Beschlussvorschlag:
- Der Jugendhilfeausschuss des Rates der Stadt Kamen nimmt zur Kenntnis, dass die Familienhebammen eine eigene ambulante Maßnahme der präventiven Gesundheitsfürsorge mit einem psychosozialen Beratungsansatz darstellen.
- Die Familienhebammen sind insofern personell dem Kreisgesundheitsamt als Fachbehörde (Fachaufsicht) unterstellt.
- Der Fachbereich Jugend, Schule und Sport ( der Allgemeine Soziale Dienst ) setzt als Fallverantwortlicher auch die Familienhebamme als eine von möglichen notwendigen Maßnahmen im Ergebnis von fallbezogenen Hilfeplanfestlegungen ein.
- Der Fachbereich Jugend, Schule und Sport kooperiert im Einzelfall mit dem Kreisgesundheitsamt auf der Grundlage einer medizinischen und pädagogischen Konzeption.
- Der Jugendhilfeausschuss begrüßt das Angebot des Kreises Unna und regt gegenüber dem Kreis Unna die Fortsetzung des Angebotes der Familienhebammen -und nach Evaluation und Analyse- ggfls. eine personelle Erweiterung an.
Sachverhalt und Begründung (einschl. finanzielle Möglichkeit der Verwirklichung):
Dem Rat der Stadt Kamen ist zu seiner Sitzung am 30.11.2010 ein Sachantrag der FDP Fraktion zur Einrichtung einer halben Stelle für eine Familienhebamme vorgelegt worden.
In den Redebeiträgen mehrerer Ratsmitglieder aus verschiedenen Fraktionen wurde gewünscht, eine fachausschussliche Befassung im Jugendhilfeausschuss zu organisieren.
Die FDP Fraktion hat vor diesem Hintergrund ihren Antrag zunächst zurückgezogen. Mit einer thematischen Befassung im Jugendhilfeausschuss erklärte sich der Rat einverstanden. Es wurde überdies angeregt, den Dezernenten für Gesundheit und Jugendhilfe des Kreises zu der Sitzung des Jugendhilfeausschusses einzuladen.
Der zuständige Dezernent, Herr Norbert Hahn, wird an der Sitzung teilnehmen (s.a.TO).
Die Verwaltung hat den Sachantrag der FDP und einen Auszug der Niederschrift aus der Sitzung des Rates vom 30.11.2010 zu diesem Beratungspunkt zur Information der weiteren stimmberechtigten Mitglieder und der beratenden Mitglieder beigefügt. (Anlage 1 und 2)
Familienhebammen sind staatliche examinierte
Hebammen mit einer Zusatzqualifikation, deren Tätigkeit die Gesunderhaltung von
Mutter und Kind fördert. Dabei liegt der Schwerpunkt der Arbeit in der
psychosozialen, medizinischen Beratung und Betreuung von Risikogruppen und der
aufsuchenden Tätigkeit und interdisziplinären Zusammenarbeit mit anderen
Institutionen und Berufsgruppen.
Familienhebammen
betreuen schwangere Frauen, Mütter und ihre Kinder bis zum vollendeten ersten
Lebensjahr, die gesundheitlichen, medizinisch-sozialen oder psychosozialen Risiken
ausgesetzt sind.
Typische
Klienten und Problemkonstellationen bei Betreuungsbeginn sind z.B. Alkohol- und
Drogenabhängige, Alleinerziehende, AusländerInnen, Behinderte (geistig,
körperlich), chronisch Kranke und Frühgeborene.
Die
Betreuung findet regelmäßig im vertrauten häuslichen Bereich (Hausbesuche)
statt.
(vgl. Sitzungsvorlage Nr. 064/08 des Kreises
Unna Familienhebammen – Aufbau eines Frühwarnsystems)
!Titel!
Neben den allgemeinen
Hebammenleistungen wie Vorsorge, Geburtsbegleitung, Wochenbettbetreuung,
Nachsorge und Stillberatung, konzentriert sich die Familienhebamme vor allem
auf die Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu gehört die Vermittlung an die Hilfen zur
Erziehung des Fachbereiches Jugend, der Erziehungsberatungsstelle,
Suchtberatungsstelle, Familienberatungsstelle,
ARGE , Schwangerschaftsberatungsstellen, Ärzte und Psychologen.
„Die Vorsorge im Gesundheitssystem soll durch den Einsatz von
Familienhebammen effektiver und effizienter werden.
Das bedeutet eine intensive Betreuung bei medizinischen und sozialen
Problemen in der Schwangerschaft und/oder im ersten Lebensjahr des Kindes, Unterstützung
der Risikogruppen bei der Inanspruchnahme von Schwangerenvorsorge- und
Kinderfrüherkennungsuntersuchungen, um insbesondere medizinische und soziale
Lebenssituationen zu verbessern und auf präventive Verhaltensweisen der Frauen
positiv einzuwirken sowie diese bei der Umsetzung ärztlicher Ratschläge zu
unterstützen.“
(Vgl.
Deutscher Hebammenverband e.V.)
Die definierten
Handlungsfelder sind ohne Frage ein absolut wichtiger Bestandteil der präventiven
Hilfeleistungen in den Risikofamilien. Es ist auch unbestritten, dass
Familienhebammen auf der Grundlage der oben genannten Definition des Deutschen
Hebammenverbandes eine herausragende Rolle bei familienunterstützenden
Maßnahmen spielen.
Die Familienhebammen
des Kreises Unna betreuen schwangere Frauen, Mütter und Kinder bis zum vollendeten
ersten Lebensjahr, die den in der Definition dargestellten Risiken ausgesetzt
sind.
Die Familienhebammen
kümmern sich hauptsächlich um die Begleitung besonders junger Frauen.
Im Rahmen der Hilfen zur Erziehung ist der
Einsatz einer Familienhebamme eine von vielen nachfolgend erläuterten
ambulanten Maßnahmen, die der Fachbereich Jugend, Schule und Sport nach
fachlichem Hilfeplanverfahren anwendet.
Das Team der im
Hilfeplanverfahren beteiligten Personen entscheidet individuell in jedem Fall über
den Einsatz ambulanter Maßnahmen, mit klaren inhaltlichen und zeitlich
befristeten Zielvereinbarungen. Die Erfolgskontrolle ist ebenfalls Bestandteil
eines Hilfeplanes.
Federführend bei
Festlegung und Begleitung des Hilfeplanes ist regelmäßig der Allgemeine Soziale
Dienst des Fachbereichs Jugend, Schule und Sport.
Frühe Hilfen:
Vernetzung des Fachbereichs Jugend, Schule
und Sport im frühkindlichen Bereich
„Der Begriff der „Frühen Hilfen“ ist in seinem Bezug zum Kinderschutz
nicht bestimmt beziehungsweise nicht verbindlich definiert. Im häufigsten
Verständnis werden Frühe Hilfen als Angebote verstanden, die früh und
rechtzeitig vorgehalten werden, um mögliche spätere Kindeswohlgefährdung und
Vernachlässigung zu vermeiden oder zumindest abzumildern“.
(Bundesgesundheitsblatt 2010)
In Kamen hat sich
ein medizinisches und pädagogisches Netzwerk etabliert, dass zum Einen ein
funktionierendes System der Beratung und Behandlung erzieherischer Defizite
beinhaltet und zum Zweiten Gefährdungen von Kindern und deren Familien erkennt
und die notwendigen Schritte einleitet.
Im Rahmen
unterstützender Maßnahmen bei Kindern bis zum vollendeten ersten Lebensjahr,
bzw. vor Geburt eines Kindes gibt es verschiedene Institutionen, die in jedem
ihnen bekannten Fall tätig werden.
Da sind zuerst die ASD/ BezirkssozialarbeiterInnen zu
nennen, die ihre Familien in den Bezirken kennen und in diesen Fällen auch vor
der Geburt eines weiteren Kindes in der Familie bzw. im Umkreis der Familie Kenntnis
haben und unterstützend tätig werden. Darüber hinaus haben sie einen sehr
guten Überblick über gesellschaftliche Prozesse in ihrem Bezirk, fördern Nachbarschaftsbeziehungen,
kennen aufgrund regelmäßiger Besuche und Kontakte alle kinder- und
jugendrelevanten Institutionen vor Ort und sensibilisieren als steuerndes
Mitglied der jeweiligen Sozialraumkonferenz, Bewohner des Bezirkes, Vereine,
Verbände und politische Vertreter, Auffälligkeiten wahrzunehmen und zu melden.
Neben der
Installation früher ambulanter Hilfen überprüft der ASD bei Bedarf auch die Vorsorgeuntersuchungen, so dass evtl.
Hilfen angeboten werden können.
Sozialraumkonferenzen
Man kann noch so
professionell sein. Vor Beginn einer individuellen Hilfe müssen sich der oder
die Betroffenen auch melden oder gemeldet werden. Das geht häufig nur über
vertrauensvolle Nachbarschaften oder bekannte Personen auch aus
Kindertageseinrichtung, Schule, Kirche oder Verein.
Sozialraumkonferenzen
runden den Kreis des ortsinternen Kamener Netzwerkes ab und bilden das lokale
Unterstützungssystem außerhalb der professionellen Institutionen.
Diese Konferenzen
bestehen in ihrer Zusammensetzung nicht ausschließlich aus professionellen
Institutionen der Jugend- und Familienhilfe sondern werden durch die Teilnahme
von Menschen, die ehrenamtlich in unterschiedlicher Funktion in Vereinen und
Verbänden oder als Ortsvorsteher eine soziale Verantwortung übernommen haben
und die Sozialisation eines Stadtteiles stark fördern, bereichert.
Diese Menschen
„leben“ Nachbarschaftshilfe und werden in der Sozialraumkonferenz unter anderem
mit diesem Thema, von der Verwaltung strukturiert vorbereitet, sensibilisiert,
familiäre Probleme aufzunehmen und sie an die notwendigen Fachdienste zu
vermitteln.
Das Forum spielt
eine bedeutende Rolle, problematische Familien als Selbstmelder zu überzeugen.
Das geht häufig nur mit einem „nachbarschaftlichen Vertrauen“, gewachsen durch
regelmäßige Kontakte oder durch sensible Wahrnehmung und daraus mögliche situative
Einschätzungen.
Familienzentren
Mit den
Familienzentren gibt es regelmäßige Netzwerktreffen. Beteiligte sind
Kinderärzte, Beratungsstellen, die Unterstützung für Eltern bei Überforderung
anbieten, ASD, Tagespflege und der Familienservice. Es findet ein regelmäßiger
Austausch über die Früherkennung einer evtl. Kindeswohlgefährdung statt.
Gleichzeitig wird in diesen Fällen die weitere Strategie der Maßnahmen in Zusammenarbeit
mit dem ASD bzw. mit den ambulanten Diensten des Jugendamtes, festgelegt.
Die nächste und
ungemein wichtige Station innerhalb des Netzwerkes ist der medizinische Bereich
der Ärzte und des Krankenhauses vor Ort.
Hier gibt es auf der
Grundlage des § 8a SGB VIII intensive Kooperationen(der Jugendhilfeausschuss ist
darüber ausführlich informiert worden), so dass bei Bekanntwerden von Defiziten
bzw. Auffälligkeiten während der Untersuchungen bzw. ärztlichen Behandlungen das
Jugendamt unverzüglich informiert wird.
Hellmig-Krankenhaus - Klinik
für Geburtshilfe und Gynäkologie
Mit den Hebammen des
Hellmig-Krankenhauses gibt es seit Jahren eine gute und enge Zusammenarbeit. Bei
Bedarf begleitet eine Hebamme Hausbesuche mit dem ASD.
Den Müttern werden diverse
Maßnahmen angeboten, die aus der Isolation führen. Gleichzeitig erhalten sie sachkundige
und einfühlsame Beratung durch die Elternschule.
Zur
Begriffserklärung: Für ältere Kinder wird ebenfalls eine Elternschule von der Erziehungsberatungsstelle Kamen/Bergkamen
organisiert.
Gynäkologen
Im Rahmen des § 8a
SGB VIII gibt es bei einer Kindeswohlgefährdung den erforderlichen Austausch.
Eine weitere
Institution bei neugeborenen Kindern bzw. vor der Geburt sind die Familienhebammen des Kreises Unna, die
von den Familien kontaktiert werden können, die das Jugendamt zunächst nicht
beteiligen wollen. Ein Fachbereich Gesundheit wird in vielen Fällen nicht wie
ein Jugendamt als öffentlicher Bereich mit ordnungsrechtlichen Kompetenzen sondern
eher als Beratungsinstanz wahrgenommen. Somit wird der Zugang für Schwangere,
Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern, die Schwellenängste gegenüber
öffentlichen Bereichen haben, gewährleistet.
Bei akuter Hilfesituation
werden bei Bedarf, auch eingeleitet durch den ASD, den Familienservice oder
Hebammen und Ärzten, Familienhebammen eingesetzt.
Im Jahr 2009 wurden
15 Mütter und im Jahr 2010 13 Mütter betreut.
Des weiteren werden die
Familien der neugeborenen Kinder zeitnah vom städtischen Familienservice besucht. Wie bekannt, ist das Ziel des
Familienservices nicht nur das Informationsgespräch über die Serviceangebote
für junge Familien in Kamen sondern auch die Einschätzung der familiären
Konstellation, beginnend bei geringen Defiziten und endend bei einer akuten Gefährdung.
Kinderärzte
Mit den Kinderärzten
gibt es eine unproblematische Zusammenarbeit bei einer akuten Kindeswohlgefährdung.
Die Kinderärzte
sind, wie die Gynäkologen und die Strukturen des Hellmig-Krankenhauses, bedeutender
Teil eines Netzwerkes.
Deutscher Kinderschutzbund
Der Kinderschutzbund unterstützt fachlich die
Jugendämter in den Einzelfällen, um frühzeitig auf
die Abwendung von Gefährdungssituationen für Kinder hinzuwirken.
In Einzelfallhilfen
gibt es eine enge Kooperation im Bereich des Kinderschutzes.
Ein bedeutender
Baustein des Frühwarnsystems ist auch die Polizei.
Förderverein für Jugendhilfe
Hier erfahren sehr
junge Mütter in einer „Teenagergruppe“
unbürokratisch und sehr niedrigschwellig Unterstützung und Beratung. Die
Betreuung erstreckt sich von der Beratung aller erziehungs- und
familienrelevanten Fragen über die unterstützende Begleitung zu Eltern und
nahen Verwandten, zu Ärzten und öffentlichen Institution wie die ARGE,
Bürgeramt etc..
Des weiteren werden Einzelfallhilfen
bei Erschöpfungssyndrom und Überforderung durch eine Familienpflege oder die
Bereitstellung eines Babysitters durchgeführt.
Der ASD und der
Familienservice nutzen die Möglichkeiten des Fördervereins, schnell und unbürokratisch
Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern zu entlasten.
Offene Jugendarbeit
Die Jugendzentren
der Stadt Kamen entwickeln sich immer mehr zu Beratungszentren für junge
Familien. Das liegt u.a. an der jahrelangen vertraulichen Arbeit mit den
Müttern und Vätern, die schon als Kinder
bzw. Jugendliche die Jugendzentren besucht haben.
Auf dieser Basis entstehen
häufig die benötigten Ansätze, notwendige familienunterstützende Maßnahmen
über den Allgemeinen Sozialen Dienst, der regelmäßige Sprechstunden in den
Jugendzentren anbietet, einzuleiten.
Darüber hinaus sind
die Häuser der offenen Tür in vielen Fällen die ersten Ansprechpartner für
Problemfamilien mit Migrationshintergrund. Bei vielen dieser Familien ist der
direkte Kontakt zum Jugendamt unvorstellbar. Sie haben allerdings die
Erwartungshaltung, durch Vermittlung über das jeweilige Jugendzentrum Hilfe
von amtlicher Seite zu erhalten.
Kirchen
Die kirchlichen
Erziehungs-, Sucht- und Familien-Beratungsstellen, die Mutter/Kind Freizeiten,
sowie Sozialpädagogische Familienhilfen der kirchlichen Organisationen Caritas
und Diakonie sind starke Kooperationspartner.
Familien und
Alleinerziehende erhalten finanzielle Unterstützung durch die Mutter- und Kindstiftung.
Außerdem gibt es bei Bedarf Beratungen für Eltern, die mit der neuen
Lebenssituation mit einem Kind überfordert sind.
Für Paare werden
Paarberatungen und Therapien angeboten.
Insgesamt erteilt
das Familienberatungszentrum der Diakonie Beratungen und Unterstützungen in
allen Lebenslagen. Niedrigschwellige Beratungen in den Familienzentren in den
unterschiedlichen Sozialräumen gehören ebenfalls zu deren Konzept.
Die evangelische
Kirche hat mit dem Thema „Kinderarmut“ einen sehr wichtigen gesellschaftlichen
Prozess angeregt, der in Kamen in Form eines „Säulenmodells“ von der Verwaltung
umgesetzt wird.
Projekt Kinderarmut
Dieses Kamener
Projekt, ausschließlich über Spenden der Kamener Bevölkerung und Institutionen
finanziert, stellt finanzielle Hilfen für die Behebung individueller
Problemlagen in Familien mit geringem Einkommen unbürokratisch zur Verfügung.
Hauptsächlich geht es um Bildungsunterstützung, Gesundheitsförderung und
Fragen der Ernährung.
Arbeitskreis gegen sexuellen Missbrauch
Unter Federführung
des Kreises Unna werden im Arbeitskreis gegen sexuellen Missbrauch die
Standards einer effektiven Beratungsarbeit und Grundsätze einer verlässlichen
Diagnose entwickelt.
An diesem
Arbeitskreis sind alle Jugendämter des Kreises Unna, die Frühförderstelle, Polizei, Erziehungs- und Familienberatungsstellen
beteiligt.
Kinder und Jugendpsychiatrie Hamm (LWL Uni
Klinik)
Die Fachdienste des
Jugendamtes befinden sich grundsätzlich in ständigem Austausch mit der Klinik.
Sie sind in ihrem Anspruch natürlich sensibilisiert für schwierige familiäre
Zusammenhänge, fachlich und inhaltlich auch im fallübergreifenden Austausch.
Erziehungsberatungsstelle
Die
Erziehungsberatungsstelle ist als kommunale Einrichtung mit niedrigschwelligen
Beratungen und Sprechstunden in Familienzentren in den Sozialräumen
regelmäßig vor Ort. Eltern können bei Fragen und akutem Hilfebedarf ohne
Anmeldung in die Sprechstunde kommen.
Die Erziehungsberatungsstelle
bietet Beratungen zu unterschiedlichen Themen wie Autonomiephase, Eifersucht
eines Geschwisterkindes, Überforderung der Eltern oder der alleinerziehenden
Mutter bei der Erziehung an.
Arbeiterwohlfahrt
Für Mutter und
Eltern werden bei Erschöpfung und Erkrankung Kuren angeboten. Bekannt gemacht
wird das Angebot über Flyer, die u.a. vom Familienservice verteilt werden.
Für Eltern ist das
Angebot äußerst motivierend neue Kräfte für die Familie schöpfen zu können. Wichtig ist in vielen Familien der Hinweis
auf die Sozialkaufhäuser der AWO.
Die AWO organisiert
auch zeitnahe Termine bei der Schuldnerberatung.
Finanzielle
Schwierigkeiten sind eine der häufigsten Ursachen familiärer Stressfaktoren und
daraus resultierender Gewaltanwendungen in den Familien.
Familienbande e.V.
Die Elterninitiative
und freier Träger der Jugendhilfe führt neben der allgemeinen Betreuung von Kindern aus
Mittelstandsfamilien kostengünstige Angebote für Familien mit geringem Einkommen
durch, z.B. Bauchwehsprechstunde für verzweifelte Eltern mit einem „Schreikind“,
des weiteren eine allgemeine Beratung und Begleitung mit unterschiedlichen
Schwerpunkten für Familien mit Kindern im ersten Lebensjahr. Ein zentraler
Schwerpunkt der Familienbande ist die Arbeit im hier dargestellten Netzwerk.
Die Familienbande
erstellte mit Unterstützung der Stadt Kamen den Familienkompass, der als
umfangreiche Informationsbroschüre über Leistungen und Angebote für Familien in
Kamen an alle Familien mit neugeborenen Kindern verteilt wird.
Fazit:
„Die Unterstützungsbedürfnisse von Eltern reichen von Informationen über
die Entwicklung und das Verhalten von Säuglingen und Kleinkindern bis hin zu
gezielter Unterstützung und Anleitung beziehungsweise spezifischen
Interventionen bei Kindeswohlgefährdung.
Sinnvoll ist es, frühe und präventive Angebote für alle Eltern ab der
Schwangerschaft und Geburt bereitzustellen.
Frühe Hilfen und Kinderschutz sind interdisziplinär
und systemübergreifend. Sie können nicht mit einer isolierten Maßnahme und
nicht mit den Kompetenzen einer einzelnen fachlichen Disziplin oder
Zuständigkeit allein abgedeckt und gelöst werden. Daraus ergeben sich besondere
Anforderungen an die Kooperation und Vernetzung zwischen Helfern und Hilfesystemen,
insbesondere zwischen der Gesundheitshilfe und der Kinder- und Jugendhilfe“.
(Bundesgesundheitsbatt 2010 ·
53:1134–1142)
Die Passgenauigkeit einer Hilfe ist ein entscheidendes
Qualitätskriterium für ihren Erfolg.
Die Familien bzw. Alleinerziehenden, über die im Rahmen von frühen
Hilfen diskutiert wird, sind in ihrer Struktur sehr unterschiedlich und nicht
in einem standardisierten Verfahren zu begleiten.
„Schwangere und
junge Mütter mit ausgeprägter Unsicherheit dem Kind gegenüber bzw. mit deutlichen
Zeichen der Überforderung, alkohol- und drogenabhängige sowie suchtgefährdete
Schwangere und junge Mütter, allein erziehende Mütter und allein erziehende
Väter mit besonderer Belastung und Zeichen der Überforderung, Mütter mit
chronisch kranken Kindern, Mütter ausländischer Herkunft ohne soziale
Einbindung, behinderte (geistig und/oder körperlich) Schwangere und junge
Mütter, chronisch kranke Schwangere und Mütter, minderjährige Mütter, Frauen
mit Gewalterfahrungen körperlicher und seelischer Art, psychisch kranke Schwangere
und Mütter, Frauen mit regelwidrigen Schwangerschaften, sozial belastete
Schwangere und junge Mütter, Mütter mit zu früh geborenen Kindern“ sind die
Zielgruppe, mit der Gesundheitsförderung und Jugendhilfe permanent zu tun hat.
(vgl. Familienhebamme.de)
In der
Fallorganisation von Jugendhilfefällen ist die Familienhebamme eine von
mehreren ambulanten Unterstützungen. Federführend ist regelmäßig der ASD.
Lt. Definition des
Familienhebammenverbandes e.V. ist eine Familienhebamme
eine staatlich examinierte Hebamme mit einer Zusatzqualifikation, deren
Tätigkeit die Gesunderhaltung von Mutter und Kind fördert. Dabei liegt der Schwerpunkt
der Arbeit auf der psychosozialen, medizinischen Beratung und Betreuung von Risikogruppen
durch aufsuchende Tätigkeit .
Eine Bewertung der
medizinischen Kriterien sowie deren fachliche Begleitung ist eigentlich nur vom
Gesundheitsamt zu gewährleisten. (s.a. Eingangstext Sachverhalt und Begründung
S. 1 Familienhebamme)
Fakt ist, dass jeder an der Position im Netzwerk stehen sollte, an der
er aufgrund seiner Kompetenzen und Funktionen am besten seine Rolle erfüllen
kann.
Zwingend ist eine systematische Koordination
mit geregelten Absprachen und klaren Zuständigkeiten sowie verbindlichen
Verfahrenswegen.
Insofern ist aus fachlichen Gründen die
bestehende Zusammenarbeit zwischen Jugendamt und Gesundheitsamt auch über den
Modellzeitrahmen hinaus fortzusetzen.
Die Einrichtung der Stellen für die Familienhebammen beim Gesundheitsamt
ist folgerichtig. An diesem Angebot sollte nach Einschätzung des Fachbereichs
Jugend, Schule und Sport der Stadt Kamen festgehalten werden. Der Fachbereich
unterstützt insoweit die durch mehrere Beiträge in der Sitzung des Rates am
30.11.2010 formulierte Position, Familienhebammen über die Laufzeit des
Modellprojektes von 2008 bis 2012 hinaus im Gesundheitsamt des Kreises Unna zu
beschäftigen, nach Analyse und Bewertung ggfls. mit zusätzlichem Personal.
In diesem Zusammenhang ist die Beratung des Kinderschutzgesetzes und die
damit einhergehende Absicht, den Einsatz von Familienhebammen zu stärken, zu
begrüßen.
Der Auffassung der FDP Fraktion, niedergelegt mit dem Sachantrag vom
22.11.2010, die Stadt Kamen biete keine zielgerichtete Präventionsarbeit zur
Stabilisierung von Familien in einem sehr frühen Alter der Kinder an, ist
energisch zu widersprechen.
Anlagen:
Sachantrag der FDP
Auszug der Niederschrift aus der Sitzung des Rates vom 30.11.2010