Betreff
Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet
Vorlage
105/2022
Art
Mitteilungsvorlage

Die Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet beleuchtet die Biologische Vielfalt des Bal­lungsraums aus verschiedenen Blickwinkeln und leitet Maßnahmen zu ihrer Erhaltung und Förderung ab. Sie soll in Zukunft einen Rahmen für biodiversitätsfördernde Maßnahmen so­wie eine Abwägungsgrundlage für verschiedene räumliche Planungsinstrumente (Regional­planung, Landschaftsplanung, Bauleitplanung) und Entscheidungsprozesse darstellen. Dabei wird zwischen den urbanen Kernräumen (Verdichtungszone) und den weniger dicht besie­delten Randbereichen der Metropole Ruhr (Übergangszone und Außenzone) differenziert. Die Stadt Kamen befindet sich innerhalb der Übergangszone durchzogen von Grünzügen und solitären Naturschutzgebieten.

 

Die Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet wurde seit 2020 als Teilprojekt der „Offen­sive grüne Infrastruktur 2030“ durch die Biologische Station westliches Ruhrgebiet, Universi­tät Duisburg-Essen und Ruhr-Universität Bochum erarbeitet.

Die Konzeption der Regionalen Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet erfolgt in drei Arbeitspha­sen.

In der ersten Phase (Juni 2020 - März 2021) wurden für neun Handlungsfelder:

1.            Arten- und Biotopschutz,

2.            Industrienatur,

3.            Urbane Landwirtschaft,

4.            Urbane Waldnutzung,

5.            Freiflächen und Biotopverbund,

6.            Klimawandel und Klimaanpassung,

7.            Stadtgrün und sozialer Zusammenhalt,

8.            Urbanes Grün und Gesundheitsvorsorge und

9.            Umweltbildung und Umweltbildungszentren

Positionspapiere erarbeitet, in denen die grundsätzliche Problematik, die fachlich-inhaltlichen Grundlagen, Entwicklungschancen, Lösungsvorschläge und Best-Practice-Beispiele aufge­zeigt werden. Sie bilden das strukturelle und inhaltliche Konzept der Regionalen Biodiversi­tätsstrategie Ruhrgebiet und wurden im Frühjahr 2021 veröffentlicht [1].

Basierend auf den Positionspapieren wurde in der zweiten Phase (Juni 2021 - Juni 2022) die Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet erarbeitet. Im Unterschied zu den Positionspa­pieren sind die fachlichen Ausführungen knapper gehalten. Aus den neun Handlungsfeldern der Positionspapiere wurden die zehn Themenfelder für die Strategie entwickelt:

1.            Biotop- und Artenschutz

2.            Industrienatur

3.            Wildnis in der Stadt

4.            Öffentliche Grünflächen

5.            Private Grünflächen

6.            Agrarlandschaft

7.            Wald

8.            Gewässer

9.            Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen

10.         Biodiversitätsmonitoring

Querschnittsthemen wie Umweltbildung und Klimawandel wurden dabei in den jeweiligen Kapiteln berücksichtigt. Zudem sind in der Strategie die Themenkomplexe Gewässer, Bio­diversitätsmonitoring sowie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ergänzt worden.

Für jedes Themenfeld werden die Grundlagen kurz erläutert und ein Leitbild formuliert. Den überwiegenden Teil nehmen konkrete Ziele und Maßnahmenvorschläge ein, die so weit wie möglich quantifiziert werden und mit messbaren Kriterien zur Zielerreichung hinterlegt sind. Zudem werden die Adressaten konkret benannt, entweder bezogen auf einzelne Ziele und Maßnahmen oder zusammenfassend für Themenfelder.

Adressaten der Biodiversitätsstrategie sind regionale und lokale Akteure im administrativen und gesellschaftlichen/privaten Bereich. Anspruch der Strategie ist es, regional abgestimmte Ziele und Maßnahmen zum Schutz und zur Steigerung der Biodiversität in der Metropole Ruhr zu formulieren und zukünftige Maßnahmen zu steuern.

Die Strategie ist das Resultat eines intensiven und offenen Beratungs- und Beteiligungspro­zesses in der Region. Zahlreiche Expert*innen aus Fach- und Genehmigungsbehörden, Na­turschutzverbänden und Fachverbänden, aber auch viele interessierte Bürger*innen berieten in der zweiten Jahreshälfte 2021 intensiv über Konzeption und inhaltliche Details.

Dazu erfolgte am 24.06.2021 eine Auftaktveranstaltung als Online-Workshop: „Regionale Biodiversitätsstrategie – eine Chance für das Ruhrgebiet!“ und im September und Oktober 2021 wurden 13 Workshops zu zehn verschiedenen Themen durchgeführt, an denen sich insgesamt 200 Personen beteiligten. Basierend auf ersten Entwürfen der Kapitel wurden in diesem breit aufgestellten Beteiligungsprozess Anmerkungen, Ergänzungen sowie Forde­rungen und Kritiken aufgenommen. Die resultierenden überarbeiteten Versionen der Kapitel wurden den Workshop-Teilnehmer*innen anschließend online über fünf Wochen zur Verfü­gung gestellt und erneut kommentiert (500 Adressaten und mehrere hundert Bearbeitungs­kontakte).

Darüber hinaus wurden umfangreiche Stellungnahmen des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), der Landwirtschaftskammer NRW und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND e.V.) berücksichtigt und in separaten Ter­minen mit den kommentierenden Institutionen diskutiert.

Im April 2022 wurde die Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet fertiggestellt [2] und am 24. Juni 2022 von der Verbandsversammlung des Regionalverbandes Ruhr (RVR) – Ruhr­parlament – beschlossen. Darüber hinaus wird angestrebt, dass auch einzelne Kommunen und Kreise die Strategie beschließen, so dass Schutz und Förderung der Biodiversität ein hohes Maß an Verbindlichkeit erlangen.

Die Biodiversitätsstrategie bietet ein großes Portfolio an kommunalen Strategien und Maß­nahmenvorschlägen für die angesprochenen Themenfelder. Viele davon betreffen nicht nur die Verdichtungszone des Kernruhrgebiets, sondern sind auch anwendbar und übertragbar auf den suburbanen Raum.

In der aktuell laufenden dritten Phase erfolgt die planungsrelevante Erarbeitung einer Flä­chenkulisse „Industrienatur“, die Umsetzung erster Maßnahmenvorschläge in 2022 mit För­dermitteln der Grünen Infrastruktur und die Erarbeitung eines regionalen Handlungspro­gramms in Kooperation mit den adressierten Akteuren (Kommunen, Kreisen und Privaten). Hierin werden Handlungsoptionen und konkrete Maßnahmen im Hinblick auf eine praktische Umsetzung zusammengestellt. Dafür werden beispielgebende bestehende Projekte und neue Projektideen zum Schutz und Förderung der Biodiversität gesucht, die dazu beitragen, die in der „Regionalen Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet“ genannten Ziele zu realisieren. Diese sollen in einem Handlungsprogramm bis Ende 2022 thematisch sortiert und gebündelt werden.

 

Die Sicherung der Biodiversität ist ein wichtiges Thema im Zusammenhang mit der Neuauf­stellung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes der Stadt Kamen, insofern wird die Regiona­le Biodiversitätsstrategie Ruhr dabei berücksichtigt.

Für die Stadt Kamen besteht noch die Möglichkeit Projekt- und Maß­nahmenvorschläge in die dritte Phase einzubringen. In diesem Rahmen befasst sich das Team Klimaschutz mit der vorliegenden Biodiversitätsstrategie und nimmt unter Einbezie­hung FB 70 eine fachliche Bewertung bezogen auf das Gemeindegebiet der Stadt Kamen vor.

 [1] Positionen zu einer Regionalen Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet. https://urbane-biodiver­sitaet.de/files/urbane_biodiv/downloads/Positionen_zu_einer_Regionalen_Biodiversitaetsstrategie_Ruhrgebiet.pdf

[2] Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet Beschlussvorlage. https://urbane-biodiver­sitaet.de/files/urbane_biodiv/downloads/Regionale_Biodiversitaets_Strategie_Ruhrgebiet__Beschlussvorlage.pdf