Herr Kühnapfel erläuterte zu Beginn der Sitzung, dass Bündnis 90/Die Grünen den Antrag über die Abkehr vom alten Kamener Weihnachtsmarkt auf die Tagesordnung des Wirtschafts­aus­schusses gesetzt habe. Die Fraktion bemängelt, dass die Politik nicht schon früher über den Schritt vom Weihnachtsmarkt zum kulinarischen Eventwochenende informiert worden sei und wünsche sich, dass sowohl KIG als auch Verwaltung vorstellen, wie die Organisation von KIG und Verwaltung personell und finanziell unterstützt werde.

 

Herr Wenge verteidigte die Entscheidung für einen Neuanfang und trug vor, dass die KIG ur­sprünglich keine Informationspflicht gegenüber dem Wirtschaftsausschuss gesehen habe, je­doch auf Wunsch gerne bereit sei, in Zukunft die Politik früher zu informieren. Er stellte dar, dass man für dieses Jahr nicht genügend Aussteller für neun Tage habe finden können, die anderen Bewerber jedoch frühzeitig informiert habe, dass in diesem Jahr kein Weihnachtsmarkt statt­finde. Aufgrund eines zeitraubenden und anstrengenden Erneuerungsprozesses, bei dem mittler­weile genügend Gastronomen akquiriert wurden und die Versorgung mit Strom und Wasser sichergestellt sei, konnte das endgültige Konzept jedoch erst in der 49. Kalenderwoche fertig gestellt werden.

Der alte Weihnachtsmarkt habe zwar seine Stärken gehabt, so Herr Wenge weiter, zum Beispiel bei der Einbindung von Chören, Vereinen, Schulen und Kindergärten, die Schwächen, insbeson­dere die geringen Besucherzahlen am Nachmittag, hätten jedoch überwogen. Eine fünfstellige Summe plus Sponsoring fordere das Weihnachtsangebot. Seit einigen Jahren habe man den Weihnachtsmarkt kritisch beobachtet, sodass der Werbeausschuss der Händler nun überzeugt sei, dass ein Wechsel zu wenigen Tagen mit Eventcharakter Sinn mache. Diesen Trend habe man bereits im letzten Jahr erkennen können, als die Kunsteisbahn für drei Tage aufgebaut wurde. Man orientiere sich mehr am Geschmack der Kundschaft, die sich eine kürzere Veran­staltung mit Eventcharakter wünsche. Mit der kulinarischen Weihnacht suche man eine Nische, um sich von den umliegenden Städten abzugrenzen. Diese Nische biete zum Beispiel das aus­gewogene gastronomische Angebot in diesem Jahr. Die Übernahme von Teilen aus dem alten Konzept habe man zusätzlich nicht stemmen können. Für die Zukunft schließe er dies jedoch nicht aus, zumal im nächsten Jahr der verkaufsoffene Sonntag in Kombination mit dem Weih­nachtswochenende stattfinden soll.

 

Auf Nachfrage von Herrn Kühnapfel welche Rolle die Verwaltung bei der Organisation des ur­sprünglichen Weihnachtsmarktes spielte, antwortete Herr Hupe, dass die Stadt im Rahmen des Stadtmarketings nur mit begrenzten Kosten für Weihnachtsbeleuchtung, Bäumen und Buden­bereitstellung beteiligt sei. Gut 8.000 Euro plus weiteren Personalaufwand bei den Service­be­trieben, mache das aus.

 

Frau Möller fand Herrn Sostmanns Aussage in der Presse - wenn jeder Kamener nur 1 Euro auf dem Weihnachtsmark ausgebe, dieser in bisheriger Art und Weise fortgeführt worden sei -, durch­aus eine Beleidigung für engagierte Kamener Vereine und Gruppen, die einst das Rah­menprogramm für den Weihnachtsmarkt geliefert haben.

 

Herr Sostmann schilderte, dass man in der Vergangenheit bis zwei Tage vor dem Weihnachts­markt immer noch nach Beschickern gesucht habe. Auch der Besuch des Weihnachtsmarktes sei nicht sehr gut gewesen. Das Problem sei, dass die Beschicker nicht ausreichende Einnah­men generieren konnten. Vor diesem Hintergrund sei seine Äußerung in der Presse zu ver­stehen.

Zu der Beteiligung der Verwaltung führte er aus, dass diese in die Akquise eingebunden ge­wesen sei und sich intensiv unter anderem um die Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt bemühe.

 

Auf Nachfrage von Frau Möller teilte Herr Wenge mit, dass ein Stand für neun Tage 174,- Euro koste. An den Standmieten scheitere jedoch die mangelnde Nachfrage an Ausstellern nicht. Ca. 2.000 Euro wurden für die Bewachung des alten Marktes aufgebracht. Mit Funkspots, Presse und Flyern komme die KIG auf fünfstellige Ausgaben. Mit einem solchen Markt verdiene man kein Geld, so Herr Wenge weiter, es bleibe immer noch ein Zuschussgeschäft für die Händler­schaft.

Auch dieses Jahr sei das Konzept, obwohl es nur drei Tage dauert, aufgrund des attraktiven Programms nicht wesentlich kostengünstiger.

 

Herr Kühnapfel gab zu Bedenken, dass es durch die abendlichen Öffnungszeiten der Kuli­na­rischen Weihnacht am Wochenende, Familien mit kleinen Kindern unmöglich gemacht werde, die Veranstaltung zu besuchen.

Er erkundigte sich nach der Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der KIG.

 

Herr Hupe teilte mit, dass die KIG im Wesentlichen die Veranstaltung organisiere und auch letzt­endlich die Entscheidungen fälle. Eine gute Verbindung zwischen Stadt und der KIG be­stehe jedoch, da der städtische Wirtschaftsförderer zugleich stellvertretender Vorsitzender der KIG sei. Die Stadt begleite die KIG als Partner und unterstütze den neuen Weg, weil der alte Weihnachtsmarkt wirtschaftlich und wegen mangelnder Besucherzahlen nicht mehr tragfähig gewesen sei. Eine Partnerschaft, so Herr Hupe, müsse so belastbar sein, dass man neue Kon­zepte zulasse und nicht vorzeitig die Entscheidungen der KIG infrage stelle.

Er wies darauf hin, dass die Veranstaltung nach dem Wochenende sorgfältig ausgewertet wer­de. Erst dann könne man darüber reden, ob zukünftig das Konzept, durch die Integration von Schulen, Vereinen etc., ausgebaut werden könne. Er bat um Verständnis, dass diese Thematik nicht auf der Tagesordnung des Wirtschaftsausschusses gestanden habe, da es sich grund­sätz­lich um eine Angelegenheit der KIG handele.

 

Herr Wenge hoffte, mit der Kulinarischen Weihnacht ein Event in Konkurrenz zu den Nachbar­städten aufzustellen und machte deutlich, dass es sich bei der KIG um keine Event-Agentur han­dele. Alle organisatorischen Aufgaben werden ehrenamtlich mit der Hilfe von drei 400 Euro-Kräften geleistet. Daher wolle man das Konzept für den neuen Weihnachtsmarkt Stück für Stück ergänzen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass man im kommenden Jahr auch wieder Schulen, Chöre und Vereine beteiligen werde.

 

Herr Hupe ergänzte, dass die Weihnachtsmärkte in den Stadtteilen nur durch das Engagement von Kooperationskräften möglich seien. Eine größere finanzielle Beteiligung der Stadt schloss er aufgrund der Haushaltslage aus.

 

Herr Klanke rief dazu auf, den Neuanfang nicht im Vorfeld zu zerreden.

 

Herr Kühnapfel merkte an, dass er keine Kritik am kulinarischen Weihnachtswochenende äußern wolle, doch ginge es bei diesem nicht mehr um das eigentliche weihnachtliche Flair. Schluss­endlich werde das neue Konzept lediglich der Händlerschaft nützen. Fraglich sei daher, ob solches Engagement der Stadt überhaupt noch angebracht sei, wenn es nicht mehr um ein weihnachtliches Angebot für Kinder und Familien gehe, sondern um ein Gastronomie-Event.

 

Herr Hupe machte nochmals deutlich, dass der alte Weihnachtsmarkt in seiner bisherigen Form nicht angenommen wurde und warb für das neue Konzept.

 

Herr Grosch kritisierte die fehlende Beteiligung von Schulen und die abendlichen Öffnungs­zei­ten, die ein Einkaufen nicht mehr ermöglichen. 

 

Herr Sostmann entgegnete, dass es in der Vergangenheit viele Familienbesuche zu den Veran­staltungen der Schulen und Vereine gegeben habe. Jedoch habe diese Zielgruppe kein Geld auf dem Weihnachtsmarkt ausgegeben und sei anschließend auch nicht zum Einkaufen gegangen.

 

Herr Heidenreich bestätigte die Aussage von Herrn Sostmann und erwähnte, dass er jahrelang den Weihnachtsmarkt mitorganisiert habe. Zu bedauern sei, dass die Bürgerinnen und Bürger  dem Weihnachtsmarkt zunehmend mit mangelnder Akzeptanz begegneten. Er wünschte sich, dass das neue Konzept gut angenommen und die KIG unterstützt werde.

 

Frau Scharrenbach war der Meinung, dass das Stadtmarketing der Verwaltung in Bezug auf die Organisation des Weihnachtsmarktes mehr gefordert sei. Die KIG könne das aufgrund des ehrenamtlichen Engagement nicht leisten.

Dass in Kamen weniger Leute Geld ausgeben, so Frau Scharrenbach liege an der sozialen Struk­tur und an einer schwächeren Kaufkraft als beispielsweise in Dortmund und in Hamm. Sie gab zu Bedenken, dass vieles, was einmal wegrationalisiert wurde, dann auch nicht mehr zu­rück­geholt werden könne.

Sie kritisierte die ihrer Auffassung nach mangelnde Informationspolitik.

 

Herr Klanke hielt das neue Konzept für anspruchsvoll, das der Wirtschaftsausschuss unter­stützen sollte.

 

Frau Möller kritisierte die Öffnungszeiten des kulinarischen Weihnachtswochenendes, von dem bestenfalls die umliegenden Gastronomen profitieren werden.

Auf den Beitrag von Herrn Sostmann eingehend, fügte sie an, dass demnach die Bürgerinnen und Bürger Schuld am Sterben des alten Weihnachtsmarktes seien. Dies käme einer Belei­di­gung gleich.

 

Herr Sostmann machte noch einmal deutlich, dass er nicht die Bürgerinnen und Bürger belei­digen, sondern mit seiner Aussage deutlich machen wollte, dass so eine Veranstaltung nur trag­fähig sei, wenn auch ein entsprechender Gewinn bei den Beschickern verbleibe. Hierzu sei nun mal ein adäquater Umsatz notwendig.

 

Herr Wiedemann hielt es für Mittelstädte schwer, was Neues zu entwickeln und mit Erfolg um­zusetzen. Das neue Konzept sollte jedoch im Vorhinein nicht zerredet werden.

 

Frau Scharrenbach sagte, dass das Stadtmarketing in diesem Jahr nicht gut funktioniert habe. Sie erkundigte sich, ob die Fraktionen bei der Auswertung der neuen Veranstaltung beteiligt werden.

 

Daraufhin betonte Herr Hupe, dass dies nicht beabsichtigt sei. Zunächst müsse die KIG ihre Veranstaltung analysieren.