Frau Buschfeld bedankte sich für die Möglichkeit, sich und die Arbeit des Frauenforums im Gleichstellungsbeirat der Stadt Kamen vorstellen zu dürfen.

Frau Buschfeld ist seit dem 01.07.2022 geschäftsführende Vorständin des Frauenforums. Sie kommt aus der Region und hat zuvor 20 Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet.

 

Die Power-Point-Präsentation „Das Frauenforum im Kreis Unna e.V. – Vorstellung und Fokus“ ist im Ratsinformationssystem hinterlegt und der Niederschrift als Anlage beigefügt.

 

Ergänzend zu den Inhalten in der Präsentation teilte Frau Buschfeld mit, dass das Frauenforum 1986 gegründet worden sei und momentan 27 Mitarbeiterinnen dort beschäftigt seien. Das Frauenforum sei derzeit in 3 Säulen (Frauenhaus, Frauen- und Mädchenberatungsstelle und Wohnhilfen) gegliedert. Das Hauptthema des Frauenforums sei die körperliche sowie sexuelle Gewalt an Frauen und Mädchen.

 

Frau Buschfeld berichtete, dass in Deutschland jährlich 34.000 Frauen und Kinder Schutz in Frauenhäusern suchen würden und dass das Frauenhaus durchgehend voll belegt sei. Frau Buschfeld erläuterte, dass die Frauen (und ihr/e Kind/er) zwischen einer Woche und einem Jahr im Frauenhaus bleiben würden. Man könne nicht von einer durchschnittlichen Verweildauer sprechen. Die Zimmer seien nach einem Auszug direkt wieder neu belegt, so dass kaum/keine Zeit für eine Renovierung der Zimmer zwischen den Wechseln sei. Die Warteliste des Frauenhauses sei voll. Durchschnittlich warten 40 Frauen auf Hilfe. 80 % dieser Frauen seien aus dem Kreis Unna. Die restlichen 20 % kämen aus anderen Städten Nordrhein-Westfalens, aber auch aus anderen Bundesländern. Dies hänge häufig mit dem Gefährdungspotential zusammen.

 

Frau Buschfeld berichtete, das inzwischen nicht nur junge Frauen mit kleinen Kindern Hilfe beim Frauenforum suchen würden, sondern zunehmend auch ältere Frauen mit älteren Kindern. Darauf müsse sich das Frauenforum einstellen. Dies geschehe z.B. dadurch, dass im Frauenhaus 2 Erzieherinnen tätig seien. Über das Schwerter Netz seien auch 2 männliche Erzieher vor Ort, damit die Kinder nicht nur in einem weiblichen Umfeld aufwachsen und geprägt würden.

Bürgermeisterin Elke Kappen ergänzte hierzu, dass es gerade für die Kinder, die in der Familie Gewalt durch Männer miterlebt oder selbst erlebt hätten, für das Rollenbild wichtig aufzubrechen sei, dass es nicht nur gewalttätige Männer gäbe.

 

Frau Buschfeld berichtete, dass sich das Frauenforum in Zukunft noch digitaler aufstellen wolle, um insbesondere auch die jüngeren Frauen und Mädchen erreichen zu können. Man müsse schauen, wo man jüngere Mädchen und Frauen am besten „abholen“ könne.

Beispielsweise seien Beratungen und Betreuungen durch die Mitarbeiterinnen der Frauen- und Mädchenberatungsstelle bereits in Präsenz, telefonisch und online möglich. Beratungen von Frauen in Bezug auf digitale Gewalt (Tracking auf Endgeräten, Cybermobbing, „Abhören“ durch Smart Home) würden in letzter Zeit zunehmen.

 

Zum Abschluss der Präsentation erklärte Frau Buschfeld, dass das Frauenforum ein Leuchtturm für den Kreis Unna sei. Er müsse noch ein bisschen blank geputzt und noch mehr zum Leuchten gebracht werden.

 

Frau Pszolka bedankte sich für den informativen und aufschlussreichen Vortrag und gab den Mitgliedern des Gleichstellungsbeirates die Möglichkeit zum Austausch.

 

Frau Feige bedankte sich bei Frau Buschfeld für die Vorstellung des Frauenforums. Sie merkte an, dass sie es großartig fände, dass Frau Buschfeld erwähnt habe, dass es auch Gewalt gegen Männer gäbe und auch diese in Opfersituationen kommen würden. Die Dunkelziffer sei sehr hoch. Gleichzeitig merkte Frau Feige kritisch an, dass Frauen, die psychisch erkrankt seien in Frauenhäusern nicht aufgenommen werden würden. Sie würde Frau Buschfeld gerne als Anregung für das Frauenforum mitgeben, dass psychisch erkrankte Frauen nicht zwingend immer eine Klinik benötigen würden, sondern oftmals genau die Angebote, die das Frauenforum anbieten würde.

 

Frau Buschfeld erwiderte darauf, dass psychisch erkrankte Frauen an dem Standort in Unna nicht betreut werden können, da u,a. bei den Mitarbeiterinnen des Frauenforums die fachliche Thematik fehlen würde und auch die räumliche Situation dies nicht hergeben würde.

 

Frau Gerdes fragte, welche Möglichkeiten die Frauen hätten, für die es keinen freien Platz gäbe und die sich auf der Warteliste befänden.

 

Frau Buschfeld antwortete, dass sich die Frauen teilweise noch in den Gewaltsituationen befänden. Andere wiederum würden im Familienkreis oder bei Bekannten unterkommen.

 

Frau Gerdes erkundigte sich, ob sich das Ausmaß der Gewalttaten mit den Jahren verändert hätte, ob man Gründe für die Gewalttaten benennen könne und wie Kinder auf Gewalt reagieren würden.

 

Frau Buschfeld erwiderte, dass Gewalttaten vielfältige Ursachen haben könnten. Für ihre Kolleginnen im Frauenforum seien die Fälle immer weniger erträglich und die Opfer seien immer jünger. Man müsse sich immer vor Augen führen, dass von Gewalt jegliche soziale Schicht betroffen sei. Im Frauenhaus und auch in der Frauen- und Mädchenberatungsstelle und den Wohnhilfen seien Frauen aus jeglicher sozialen Schicht, jeglicher Berufsschicht und jeglicher Altersgruppen vertreten.

Gerade in den ländlichen Regionen des Kreises Unna gäbe es viel versteckte Armut und oftmals sei nur der Mann berufstätig. In solchen Situationen falle es den Frauen deutlich schwerer, aus der Gewaltsituation auszubrechen.

Bei jedem Menschen äußere sich das Verhalten nach durchlebten Gewalttaten anders. Im Frauenhaus seien beispielsweise 3 Kinder gewesen, die nicht mehr gesprochen hätten.

 

Frau Gerdes wies auf den Vorfall in Freudenberg hin und zeigte sich schockiert, dass zwei nicht strafmündige Mädchen ein anderes Mädchen getötet haben.

 

Frau Redlin erwiderte darauf, dass gerade die Tat in Freudenberg zeige, dass mehr Präventionsarbeit zwingend erforderlich sei und man sich frühzeitig um Kinder und Jugendliche kümmern müsse.

 

Frau Kappen erklärte hierzu, dass die Frage im Fall Freudenberg medial nicht sein werde, was man verändern müsse, sondern wer schuld an der Tat sei. Gewalt sei bereits in Kindertagesstätten und den Grundschulen ein Thema. Man müsse sich auch bewusst sein, dass jegliche Form von Gewalt und auch Sexualität im Internet auch für Kinder und Jugendliche frei zugänglich sei.

Es handele sich hier um ein großes gesellschaftliches Thema, bei dem auf der Suche nach Lösungen auch wissenschaftliche Begleitung notwendig sei. 

 

Herr Bartusch lobte den Vortrag von Frau Buschfeld und bedankte sich für die Informationen. Er erkundige sich, wie sich das Frauenforum finanziere und ob jede/r Mitglied des eingetragenen Vereins werden könne.

 

Frau Buschfeld teilte mit, dass sich das Frauenforum über den Kreis und die Kommunen, den Landschaftsverband Westfalen-Lippe und über Spendengelder finanziere.

Eine Mitgliedschaft sei aufgrund der Satzung nur für Frauen möglich. Es werde momentan diskutiert, ob Männer in Zukunft passives Mitglied werden können. Eine aktive Mitgliedschaft sei nicht geplant, da sich Themen und die Kommunikation häufig ändern würden, wenn es gemischte Gremien gäbe.

 

Zum Abschluss wies Frau Buschfeld darauf hin, dass der Jahresbericht des Frauenforums auf der Homepage des Frauenforums (www.frauenforum-unna.de) verfügbar sei und dass ihre Präsentation dem Protokoll angehängt werden dürfe.