Sitzung: 27.01.2014 Planungs- und Umweltausschuss
Erstberatung Kommunaler Klimaschutz im
Rahmen der Kommunalrichtlinie Kommunaler Klimaschutz
Bericht des Büros B.A.U.M. Consult
GmbH, Hamm
Herr Auge, Geschäftsführer des Büros B.A.U. H., trug zum Thema
„Initialberatung Klimaschutz in der Stadt Kamen“ vor. Die Inhalte des Vortrages
können der im Ratsinformationssystem hinterlegten Präsentation entnommen
werden.
Herr Lipinski bedankte sich bei Herrn Auge für den interessanten Vortrag
und gab die Diskussion frei.
Frau Scharrenbach erklärte, dass ihre Fraktion das Thema Klimaschutz
sehr ernst nehme und daher als Initiativgeber frühzeitig eine Beschlussfassung
dazu auf den Weg gebracht habe. Mit der heutigen Initialberatung seien
inhaltlich einige Punkte formuliert worden, die man bereits begründet habe.
Eine diesbezügliche Verständigung mit der SPD-Fraktion habe jedoch leider nicht
gelingen können. Beispielhaft nannte sie aufgegriffene Themenfelder wie
Stadtstruktur und Stadtökonomie, Entwicklung von Potentialen für eine
klimafreundliche Flächennutzung und für eine klimagerechte Bauleitplanung ,
wirksame Öffentlichkeitsarbeit, klimafreundliches Beschaffungswesen in der
Verwaltung, Förderung von Energieeinsparkonzepten in Schulen und Kitas,
energetische Sanierung von öffentlichen Gebäuden und die verbesserte
Durchgrünung im Stadtgebiet. Der Ansatz der CDU-Fraktion sei weitergehender
gewesen, als sich nur auf Energieziele zu konzentrieren. Zum Thema Mobilität
würden seit kurzem die Ergebnisse der Mobilitätsbefragung vorliegen. Hieraus
habe sich ergeben, dass knapp 70% aller Kurzstrecken in Kamen mit dem Auto
gefahren würden. Hieraus ergebe sich sicherlich ein besonderer Ansatzpunkt im
Rahmen der Förderung der Nahmobilität auch für die Zukunft. Durch die
Initialberatung habe man erreicht, dass sich die Beteiligten innerhalb der
Stadtverwaltung an einen Tisch setzen, um sich über Möglichkeiten auszutauschen.
Für die CDU-Fraktion stelle sich nunmehr die Frage, inwieweit die Verwaltung
einen Förderantrag für weitere Fördermittel für die Erstellung eines Kamener
Klimaschutzkonzeptes beantragen werde.
Herr Liedtke erläuterte, dass es sowohl für die Initialberatung als auch
für die Entwicklung eines Klimaschutzkonzeptes Ratsbeschlüsse gebe. Diesem
Sachverhalt entsprechend werde die Verwaltung fristgerecht einen Förderantrag
stellen.
Frau Schaumann erfragte bei Herrn Baum konkrete Maßnahmen, außer der
energetischen Sanierung, die eine Stadt wie Kamen vollziehen könnte, um der
konkreten CO2 Einsparung näher zu kommen.
Herr Baum erläuterte, dass trotz aller KfW-Programme und günstiger
Zinsen die Sanierungsquote im Altbestand nach wie vor bei unter 1% liege. Es
sei erforderlich, neue Wege zu finden, um die Bereitschaft zur Umsetzung
energetischer Maßnahmen zu fördern. Möglich seien die gezielte Ansprache von Zielgruppen
(z. B. Siedlergenossenschaften) und die Kooperation mit Partner vor Ort, wie
z.B. der Verbraucherberatung und der Kreishandwerkerschaft. Im Bereich
Industrie und Gewerbe sei es möglich durch Beratungsangebote gezielt
Effizienzpotentiale aufzuzeigen. Schlussendlich seien Instrumente wie
Kommunikation, Vernetzung und Darstellung der guten Fördersituation dienlich.
Frau Dyduch erläuterte, dass im Zusammenhang mit dem Handlungskonzept
Wohnen geprüft werde, Anreize an private Eigentümer zur energetischen Sanierung
der Immobilien zu geben (z. B. unter Mithilfe und Gewinnung von Partnern wie
der Sparkasse oder Volksbank). Sie verstehe ein Klimaschutzkonzept als einen
längerfristig angelegten Prozess, der eine nachhaltige Wirkung auslöse.
Insofern halte sie 2015 für sehr ambitioniert. Vielmehr sei dies ein stetiger
Prozess, der immer wieder der Prüfung und Anpassung bedürfe. Sie wünsche sich
auch die Entstehung einer Gemeinschaft auf Kreisebene. Sie wisse, dass z.B.
die Stadt Schwerte auch an einem Konzept arbeite. Frau Dyduch fragte in Bezug
auf die Fördergelder, für welchen Teil und für welchen Zeitraum diese
Fördergelder bewilligt würden.
Herr Auge erläuterte, dass es im Jahr 2015 konkret um die Erstellung des
Konzeptes gehe. Ab Bewilligung der Fördergelder sei das Klimaschutzkonzept
innerhalb von 12 Monaten zu erstellen. Es umfasse verschiedene Themenbereiche
und beziehe sich auf verschiedene Zielgruppen. Möglichkeiten, Effekte und
Potentiale seien zu untersuchen und aufzugreifen. Das Konzept solle dazu
dienen, Weichen zu stellen und Lücken sowie ungenutzte Potenziale aufzuzeigen. Es
handele sich um ein strategisches Papier zum Klimaschutz. Die Umsetzung des
Konzeptes stelle dagegen eine Daueraufgabe dar.
Zur Anregung von Herrn Margraf, durch gezielte Schulungen für
einen verantwortungsvollen Umgang mit Energie zu sensibilisieren, erklärte Herr
Auge, dass dies ein wichtiges Handlungsfeld
darstelle. Schulung und Bildung, insbesondere schon bei Kindern, seien extrem
wichtig und erhöhen die Bereitschaft, sich mit diesem Thema auseinander zu
setzen. Letztlich sollte sich jeder unwohl fühlen, wenn er Energie verschwende.
Umdenken sei auf vielen Ebenen erforderlich und die Themenfelder zahlreich und
vielfältig. Insofern seien in jedem Klimaschutzkonzept Schwerpunktthemen
festzulegen, erläuterte Herr Auge.
Herr Diederichs-Späh erläuterte, dass aus seiner Erfahrung die Akzeptanz
im Bereich der Sanierung von Wohngebäuden im Altbestand sehr gering sei. Es
sei dringend erforderlich, die Energieberatung zu zentralisieren und zu
verbessern. Verschiedene Energieberater würden bei der Bewertung eines Gebäudes
zu völlig unterschiedlichen Sanierungsvorschlägen kommen, bis hin zur
Falschberatung. Dies führe bei Wohnungseigentümern ggf. zu Unsicherheiten und
Zweifeln, so dass diese sich gegen eine Sanierung entscheiden können. Auch für
die Erreichung des Zieles bis 2020, Neubauten in Passivhausbauweise zu bauen,
sei noch viel Überzeugungsarbeit, auch durch Fachfirmen und Architekten, zu
leisten.
Herr Auge bestätigte, dass die Qualität der Energieberatung einen
wichtigen Stellenwert habe. Er berichtete von Energieberatungsagenturen (z.B.
eza! Allgäu), die klare Kriterien formulieren und im Beraterwesen ein
Qualitätswesen eingeführt hätten. Die Stadt Dortmund baue derzeit auch ein
solches System auf.
Herr Sekunde habe dem Vortrag von Herrn Auge entnommen, dass die
Wirtschaft einen wesentlichen Bestandteil an der Klimabilanz habe. Bei der
Vertiefung von Handlungsschwerpunkten sei jedoch nicht deutlich geworden,
inwieweit die Wirtschaft, auch bei der Bilanzierung und Potentialanalyse, eine
Rolle spielen werde.
Herr Auge erläuterte, dass die verschiedenen Zielgruppen betrachtet
worden seien. Es gebe in Kamen einige Großunternehmen, mit denen man den Dialog
führen sollte. Kleinteilige, mittelständige Strukturen würden nicht den
Hauptschwerpunkt eines kommunalen Klimaschutzkonzeptes bilden, würden aber
trotzdem berücksichtigt werden. Hierbei biete sich vielleicht eher die Nutzung
vorhandener Strukturen an, wie z. B. die Kreishandwerkerschaft, überregionale
Abdeckung durch den Kreis Unna, die WFG o. ä.
Herr Kissing sprach noch das Thema Investoren an, denn, wer Energie
einsparen wolle, müsse investieren. Es lohne sich jedoch, auch bei guter
Energieberatung nicht, eine Bestandssanierung in Privathäusern aus den 60er
oder 70er-Jahren vorzunehmen. Bei einer rein betriebswirtschaftlichen
Betrachtung sei es günstiger, höhere Öl- oder Gaspreise zu bezahlen. In diesem
Zusammenhang müsse sich die Steuergesetzgebung dahingehend ändern, dass die
Investitionen in Privathäusern in den Folgejahren abgeschrieben werden
könnten, so wie es das in der Vergangenheit bereits schon gegeben hätte.
Solange diese Steuervergünstigungen nicht eingeführt würden, sei es pure
Theorie, über energetische Sanierung im Altbaubestand zu sprechen.
Herr Heidenreich schloss sich den Äußerungen von Herrn Kissing an und
stellte fest, dass es eine zentrale Frage sei, wie man Immobilieneigentümer,
die eigentlich nicht investieren wollen, weil es sich nicht lohne oder sie
bereits zu alt seien, motivieren könne. Anreize seien zu schaffen. Das
Klimaschutzkonzept allein reiche da nicht aus. Möglicherweise nutze ein Anderer, der die
Investition finanziere, steuerliche Vorteile. Hier denke er z.B. an das Modell,
dass der Energieversorger selbst dafür sorge, dass die Energiekosten geringer
werden und diese Einsparung zur Rückzahlung des notwendigen Kapitalbedarfs
verwendet werde. Er rege an, dass die Energieversorger mit den staatlichen
Stellen über solche Konzepte nachdenken sollten. Querdenken sei hier gefragt.
Herr Auge gab zu bedenken, dass in ein Klimaschutzkonzept lediglich die
Fragen einbezogen werden könnten, die auch aus städtischer Sicht realisierbar
seien. Ein Bewusstseinswandel sei erforderlich, der hier vor Ort angestoßen
werden könne. Daher sei es erforderlich, sich eine gemeinsame Strategie zu
überlegen und dieses Ziel gemeinsam zu verfolgen.
Herr Lipinski dankte Herrn Baum für seine Ausführungen. Im Mittelpunkt
müsse die Zielorientierung stehen. Bis zu einer endgültigen Abstimmung werde
es sicherlich noch weitere Veranstaltungen geben, die den Klimaschutz zum
Thema hätten. Heute habe es sich um eine Auftaktveranstaltung gehandelt. Am
Ende würde ein beschlossenes Klimaschutzkonzept mit konkreten Zielsetzungen und
Handlungsrahmen stehen.