Sitzung: 31.10.2012 Rat der Stadt Kamen
Vorlage: 081/2012
Beschluss:
Der Rat der Stadt Kamen beschließt:
- Die Städtische Sparkasse Kamen wird mit Wirkung zum 01.01.2013 auf der Grundlage des vorgelegten Entwurfs eines öffentlich-rechtlichen Vertrags mit der Kreis- und Stadtsparkasse Unna vereinigt.
Die Vereinigung soll in der Weise stattfinden, dass die Städtische Sparkasse Kamen gemäß § 27 Abs. 1 Sparkassengesetz (SpkG) von der Kreis- und Stadtsparkasse aufgenommen wird, auf die das Vermögen der Städtischen Sparkasse Kamen im Wege der Gesamtrechtsnachfolge übergeht.
- Dem vorgelegten Entwurf des öffentlich-rechtlichen Vertrags mit dem Sparkassenzweckverband sowie dem Kreis Unna, der Stadt Unna und der Gemeinde Holzwickede als weiteren Vertragsparteien wird zugestimmt. Der Bürgermeister wird beauftragt, den Vertrag zu schließen und ermächtigt, noch notwendigen Änderungen des Vertragsinhaltes, die nicht wesentlicher Natur sind, zuzustimmen.
- Die Stadt Kamen tritt mit Wirkung zum 01.01.2013 dem Sparkassenzweckverband des Kreises Unna, der Stadt Unna und der Gemeinde Holzwickede, die Träger der Kreis- und Stadtsparkasse sind, auf der Grundlage des vorgelegten Entwurfs der geänderten Satzung für den Zweckverband bei.
- Die Stadt Kamen überträgt mit Wirkung zum 01.01.2013 die Trägerschaft für die Städtische Sparkasse Kamen auf den Sparkassenzweckverband, der dann den Namen „Sparkassenzweckverband des Kreises Unna, der Städte Kamen und Unna und der Gemeinde Holzwickede“ trägt und seinen Sitz in Unna hat.
- Der Rat der Stadt Kamen wählt mit Wirkung zum 01.01.2013 die nachgenannten Mitglieder in die Verbandsversammlung des Sparkassenzweckverbandes:
Ordentliche Mitglieder Stellvertretende
Mitglieder
1. Renate Jung Manfred Wiedemann
2. Michael Krause Annette Mann
3. Dirk Ebbinghaus Rosemarie Gerdes
Vertreter der Verwaltung gemäß § 15 des Gesetzes über kommunale Gemeinschaftsarbeit (GkG)
4. Hermann Hupe Ralf Tost
- Die in die Verbandsversammlung entsandten Vertreter der Stadt Kamen werden angewiesen, bei den Beschlüssen über die Vereinigung der Sparkasse, der Wahl des Vorsitzenden der Verbandsversammlung und des Verbandsvorstehers, des Verwaltungsrates und seines Vorsitzenden sowie der Satzung für die vereinigte Sparkasse so zu entscheiden, wie es im öffentlich-rechtlichen Vertrag vereinbart ist.
Abstimmungsergebnis: einstimmig angenommen
Zum Einstieg in den Tagesordnungspunkt stellte Herr Hupe Herrn Thorsten Helbig von der zeb vor. Herr Helbig habe im Fusionsprozess für die zeb die verschiedenen Zusammenschlussschritte moderiert.
Nach einer kurzen Vorstellung zu seiner Person und zur zeb referierte Herr Helbig anhand einer Präsentation (siehe Anlage 1 zur Niederschrift) zur Fusion der Städtischen Sparkasse Kamen mit der Kreis- und Stadtsparkasse Unna.
Einleitend betonte er die konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten.
Nach
einem groben Überblick zu den fusionierenden Instituten stellte er mit einer
Übersichtskarte dar, dass aus dem einheitlichen Wirtschaftsraum mit einer
guten Verteilung der Geschäftsstellen und der damit verbundenen Nähe zu den
Kunden ein großer Nutzen gezogen werden könne. Die Geschäftsstellenstruktur
würde auch nach der Fusion so erhalten bleiben.
Er veranschaulichte, dass die hiesige Region geprägt sei von der Sparkassenstruktur.
Zur Orientierung gab er an, dass die Bilanzsumme der Sparkasse Unna ungefähr dem Durchschnitt im Gebiet des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe entspreche. Die Bilanzsumme der Sparkasse Kamen, wie auch der übrigen Sparkasseninstitute im Kreis Unna, würde sich unterhalb des Durchschnittes befinden. Allgemein sei das Gebiet des Westfälisch-Lippischen Sparkassenverbandes von kleineren Instituten geprägt.
In Bezug auf die Größenordnung im Raum des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe sei die Kreis- und Stadtsparkasse Unna-Kamen nach der Fusion im oberen Drittel der Institute angesiedelt.
Im Folgenden erläuterte er die herausgehobene Bedeutung der Sparkasse für die Unterstützung und nachhaltige Stärkung des Wirtschaftsraumes. Dazu zählen neben der Ausbildungsförderung und dem gesellschaftlichen Engagement die Förderung neuer Existenzgründer, die Förderung der regionalen Wirtschaft sowie weitere Förderungen, wie beispielsweise die Förderung von Projekten des Standortmarketings.
Die aktuellen und künftigen Entwicklungen, wie z.B. die demografische Entwicklung, der nachhaltige Wettbewerbsdruck, der Strukturbeitrag und die regulatorischen Verschärfungen, würden für die Sparkassen immer größere Herausforderungen darstellen. Die Dachverbände gingen zukünftig insgesamt von sinkenden Betriebsergebnissen aus.
Herr Helbig erläuterte im Anschluss den Mehrwert, der sich aus der Fusion der beiden Sparkassen für die Mitarbeiter und die Kunden, für die Sparkasse selbst sowie die Region und die Träger ergeben werde.
Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe habe die Vorteilhaftigkeit einer Fusion für beide Institute bestätigt. Es sei zu erwarten, dass in den nächsten Jahren eine ansteigende Ergebnisverbesserung erreicht werden könne. Zur Verdeutlichung zitierte er das Schreiben des Sparkassenverbandes.
Im Anschluss nannte er die politischen Eckpfeiler der fusionierten Sparkasse, die überwiegend in dem öffentlich-rechtlichen Vertrag geregelt seien.
Neben der Namensgebung, in der sich die beiden fusionierten Institute wiederfinden würden, sei die Sparkasse Unna die juristisch und technisch aufnehmende Sparkasse, was betriebswirtschaftlich begründet sei. Der juristische Sitz der fusionierten Sparkasse werde Unna sein. Die Anteilsverhältnisse seien nach dem wirtschaftlichen Eigenkapital sowie nach dem eingebrachten Kundenvolumen ausgelegt worden. Dieses Verhältnis habe sich auch auf die Zweckverbandsstruktur sowie die Zusammensetzung des Verwaltungsrates ausgewirkt, die er im Folgenden vorstellte.
Der Vorstand der fusionierten Sparkasse werde sich aus den Herren Moßmeier, Röhr und Schneider von der Sparkasse Unna sowie Herrn Wenge von der Sparkasse Kamen zusammensetzen. Herr Alt von der Sparkasse Kamen werde die Funktion des stellvertretenden Vorstandsmitgliedes übernehmen.
Es sei vereinbart, dass der Gewerbesteueranteil für die Stadt Kamen von 12% in 2013 auf 24% im Jahr 2016 und der Anteil am Spendenaufkommen von 12,5 % in 2013 auf 19 % sukzessive ansteigen werde.
Auch wenn sich die Standorte für einzelne Mitarbeiter verändern könnten, erklärte Herr Helbig, werde die Mitarbeiteranzahl in Summe gleichbleiben. Betriebsbedingte Kündigungen seien ausgeschlossen.
Er veranschaulichte, dass durch den fusionsbedingten Stärkentransfer das Beste aus beiden Instituten in den neuen Sparkassenzweckverband eingebracht werde.
Er zeigte die typischen Phasen einer Fusion auf und informierte anhand eines Schaubildes, welche Schritte bereits umgesetzt worden seien und welche noch folgen würden.
Bei den aufgezeigten vier Handlungsfeldern einer Fusion sei das Handlungsfeld „Mensch und Kultur“ von besonderer Bedeutung. Hierzu habe er vor Ort ein sehr vertrauensvolles Verhältnis und das Bewusstsein um die besondere Bedeutung der Mitarbeiter in der Fusion erlebt.
Nachdem Herr Helbig abschließend den zeitlichen Ablauf der für die Fusion notwendigen Schritte – Beschlüsse der örtlichen politischen Gremien, Unterzeichnung des öffentlich-rechtlichen Vertrages, konstituierende Sitzungen des Zweckverbandes und des Verwaltungsrates – dargestellt hatte, hob er die Einstimmigkeit der bisherigen Beschlüsse als deutliches Signal hervor.
Im Fazit werde die Fusion einen Mehrwert für alle Interessensgruppen bingen. Die zusammengeführten, unterschiedlichen Stärken der Institute würden zu einem noch stärkeren Institut führen, dass in der Lage sei, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Zum Verfahrensvorschlag des Bürgermeisters, nach den Wortmeldungen über die einzelnen Punkte des Beschlussvorschlages in einem Block abzustimmen, ergaben sich keine Einwände.
Herr Lipinski dankte zunächst Herrn Helbig für den informativen und umfassenden Vortrag. Ein wichtiger Aspekt der Fusion sei, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen seien.
Die Wirtschaftsförderung in der Region könne durch die Fusion nachhaltig gestärkt werden.
Die Fusion vereine die Vielfalt und die unterschiedlichen Kulturen der beiden Institute und führe dazu, dass aus der Fusion eine neue starke Sparkasse hervorgehe, die in Unna, Kamen und Holzwickede das führende Institut sei.
Die SPD-Fraktion unterstütze die Fusion und werde der Beschlussvorlage zustimmen.
Frau Scharrenbach führte aus, dass die CDU-Fraktion der Fusion ebenfalls zustimmen werde, der Beschluss in der Fraktion jedoch auch kontrovers diskutiert worden sei. Es bestünde eine deutliche Tendenz zu größeren Einheiten, dies sei jedoch nicht immer zwingend positiv zu bewerten. Sie gab zu bedenken, dass mit der Fusionsentscheidung auch ein Stück der kommunalen Selbstverwaltung aufgegeben werde.
Auf der anderen Seite sei es wichtig, die Strukturen vor Ort, beispielsweise die Geschäftsstellenstruktur sowie die Förderung der lokalen Kultur und Wirtschaft, so weit wie möglich zu erhalten und zu fördern. Unstrittig sei auch, dass die zukünftigen Herausforderungen, wie z.B. der größere Wettbewerb sowie die verschärften Bedingungen u.a. bei der Eigenkapitalausstattung, bei den Kreditrechten und den Verbraucherschutzbestimmungen, mit einer größeren Einheit besser bewältigt werden könnten.
Für die FDP-Fraktion erklärte Frau Schaumann die Zustimmung zur Fusion. Sie dankte allen an dem Fusionsprozess Beteiligten. Es sei für die Kunden von großer Wichtigkeit, bei der jetzigen wirtschaftlichen Entwicklung die Sparkassenstruktur vor Ort zu stärken.
Zur Thematik der größeren Einheiten machte Herr Kühnapfel vorab die Skepsis der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen deutlich. Die vorgebrachten Argumente zu den positiven Auswirkungen der Fusion seien hier jedoch überzeugend. Es sei deutlich geworden, dass beide Institute von einer Fusion profitieren würden. Er dankte allen Beteiligten für die konstruktive Arbeit.
Herr Grosch dankte Herrn Helbig für die umfangreichen Informationen. Danach sei es unstrittig, dass die Fusion viele Vorteile bringe. Besonders positiv würden die Fortführung der regionalen Förderung, der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen sowie der Erhalt der Geschäftsstellenstruktur gesehen.
Mit Blick auf die Weltwirtschaftskrise werde die Einschränkung der hiesigen Kontrollmöglichkeiten kritisch bewertet, da zukünftig keine direkten Einflussmöglichkeiten mehr durch den Rat sondern nur noch über den Zweckverband bestünden.
Es werde ebenfalls kritisch betrachtet, dass die kleineren Fraktionen des Rates in den Gremien der neuen Sparkasse keine Chance mehr auf Mitwirkung hätten.
Langfristig betrachtet sei eine Fusion ohne Frage unausweichlich, weshalb die Fraktion Die Linke/ GAL trotz der bestehenden Bedenken der Fusion zustimmen werde.
Herr Kloß begrüßte die Fusion und machte deutlich, dass die interkommunale Zusammenarbeit in den Bereichen, in denen es sinnvoll sei, vorangetrieben werden sollte.
Auf seine Frage, warum nicht noch mehr Sparkasseninstitute aus dem Kreis Unna an der Fusion beteiligten seien, erklärte der Bürgermeister, dass die anderen Sparkassen kein Interesse an einer Fusion gezeigt hätten.
Nachdem keine weiteren Wortmeldungen vorlagen, bat der Bürgermeister in Bezug auf Punkt 5 des Beschlussvorschlages die SPD-Fraktion und die CDU-Fraktion um Benennung der Vertreter und der Stellvertreter, die in die Zweckverbandsversammlung entsendet werden sollen.
Für die SPD-Fraktion benannte Frau Dyduch als ordentliche Mitglieder Frau Renate Jung und Herrn Michael Krause. Als Stellvertreter wurden Herr Manfred Wiedemann und Frau Annette Mann benannt.
Für die CDU-Fraktion benannte Frau Scharrenbach als ordentliches Mitglied Herrn Dirk Ebbinghaus und als Stellvertreterin Frau Rosemarie Gerdes.
Der Bürgermeister benannte als Vertreter der Verwaltung als ordentliches Mitglied sich selbst und als Stellvertreter Herrn Ralf Tost.