Herr Eckrodt bedankte sich zu Beginn des Vortrages für die Einladung und entschuldigte Herrn Brauckmann, der kurzfristig erkrankt sei.

 

Herr Eckrodt führte aus, dass das Beratungszentrum des Diakonischen Werkes mit Sitz in Kamen in der Kampstraße  die Ehe-, Familien- u. Lebensberatung, die Schwangerenkonflikt­beratung, und den Sozialdienst umfasse.

Das Angebot der Ehe-, Familien- und Lebensberatung wird seit 10 Jahren in Kamen vorge­halten und ist für den ganzen Ev. Kirchenkreis (Bergkamen bis Fröndenberg) zuständig. Die Beraterinnen kommen aus verschiedenen Berufen und haben therapeutische Zusatzqualifi­kationen.

 

Das Angebot der Ehe-, Familien- und Lebensberatung richtet sich an Einzelpersonen, Ehe­paare und Familien mit akuten und langfristig bestehenden Problematiken mit sich selbst, mit Partnerinnen und Partnern, Kindern oder anderen Familienangehörigen, auch mit Menschen ihres sozialen Umfeldes, wie z.B. am Arbeitsplatz. Im Jahr 1999 wurden insgesamt 292 Per­sonen kontinuierlich beraten. Ein Großteil hiervon, knapp 40 % der Ratsuchenden, sind Kamener Bürger, was sich aufgrund der räumlichen Nähe erklären lassen. 70 % der Rat­suchenden sind Frauen, 30 % Männer, die meisten im Alter zwischen 25 und 49 Jahren. 72 % aller Klienten sind Eltern von ein oder mehreren Kindern. In ca. 31 % der Beratungs­gespräche werden von uns Leistungen im Sinne des § 16, 17 u. 18 des Kinder- und Jugend­hilfegesetzes (KJHG) erbracht. Insgesamt ist festzustellen, dass die Beratungsfälle bei drohender Trennung oder vollzogener Trennung stark zunehmen. Das Vernetzungsprojekt des Diakonischen Werkes in Kamen "KASONET" entstand aus der Erkenntnis heraus, dass die Menschen erst dann Beratung annehmen, wenn Probleme bereits manifestiert sind und oft sehr lange Umwege oder Warteschleifen gewählt wurden, bevor professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird. Zudem gibt es nach wie vor in Familien und Ehen große Vor­urteile und große Hemmschwellen, bevor Fachleute aufgesucht werden, da dies meist mit dem eigenen Versagen gleichgesetzt wird. Hilfen müssen daher frühzeitig einsetzen und annehmbar sein. Grundidee des Modellprojektes "KASONET" ist frühe und vorbeugende Hilfe und unterstützende Beratung anzubieten, also die Menschen früher zu erreichen. Zusammen mit dem Dachverband des Diakonischen Werkes Westfalen wurde seit 1998 ein befristetes Modell in Kamen eingerichtet.

 

Es sind rd. 28 Kooperationspartner an diesem Netzwerk beteiligt. In der praktischen Umsetzung arbeitet das Beratungszentrum mit dem Kindergartenbereich, den Gemeinden und Pfarrern der Familienbildung und z.T. auch ehrenamtlichen Gruppierungen wie der Frauenhilfe zusammen.

Aus der laufenden Projektarbeit heraus kann festgestellt werden, dass die Zielsetzung, die mit "KASONET" verbunden waren, zu umfangreich sind, als dass sie mit den jetzigen personellen Kapazitäten alle erreicht werden können. So kam es in der Praxis dazu, dass eine höhere Transparenz bei den Leistungsangeboten einzelner Kooperationspartner erreicht wurde, dass eine intensive Kooperation zwischen den evangelischen Kindertages­einrichtungen, der Familienbildung im Kirchenkreis und im Beratungszentrum erfolgte und die Ansprechzeiten von Beratern für Eltern im Kindergarten eingerichtet werden konnten.

 

Aus der Arbeit heraus zeigt sich, dass bei den Eltern i.d.R. eine höhere Schwellenangst zu Gesprächen im Jugendamt bestehen, als zu einer Beraterin der Diakonie. Ist der Kontakt jedoch erst einmal hergestellt, können Beratung in der Ehe-, Familien- und Lebensbera­tungsstelle einsetzen oder eine Vermittlung an andere Kooperationspartner oder das Jugendamt erfolgen. Klärungsgespräche werden z.T. auch gemeinsam mit dem Jugendamt geführt und dabei herausgearbeitet, welche Hilfsmöglichkeiten seitens der Behörde und seitens der Diakonie bzw. dem "KASONET" angezeigt und passend erscheinen.