Sitzung: 06.12.2010 Behindertenbeirat
Herr Rossmann
stellte sich zunächst vor und legte dar, dass er im Bereich der Deutschen Bahn
als Bahnhofsmanager tätig sei. Ohne den Ausführungen von Frau Störmer vorzugreifen,
wolle er schon im Rahmen der Einleitung betonen, dass es sich bei der Maßnahme
in Kamen um ein durchaus anspruchsvolles Projekt im Rahmen der
Modernisierungsoffensive II handelt. Bei dieser Modernisierungsoffensive
werden rund 108 Bahnhöfe durch die Deutsche Bahn umgebaut. Allein für Kamen
wird ein Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro eingeplant.
Frau Störmer berichtete
einleitend, dass an den Treppen und den Zuwegungen Anpassungsarbeiten
vorgenommen werden. Zunächst erfolgt eine Erhöhung des Bahnsteiges um 38 Zentimeter,
um somit auch für behinderte Menschen einen einfacheren Einstieg in die Züge
erreichen zu können. Der Zugang vom Bahnhofsvorplatz zum Bahnsteig wird durch
eine entsprechende Rampe gewährleistet. Durch ein Leitsystem mit Leitstreifen
erfolgt eine Führung über die gesamte Verkehrsstation. Weiterhin berichtete
Frau Störmer, dass vor der Rampe Bewegungsflächen mit Aufmerksamkeitsstreifen
zur Gewährleistung von mehr Sicherheit befindlich sein werden. Für
mobilitätseingeschränkte Personen wird Hilfestellung durch einen Aufzug in der
Unterführung angeboten, welcher, so bestätigte Frau Störmer auf Nachfrage von Frau
Jung, über die erforderliche
Normenbreite verfügen wird. Aufgrund der notwendigen Durchgangsbreiten zu den
neuen Aufzügen werden auch an den Treppen Anpassungsarbeiten erforderlich, die
dazu führen, dass die Treppen ein wenig schmaler werden. Herr Rossmann erläuterte, dass zur Vermeidung
von sozialen Angsträumen die bestehenden Einhausungen an den Treppen mit durchsichtigen
Konstruktionen erneuert werden. Ähnliches wurde in Holzwickede durchgeführt und
hat sich dort bewährt.
Frau Störmer
führte weiterhin aus, dass ein Rampenlauf mit einer Länge von 5,50 m und ein
Rampenlauf mit 6,00 m geplant ist; nach 6,00 m Rampenlauf ist ein Podest als
Ruhefläche vorgesehen. Als problematisch habe sich zunächst erwiesen, dass ein
Ausgleich zwischen erhöhtem Bahnsteig und Ausgang beim Empfangsgebäude
mittels Treppen erreicht werden musste. Dieses sei jedoch dem Denkmalschutz
geschuldet und somit unvermeidlich.
Herr Rossmann
erklärte, dass noch ein zusätzliches Wetterhaus gebaut wird. Hierdurch würde
man sich eine bessere Verteilung der wartenden Gäste auf die Bahnsteige
versprechen. Weiterhin werden die Bahnsteige mit durchgängiger Schraffur zur
Ausweisung des Sicherheitsbereiches ausgestattet.
Herr Fuhrmann erkundigte
sich, wieviel Fläche zum Bahnsteig noch verbleibt und ob es Auswirkungen auf
die dort befindlichen Automaten haben werde. Des weiteren fragte er nach, ob
die geschlossene östliche Seite wieder geöffnet wird.
Frau Störmer gab an, dass ein Abstand von
1,13 m zum Empfangsgebäude verbleiben wird. Herr Rossmann erläuterte, dass sich bei den Automaten keine Änderungen
ergeben werden und eine weitergehende Öffnung nicht vorgesehen ist.
Nach seiner Einschätzung
sei die Erreichbarkeit des Bahnhofs durch das Gebäude und mittels des Weges
neben dem Empfangsgebäude ausreichend. Allein schon aus Sicherheitsgründen
seien zu viele Zuwegungen nicht zu empfehlen.
Herr Hunsdiek verwies darauf, dass die
Fahrstühle häufig gestört sind und erkundigt sich nach der Zuständigkeit für
die Behebung. Er regte eine andere Regelung an, da die bislang erforderlichen
vorherigen fernmündlichen Nachfragen von behinderten Reisenden problematisch
seien.
Herr Rossmann verwies auf das bisherige
Verfahren, wonach durch die Hotline der Deutschen Bahn entsprechende Auskünfte
zur Organisation der Reisen erhalten werden können. Weiterhin sei durch die
Erneuerung der Aufzüge zukünftig ein deutlicher Rückgang bei der
Störanfälligkeit zu erwarten. Er betonte gleichfalls, dass kurzfristige
Außerbetriebnahmen häufig auf Vandalismus zurückzuführen sind und betonte
insofern auch die Wichtigkeit, dass derartige Fälle gemeldet werden.
Frau Jung erkundigte sich, ob
gegebenenfalls auch Abmachungen mit der hiesigen Polizei bestehen würden.
Herr Rossmann erläuterte, dass für die
Überwachung der Bahnhöfe grundsätzlich eine Zuständigkeit der Bundespolizei
und eigener Sicherheitsdienste gegeben ist. Die bisherigen Schwerpunkte der
Überwachungen waren darauf gerichtet, dass das Überqueren der Gleisanlagen nach
Südkamen hin unterbunden wird.
Herr Fuhrmann wies darauf hin, dass auch
seitens der Kamener Polizeistation gelegentlich Überprüfungen durchgeführt
werden. Ansonsten bat er noch um Auskunft hinsichtlich des Zeitfensters für
die Modernisierungsarbeiten sowie über die Farbgestaltung bei der Unterführung.
Herr Goertz erwiderte, dass im kommenden
Jahr die Ausführungsphase beginnen wird und somit mit einer Inbetriebnahme im
Jahr 2012 zu rechnen ist. Bei der Unterführung wird ein neuer Putz und ein
neuer Anstrich aufgetragen werden.
Frau Jung bedankte sich für den Besuch der
Referenten und betonte die Wichtigkeit, dass dieses Projekt umfänglich dem
Gremium vorgestellt wurde und bat anschließend Herrn Wenge um Wortergreifung
und um Bericht über die „Volkswirtschaftliche Lage/Rückblick und Ausblick“.
Herr Wenge stellte zunächst fest, dass sich
im Vergleich zur besorgniserregenden Entwicklung im Jahr 2008 und 2009 der
konjunkturelle Verlauf im laufenden Jahr sehr positiv entwickelt hat und sich
die konjunkturelle Entwicklung nach seiner Einschätzung auch in 2011 so
fortsetzen wird. Der gute Verlauf in diesem Jahr sei jedoch in den weltweiten
Volkswirtschaften sehr unterschiedlich gewesen und muss daher differenziert
betrachtet werden. Insbesondere die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von
Amerika, welche üblicherweise die Lokomotive der Weltkonjunktur ist, sei zur
Zeit von einer hohen Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Trotz eines bestehenden
Wirtschaftswachstums würden dort keine neuen Arbeitsplätze entstehen. Hieraus
resultiert ein geringer Konsum in Verbindung mit einer steigenden Sparquote,
welche insbesondere für die USA sehr ungewöhnlich sei. Insofern kann
festgestellt werden, dass die USA zur Zeit an einem eher schwachen Dollar und
einem starken Euro interessiert seien. Bemerkenswert sei weiterhin, dass die
US-Notenbank in erheblichem Umfang Staatsanleihen aufgekauft habe. Trotz dieser
durchaus problematischen Tendenzen sind jedoch seitens der Spekulanten keine
Wetten, anders als bei Staaten wie z.B. Irland oder Portugal, gegen die
Vereinigten Staaten zu verzeichnen; hierfür ist die dortige Wirtschaft zu
robust.
Herr Wenge führte
weiterhin aus, dass zur Zeit die wichtigsten Impulse aus Vietnam und Indonesien
kommen würden; hierbei handelt es sich um Länder, in denen ein dynamische Aufbruchsstimmung
zu verzeichnen sei.
In der
Gesamtbetrachtung ergibt sich in der wirtschaftlichen Dynamik eine Reihenfolge
aus Asien, Lateinamerika und Europa. Für China ist festzustellen, dass für die
dortige Wirtschaft die Gefahr der Überhitzung besteht. Insofern wird für das
kommende Jahr ein reduziertes Wachstum von 9 % angepeilt. Insbesondere für die
exportgeprägte deutsche Wirtschaft ist China nach wie vor ein überproportional
wichtiger Markt; aufgrund des Rohstoffreichtums ist jedoch China umgekehrt auch
bei der Frage der Importe von großer Bedeutung. Für die deutsche Wirtschaft
bedeutet die Tendenz zur Kopie deutscher Produkte durch die chinesische Wirtschaft
eine erhöhte Anforderung an permanente Innovation.
Insgesamt hat die
deutsche Wirtschaft zur Zeit erfreulich gute Geschäftserwartungen; dieses wirkt
sich auch positiv auf die Entwicklung beim DAX aus. Herr Wenge ging davon aus,
dass der DAX in diesem Jahr über 7.000 Punkte und im kommenden Jahr über 8.000
Punkte klettern würde. Die wirtschaftliche Entwicklung wird zur Zeit von einem
ungewöhnlich positiv geprägten Konsumklima getragen, was für dieses Jahr ein
Wachstum von 3,7 % und für das kommende Jahr von 2 % erwarten lässt.
Unter Einbeziehung
einer moderaten Inflationsrate von 1,3 % kann man Deutschland zur Zeit als
Wachstumsmotor für Europa bezeichnen. Überschattet wird diese positive
Entwicklung nach wie vor von einem sehr unterschiedlich ausgeprägten Wachstums
– und Zinsniveau in der Eurozone. Die Spekulationen gegen einzelne Länder und
die sich hieraus ergebenden finanziellen Schutzschirme dürfen nicht dazu
führen, dass einzelne Länder die Schulden anderer Staaten stemmen müssen.
Insofern gäbe es zur Konsolidierung der Staatsfinanzen aller Länder keine
wirkliche Alternative; auch die andiskutierte Rückkehr der angeschlagenen
Länder zu ihren alten Währungen stelle keine wirkliche Lösung dar.