Frau Jung stellte Herrn Wrobel vor und erteilte ihm in seiner Funktion als Leiter des Jugend­freizeitzentrums Lüner Höhe das Wort.

 

Herr Wrobel referierte anhand einer der Niederschrift in Kopie beigefügten Powerpoint­präsentation. Einleitend wies Herr Wrobel darauf hin, dass das JFZ Angebote für Kinder im Alter von 6 – 15 Jahren sowie Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr vorhalte. Das JFZ sei ein offenes Haus und nicht nur Kamener Kindern und Jugendlichen vorbehalten.

Seit dem Jahre 2001 werden in den Räumlichkeiten und auf dem Gelände des JFZ Ferienspiele durchgeführt. Exemplarisch erwähnte er hier die Projekte Mini Kamen, Traumstarakademie sowie „Kinder können Kunst“, die in den Sommer- bzw. Herbstferien durchgeführt würden.

 

Im Anschluss schilderte Herr Wrobel Details zur im Sommer 2008 durchgeführten Ferienaktion „Minikamen“, die sich über 2 Wochen erstreckte. Neben den angemeldeten 220 Kindern nahmen täglich zusätzlich noch ca. 80 Besucherkinder teil. Er wies darauf hin, dass bei der erstmaligen Durchführung im Jahre 2001 50 Kinder teilgenommen hätten. Die Teilnehmerzahlen seien über die Jahre kontinuierlich angestiegen und bewegten sich jetzt an der Kapazitäts­grenze.

Im Rahmen der Teilnahme an dem Ferienspiel würden die Kinder einen Beruf ergreifen. Zur Auswahl stünden 48 Berufe. Für die Berufstätigkeit erhielten die Kinder eine Vergütung. Hierfür sei eine Hauswährung herausgegeben worden, das sogenannte Minimo. Mit dem erzielten Einkommen können die Kinder Getränke kaufen oder auch die Dienstleistungen der anderen berufsausübenden Kinder in Anspruch nehmen und vergüten.

 

Im Jahre 2008 nahmen auf Initiative des Vereins für Betreuung und Unterstützung behinderter Menschen (VeBU) erstmalig behinderte Kinder an dem Ferienspiel teil. In einer halbjährigen Planungsphase wurden hierzu von Mitarbeitern des JFZ und des VeBU die Vorbereitungen getroffen.

Da die Mitarbeiter des Jugendfreizeitzentrums für den Umgang mit Kindern mit Behinderungen nicht ausgebildet seien, hätten 10 Mitarbeiter des VeBU bei dem Ferienspiel als Betreuer mitgewirkt.

Im Vorfeld seien 20 Teilnehmerplätze für Kinder mit Behinderungen, die von der VeBU benannt wurden, reserviert worden. Tatsächlich teilgenommen hätten dann 14 Kinder. Dies begründete Herr Wrobel damit, dass einige Eltern wohl wegen der Vielzahl der teilnehmenden Kinder und der Geräuschkulisse Angst um ihre Kinder gehabt hätten. Dies sei an einem im Vorfeld durchgeführten Infoabend deutlich geworden. Die teilnehmenden behinderten Kinder seien am Down-Syndrom oder an Autismus erkrankt.

Da aufgrund der hohen Teilnehmerzahl zum Zeitpunkt der Öffnung des JFZ mit größerem Andrang zu rechnen gewesen sei, habe man von vornherein vereinbart, dass die behinderten Kinder eine Viertelstunde später erscheinen mögen, um sie aus dem Gedränge heraus zu halten.

Herr Wrobel stellte fest, dass die behinderten Kinder vom ersten Tag an voll in das Geschehen integriert gewesen seien. Probleme seien überhaupt nicht aufgetreten.

 

Mit der erstmaligen Durchführung der Veranstaltung habe man ein Tor aufgestoßen.

Den eingeschlagenen Weg habe man weiter beschritten. In den Herbstferien nahmen an der Aktion „Kinder können Kunst“ 40 Kinder teil; hiervon waren 14 behindert. Die Reaktionen in der Öffentlichkeit auf die Durchführung dieser Veranstaltungen waren durchgängig positiv.

Auch im Jahre 2009 werden erneut Veranstaltungen mit behinderten Kindern stattfinden.

 

Frau Jung dankte Herrn Wrobel für seinen Vortrag, sprach ihm Anerkennung für die geleistete Arbeit aus und wünschte ihm weiterhin viel Erfolg auf dem eingeschlagenen Weg. 

 

Frau van Lück erkundigte sich, ob auch nicht aus den Reihen der VeBU benannte Kinder teilnehmen könnten.

 

Herr Wrobel erwiderte, dass das möglich sei.

 

Herr Hunsdiek fragte nach, ob auch am Down-Syndrom erkrankte Kinder teilgenommen hätten.

 

Herr Gaber antwortete, dass seine am Down-Syndrom erkrankte Tochter am Ferienspiel teil­genommen habe. Sie sei jeden morgen mit Begeisterung zum JFZ aufgebrochen. Er sprach seinen ausdrücklichen Dank aus und beurteilte die Aktion als beispielhaft.

 

Herr Hunsdiek wünschte sich eine bessere Information der Öffentlichkeit über diese Veran­staltung.

 

Frau Jung erwiderte, dass man sich noch in der „Anlaufphase“ befände und der Bekanntheits­grad der Veranstaltung sich noch steigern würde.

 

Herr Wrobel wies darauf hin, dass das JFZ generell ein offenes Haus sei. Aus diesem Grunde sei im Vorfeld von Minikamen keine spezielle Werbeaktion gestartet worden. Der Kooperations­partner bei dieser Veranstaltung, die VeBU, sei natürlich im Vorfeld mit allen Informationen versorgt worden.

 

Herr Klemme meinte, dass es sich bei diesen Ferienmaßnahmen eben nur um temporäre Angebote für behinderte Kinder handle.

 

Herr Wrobel erwiderte, dass das JFZ ganzjährig auch behinderten Kindern offen stehe.

 

Herr Henning erkundigte sich nach der Höhe der Teilnehmergebühren.

 

Herr Wrobel teilte mit, dass diese sich im Jahr 2008 auf 28,00 € für die zweiwöchige Veranstaltung inclusive Verpflegung beliefen.

 

Frau Müller dankte Herrn Wrobel und fragte nach, ob die begrenzte Anzahl der Plätze für behinderte Kinder erweitert werden könne.

 

Herr Wrobel erwiderte, dass das Kartenkontingent für Minikamen aufgrund des hohen Andranges innerhalb von 4 Wochen ausverkauft gewesen sei.

 

Frau van Lück erkundigte sich nach der Geeignetheit der Räumlichkeiten des JFZ für behinderte Kinder.

 

Herr Wrobel erwiderte, dass die Räumlichkeiten geeignet seien. Die Mobilität innerhalb des Gebäudes sei durch das Vorhandensein von mehreren Rampen gegeben. Zudem  würden die teilnehmenden Kinder und natürlich auch die Betreuer ggf. Hilfestellung bieten.

 

Im Anschluss erteilte Frau Jung dem Vorstandsmitglied der Sparkasse, Herrn Alt, das Wort.

 

 

 

 

 

Herr Alt begrüßte die Anwesenden und referierte zum Thema „Volkswirtschaftlicher Ausblick“.

Er wertete das Jahr 2008 als Jahr der Extreme. Es sei durch drei große schwierige Situationen gekennzeichnet gewesen. Diese seien die Finanzmarktkrise, die Entwicklung der Preise auf dem Rohstoffmarkt sowie der Konjunktureinbruch gewesen.

 

Erste Anzeichen einer Krisenstimmung waren bereits im Jahre 2007 erkennbar. Als Verursacher des Einbruches bezeichnete Herr Alt die Finanzbranche. Erschwerend hinzu kam der unge­bremste Verfall des Verbrauchervertrauens. Die entsprechenden Wirtschaftsindizes aus den USA würden sich auf dem niedrigsten Stand seit 26 Jahren bewegen.

Signifikant hierfür wären die Probleme der Automobilbranche, die durch die drei großen Her­steller General Motors, Ford und Chrysler ausgelöst wurden.

 

Herr Alt schätzte die derzeitige Situation als vergleichbar mit der des Jahres 1929, in dem durch den Börsencrash eine Weltwirtschaftskrise ausgelöst wurde, ein. Die zurzeit vorherrschende Depression konnte bisher durch alle eingeleiteten Maßnahmen nicht gelindert werden.

 

Herr Alt erinnerte an mehrere große Unternehmen der Finanzbranche, die bereits frühzeitig in finanzielle Schieflage geraten seien. Insbesondere erwähnte er die IKB, KfW, SachsenLB sowie Northern Rock. Die Situation spitzte sich im Sommer 2008 weiter zu, als die Probleme großer Finanzdienstleister wie Lehman, AIG, Freddie Mac, Fannie May, Dexia, Fortis und der Royal Bank of Scotland bekannt wurden.

 

Zur Bekämpfung ihrer Finanzprobleme würden natürlich auch Kosteneinsparungen ins Auge gefasst. So habe zum Beispiel die BayernLB den Abbau von 5.600 Arbeitsplätzen bekannt gegeben.

 

Jedoch seien nicht nur Unternehmen der Finanzbranche gefährdet. In diesem Zusammenhang erinnerte Herr Alt an den Fast-Staatsbankrott in Island.

 

Zur Eindämmung der Wirtschaftskrise seien im wesentlichen folgende Maßnahmen getroffen worden:

 

  1. Zinssenkungen
  2. Errichtung von Rettungsschirmen
  3. Einrichtung von Sonderfonds
  4. Verstaatlichungen von Wirtschaftsunternehmen

 

All diese Maßnahmen haben jedoch den Kapitalmangel der großen Banken nicht mildern können. Dies führe dazu, dass die von großen Firmen zur Refinanzierung benötigten Kredite nicht oder nur erschwert gewährt werden könnten.

 

Im Nachgang wendete sich Herr Alt der Situation der Städt. Sparkasse Kamen zu. Naturgemäß würde auch sie in diesen schwierigen Zeiten nicht von Problemen verschont bleiben. So könnten sparkasseneigene Papiere auf dem Markt nicht mehr platziert werden, da es de facto zurzeit keinen wirklichen Markt hierfür gäbe. Dies führe natürlich auch zu Problemen bei der Erstellung der eigenen Bilanz. Weiterhin sei auch die Städt. Sparkasse gezwungen, Risiken in ihre Bilanz einzupreisen.

 

Zur Verschärfung der Marktturbulenzen trage natürlich auch bei, dass niemand sagen könne, wann mit einem Ende der Krise zu rechnen ist. Im Moment stelle für ihn der Beruf des Spar­kassendirektors keinen lustigen Job dar. Jedoch zweifle er nicht daran, dass die Sparkasse diese schwierigen Zeiten meistern werde.

 

Anschließend sprach Herr Alt die Reform des Sparkassengesetzes an. In seiner Ursprungs­fassung hätte das Gesetz den Bestand der Sparkassen gefährdet. Aufgrund der vielfach in der Öffentlichkeit vorgetragenen Bedenken seien schmerzhafte Passagen abgemildert worden.

Wesentliche Teile des Gesetzes seien jedoch weiterhin nach seiner Einschätzung Giftpillen für die Sparkassen. Von daher sei das Thema immer noch virulent.

 

Froh stimme ihn jedoch, dass die Sparkassenorganisationen, aber auch die Raiffeisenbanken, in diesen schwierigen Zeiten eine Renaissance erleben würden.

 

Herr Gaber erkundigte sich, was unter „Risiken einpreisen“ zu verstehen sei.

 

Herr Alt erwiderte, dass sich unmittelbare Auswirkungen für die Sparkassenkunden nicht ergeben würden. Im Wesentlichen wären hiervon bilanzielle Aktionen sowie der Einsatz von Eigenkapital betroffen. Auswirkungen könnten sich im geringen Umfang auch bei der Kredit­vergabe ergeben. So müsse nicht unbedingt jede Existenzgründung begleitet werden.

Die Sparkasse werde jedoch weiterhin als verlässlicher Partner zur Verfügung stehen.

 

Herr Hunsdiek äußerte sein Unverständnis über die bekannt gewordene Gehaltserhöhung der Vorstandsmitglieder einer großen deutschen Bank gerade in diesen schwierigen Zeiten.

 

Herr Alt erwiderte, dass sich diese Vorgehensweise naturgemäß seiner Einflussmöglichkeit entziehen würde.

 

Herr Klemme äußerte seine Befriedigung darüber, dass die seriösen Sparkassen nach seiner Einschätzung als Gewinner aus der Finanzkrise hervorgehen. Er könne nicht nachvollziehen, dass man wegen marginaler Zinsgewinne bei einer weniger seriösen Bank Kunde werde.

Er stellte Herrn Alt die Frage, ob die Sparkassen sich die WestLB noch leisten könnten.

 

Herr Alt schätzte die Überlebenschancen der WestLB sehr gering ein. Mit einiger Wahrschein­lichkeit werden die Sparkassen die hierdurch entstehenden Lasten stemmen müssen.

 

Frau Hartig brachte ihr Vertrauen in die Sparkasse zum Ausdruck und erinnerte an die im September 2008 im Rat der Stadt Kamen verabschiedete Resolution zum Sparkassengesetz.