Frau Jung teilte mit, dass infolge einer kurzfristig eingetretenen Erkrankung des Referenten

dieser Tagesordnungspunkt nicht abgehandelt werden könne. Herr Maschke wird gebeten wer­den, sein Referat in der nächsten Sitzung des Behindertenbeirates zu halten.

 

Im Anschluss erteilte Frau Jung Herrn Wenge das Wort. Er referierte anhand einer der Nieder­schrift in Kopie beigefügten Powerpointpräsentation zum Thema „Die volkswirtschaftliche Lage/ Rückblick und Ausblick“.

Einleitend wies Herr Wenge darauf hin, dass nach dem frühzeitig betroffenen Finanzmarkt auch die Realwirtschaft in die Krise geriet. Herr Wenge verdeutlichte dies anhand einer Grafik über die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland, welches im I. Quartal 2009 auf 505 Milliarden € schrumpfte. Verursacht sei dies unter anderem auch dadurch, dass Finanzwirtschaft und Unternehmen sich in psychologisch bedingter übertriebener Zurückhaltung übten. Diese Zurückhaltung lässt sich auch am Ifo-Geschäftsklimaindex erkennen. Ende des Jahres 2008 herrschte demnach fast Weltuntergangsstimmung; die sich dann jedoch enorm positiv ent­wickelnde Erwartungshaltung für das Jahr 2009 schätzte Herr Wenge als fast schon überzogen ein. Die positivere Grundhaltung für das Jahr 2009 lässt sich ebenfalls aus der ifo Konjunkturuhr ablesen. Herr Wenge verdeutlichte dies exemplarisch an der Erwartungshaltung sowie der Be­urteilung der Geschäftslage im verarbeitenden Gewerbe.

Nach Einschätzung des Herrn Wenge hat die Rezession betriebswirtschaftlich nicht gut aufge­stellte Unternehmen besonders hart getroffen. Erschwerend hinzu kam für diese Unternehmen, dass im Anschluss an die Wertpapier- die Kreditvergabekrise eintrat, so dass die Versorgung mit notwendigen Krediten nur erschwert oder sogar gar nicht möglich war.

Im Anschluss erläuterte Herr Wenge anhand einer weiteren Folie die Entwicklung des Bruttoin­landsproduktes in absoluten Zahlen in Relation zu den Preisen des Jahres 2000.

Das Jahr 2009 war für das verarbeitende Gewerbe auch geprägt von einer negativen Diskre­panz zwischen den Geschäftserwartungen und den tatsächlich zu verzeichnenden Auftragsein­gängen, wobei nach den Ifo-Zahlen die Erwartungshaltung zum Jahresende sehr stark anstieg. Leider handele es sich hierbei aber nur um Stimmungen; keinesfalls sei nach seiner Ein­schätzung mit einer Boomphase zu rechnen.

Der rapide Rückgang der kompletten Industrieproduktion in der Zeit von Mitte 2008 bis Anfang 2009 konnte zwar gestoppt werden. Jedoch blieben die Indexwerte des Jahres 2009 im Ver­gleich zu den Vorjahreswerten weiterhin im negativen Bereich.

Zur Bekämpfung der rückläufigen Wirtschaftswerte wurden im Jahre 2009 die Geldmarktzinsen seitens der Europäischen Zentralbank massiv herabgesetzt. Der niedrigste Wert des Leitzinses belief sich auf 1 %.

In der Krise haben die Privathaushalte durch eine unerwartete Ausweitung des Konsums zur Stützung beigetragen. Dies erfolgte zu Lasten der Ersparnisse der privaten Konsumenten. Im Jahre 2010 ist jedoch nicht davon auszugehen, dass dieser Sektor zur Wirtschaftbelebung bei­tragen kann, da mit etwas höheren Teuerungsraten und geringen Lohnzuwächsen zu rechnen sei.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Situation auf dem Arbeitsmarkt für 2010 kritisch zu sehen ist . Das bereits für 2008 prognostizierte Horrorszenario von 5 Millionen Arbeitslosen sei zwar nicht eingetreten. Derzeit werde der Umfang der Beschäftigungszahlen noch gestützt durch die vermehrt eingesetzte Kurzarbeit. Jedoch sei davon auszugehen, dass die Schallmauer von 4 Millionen Arbeitslosen im Jahre 2010 durchbrochen werde.

Positive Tendenzen sind auf dem Sektor der sogenannten Emerging Markets zu erkennen. Überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten bieten insbesondere für die deutsche Industrie gute Exportmöglichkeiten. Herr Wenge hob hier im besonderen den lateinamerikanischen Raum her­vor.

Für das Jahr 2010 prognostizierte Herr Wenge, dass die Notenbanken ihre Niedrigzinspolitik aufgeben werden. Im 2. Halbjahr 2010 sei in den Industrieländern mit geringen Wachstumszah­len zu rechnen. Geldanlegern würde er empfehlen, maximale Anlagezeiträume von 3 Jahren zu wählen. Insbesondere auf dem Aktienmarkt seien im Jahre 2010 Gewinne zu erzielen.

 

Herr Hunsdiek trug vor, dass die Beschäftigungszahlen in Deutschland massiv durch das In­strument Kurzarbeit geschönt seien.

 

Herr Wenge meinte, dass nach seiner Einschätzung Kurzarbeit durchaus in Beschäftigung münden werde.

 

Herr Diester erkundigte sich, ob Herr Wenge zum jetzigen Zeitpunkt die Investition in Solaranla­gen empfehlen könne.  

 

Herr Wenge sah dies positiv. Eine Kreditklemme für private Verbraucher und kleinere Unter­nehmen gäbe es nicht. Risikobewertungen würden aber naturgemäß auch hier vorgenommen.

 

Herr Diester fragte nach, wie der niedrige Dollarkurs sich auf die hiesigen Preise auswirke.

 

Herr Wenge erwiderte, dass sich dieses positiv aus das Preisgefüge auswirke.

 

Herr Clausing trug vor, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau für den Erwerb von Solaranla­gen Kreditprogramme aufgelegt habe.

 

Herr Wenge wies darauf hin, dass unterschiedliche Institutionen Sonderkreditprogramme für den Erwerb von Solaranlagen aufgelegt haben.