Die Herren Dörmann und Zude referierten anhand einer der Niederschrift in Kopie beigefügten Powerpointpräsentation.

Herr Dörmann wies einleitend die neuen Mitglieder des Familien- und Sozialausschusses da­rauf hin, dass er bereits in der Sitzung des Ausschusses am 26.03.09 die konzeptionellen Ele­mente der Produktionsschule dargestellt habe.

Die Werkstatt Unna sei seit mehr als 25 Jahren in Unna und Dortmund am Markt tätig. Ihre An­ge­bote richteten sich im Wesentlichen an Jugendliche und Frauen. Jährlich würden rd. 4000 Menschen von der Werkstatt Unna betreut.

Im besonderen wies Herr Dörmann auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit im Kreis Unna hin. Zwei Drittel der arbeitslosen Jugendlichen würden Arbeitslosengeld II in Anspruch nehmen müssen.

Die im Kreis Unna bestehende Ausbildungssituation sei die schlechteste in NRW sowie der ge­sam­ten Bundesrepublik. Erschreckend sei die Tatsache, dass 40% der Jugendlichen im ALGII-Bezug 2 Jahre auf die Leistung angewiesen seien.

Anhand einer weiteren Folie erläuterte Herr Dörmann Zahlenmaterial zur Arbeitslosigkeits- und Ausbildungsplatzsituation speziell bezogen auf die in Kamen vorherrschenden Verhältnisse.

Als eines der Hauptziele der Arbeit der Werkstatt Unna betrachtet Herr Dörmann die Vermei­dung der Verfestigung einer im Einzelfall bestehenden Hilfebedürftigkeit, da es sich mit zuneh­mender Bezugsdauer immer schwieriger gestalte, die Hilfesuchenden in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Das Handeln der Werkstatt Unna orientiere sich an den konzeptionellen Ansätzen der in Dänemark seit geraumer Zeit erfolgreich betriebenen Produktionsschulen. Auch in Unna pro­duziere man für den Markt und eben nicht ohne Absatzmöglichkeiten, wie es bei anderen An­bietern von Weiterbildungsmöglichkeiten durchaus üblich sei. Weiterhin versuche man Rahmen­bedingungen zu schaffen, die die Jugendlichen zu selbständigem Lernen anspornen sollen.

Im Anschluss schilderte Herr Dörmann die bei Errichtung der Produktionsschule beachteten Eckpunkte. Eingerichtet wurden 2 Werkstattbereiche für 24 Jugendliche. Als Fördergeber

trete die ARGE im Kreis Unna auf. Aufträge würden von öffentlichen oder gemeinnützigen Einrichtungen entgegen genommen. Herr Dörmann wies darauf hin, dass keine Kon­kurrenz­situation zur gewerblichen Wirtschaft entstehen würde.

Als Produktionsfelder habe man die Bereiche Holz und Metall ausgewählt. Beispielhaft erwähnte Herr Dörmann hier die Reparatur von Schulmöbeln. Häufig bestehe an den Schulen ein Repa­raturstau, da die Schulhausmeister derartige Arbeiten aus Zeitgründen nicht wahrnehmen könnten.

Die Ausstattung der beiden Produktionsbereiche mit Werkzeugen und Maschinen bezeichnete Herr Dörmann als respektabel.

Anhand eines weiteren Schaubildes erläuterte Herr Dörmann die von den Produktionsschulen im Kreis Unna ins Auge gefassten Zielgruppen. Besonders wies er hier auf den hohen Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im ALG II-Bezug hin.

Bei der Betreuung der Jugendlichen habe man sich einen pädagogischen Rahmen gegeben, der sich teilweise konträr zur häufig benutzten pädagogischen Herangehensweise darstelle. Statt auf vorhandene Schwächen hinzuweisen, hebe man zu Motivationszwecken gezielt Erfolge und Stärken hervor.

Die Vergabe der Arbeitsaufträge durch die beschäftigten Meister an die Jugendlichen erfolge bedarfsorientiert. In diesem Zusammenhang äußerte Herr Dörmann seine Befriedigung über die bisher erbrachten Arbeitsleistungen seiner Mitarbeiter.

Die Anleitung der Jugendlichen in den Werkbereichen erfolgt durch jeweils einen Meister und einen Vorarbeiter. Begleitend für beide Bereiche ist eine sozialpädagogische Kraft tätig. Mit diesem Personalschlüssel sei man gut aufgestellt. In der freien Wirtschaft betrage dieser häufig 1:24.

Mittels einer weiteren Folie erläuterte Herr Dörmann den Projektablauf. Zunächst erfolge die so­genannte Einschleusung. Hier werden die Jugendlichen in einen der Werkstattbereiche einge­bunden. Wechselseitig wird dann die Entscheidung über den Verbleib in diesem getroffen.

Ab dem 6. Monat sollen den Teilnehmern verstärkt fachliche Kompetenzen im Aufgabengebiet vermittelt werden. Weiterhin wird ihnen geholfen, für sich Berufsperspektiven zu entdecken.

In der stark individuell gefärbten Ausschleusungsphase zum Ende des Projektes wird den Jugendlichen Hilfestellung bei Bewerbungen oder der Erlangung eines Praktikumsplatzes ge­leistet. Auch nach Wechsel in Arbeit, Ausbildung oder Weiterbildung kann nach Bedarf weiter betreut werden.

Die Tätigkeit der Jugendlichen erfolgt nach dem Prinzip der vollständigen Handlung. Sie wirken von der Akquisition bis zur Abrechnung eines Auftrages mit. Dies soll ihnen verstärkt Erfolgser­lebnisse vermitteln.

Anhand eines weiteren Schaubildes erläuterte Herr Dörmann die Finanzierung der Produktions­schule. Im besonderen wies Herr Dörmann darauf hin, dass ein kostendeckendes Arbeiten der Einrichtung nur gegeben ist, wenn in den Produktionsbereichen die volle Teilnehmerzahl erreicht wird. Insofern besteht für die Werkstatt ein Finanzierungsrisiko.

Abschließend erläuterte Herr Dörmann die bisher erzielten Erfolge der Produktionsschule.

50 % der beschäftigten Jugendliche könne eine unmittelbare Anschlussperspektive geboten werden. Die unversorgt gebliebenen Jugendlichen würden seitens der ARGE im Kreis Unna durch das Fallmanagement betreut.

Abschließend dankte Herr Dörmann für die ihm gebotene Möglichkeit, die Arbeit der Pro­duktionsschule vorzustellen und lud die Ausschussmitglieder ein, sich von der Arbeit der Ein­richtung vor Ort zu überzeugen.

 

Herr Brüggemann erinnerte an die dem Ausschuss im März des letzten Jahres vorgestellte Be­schlussvorlage. Seinerzeit habe man noch Überlegungen angestellt, die Produktionsschule mit 3 Gewerken zu betreiben. Nach realitätsnaher Sondierung des Marktes habe man sich dann für die Bereiche Holz und Metall entschieden. Er habe den Eindruck gewonnen, dass die Produk­tions­schule mit hoher Qualität und viel Engagement betrieben werde. Er danke sowohl der Werkstatt Unna als auch Herrn Ringelsiep, der entscheidend mit zum Erfolg beigetragen habe. Arbeiten müsse man noch am Auslastungsgrad der Qualifizierungsangebote, da zur Zeit nicht alle nutzbaren Plätze belegt seien.

 

Frau Hartig wies darauf hin, dass das in Kamen nicht genutzte Produktionsfeld Textil in Unna genutzt werde. Sie wies darauf hin, dass ihre Partei sich sehr für die Errichtung der Produktions­schule eingesetzt habe. An Herrn Dörmann richtete sie die Frage, wo der maximale Auslas­tungs­grad der Produktionsschule liege.

 

Herr Dörmann erwiderte, das maximal 24 Jugendliche beschäftigt werden können.

 

Frau Hartig erkundigte sich, ob im Falle des Abspringens von Teilnehmern innerhalb der vierwöchigen Einschleusungsphase andere Teilnehmer nachrücken können.

 

Herr Dörmann bejahte dies. Er teilte mit, dass derzeit 18 Jugendliche beschäftigt seien.

 

Herr Runde fragte nach, ob innerhalb der beiden Produktionsbereiche ein flexibler Wechsel möglich sei.

 

Herr Dörmann bestätigte dies.

 

Herr Weber führte aus, dass die Klientel der Einrichtung eine schwierige sei. Er könne sich vorstellen, dass es regelmäßig zu Fluktuation komme.

 

Herr Dörmann antwortete, dass innerhalb der vierwöchigen Einschleusungsphase seitens der ARGE keine Sanktionen verhängt würden. Sollte die Zusammenarbeit mit Jugendlichen aber überhaupt nicht funktionieren, ist ein frühzeitiges Ausscheiden durchaus gewollt.

 

Frau Werning wies darauf hin, dass 50% der Jugendlichen eine Anschlussperspektive geboten würde. Jedoch sei der Anteil der Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz finden würden, relativ niedrig.

 

Herr Dörmann betonte, dass nach seiner Wahrnehmung den meisten Jugendlichen die Auf­nahme einer Arbeit sogar lieber sei.

 

Herr Zude ergänzte, dass bei der derzeitigen Lage auf dem Ausbildungsmarkt die Aufnahme einer Arbeit sogar als gut zu werten sei.

 

Frau Lenkenhoff wertete den Betrieb der Produktionsschule als engagiertes Projekt.

Sie erkundigte sich nach den Beschäftigungsverhältnissen der angestellten Meister und Vorarbeiter.

 

Herr Dörmann teilte mit, dass die Meister sozialversicherungspflichtig und unbefristet be­schäftigt, die Vorarbeiter befristet, aber mit einer Jobperspektive tätig seien.

 

Frau Lenkenhoff erkundigte sich, ob die Jobs der Vorarbeiter gefährdet seien.

 

Herr Dörmann verneinte dies.