hat sich nach eingehenden Beratungen und Abwägungen unter Berücksichti­gung der v.g. Entscheidungskriterien für die Evang. Kindertageseinrichtung, Otto-Prein-Str. 17 a in Kamen-Methler ausgesprochen.

 

Die Ev. Kindertageseinrichtung in Kamen-Methler ist eine von der Elternschaft bevorzugte Kindertageseinrichtung mit langen Wartelisten von Kindern, deren Eltern ausschließlich diese Einrichtung favorisieren.

Schwerpunkte der Arbeit sind Bewegung, Ernährung und Sprache. Auch die Förderung der ganzheitlichen Wahrnehmung ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit.

Die Kindertageseinrichtung ist außerdem im Bereich der Sprachförderung sehr aktiv.

Durch die langjährige integrative Arbeit besteht eine ausgeprägte Vernetzung mit Therapeuten, Ärzten, Schulen und Beratungsstellen sowie mit den Einrichtungen des Jugendamtes (ASD, SPFH, etc.).

 

Ein Entscheidungskriterium für den Standort Methler ist die angestrebte Trägervielfalt. Ange­strebt wird, dass möglichst jeder Träger von Kindertageseinrichtungen im Stadtgebiet in der Ausbauphase bis 2012 ein Familienzentrum erhalten soll.

Die AWO hat mit der Kindertageseinrichtung “Atlantis” im vergangenen Jahr bereits ein Fami­lienzentrum erhalten. Die sozialräumliche Nähe zu der DRK Einrichtung “Monopoli” führte zu der Entscheidung, auch diese Bewerbung zunächst zurückzustellen.

 

Ein weiteres Kriterium für die Befürwortung des Standortes Methler ist die Größe und sozial­räumliche Struktur des Stadtteils. Methler ist der flächenmäßig größte Stadtteil Kamens. Das soziale Umfeld des Stadtteils ist breit gefächert. Die Bevölkerungsstruktur ist im Wesentlichen dem Mittelstand zuzuordnen, diese besteht zu einem großen Teil aus Facharbeitern, Hand­werkern und Dienstleistern. Es besuchen Kinder aus Akademikerfamilien mit hohen Einkom­mensstrukturen, jedoch auch viele Kinder aus einkommensschwachen Familien (Hartz IV) die Einrichtung. Der Anteil berufstätiger Frauen ist ebenfalls sehr hoch, so dass ein großer Bedarf an einer zentralen Beratungsfunktion besteht.

Alle Bereiche des öffentlichen Lebens wie Schulen, Ärzte und andere Versorgungseinrichtungen sind in Standortnähe vorhanden und gut erreichbar.

Durch den vorhandenen sozialen Wohnungsbau ist der Anteil an Migrantenfamilien und Hartz IV-Empfängern relativ hoch, damit einher gehen auch soziale Problemlagen, hier ist Betreuung und Beratung erforderlich.

 

Aufgrund der dargestellten breiten Fächerung des sozialen Umfeldes werden auch die unter­schiedlichsten Beratungs- und Betreuungsmöglichkeiten nachgefragt, so dass bereits jetzt schon eine intensive Zusammenarbeit mit den verschiedensten Netzwerkpartnern besteht.

Vorrangigstes Ziel der Arbeit der Kindertageseinrichtung ist die Beratung, Betreuung, Bildung und Integration aller Familien, die in den unterschiedlichsten Formen Hilfestellungen benötigen.

 

Insofern ergibt sich aus der Betrachtung der vorstehenden Parameter der Vorschlag zur Entscheidung für den antragstellenden Ev. Kindergarten, Otto-Prein-Straße in Kamen-Methler.

 

Überdies hat auch in der angestrebten Stadtteildeckung der Stadtteil Methler nach Kamen-Mitte jedenfalls einen gleichrangigen Anspruch wie der Stadtteil Heeren-Werve, für den jedoch bislang nur die AWO einen Antrag formuliert hat.

 

Die Stadtverwaltung bleibt in der Gesamtbewertung der Konstruktion der Familienzentren bei ihrer mehrfach formulierten Auffassung, dass diese zu begrüßen sind.

So ist auch zu begrüßen, dass nunmehr erstmalig finanzielle Zuschüsse gewährt werden, deren Höhe aber für wirksame Strukturen noch immer nicht ausreichend zu sein scheinen. Es ist zu hoffen und bleibt zu erwarten, dass der Ausbau der Familienzentren beschleunigt und schluss­endlich flächendeckend, mit einer angemessenen finanziellen Ausstattung versehen,  fortgesetzt wird.