Beschlussvorschlag:
Der Rat der Stadt Kamen unterstützt die nachhaltige Mitwirkung an der Charta Grüne Infrastruktur Metropole Ruhr als Leitbild und Richtschnur für die zukünftige Entwicklung der Grünen Infrastruktur.
Sachverhalt und Begründung (einschl. finanzielle Möglichkeit der Verwirklichung):
Sachbericht
Die Grüne Infrastruktur
in der Metropole Ruhr trägt auf unterschiedliche Weise zu einem guten Leben im
Ruhrgebiet bei, indem Sie vielfältige Leistungen für die Bewohnerinnen und
Bewohner bereitstellt. Diese Grüne Infrastruktur soll daher in Zukunft nicht mehr
isoliert betrachtet, sondern als Teil der Frage gesehen werden, in was für
Städten und Regionen wir in Zukunft leben, arbeiten und uns erholen wollen. Die
nachhaltige Transformation der Metropole Ruhr ist eine Chance, öffentlichen
Raum aufzuwerten und ihn multifunktional so zu gestalten, dass unsere Städte
und Quartiere lebenswerter werden und wir alle davon profitieren.
Eine Charta als
Leitbild der zukünftigen Entwicklung
Gegenwärtige
Herausforderungen und Zukunftsaufgaben wie beispielsweise die Bewältigung des
Klimawandels bedingen Anpassungserfordernisse für unsere Region, für das die
Grüne Infrastruktur Lösungsmöglichkeiten anbietet. In diesem Kontext gibt es
bereits viele gute Ideen, Ansätze und Projekte. Was bislang fehlte: Eine
gemeinsam entwickelte und regional vereinbarte Zukunftsvision für die Grüne
Infrastruktur. Diese zu definieren und zukünftig als regionale freiwillige
Entwicklungsabsicht festzuhalten hilft dabei, Maßnahmen auf die regionalen
Herausforderungen anzupassen und mit jedem Baustein einen Teil zum großen
Ganzen beizutragen.
Die "Charta Grüne
Infrastruktur Metropole Ruhr " soll zukünftig als große strategische
Klammer und gemeinsame Richtschnur diese Aufgabe übernehmen. Sie begründet sich
aus der "Offensive Grüne Infrastruktur 2030" als Teilergebnis der
Ruhrkonferenz 2019 und soll als Leitbild für die zukünftige Entwicklung der
Grünen Infrastruktur in der Metropole Ruhr dienen. Leitthemen und Oberziele
sind die Grundlage dafür, Handlungsziele und Detaillösungen auszuarbeiten, zu
verhandeln und anschließend gemeinsam umzusetzen.
Weitere Bestandteile
der "Offensive Grüne Infrastruktur 2030" sind die Entwicklung der
regionalen Biodiversitätsstrategie, die Umsetzung des „Aktionsprogramms Grüne
Lückenschlüsse“ mit insgesamt 27 Einzelmaßnahmen, die Entwicklung von Daten-
und Analysetools sowie diverse Kommunikationsmaßnahmen und Veranstaltungen wie
die Netzwerktage zur Grünen Infrastruktur in 2020 und 2022 (siehe Abbildung 1).
Als Leitthemen und
Ziele der Grünen Infrastruktur in der Metropole Ruhr formuliert die Charta:
I
Lebenswerte Metropole Ruhr -
Durch Grüne Infrastruktur Lebensqualität sichern und Identität stiften
·
Freiraumsystem mit seinen vielfältigen Funktionen sichern und
weiterentwickeln
·
Lebensqualität durch Alltagsgrün in den Quartieren erhöhen
·
Freiraumsystem
durch Erschließung grauer Potenzialflächen erweitern
·
Identitätsstiftenden
Charakter der Freiräume stärken
II
Klimaangepasste Metropole Ruhr -
Resilienz und Klimakomfort durch Grüne Infrastruktur sicherstellen
·
Metropole
Ruhr zur Schwamm-Region entwickeln
·
Hitzevorsorge
und Klimakomfort in den Städten steigern
·
Überflutungs-
und Überschwemmungsvorsorge verbessern
·
Widerstandsfähige,
vitale Grüne Infrastruktur unterhalten
III
Artenreiche Metropole
Ruhr - Ko-Habitation und mehr biologische Vielfalt durch Grüne Infrastruktur
ermöglichen
·
Refugien
schützen und entwickeln, den Biotopverbund stärken
·
Mehr
Wildnis im Stadtgrün wagen
·
Kulturlandschaften
zu starken Habitaten entwickeln
·
Naturerleben
und Umweltbildung stärken
IV
Klimagerechte
Metropole Ruhr - Klimaschutz und Umweltgerechtigkeit durch Grüne Infrastruktur
stärken
·
Gesundheit
und Wohlbefinden fördern
·
Dreifache
Innenentwicklung vorantreiben
·
Natürlichen
Klimaschutz durch den Ausbau von Kohlenstoffsenken fördern
·
Attraktivität
der Mobilitätsräume steigern
V
Zirkuläre Metropole
Ruhr - Region als System begreifen und durch Grüne Infrastruktur nachhaltige
und regionale Wertschöpfung fördern
·
Grüne
Infrastruktur als Standortfaktor für Wirtschaft und Tourismus stärken
·
Produktive
Eigenschaften Grüner Infrastruktur für eine nachhaltige Ressourcennutzung
fördern
·
Grüne
Infrastruktur als Impulsgeber für eine nachhaltige und zirkuläre Baukultur
entwickeln
·
Aktiven
Bodenschutz und Bodenfürsorge betreiben
Am
23.09.2022 wurde die Charta durch das Ruhrparlament politisch beschlossen und
hat dabei einen deklaratorischen Charakter. Als Absichtserklärung besitzt sie
keine formelle Bindungswirkung. Ihre Wirkung soll die Charta dadurch entfalten,
dass sie von den unterzeichnenden Institutionen durch ihr tägliches Handeln mit
Leben gefüllt wird. Zudem wird von dem Produkt eine starke Außenwirkung bzw.
Imagebildung erwartet. Auf diese Weise unterstützt die Charta Grüne
Infrastruktur Metropole Ruhr das erklärte Ziel des Ruhrgebietes, grünste
Industrieregion der Welt zu werden.
Die in
der Charta formulierten Ziele und Handlungsfelder zeigen, dass sich für den
Kreis Unna und die kreisangehörigen Kommunen eine Vielzahl von
Anknüpfungspunkten für das kommunale Handeln ergeben und sich aus der
Formulierung einer gemeinsamen Zielvorstellung Synergieeffekte zur Bewältigung
der aktuellen Herausforderungen auf kommunaler Ebene erzielen lassen. Durch die
Charta werden die aktuellen Ansätze, Konzepte und Maßnahmen im Kreis Unna und
den kreisangehörigen Kommunen, insbesondere für Klimaschutz und Klimaanpassung,
Biodiversität, Freiraumqualität und -sicherung gestärkt. Ein gemeinsamer
regionaler Konsens ist zudem im Hinblick auf die Partizipation an
Förderprogrammen zur Maßnahmenumsetzung zielführend und wird daher von der
Verwaltung begrüßt.
Durch
Beschluss der
Charta bekennt sich die Stadt Kamen dazu, sich für die genannten Ziele zu
engagieren und deren Umsetzung voranzutreiben.
Erarbeitungsprozess der
Charta: Aus der Region - für die Region
Unter
Beteiligung der verbandsangehörigen Kommunen und vieler Beteiligten aus der
Region wurde die nun vorliegende Charta Grüne Infrastruktur Metropole Ruhr in
2022 erarbeitet. Sie ist insofern kein Gutachten einzelner Expertinnen und
Experten, sondern das Ergebnis eines partizipativen Prozesses: von einer
Fachtagung über zahlreiche Dialogformate mit Praktikerinnen und Praktiker bis
hin zu zwei Netzwerktagen mit jeweils knapp 250 Teilnehmenden. Zudem wurde die Charta
in der RVR-Beigeordneten Konferenz Umwelt am 29.09.22 präsentiert und auch der
Kommunalrat wurde in seiner Sitzung am 27.10.2022 über die Charta informiert.
Ausblick – Von
der Charta zur Umsetzung
Die
Charta benennt Leitthemen und Oberziele der Grünen Infrastruktur in der
Metropole Ruhr. Um diese umzusetzen erarbeitet der RVR in einem weiteren
Beteiligungsprozess mit der Region zunächst konkrete quantitative und qualitative
Handlungsziele. Zusammen mit Umsetzungsinstrumenten und möglichen Förderzugängen
werden diese in der „Strategie Grüne Infrastruktur Metropole Ruhr“
festgehalten. Die Erarbeitung der Strategie und Durchführung des zugehörigen
Beteiligungsprozesses startet im September 2022 und wird bis Ende 2023
abgeschlossen sein (siehe Abbildung 2).
Abbildung
2: Zeitplanung Grüne Infrastruktur
Charta
als Basis für Förderzugänge
Für im
Anschluss aus der Strategie abgeleitete Maßnahmen sollen in erster Linie
Förderprogramme auf europäischer-, Bundes-, und Landesebene genutzt werden. Es
wird zudem darauf gezielt, ein spezifisches Förderprogramm zur Umsetzung
der Strategie Grüne Infrastruktur zu etablieren. Der RVR wird den gesamten
Prozess moderieren, insbesondere auch im Hinblick auf das Thema Förderzugänge, und
bietet durch seine Netzwerke eine Plattform für Austausch und Vernetzung.
Weitere Informationen zur
Charta und zum weiteren Umsetzungsprozess werden laufend auf der Homepage
www.grueneinfrastruktur.rvr.ruhr zur Verfügung gestellt.
Die Beschlussfassung auf kommunaler Ebene stärkt die
gemeinsame Position gegenüber potenzieller Fördermittelgeber und ist ein
positives Zeichen Richtung RVR im Hinblick auf Netzwerke und Kooperationen.
Kosten
Die
Charta ist eine Absichtserklärung. Aus dem Beschluss folgen keine direkten
finanziellen Verpflichtungen.
Anlagen:
Charta
Grüne Infrastruktur
Metropole Ruhr