Frau Kahraman-Brust stellte zu Beginn ihres Vortrages die Aufgaben und Inhalte der RAA Kreis Unna vor. Die Vortragsfolien sind der Niederschrift als Anlage beigefügt. Anschließend er­läuterte sie ihren Tätigkeitsbereich mit den Schwerpunkten Jugendhilfe und Antirassis­mus­arbeit. Um den Nachfragen von Schulen zu den Themen „Zwangsheirat und Ehrenmorde“ nachkom­men zu können, habe sie gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises im Jahr 2008 das Netzwerk „Wegen der Ehre“ gegründet. Seitdem habe das Netzwerk, dem auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kamen angehöre, Theateraufführungen und eine kreis­wei­te Lesereihe zu der Problematik „Zwangsheirat und Ehrenmorde“ an Schulen und als öffentliche Veranstaltungen durchgeführt. Seitens der RAA seien zusätzlich verschiedene Fortbildungen für Lehrkräfte organisiert worden.

 

Herr Fuhrmann erkundigte sich u.a., wann man sich an das Mädchenhaus Bielefeld wenden kön­ne. Er werde beruflich des öfteren mit dieser Problematik konfrontiert und wollte wissen, ob das Mädchenhaus auch berate, wenn z.B. ein junges Paar freiwillig zusammen sei, die Eltern aber mit dieser Verbindung nicht einverstanden seien.

 

Frau Kahraman-Brust gab an, dass das Mädchenhaus in Bielefeld in allen Fragen in diesem Kon­text ansprechbar sei. Die Mädchen und jungen Frauen bekämen dort entsprechende Unter­tützung, da es für sie fast immer eine Katastrophe sei, sich gegen den Willen der Familie zu stel­len bzw. sich von der Familie zu trennen. Sie plädierte in diesem Zusammenhang für eine gute Zusammenarbeit von Jugendämtern, Polizei und Ärztinnen und Ärzten. Sie erklärte weiter, dass in Deutschland Zwangsheirat verboten sei und mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Sie wies daraufhin, dass auch in der Türkei Zwangsheirat unter Strafe stehe und nannte beispielhaft die in Deutschland erscheinende türkische Zeitung „Hürriyet“, die regelmäßig diese Problematik thematisiere.

 

Frau Seltmann wollte wissen, ob die jungen Frauen auch Unterstützung durch muslimische Ver­bände erfahren.

 

Frau Kahraman-Brust erklärte, dass es im Einzelfall Unterstützung geben könne, es in der Re­gel aber sehr schwierig sei, da es in den Moscheevereinen zumeist keine offene Auseinander­setzung hierüber gebe und in den Moscheepredigten oftmals sogar von „Sünde“ gesprochen werde.

 

Frau Kollmeier ergänzte, dass sie in ihrer Zeit als Lehrerin die Erfahrung gemacht habe, dass sich diese Problematik wie eine Wand darstelle, die kaum zu durchdringen sei, da der Verlust der Familie ein extrem hoher Angstfaktor für die Mädchen darstelle.

 

Frau Kahraman-Brust äußerte, dass sie z.Z. Tendenzen wahrnehme, dass das Problem weni­ger werde und äußerte die Hoffnung, dass eine neue Generation von Mädchen und Jungen heran­wachse.

 

Frau Hartig bestätigte diesen Eindruck bezogen auf das Frauenhaus. Sie habe seit vielen Jahren Kontakt mit dem Frauenhaus des Frauenforums und stelle fest, dass in den vergangenen Jah­ren zunehmend ausländische Frauen das Frauenhaus aufsuchen. Für sie ein Zeichen, dass die Frauen sich trauen, sich gegen ihren gewalttätigen Ehemann zu stellen.

 

Frau Kahraman-Brust wies abschließend auf eine Fortbildung der RAA am 07.04.2011 hin, wo die unterschiedlichen Strukturen und die Arbeit der im Kreis Unna tätigen Migrantenselbst­organi­sationen vorgestellt werden. Neben ihrem Kollegen aus der RAA werde die Kontaktbeamtin für muslimische Organisationen der Kreispolizeibehörde Unna hierzu referieren.