Zu diesem Tagesordnungspunkt begrüßte Herrn Lipinski Herrn Dr. Götz Heinrich Loos, der als Fachreferent eine Empfehlung zur Öffnung des Wegeabschnittes unterbreiten werde.

 

Eingangs erinnerte Herr Brüggemann mit Bezug auf die Diskussion in der Sitzung des Pla­nungs- und Umweltausschusses am 15.03.2007 und zitierte den in diesen Zusammenhang ge­fassten Beschluss.

 

„Der Planungs- und Umweltausschuss gibt folgendes Votum für die weitere Beratung des Bür­gerantrages im Haupt- und Finanzausschuss ab:

Die derzeitige Situation der Sperrung der Teilstücke des Bewirtschaftungsweges zwischen Brü­cke Jägerweg und Wasserkurler Straße sowie bis Schulze-Berger-Busch soll beibehalten wer­den. Das Teilstück von der Wasserkurler Straße bis zum Schulze-Berger-Busch soll für eine Referenzzeit von 3 Jahren geschlossen bleiben. Gleichzeitig soll eine fachliche Begleitung für die Entwicklung der Natur und Landschaft mit Unterstützung des Lippeverbandes erfolgen. Da­mit erhalten Fauna und Flora die notwendige Zeit, sich entwickeln zu können. Erst nach diesem Zeitablauf soll das Thema Öffnung wieder aufgegriffen werden.

Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, ob eine Öffnung des Bewirtschaftungsweges (westli­cher Teil von Brücke Jägerweg bis Wasserkurler Straße) und der Bau einer Wegeverbindung von der Körnesiedlung bis zum sog. Nebelweg möglich sind, um eine alternative Radwegever­bindung zu schaffen. In diesem Zusammenhang sind die Notwendigkeit eines Änderungsverfah­rens der Planfeststellung sowie Grunderwerbsfragen und finanzielle Möglichkeiten zu prüfen.“

 

Es sei gelungen, Herrn Dr. Loos als Referenten zu diesem Thema für die heutige Sitzung zu gewinnen, erklärte Herr Brüggemann. Herr Dr. Loos habe den Bereich der Körne untersucht und eine Kartierung vorgenommen.

 

In einem ausführlichen Fachvortrag informierte Herr Dr. Loos über die Untersuchungen zur Avifauna (insbesondere Brutvögel) und Empfehlungen zur Wegnutzung entlang der Körne zwi­schen Wasserkurler Straße und Verbindungsweg Jägerweg. Im Rahmen der Betrachtungen sei er insbesondere auf die Auswirkungen auf das Ökosystem eingegangen, die durch eine Wege­öffnung ausgelöst werden können. Ein Hauptproblem sehe er durch Spaziergänger mit Hunden, die zum einen die Vogelpopulation beeinflussen aber auch Einflüsse auf die Vegetation durch hinterlassenen Hundekot nach sich zögen. Unter der Voraussetzung, dass zur Körne hin eine Einfriedung durch einen Zaun erfolge (Verlauf s. rote Kennzeichnung im Übersichtsplan), sehe er die Öffnung des Wegeabschnittes als unproblematisch an. Darüber hinaus verdeutlichte er die Anlegung eines (fakultativen) Zuweges unmittelbar zum Körneufer (blaue Kennzeichnung im Übersichtsplan) sowie eine alternative Grenzziehung im östlichen Teil (teilweise Nutzbarma­chung eines Wiesenabschnittes für die Öffentlichkeit; magenta Kennzeichnung im Übersichts­plan). Dieser Vorschlag ist in der Präsentation zu TOP 2, Seite 2, als Übersichtsplan dargestellt. Sodann berichtete er anhand verschiedener Fotos über die Avifauna und informierte über die geschützten Arten im Untersuchungsgebiet. Der im Übersichtsplan mit einer magenta-farbenen Linie gekennzeichnete Bereich könnte ebenfalls geöffnet werden, falls der Wunsch bestehe, der Bevölkerung ein Stück Wiese diesseits des Zauns zu präsentieren. Hier werde empfohlen, den Bereich mindestens zwei Mal pro Jahr zu mähen. Die Randbereiche am Schotterweg sollten mit heimischen Blumen- und Böschungsmischungen eingesät werden. Als Abgrenzung zwischen Ackerflächen und Weg empfehle er eine Heckenanpflanzung. Damit werde eine Schutzzone geschaffen, die die Einbringung von Pestiziden vermeiden könne. Die zu beobachtende Auen­waldentwicklung bewertete er positiv. Des Weiteren sei festzustellen, dass sich Feuchtwiesen mit einem Vorkommen von bemerkenswerten Pflanzenarten entwickelt haben. In diesem Zu­sammenhang empfehle er ebenfalls eine Abzäunung der Feuchtwiesenlinse zum Schutz dersel­ben.

 

Herr Lipinski dankte Herrn Dr. Loos für den informativen Vortrag.

 

Herr Naujoks wies darauf hin, dass die Kosten für den Zaun und die Kontrolle und Unterhaltung der Zaunanlage anfallen würden und fragte nach, ob es nicht günstiger sei, die Hundehalter zu überwachen.

 

Diesbezüglich erwiderte Herr Dr. Loos, dass eine permanente Kontrolle durch Wächter nicht gewährleistet werden könne. Dagegen sei ein Zaun eine Möglichkeit, den Zugang dauerhaft zu regeln. Darüber hinaus führe der Lippeverband im Rahmen der Gewässerunterhaltung regelmä­ßige Kontrollen durch, in die sicherlich auch die Kontrolle der Zaunanlage einbezogen werden könne, wenn dies mit dem Lippeverband vereinbart werde.

 

Nach Einschätzung von Herrn Mork stelle sich die Diskussion als schwierig dar. Einerseits  müsse Natur erlebbar sein. Andererseits sei sie zu schützen. Die Diskussion um eine Zaunan­lage sehe er daher durchaus als lagerorientiert an. Die inhaltliche Ausführung von Herrn Dr. Loos habe gezeigt, dass sich die Natur wieder ihren Raum geschaffen habe. Seltene Arten nut­zen die neue Biotopsituation. Ein wichtiger Bereich sei auch die Entwicklung eines Auenwaldes. Er unterstütze auch den Erhalt offener Flächen, für die dann jedoch eine regelmäßige Pflege erforderlich sei. Die Errichtung einer Zaunanlage sehe er durchaus kritisch, da Zaunanlagen kein wirkliches Hindernis darstellen. Ein Zaun könne auch überstiegen werden und damit ginge die erwünschte Wirkung verloren. Es würde die Gefahr bestehen, dass durch solche Über­schreitungen auch die Uferstreifen genutzt würden. Seiner Meinung nach sei der Erlebnisraum Körne mit Feldern und Wäldern ausreichend. Er spreche sich dafür aus, den Unterhaltungsweg nicht zu öffnen.

 

Herr Dr. Loos nannte als Gegenbeispiel den Wegeabschnitt zwischen Westicker Straße und Kläranlage, der über einen Zaun verfügt, der nicht störend ins Gewicht falle, aber seine Funktion erfülle. Er halte die Errichtung einer Zaunanlage für eine gangbare Möglichkeit.

 

Frau Schaumann schloss sich den Bedenken hinsichtlich des Zauns von Herrn Mork an. Sie erkundigte sich, welche Art von Zaunanlage errichtet werden könnte.

 

Daraufhin verwies Herr Dr. Loos nochmals auf das bereits erwähnte Beispiel Westicker Straße – Kläranlage.

 

Herr Heidler dankte zunächst Herrn Dr. Loos für sein Engagement und die Unterbreitung kon­kreter Vorschläge, die es ermöglichen können, Natur erlebbar zu machen. Dabei sei sehr deut­lich das Spannungsfeld zwischen Natur erleben und Natur erhalten aufgezeigt worden. Nunmehr sei es möglich, die politische Bewertung vorzunehmen.

 

In diesem Zusammenhang wies Herr Brüggemann darauf hin, dass ein Lückenschluss mit dem Radweg Nebelweg geschaffen werden konnte. Die Verwaltung werde sich um die Öffnung des westlichen Bereichs bemühen, entsprechend dem Beschluss des Planungs- und Umweltaus­schusses vom 15.03.2007. Durch Herrn Dr. Loos sei ein gangbarer Weg aufgezeigt worden. Aus verkehrlichen Gründen sei die Querung „Hohes Feld“ bedenklich. Die 850 m lange Wegebezie­hung entlang der Körne können eine alternative und sichere Wegenutzung darstellen. Unter Beteiligung des Kreises Unna sei nunmehr eine Regelung zu treffen, um den Unterhaltungsweg in dem vorgestellten Teilbereich öffnen zu können. Darüber hinaus sei die Aufgabenverteilung mit dem Lippeverband abzustimmen. Der Weg weise tiefe Spurrillen auf, die für die Nutzung ausgeglichen werden müssten. Des Weiteren sei eine Zaunanlage zu errichten und zu unter­halten. Bisher habe sich der Lippeverband bei ähnlichen Projekten immer sehr kommunal­freundlich gezeigt. Als Ziel formulierte er, dass angestrebt sei, unter Mitwirkung des Kreises Unna möglichst noch zu Beginn der Sommersaison eine Öffnung des Unterhaltungsweges als Rad- und Wanderweg zu erreichen.

 

Herr Heidler verdeutlichte nochmals den für die Politik nunmehr vorzunehmenden Abwägungs­prozess. Er erwarte weiterhin Diskussionen in Methler. Besonders positiv würde sich s. E. die Öffnung auf die verkehrliche Situation an der Querung Wassserkurler Straße auswirken.

 

Frau Scharrenbach bewertete den Beitrag von Herr Brüggemann als Sachstandsbericht. Mit seinem Vorschlag würde Herr Brüggemann die politischen Gremien ausschalten. Es würden die Grundsatzentscheidung sowie die Kostenübernahmeentscheidung mit anschließendem Votum ihrer Meinung nach fehlen. Sie schlug vor, die Öffnung des Wegestücks zunächst zeitlich zu begrenzen, damit der Umgang der Nutzer mit dem Bereich beobachtet werden könne. Sie gehe grundsätzlich davon aus, dass kein respekt- und rücksichtsloses Verhalten der Menschen er­wartet werden könne.

 

Herr Brüggemann verdeutlichte, dass seitens der Stadt Kamen nur ein geringer Kostenanteil zu übernehmen sei. Die Instandhaltung des Unterhaltungsweges sei sowieso Aufgabe des Lippe­verbandes. Der Umfang sei so gering, dass hier s. E. keine parlamentrelevante Entscheidung hinsichtlich der Kosten zu treffen sei. Darüber hinaus sei klarzustellen, dass es bereits im Jahr 2007 einen entsprechenden Auftrag an die Verwaltung gegeben habe. Dieser Prüfauftrag sei nunmehr abgearbeitet. Tenor war, wenn eine Öffnung des Bewirtschaftungsweges möglich sei, dann solle dies auch umgesetzt werden. Genauso wie der Lückenschluss Nebelweg von der Verwaltung bereits umgesetzt wurde. Seitens der Bürgerschaft bestünde der Wunsch, die We­gestrecke freizugeben. Um dies noch vor den Sommerferien möglich zu machen, sei zeitnah zu handeln.

 

Auch Herr Diederichs-Späh kritisierte das Vorgehen der Verwaltung. Er hätte sich einen Hin­weis in der Tagesordnung auf die Verfahrensweise gewünscht. Derzeit sehe er sich außer Stande, eine Entscheidung zu treffen.

 

Darauf erwiderte Herr Brüggemann, dass die Verwaltung das deutliche Interesse der Bevölke­rung sehe, dass dieses Teilstück als Rad- und Wanderweg freigegeben werde. Der Auftrag an die Verwaltung wurde bereits 2007 durch die Entscheidungen der politischen Gremien gegeben. Er bat darum, sich dies in Erinnerung zu rufen. Insofern könne er die vorangehende Argumenta­tion nicht nachvollziehen.

 

Frau Schneider äußerte ihr Unverständnis über diese übertriebene Aufgeregtheit. Sie schlug vor, das Thema in den Fraktionen zu beraten und eine Abstimmung in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 24.05.2011 herbeiführen zu lassen.

 

Herr Brüggemann stellte nochmals heraus, dass es in diesem Zusammenhang der Verwaltung wichtig erschien, die notwendigen organisatorischen Vorbereitungen zu treffen, um eine zeit­nahe Nutzung des Unterhaltungsweges zu ermöglichen.

 

Ergänzend merkte Herr Lipinski an, dass es der Verwaltung nicht um eine Beschlussfassung ginge sondern hier die Meinungsäußerung gefragt sei.

 

Für die SPD-Fraktion erklärte Frau Dyduch, dass diese sich bereits seit 2007 intensiv mit der Thematik auseinandersetze. Sie zeigte sich erstaunt darüber, dass der Verwaltung vorgeworden werde, dass der Ausschuss nicht beteiligt wurde. Ihrer Meinung nach sollte eine gewisse Pro­fessionalität vorausgesetzt werden können. Die SPD fühle sich ausreichend beteiligt. Sie zeige jedoch Verständnis dafür, dass andere Fraktionen sich noch beraten möchten. Die Verwaltung wünsche sich schlussendlich eine Bewertung. Mit Blick auf die Nutzung des Weges sei jetzt die richtige Zeit. Sie schloss ihre Ausführungen mit dem Wunsch, dass die Fraktionen in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am kommenden Dienstag ein Statement abgeben, damit noch eine Chance für die zeitnahe Umsetzung zum Sommer bestehen werde.

 

Herr Brüggemann sagte zu, den Vorschlag zur Besprechung der Thematik in der kommen­den Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, dem Bürgermeister zu unterbreiten.

 

Herr Lipinski danke Herrn Dr. Loos für den informativen Vortrag. Das weitere Verfahren sei nunmehr dargelegt. Er erwarte die abschließenden Meinungsäußerungen der Fraktionen in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses.