Herr Liedtke stellte zunächst Frau Gabriela Schwering, Dipl. Geografin, vor. Frau Schwering absolvierte im Rahmen ihres Geografiestudiums an der Wilhelmsuniversität Münster im Jahr 2009 ein Praktikum bei der Stadtverwaltung Kamen. Nach der Erlangung des Diploms als Geo­grafin folgte ein 4-semestriges Masterstudium der Raumplanung an der TU Dortmund. Durch den zu Kamen aufgebauten Bezug entwickelte sie ihr Thema für die Masterarbeit im Fach Raumplanung „Urbane Räume am Wasser – Öffnung der Kamener Innenstadt zur naturnah um­gestalteten Seseke“. Nunmehr liege der Entwurf der Masterarbeit vor, den Frau Schwering in den Grundzügen dem Planungs- und Umweltausschuss erläutern werde.

 

Frau Schwering stellte eingangs das untersuchte Plangebiet vor – Schwerpunktbereiche waren u. a. die 5-Bogen-Brücke sowie der zentrale Bereich zwischen Ostenallee und Hochstraße (Übersichtskarte s. Präsentation S. 3). Sie ging in ihrem Vortrag auf die Situation der Seseke vor der Renaturierung ein – die Seseke als Schmutzwasserlauf ohne landschaftlichen Reiz und ökologische Bedeutung. Nunmehr wurde die Seseke durch die umfangreiche Renaturierung weitgehend naturnah umgestaltet. Dieser Raum solle wieder erlebbar werden. Ein hoher Nut­zungsdruck sei gegeben. Das heutige Bild sei davon geprägt, dass es weitgehend keine Zu­gänglichkeit zum umgestalteten Fluss gebe. Zäune, Mauern, Böschungen, private Grundstücks­flächen würden den Zugang verwehren. Das seien Barrieren, die auszuräumen seien. Zur Ver­anschaulichung zeigte sie verschiedene Fotos (Präsentation S. 4 u. 5). Als mindergestaltete und dunkle Fläche stelle sich heute der Sesekedamm dar (Präsentation S. 6). Den derzeitigen Zu­stand verdeutlichte sie durch weitere Fotos (S. 7). Vorhandene Potentiale seien hier aufzugrei­fen. Beispielhaft nannte sie die direkte Nähe zu Innenstadt und Bahnhof, Möglichkeiten der Frei­zeitgestaltung sowie die Anbindung der Innenstadt zum Wasser. Die Uferzonen sollten der öffentlichen Nutzung zugänglich gemacht werden. Sie Seseke solle in die Stadt integriert wer­den. Insgesamt solle das Bewusstsein der Bevölkerung für die Seseke gestärkt werden. Anhand ihres Gestaltungsplanes erläuterte sie in Grundzügen verschiedenste Möglichkeiten (S. 8 – 13). Beispielhaft erläuterte sie eine Neuordnung und Umgestaltung des Straßenraumes Seseke­damm mit Promenade, Uferweg und Treppenanlage zum Uferbereich. Zur Stärkung der rück­wärtigen Eingangssituation (Mühlentorweg, Koepeplatz) schlug sie eine neue Brücke mit Platz­bezug und ergänzendem Lichtkonzept vor. Der Bereich Maibrücke bis Hochstraße eigne sich besonders als Ankerpunkt zur Innenstadt mit entsprechenden Freizeitangeboten (z. B. Bouleanlage, Beachvolleyballfeld, Mehrgenerationenspielgeräte, Gastronomie u. Außengastro­nomie wie Strandbar und Dachterrasse). Eine direkte Anbindung sei für diesen Bereich auch über die Vinckebrücke zur Innenstadt gegeben.

 

Herr Lipinski bedankte sich bei Frau Schwering für den informativen Vortrag.

 

Auf Nachfrage von Frau Schaumann, ob aufgrund der bestehenden Höhenunterschiede im Be­reich Sesekedamm eine Erreichbarkeit des Ufers gegeben sei, führte Frau Schwering aus, dass sie in ihrer Planung die vom Lippeverband vorgegebenen Höhen berücksichtigt habe.

 

Herrn Standop gefiel die vorgestellte Gestaltungsplanung gut. Er bestätigte die störende Wir­kung von Zäunen. Die Planungsansätze seien zukunftsweisende Vorschläge mit neuen Nut­zungsangeboten. In diesem Zusammenhang bewertete er auch die Berücksichtigung von Mehr­generationenangeboten sehr positiv.

 

Frau Schwering habe zahlreiche gute Ideen aufgezeigt, sagte Herr Kühnapfel. Kritik übte er hinsichtlich der Uferwege. In diesem Zusammenhang wies er auf den Baumbestand Seseke­damm und den Artenschutz im Böschungsbereich hin. Darüber hinaus sehe er bei der Anlegung von ufernahen Wegen erheblichen Unterhaltungsaufwand durch Hochwasser und Überflutung. Bei einem Fluss in Löss und Lehm würden mitgetragene Feinsedimente ein Problem. Aber es sollten auch Gefahrenpotentiale, insbesondere für Kinder, beachtet werden. Grundsätzlich sei es positiv, Zugänglichkeiten zum Ufer zu schaffen. Es solle dabei der Schwerpunkt auf Bereiche gelegt werden, welche größere Profilbreiten ermöglichen (z. B. Klosterstraße - nicht Seseke­damm).

 

Frau Schwering erklärte, dass sie sich mit den Problemen der Wasserzugänglichkeiten auseinandergesetzt habe und sie nur über positive Erfahrungen berichten könne.

 

Mit der Masterarbeit von Frau Schwering sei ein guter Einstieg in die Thematik und den nachfol­genden Wettbewerb erreicht worden, bemerkte Frau Dyduch. Die von Herrn Kühnapfel dargestellte Problematik durch den engen Raum solle mitgenommen werden. Insgesamt wolle sie jedoch dem Wettbewerbsverfahren nichts vorwegnehmen. Differenziertere Betrachtungen und Diskussionen würden im Wettbewerbsverfahren folgen.

 

Im Rahmen der Masterarbeit habe Frau Schwering verschiedene Gestaltungsoptionen aufge­zeigt, so Herr Brüggemann. Mit der vorgestellten Masterarbeit seien Denkansätze gegeben worden. Bezüglich der Uferwege könne der Lippeverband sich eine solche Planung durchaus vorstellen. Sicherheitsfragen seien zwingend zu lösen und sicherlich lösbar. Beispielhaft nannte er den Uferweg an der Niederadener Mühle. Eine abschließende Bewertung sei jedoch noch nicht erfolgt. So seien u. a. auch ökologische Aspekte abzuwägen, Grundstücks­verfügbarkeiten zu klären und technische Voraussetzungen im Einzelnen zu prüfen. Schlussendlich seien die Gestaltungskonzepte im weiteren Verfahren politisch zu bewerten und zu entscheiden.

 

Frau Schaumann erkundigte sich nach der Finanzierung der Umgestaltung.

 

Die Maßnahme „Öffnung der Kamener Innenstadt zur naturnah umgestalteten Seseke“ sei im vom Rat der Stadt Kamen beschlossenen „Integrierten Handlungskonzept Kamen Innenstadt V“ enthalten, erwiderte Herr Liedtke. Damit sei der Förderzugang zum Städtebauförderungsprogramm ermöglicht. Das Wettbewerbsverfahren wurde bereits für das Städtebauförderungsprogramm 2012 angemeldet. Der Städtebauliche Wettbewerb sei erforder­lich, um konkrete Planungen zu entwickeln. Diese bilden die Grundlage für weitere Förderant­räge. In den Folgejahren könnte dann das Paket aus Einzelmaßnahmen, die sich u. a. aus dem städtebaulichen Wettbewerb ergeben werden, zur Förderung angemeldet werden. Der Förder­satz für das Sanierungsgebiet Kamen Innenstadt V betrage 80 %.

 

Herr Liedtke sagte zu, den Fraktionen die Masterarbeit von Frau Schwering zur Verfügung zu stellen.