Bezug nehmend auf den Antrag der CDU-Fraktion, berichtete Herr Hupe über den Stand der Gespräche, sowohl die Schließung des Warenhauses Hertie betreffend, als auch einer weiteren Nutzung der Hertie Immobilie. Anhand einer Folie erläuterte er zunächst die Strukturen der Eigentumsverhältnisse. Die Eigentümer Dawnay Day und Hilco haben der niederländischen Tochtergesellschaft Mercatoria Acquisitious die Betreuung der Immobilien übergeben. Von dort aus wurden die Immobilien auf Einzelgesellschaften, die HiDD BV, aufgespalten.

Die Deutsche Bank hat Kredite i.H.v. 320 Mio. Euro für die Immobilien gewährt. Diese Kredite wurden an eine breite Zahl von Investoren verkauft.

Die geforderte Umsatzmiete von 13 % sei im Vergleich der Branchenüblichen Mieten von 5-7 % viel zu hoch angesetzt gewesen. Daraus folgte, dass die Mieten nicht mehr gezahlt werden konnten und ein Insolvenzverfahren eingeleitet wurde.

Eine weitere Übernahme durch die Investoren scheiterte. Zum einen wurde die Eigenkapital­deckung nicht für ausreichend befunden, und zum anderen bestanden Meinungsverschieden­hei­ten über die Bonität und Kapital­stärke der Investoren. Die Vermarktung der Immobilien habe eine Berliner Immobiliengesellschaft übernommen.

Um den Prozess der weiteren Vermarktung und Erhaltung von Hertie intensiv zu beeinflussen, haben sich die Bürgermeister der be­troffenen Kommunen zusammengeschlossen.

Inzwischen wurde ein Termin mit der Deutschen Bank und weiteren Beteiligten in Frankfurt ver­ein­bart. Ziel dieses Termins sei es, über die Zukunft von Hertie zu diskutieren und Übereinkünfte zu erreichen.

Die Aussicht in Investorenverhandlung einzutreten, betrachtete der Bürgermeister mit Skepsis. Seiner Einschätzung nach seien die Chancen nicht sehr hoch.

Jenseits dieser Verhandlung, sei es wichtig den Umgang mit der Immobilie zu klären. Interes­senten für den Erwerb seien vorhanden. Als problematisch stellen sich jedoch die Preisvorstel­lungen der Investoren dar. Da die Ansprüche der Investoren bis zum Beginn des Insolvenzver­fahrens laufend in voller Höhe bedient wurden, haben diese kein Interesse einer Verschlechte­rung zuzustimmen.

Ziel sei es daher, eine real verhandelbare Preisebene und einen direkten An­sprechpartner zu erreichen.

Mit Sorge sei bei den Verhandlungen der zeitliche Aspekt zu betrachten. Ein mittelfristiger Leer­stand des Hertie Gebäudes bleibe zu befürchten. Es werde daher versucht eine zügige Eini­gung bezüglich eines marktgerechten Preises herbeizuführen, um mit den vor Ort vorhandenen Inte­ressenten in Verhandlungen eintreten zu können.

 

Die kritisch zu wertende Folge machtorientierter globaler Wirtschaftspolitik werde hier deutlich, so Frau Dyduch. Im Vordergrund stehen nicht Menschen, Arbeitsplätze oder Innenstädte sondern allein die Gewinnmaximierung.

Sie fragte nach der Zukunft der Stellplätze auf dem Hertie Parkdeck sowie nach dem aktuellen Sach­stand zur Postfiliale im Gebäude.

 

Mit der Post werden derzeit Gespräche geführt, so Herr Hupe. Ein für 2011 geplantes Konzept mit Partnerfilialen, eine so genannte „shop-in-shop- Lösung“, solle aufgrund der Situation vor­gezogen werden. Angedacht sei, zwei solcher Standorte in der Innenstadt einzurichten.

 

Herr Sostmann fügte ergänzend hinzu, dass Gespräche mit potentiellen Anbietern in der Innen­stadt auf einem guten Weg seien, bislang aber noch keine konkreten Ergebnisse vor­lägen.

 

Die allgemeine, nicht nur auf Kaufhauskunden beschränkte, Nutzung der Parkplätze, erläuterte Herr Baudrexl, sei gewohnheitsrechtlich über die Jahrzehnte gewachsen. Nach der Schließung, sei u.a. unter dem Aspekt der Verkehrssicherungspflicht zu prüfen, ob eine weitere öffentliche Nutzung möglich sei.

Seiner Meinung nach bedeute jede Krise auch eine Chance. Das Gebäude liege an einer attraktiven Stelle in der Innenstadt, und könne als klassisches Kaufhaus oder in anderer Form neue Investoren in die Innenstadt locken. Entscheidend sei letztendlich die Preisfrage.

 

Unter Verweis auf die hohe Ladenmiete, bewertete Herr Kissing die Vorgänge als unseriös, und weit entfernt von einem verantwortlichen sozialen Geschäftsgebaren.

Er erkundigte sich, ob die HIDD Kamen BV personell greifbar, in Form eines Ansprechpartners, sei.

 

Herr Hupe erklärte, dass ein Ansprechpartner nicht bekannt sei. Diese Frage solle ebenfalls in dem geplanten Gespräch thematisiert werden. Das Problem sei, dass diese Vorgänge mit Ren­diteerzielungsabsicht betriebswirtschaftlich legal seien, unabhängig von den negativen volks­wirtschaftlichen Auswirkungen vor Ort.

 

Herr Grosch kritisierte ebenfalls, dass soziale und moralische Kriterien keine Rollen spielen. Im Vordergrund stehe die Ausnutzung finanzwirtschaftlicher Mittel zur Gewinnmaximierung. Er betrachte die aufgezeigten Chancen mit Skepsis, besonders im Hinblick auf eine Verödung der Kamener Innenstadt.

 

Herr Baudrexl entgegnete, dass durchaus Vermarktungschancen gegeben seien. So sei ein gewisser Trend zu kleineren Projekten in der Innen­stadt festellbar.

 

Die damalige Übernahme von Karstadt habe die Entwicklung zur heutigen Situation nur verzögert, machte Frau Scharrenbach deutlich. Das veränderte Konsumverhalten führe dazu, dass das klassische Kaufhaus nicht mehr zeitgemäß sei.

Bezüglich der mittel- bis langfristigen Perspektiven für die Innenstadt sei ein Gesamtblick nötig. Sie erwarte die Entwicklung der Gespräche mit Spannung.

 

Herr Lipinski hielt eine euphorische Betrachtung der Situation nicht für angebracht. Es werde deutlich, dass die Marktkräfte nicht immer so funktionieren, wie es wünschenswert sei. Die Situation sei heute völlig anders als noch vor 2 Jahren. Es sei nötig, dass versucht werde, auf die Marktkräfte Einfluss zu nehmen.

 

Herr Hupe sagte abschließend zu, über die Gespräche zeitnah zu informieren.