Betreff
Nahverkehrsplan des Kreises Unna
hier: Stellungnahme der Stadt Kamen zum Entwurf
Vorlage
096/2007
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

1.       Das Maßnahmenpaket 7 – Reduzierung des Angebotes der Linie C 21 (Lüner Höhe) auf einen 60-Minuten-Takt – wird abgelehnt. Das Angebot soll auch zukünftig in der heutigen Angebotsqualität fortgeführt werden.

2.       Die Maßnahmenpakete 5, 8 und 10 können in der im Entwurf dargestellten Form umgesetzt werden, sofern diese bei den weiteren betroffenen Städten und Gemeinden ebenfalls auf Zustimmung stoßen.


Sachverhalt und Begründung (einschl. finanzielle Möglichkeit der Verwirklichung):

 

 

Verfahren

Als Aufgabenträger des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) hat der Kreis Unna die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes in Auftrag gegeben. Dieser regelt die Grundlagen und zukünftige Entwicklung des ÖPNV im Kreisgebiet. Der vorliegende Entwurf wurde zur Beratung in die Städte und Gemeinden gegeben. Nach Abgabe einer Stellungnahme durch die Städte und Gemeinden wird der Nahverkehrsplan vom Kreistag beschlossen. Dies soll noch in diesem Jahr erfolgen.

 

Die geänderten Rahmenbedingungen hinsichtlich der Finanzierung des ÖPNV und die Haus­haltssituation der Städte und Gemeinden sowie des Kreises Unna hatten zur Folge, dass der Entwurf unter der Zielsetzung steht, die finanziellen Aufwendungen für den Kreis Unna und die Städte und Gemeinden zu senken. Dabei sollte nur noch eine ausreichende Mobilität sicher­gestellt werden. Alle Angebote wurden bezüglich ihrer Frequenz und Linienführung sowie des Verhältnisses zwischen Kosten und Ertrag geprüft.

 

Die Verwaltung hat in der Sitzung des Planungs- und Umweltausschuss am 03.09.2007 eine Mitteilungsvorlage zu den Inhalten des Entwurfes des Nahverkehrsplans eingebracht und den Fraktionen Exemplare des Plans zur Beratung zur Verfügung gestellt. Der Kreis Unna erwartet die Stellungnahme der Stadt Kamen nun bis zum 10. November.

 

 

Inhalt:

Im Hinblick auf die o.g. Zielsetzung des Nahverkehrsplanes, den Finanzbedarf des ÖPNV zu reduzieren, indem eine ausreichende Bedienung sichergestellt wird, darüber hinausgehende Leistungen in Abhängigkeit ihres Kosten-/Ertragsverhältnisses zurückgenommen werden, wurden Angebotsanpassungen in Maßnahmenpaketen zusammengefasst. Dies ist erforderlich, da die dargestellten Angebotsanpassungen häufig nur in Kombination mit anderen Maßnahmen umzusetzen sind. Busse im Kreis Unna werden teilweise linienübergreifend eingesetzt. Sollten voneinander abhängige Maßnahmen nicht zeitgleich umgesetzt werden, ist ein wirtschaftlich optimierter Fahrzeugeinsatz nicht möglich und Einsparpotentiale können nicht erreicht werden.

 

Von den insgesamt 16 Maßnahmenpaketen des Nahverkehrsplans betreffen vier Maßnahmen­pakete (Nr. 5, 7, 8 und 10) Verkehre im Stadtgebiet Kamen. In der Mitteilungsvorlage vom 27.8.2007 (Vorlage Nr. 082/2007) sind alle Maßnahmenpakete dargestellt.

 

·         Maßnahmenpaket 5: Schnellbus S 20 und S 80

Samstags soll das Verkehrsangebot zwischen Werne und Unna über Bergkamen und Kamen entfallen. Die im Korridor Bergkamen – Kamen – Unna im bis ca. 16.00 Uhr im
30-Minuten-Takt und danach im 60-Minuten-Takt verkehrende R 81 stellt hier ein aus­reichendes Angebot sicher.

Eine zusätzliche Verbindung an Samstagen als S 20/80 von Hamm über Bergkamen nach Kamen ergänzt das Angebot der R 81 zwischen Bergkamen und Kamen.

·         Maßnahmenpaket 7: Kamen

Vorgesehen ist die Reduzierung des Angebotes der Linie C 21 von einem derzeitigen 30-Minuten-Takt auf einen 60-Minuten-Takt zu allen Verkehrszeiten. Gleichzeitig soll die Linien auf dem heutigen Linienweg der C 22 bis nach Südkamen verlängert werden. Die C 22 soll dann entfallen.

·         Maßnahmenpaket 8: Kamen/Unna/Bönen

Neben Verbesserungen im Angebot der Linien C 23 und R 53 (in Kombination 30 Minuten-Takt zwischen Kamen über Heeren-Werve und Unna) soll die Linie R 92 bis auf einzelne Fahrten des Schülerverkehrs entfallen. Die anderen Maßnamen dieses Paketes betreffen nicht das Gebiet der Stadt Kamen.

·         Maßnahmenpaket 10: Kamen

An schulfreien Tagen soll das Angebot der Linie 184 zwischen Kamen und Hamm-Pelkum mangels Nachfrage entfallen.

 

 

Stellungnahme der Stadt Kamen

 

Grundsätzlich unterstützt die Stadt Kamen den Ansatz, bei der Fortschreibung des Nahverkehrs­plans mögliche Einsparpotentiale im ÖPNV zu prüfen. Dennoch ist eine grundsätzlich Reduzie­rung auf ein nur noch ausreichendes Verkehrsangebot im ÖPNV durchaus kritisch zu bewerten. Angebotsrücknahmen müssen vielmehr bedarfs- und nachfragegerecht sein und gleichzeitig örtliche Erschließungszusammenhänge berücksichtigen. Insbesondere auf Relationen mit einer regelmäßig guten ÖPNV-Nachfrage müssen ggf. Angebote vorgehalten werden, die über ein ausreichendes Grundangebot hinausgehen, um auch weiterhin ein attraktives und kundenorien­tiertes ÖPNV-Netz anbieten zu können.

 

Dies entspricht den Zielsetzungen der vergangenen Jahre, in denen u.a. durch die Stadt Kamen viele flankierende Maßnahmen im Stadtgebiet umgesetzt wurden, um einen attraktiven ÖPNV zu erhalten, der auch eine Alternative zu anderen Verkehrsträgern darstellen kann. Seit der Einführung eines qualitativen Stadtbussystems für das ganze Stadtgebiet mit Verknüpfung an der Haltestelle Kamen Markt wurden u.a. in den drei Bauabschnitten des Wartehallenpro­gramms insgesamt 66 Haltestellen - überwiegend Haltestellen der Stadtbuslinien C 21, C 22, C23 und C 24 - mit Wartehäuschen ausgestattet. Noch in diesem Jahr wurde an der zentralen Stadtbushaltestelle Kamen Markt ein dynamisches Fahrgastinformationssystem errichtet.

 

Auch perspektivisch sollen weitere Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV im Stadtgebiet umgesetzt werden, z.B. die Neuorganisation des Busverkehrs am Bahnhof Kamen mit einer optimierten Bus-Schiene-Verknüpfung und eine ÖPNV-Beschleunigung an den Lichtzeichen­anlagen der B 233.

 

 

Die Maßnahmenpakete werden im einzelnen wie folgt bewertet:

 

Die Stadt Kamen lehnt die Planungen des Maßnahmenpaketes 7 (C21/C22) ab. Die Linie C 21 (Markt – Lüner Höhe) ist mit etwa 400 Fahrgästen am Tag eine der am stärksten nach­gefragten Linie im Stadtgebiet. Eine Reduzierung auf einen 60-Minuten-Takt würde einen deutlichen Rückgang der Fahrgastzahlen von bis zu 100 Fahrgästen am Tag und somit eine Verschiebung auf andere Verkehrsträger bedeuten.

 

Bei der Lüner Höhe handelt es sich um eines der größten Siedlungsgebiete im Stadtteil Kamen Mitte, das jedoch über keinen eigenen Versorgungsbereich verfügt und aufgrund der Topo­graphie auch nur bedingt mit dem Fahrrad erreichbar ist. Die gute Erreichbarkeit des Bahnhofes und der Innenstadt mit dem ÖPNV war ein wesentlicher Grund für die Entwicklung von Wohn­bauflächen in diesem Bereich in den letzten Jahren.

 

Die hohen Nutzerzahlen auf dieser Linie rechtfertigen und erfordern aus Sicht der Stadt Kamen die Beibehaltung des derzeitigen Angebotsstandards (30-Min-Takt). Die Reduzierung des Angebots auf einen 60-Minuten-Takt ist somit abzulehnen.

 

 

Die Planungen der Maßnahmenpakte 5, 8 und 10 erhalten die Zustimmung der Stadt Kamen. Die Reduzierung des Angebotes der Linie S 80 an Samstagen ist ausreichend kompensiert durch das bereits vorhandene Angebot der Linie R 81 (Paket 5).

 

Die Änderungen des Maßnahmenpakets 8, bezogen auf die Linien C 23 und R 53 kann trotz der schlechteren Anbindung an die S 4 in Unna aus Kamener Sicht als Angebotsverbesserung bewertet werden. Eine durchgehende Verbindung von Kamen über Heeren-Werve nach Unna in einem klaren 30-Minuten-Takt ist positiv. Der Wegfall der Fahrten auf der Linie R 92 bis auf einzelne Fahrten des Schülerverkehrs können auf dieser nachfrageschwachen Relation durch die Fahrten der C 91 ausreichend kompensiert werden.

 

Die Rücknahme des Angebots der Linie 184 von Kamen nach Hamm-Pelkum an schulfreien Tagen wird von der Stadt Kamen ebenfalls unterstützt, da diese Linie derzeit fast ausschließlich von Schülern der Waldorfschule in Hamm-Pelkum genutzt wird. Für ein weitergehendes Ange­bot ist keine Nachfrage vorhanden.

 

Die Stadt Kamen weist darauf hin, dass die Maßnahmenpakte 5, 8, und 10 nur in dem Fall umgesetzt werden sollen, sofern die anderen betroffenen Städte und Gemeinden diesen Paketen zustimmen. Insbesondere das Paket 8 wird in der Stadt Unna und auch in Bönen kritisch bewertet. Sollte dies zu einer Änderung der Maßnahmen führen, die eine Abweichung von dem vorliegenden Entwurf des Nahverkehrsplans oder des heutigen Verkehrsangebots mit Auswirkungen auf das Gebiet der Stadt Kamen zur Folge haben, so ist die Stadt Kamen erneut zu beteiligen.