Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung
wir beauftragt, ein kommunales Präventionskonzept aufzustellen.
Sachverhalt und Begründung (einschl. finanzielle Möglichkeit der Verwirklichung):
Die Chancen von Kindern und Jugendlichen auf ein gelingendes Aufwachsen
hängen stark von den finanziellen, sozialen und kulturellen Ressourcen ihrer
Familien ab. Gleichzeitig entscheidet Bildung über gesellschaftliche Teilhabe
und soziale Aufstiegsmöglichkeiten. Es muss das Ziel sein, mehr
Chancengerechtigkeit zu schaffen, allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von
ihrem sozialen Status, ihrem kulturellen Hintergrund und ihrer individuellen Lebenslage
gute Entwicklungsbedingungen zu eröffnen und sie zu eigenständiger und
verantwortungsvoller Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu befähigen. Dafür
ist eine systematische Präventionsarbeit notwendig. Kinder, Jugendliche und
Eltern sind so zu stärken, dass niemand mehr durch das soziale Netz fällt. Ganz
nach dem Motto: „Vorbeugen ist besser als heilen.“
Diese Strategie wird in der Stadt Kamen bereits an vielen Stellen
umgesetzt. Großes Engagement bündelt sich exemplarisch im Rahmen der
Bundesinitiative Frühe Hilfen und Kinderschutz. So wurde das Netzwerk „Frühe
Hilfen und Kinderschutz in Kamen“ aufgebaut, welches die unterschiedlichen in
diesem Feld aktiven Akteure zusammenbringt. Es gibt vielfältige Angebote, vom
Familienservice mit seinen Willkommensbesuchen bei Familien mit Neugeborenen,
über Familienhebammen, Familienpaten, Müttercafés, eine Schlaf- und
Schreiambulanz bis hin zu den vielfältigen Angeboten von
Kindertageseinrichtungen, Familienzentren und Familienbildung, um nur einen
kleinen Einblick in die Vielfalt Früher Hilfen zu geben. Weiterführend wird
auch für ältere Kinder und deren Familien ein breites Spektrum an Angeboten und
Diensten bereitgehalten, welches Schulen und offenen Ganztag ebenso einbezieht
wie Jugendzentren oder eine Vielzahl an Einzelangeboten (z.B. 33-Cent-Projekt
zur Ermöglichung eines Abendessens für sozial benachteiligte Kinder und
Jugendliche). Eine gezielte und umfassende Auseinandersetzung mit
Präventionsstrategien findet seit 2012 zudem im Rahmen des Landesmodellprojekts
„Kein Kind zurücklassen! Für ganz Nordrhein-Westfalen“ statt. Die Stadt Kamen
nimmt gemeinsam mit insgesamt acht Kommunen im Kreis Unna an diesem Projekt
teil.
Dem Leitbild „Vom Kind aus denken“ sollen nun alle einzelnen Angebote,
Leistungen und Netzwerkstrukturen in einem kommunalen Präventionskonzept
gebündelt werden. Die Vorarbeiten, die im Rahmen von „Kein Kind zurücklassen“
auch in der interkommunalen Zusammenarbeit im Kreis Unna geleistet wurden,
müssen in nachhaltige kommunale Strukturen vor Ort gegossen werden. Es wurden
gute Konzepte erarbeitet, jetzt geht es darum, dass mehr bei dem einzelnen
Kind, dem Jugendlichen und der Familie ankommt. Im Rahmen der Frühen Hilfen
wurden bereits gute Arbeitsergebnisse erzielt, zukünftig müssen auch Kinder ab
3 Jahren bis hin zum Übergang Schule-Beruf stärker in den Blick geraten.
Entlang der Meilensteine des Aufwachsens soll ein kommunales Präventionskonzept
entwickelt werden, das auf die Bedürfnisse und Bedarfe von Kindern,
Jugendlichen und Familien abgestimmt ist und die spezifischen Rahmenbedingungen
der Stadt Kamen im Fokus hat.
Ziel ist es abzubilden, welche Angebote und Netzwerkstrukturen es gibt,
Lücken zu identifizieren und zu schließen, indem bedarfsgerechte Angebote
ebenso wie systematische Vernetzungsstrukturen geschaffen werden. Diese sind
Familien durch eine umfassende und strategische Öffentlichkeitsarbeit
zugänglich zu machen. Vom Kind aus denken heißt, jedes einzelne Kind zu sehen,
bedarfsgerechte Bildungschancen zu eröffnen, Unterstützungsstrukturen für
Familien zu schaffen und weiterzuentwickeln und damit einen Beitrag zum
gelingenden Aufwachsen jedes einzelnen Kindes zu leisten.
Nicht zuletzt ist dies für Kommunen ein wirtschaftlicher Aspekt. Durch
systematische und gelingende Präventionsarbeit soll perspektivisch auch die
kommunale Leistungsfähigkeit gestärkt werden: Einerseits, indem mehr Kinder und
Jugendliche zu verantwortlichen und selbstständig agierenden Bürgern
heranwachsen, die die Wirtschaftskraft der Kommune stärken. Und andererseits,
indem Kosten für Sozialleistungen potenziell gesenkt werden können. Ökonomisch
betrachtet bewirken Präventionsmaßnahmen einen gesellschaftlichen Nutzen und
sind letztlich eine Sozialrendite. Präventionsrendite zeigt sich jedoch nicht
in kurzfristigen Settings. Sie zeigt sich erst in der Biographie von Kindern
und Jugendlichen. Es handelt sich also um eine Investition in die Zukunft der
Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger.
Das kommunale Präventionskonzept soll unter Federführung des Jugendamtes
mit einer breit aufgestellten Beteiligungskultur entwickelt werden. Die bereits
erfolgreiche Zusammenarbeit mit Einrichtungen und Trägern wie u.a. der
Erziehungsberatungsstelle, den Familienzentren, der Familienbande oder der
Diakonie soll fortgeschrieben und weiterentwickelt werden. Ergänzend findet
während dieser Zeit der interkommunale Austausch mit Kommunen im Kreis Unna
weiterhin statt. So entstehen Synergieeffekte und Nachhaltigkeit, zudem wird
die Zusammenarbeit mit Diensten auf Kreisebene auf eine solide Basis gestellt.
In allen Bereichen besteht die Notwendigkeit der kooperativen Zusammenarbeit.
Kommunikation und Kooperation auf Augenhöhe sind der Schlüssel zum Erfolg. Ziel
ist das gelingende Aufwachsen eines jeden Kindes in der Stadt Kamen.