Sitzung: 15.03.2023 Gleichstellungsbeirat
Frau Buschfeld bedankte sich für die
Möglichkeit, sich und die Arbeit des Frauenforums im Gleichstellungsbeirat der
Stadt Kamen vorstellen zu dürfen.
Frau Buschfeld ist
seit dem 01.07.2022 geschäftsführende Vorständin des Frauenforums. Sie kommt
aus der Region und hat zuvor 20 Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet.
Die
Power-Point-Präsentation „Das Frauenforum im Kreis Unna e.V. – Vorstellung und
Fokus“ ist im Ratsinformationssystem hinterlegt und der Niederschrift als
Anlage beigefügt.
Ergänzend zu den
Inhalten in der Präsentation teilte Frau Buschfeld mit, dass das Frauenforum
1986 gegründet worden sei und momentan 27 Mitarbeiterinnen dort beschäftigt
seien. Das Frauenforum sei derzeit in 3 Säulen (Frauenhaus, Frauen- und
Mädchenberatungsstelle und Wohnhilfen) gegliedert. Das Hauptthema des
Frauenforums sei die körperliche sowie sexuelle Gewalt an Frauen und Mädchen.
Frau Buschfeld
berichtete, dass in Deutschland jährlich 34.000 Frauen und Kinder Schutz in
Frauenhäusern suchen würden und dass das Frauenhaus durchgehend voll belegt
sei. Frau Buschfeld erläuterte, dass die Frauen (und ihr/e Kind/er) zwischen
einer Woche und einem Jahr im Frauenhaus bleiben würden. Man könne nicht von
einer durchschnittlichen Verweildauer sprechen. Die Zimmer seien nach einem
Auszug direkt wieder neu belegt, so dass kaum/keine Zeit für eine Renovierung
der Zimmer zwischen den Wechseln sei. Die Warteliste des Frauenhauses sei voll.
Durchschnittlich warten 40 Frauen auf Hilfe. 80 % dieser Frauen seien aus dem
Kreis Unna. Die restlichen 20 % kämen aus anderen Städten Nordrhein-Westfalens,
aber auch aus anderen Bundesländern. Dies hänge häufig mit dem
Gefährdungspotential zusammen.
Frau Buschfeld
berichtete, das inzwischen nicht nur junge Frauen mit kleinen Kindern
Hilfe beim Frauenforum suchen würden, sondern zunehmend auch ältere Frauen mit
älteren Kindern. Darauf müsse sich das Frauenforum einstellen. Dies geschehe z.B. dadurch, dass im
Frauenhaus 2 Erzieherinnen tätig seien. Über das Schwerter Netz seien auch 2
männliche Erzieher vor Ort, damit die Kinder nicht nur in einem weiblichen
Umfeld aufwachsen und geprägt würden.
Bürgermeisterin
Elke Kappen ergänzte hierzu, dass es gerade für die Kinder, die in der Familie
Gewalt durch Männer miterlebt oder selbst erlebt hätten, für das Rollenbild
wichtig aufzubrechen sei, dass es nicht nur gewalttätige Männer gäbe.
Frau Buschfeld
berichtete, dass sich das Frauenforum in Zukunft noch digitaler aufstellen
wolle, um insbesondere auch die jüngeren Frauen und Mädchen erreichen zu
können. Man müsse schauen, wo man jüngere Mädchen und Frauen am besten
„abholen“ könne.
Beispielsweise
seien Beratungen und Betreuungen durch die Mitarbeiterinnen der Frauen- und
Mädchenberatungsstelle bereits in Präsenz, telefonisch und online möglich.
Beratungen von Frauen in Bezug auf digitale Gewalt (Tracking auf Endgeräten,
Cybermobbing, „Abhören“ durch Smart Home) würden in letzter Zeit zunehmen.
Zum Abschluss der Präsentation erklärte Frau Buschfeld, dass das Frauenforum ein Leuchtturm für den Kreis Unna sei. Er müsse noch ein bisschen blank geputzt und noch mehr zum Leuchten gebracht werden.
Frau Pszolka bedankte sich für den
informativen und aufschlussreichen Vortrag und gab den Mitgliedern des
Gleichstellungsbeirates die Möglichkeit zum Austausch.
Frau Feige bedankte sich bei Frau Buschfeld
für die Vorstellung des Frauenforums. Sie merkte an, dass sie es großartig
fände, dass Frau Buschfeld erwähnt habe, dass es auch Gewalt gegen Männer gäbe
und auch diese in Opfersituationen kommen würden. Die Dunkelziffer sei sehr
hoch. Gleichzeitig merkte Frau Feige kritisch an, dass Frauen, die psychisch
erkrankt seien in Frauenhäusern nicht aufgenommen werden würden. Sie würde Frau
Buschfeld gerne als Anregung für das Frauenforum mitgeben, dass psychisch
erkrankte Frauen nicht zwingend immer eine Klinik benötigen würden, sondern
oftmals genau die Angebote, die das Frauenforum anbieten würde.
Frau Buschfeld erwiderte darauf, dass
psychisch erkrankte Frauen an dem Standort in Unna nicht betreut werden können,
da u,a. bei den Mitarbeiterinnen des Frauenforums die fachliche Thematik fehlen
würde und auch die räumliche Situation dies nicht hergeben würde.
Frau Gerdes fragte, welche Möglichkeiten die
Frauen hätten, für die es keinen freien Platz gäbe und die sich auf der
Warteliste befänden.
Frau Buschfeld antwortete, dass sich die
Frauen teilweise noch in den Gewaltsituationen befänden. Andere wiederum würden
im Familienkreis oder bei Bekannten unterkommen.
Frau Gerdes erkundigte sich, ob sich das
Ausmaß der Gewalttaten mit den Jahren verändert hätte, ob man Gründe für die
Gewalttaten benennen könne und wie Kinder auf Gewalt reagieren würden.
Frau Buschfeld erwiderte, dass Gewalttaten
vielfältige Ursachen haben könnten. Für ihre Kolleginnen im Frauenforum seien
die Fälle immer weniger erträglich und die Opfer seien immer jünger. Man müsse
sich immer vor Augen führen, dass von Gewalt jegliche soziale Schicht betroffen
sei. Im Frauenhaus und auch in der Frauen- und Mädchenberatungsstelle und den
Wohnhilfen seien Frauen aus jeglicher sozialen Schicht, jeglicher Berufsschicht
und jeglicher Altersgruppen vertreten.
Gerade in den
ländlichen Regionen des Kreises Unna gäbe es viel versteckte Armut und oftmals
sei nur der Mann berufstätig. In solchen Situationen falle es den Frauen
deutlich schwerer, aus der Gewaltsituation auszubrechen.
Bei jedem Menschen
äußere sich das Verhalten nach durchlebten Gewalttaten anders. Im Frauenhaus
seien beispielsweise 3 Kinder gewesen, die nicht mehr gesprochen hätten.
Frau Gerdes wies auf den Vorfall in
Freudenberg hin und zeigte sich schockiert, dass zwei nicht strafmündige
Mädchen ein anderes Mädchen getötet haben.
Frau Redlin erwiderte darauf, dass gerade
die Tat in Freudenberg zeige, dass mehr Präventionsarbeit zwingend erforderlich
sei und man sich frühzeitig um Kinder und Jugendliche kümmern müsse.
Frau Kappen erklärte hierzu, dass die Frage
im Fall Freudenberg medial nicht sein werde, was man verändern müsse, sondern
wer schuld an der Tat sei. Gewalt sei bereits in Kindertagesstätten und den
Grundschulen ein Thema. Man müsse sich auch bewusst sein, dass jegliche Form
von Gewalt und auch Sexualität im Internet auch für Kinder und Jugendliche frei
zugänglich sei.
Es handele sich
hier um ein großes gesellschaftliches Thema, bei dem auf der Suche nach
Lösungen auch wissenschaftliche Begleitung notwendig sei.
Herr Bartusch lobte den Vortrag von Frau
Buschfeld und bedankte sich für die Informationen. Er erkundige sich, wie sich
das Frauenforum finanziere und ob jede/r Mitglied des eingetragenen Vereins
werden könne.
Frau Buschfeld teilte mit, dass sich das
Frauenforum über den Kreis und die Kommunen, den Landschaftsverband Westfalen-Lippe
und über Spendengelder finanziere.
Eine Mitgliedschaft
sei aufgrund der Satzung nur für Frauen möglich. Es werde momentan diskutiert,
ob Männer in Zukunft passives Mitglied werden können. Eine aktive
Mitgliedschaft sei nicht geplant, da sich Themen und die Kommunikation häufig
ändern würden, wenn es gemischte Gremien gäbe.
Zum Abschluss wies
Frau Buschfeld darauf hin, dass der Jahresbericht des Frauenforums auf der
Homepage des Frauenforums (www.frauenforum-unna.de) verfügbar sei und dass ihre Präsentation
dem Protokoll angehängt werden dürfe.