Sitzung: 08.11.2012 Familien- und Sozialausschuss
Frau Hermsen referierte anhand einer der Niederschrift in Kopie beigefügten Powerpointpräsentation. Frau Hermsen ist als Geschäftsführerin der Bundesagentur für Arbeit Hamm tätig. Einleitend wies sie auf den geänderten Zuständigkeitsbereich der Agentur hin. Dieser erstrecke sich nunmehr vollständig auf das Gebiet des Kreises Unna und das der Stadt Hamm. Frau Hermsen wies ausdrücklich auf die in der Vergangenheit geleistete gute Arbeit der Agentur für Arbeit Dortmund für Teilbereiche des Kreises Unna hin. Das von ihr präsentierte Zahlenmaterial basiere auf dem Stand 30.09.2012 (Berichtsjahres- ende). Anhand einer Folie stellte sie das zu diesem Zeitpunkt für die jeweiligen Agenturen im Zuständigkeitsbereich bestehende Verhältnis zwischen gemeldeten Berufsausbildungsstellen und Bewerbern vor. Hieraus war ersichtlich, dass der Geschäftsstelle Kamen 576 zu besetzende Ausbildungsplätze (bezirksweit 3.301) durch Arbeitgeber gemeldet wurden, was einen prozentualen Anstieg von 3,8 bedeutete. Leider war aber auch ein siebzehnprozentiger Anstieg bei den Bewerberzahlen zu verzeichnen.
Prinzipiell habe der Ausbildungsmarkt der Geschäftsstelle Kamen in den letzten Jahren keine Einbrüche zu verzeichnen gehabt. Gleichwohl liege das Verhältnis von Stellen zu Bewerbern trotz positiver Entwicklung bei 0,5 und damit unterhalb des Agenturschnittes von 0,6. 17 Ausbildungsplatzbewerber seien zum 30.09 unversorgt geblieben und Leistungsbezieher nach dem SGB II bzw. SGB III (bezirksweit 146). Es würde sich die Frage stellen, warum dieser Wert so niedrig sei. Dies lasse sich dadurch erklären, dass eine nicht unerhebliche Bewerberzahl bei erfolgloser Ausbildungsplatzsuche alternative Wege, wie z.B. erneuter Schulbesuch, Aufnahme eines Studiums, Ableistung eines sozialen Jahres, gehe. Weiterhin greife hier auch die Nachvermittlung. Wichtig hierbei sei ein Grundmaß an Flexibilität des Bewerbers. Auch müsse der Wunsch nach dem Traumberuf dann hintenan stehen. Unbesetzt blieben zum Berichtsjahresende 24 Ausbildungsstellen (bezirksweit 114). Hierbei handle es sich um nicht so attraktiv wahrgenommene Ausbildungsberufe, wie den des Kochs, Kraftfahrers, Bürokaufmanns oder auch Tätigkeiten im Verkauf.
Die Tätigkeit der Agentur solle von vornherein betriebsnah angelegt sein. Im Nachgang schilderte Frau Hermsen exemplarisch besondere Aktionen der Agentur in der Region. So sei das vor Jahren schon einmal aufgelegte Programm „Ausbildung an Kohlestandorten“ wieder ins Leben gerufen worden. In Auswirkung dessen wurden beim TÜV Nord 35 Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen.
Auf dem Tag der offenen Betriebe“ gemeinsam mit der Messe „Perspektive Technik“ war die Bundesagentur ebenso vertreten wie auf dem Tag der Chemie, der bei der Firma Bayer Healthcare in Bergkamen stattfand.
Anschließend
erläuterte Frau Hermsen das aus 3
Bereichen bestehende Maßnahmenport- folio der Geschäftsstelle Kamen.
Berufsvorbereitende Maßnahmen, die in Bergkamen statt- fänden, würden dem
Personenkreis angeboten, der keine Ausbildungsreife besitzt. Die ausbildungsbegleitenden
Hilfen bezeichnete sie als Nachhilfe für Azubis. Dies geschehe auch vor dem
Hintergrund, dass 20% der Auszubildenden ihre Ausbildung abbrechen würden.
Zielgruppe für die Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen sind lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte Auszubildende,
die wegen der in ihrer Person liegenden Gründe auch mit ausbildungsbegleitenden
Hilfen (abH) nicht in einem Betrieb ausgebildet werden können.
Bevor
die potenziellen Azubis einen Ausbildungsplatz begehren, greife das
Dienstleistungsportfolio der Berufsberatung. Zum Zwecke der Berufsorientierung besuche
man die Schulen. Dort würden auch Elterninformationen angeboten. Konkrete
berufliche Beratung werde ebenfalls in Zusammenarbeit mit den Schulen und den
Lehrern angeboten. In diesem Zusammenhang wies Frau Hermsen auf den im Jahr
2013 auf den Ausbildungsmarkt drängenden nahezu doppelt so starken
Abiturjahrgang hin. Im Agenturbezirk seien dies 1.700 Personen; hiervon
entfielen 1200 auf den Kreis Unna, 500 auf die Stadt Hamm. Um diesem erhöhten
Andrang gerecht zu werden, würden spezielle Berater für Abiturienten tätig
werden. Sie äußerte sich jedoch zuversichtlich, dass keine Verdrängungseffekte
für Bewerber mit nicht so hochwertigen Schulabschlüssen entstehen würden, zumal
ein erheblicher Teil der Abiturienten ein Studium aufnehmen würde.
Resümierend hielt
Frau Hermsen fest, dass die
Bundesagentur ein recht vielfältiges Angebot für Ausbildungsplatzbewerber
vorhalte.
Frau Hartig erkundigte sich nochmals nach
der Vorgehensweise bei der Bewältigung des doppelten Abiturjahrgangs. Weiterhin
fragte sie nach, inwieweit Aussagen zur geschlechterspezifischen Verteilung der
17 Personen getroffen werden könnten, die in den Leistungsbezug nach dem SGB
II/III gerutscht seien.
Frau Hermsen erwiderte, dass 8 zusätzliche
Berater für die Betreuung der Abiturienten eingesetzt würden. Die
Leistungsbezieher nach dem SGB verteilten sich hälftig auf die Geschlechter.
Herr Drüke teilte mit, dass ihm aus seinem
persönlichen Umfeld der Fall einer psychisch erkrankten Person bekannt geworden
sei, die bei der Geschäftsstelle Unna betreut würde. Er habe in diesem
Zusammenhang einen ausgezeichneten Eindruck von der dortigen Arbeitsweise
gewonnen.
Frau Hermsen dankte für die anerkennenden
Worte und wies darauf hin, dass insbesondere im Umgang mit psychisch erkrankten
Personen ein erhöhtes Maß an Sensibilität zu beachten sei.
Herr Gercek wies darauf hin, dass im Jahre
2011 bundesweit 294.000 Jugendliche wegen nicht vorhandener Ausbildungsreife in
den Übergangsbereich gelangt seien. Prozentual seien dies 28,4 % der Personen,
die auf den Ausbildungsmarkt drängten. Dies sei eine imposante Zahl. Er fragte
nach, ob die Zahl für Kamen bekannt sei und wie viele Personen über diesen
Übergangsbereich erfolgreich qualifiziert worden seien.
Frau Hermsen erwiderte, dass für den
Zuständigkeitsbereich der Geschäftsstelle Kamen im Berichtsjahr 275 Personen in
entsprechende Maßnahmen vermittelt wurden. Diese Zahl habe sich im Vergleich
zum Vorjahr verringert. Zahlenmaterial über die Erfolgsquote läge ihr nicht
vor.
Herr Weber dankte Frau Hermsen für den
informativen Vortrag.