Herr Baudrexl gab anhand Folien einen Überblick über das Darlehensmanagement der Stadt Kamen. Er bezog sich auf einen Bericht des Gemeindeprüfungsamtes, in dem auf ein konsequentes Schuldenmanagement hingewiesen wurde. Es reiche nicht aus, augenblickliche Zinskonditionen zu vergleichen. Vielmehr müsse auch die Vorteilhaftigkeit von internationalen Zins- und Währungsderivaten mit in die Prüfung einbezogen werden. In Kamen konnten durch den Einsatz von zwei Zins-Swap Geschäften positive Zinsspareffekte erzielt werden.

Solide Derivate seien, so Herr Baudrexl, ausreichend auf dem Markt zu finden. Daher sollte der Handel mit diesen Produkten generell nicht verteufelt werden. Er wies darauf hin, dass die Stadt Kamen keine Derivate mit hohen Risiken führe. Seiner Ansicht nach sei es wichtig, keine isolierte Darstellung der Derivate vorzunehmen. Vielmehr gelte es, das Gesamtpaket der Darlehen zu betrachten und zu analysieren.

Er erläuterte, dass zum 31.12.2007 in der Bilanz investive Darlehen von insg. 44,8 Mio. Euro sowie 28,5 Mio. Euro an Kassenkrediten ausgewiesen seien. Daraus ergebe sich die Pflicht, ein aktives Darlehensmanagement durch intensive Beobachtung des Kapitalmarktes sowie zukünftiger Kapitalbedarfssicherung zu günstigen Konditionen zu betreiben. In den Jahren 2011/12 würden Zinsbindungen im größerem Volumen auslaufen. Daher gelte es, vorausschauend zu planen, indem schon heute feststehende Zinskonditionen durch Forward-Darlehen gesichert würden.

 

In seinen weiteren Ausführungen skizzierte Herr Baudrexl die aktuelle Darlehenssituation der Stadt Kamen.

- Forward-Darlehen:

Dieses Darlehen wurde zu einem Zinssatz von 3,95 % aufgenommen. Der Darlehensgeber habe bis zum 30.06.2012 ein einmaliges Wandlungsrecht, d. h. er könne einen neuen Festzins festlegen, was jedoch von der Stadt Kamen nicht akzeptiert werden müsse. Bis 2012 würden dadurch attraktive Konditionen gesichert werden können.

- Forward-Kassenkredit:

Dieser Kredit sei bereits in 2007 zur Sicherung eines erkennbaren Kapitalbedarfs für 2008 durch Fixierung von Zinssätzen für ein Gesamtpaket in Höhe von 8 Mio. Euro aufgenommen worden, insbesondere um die Altschulden des Kreises in Höhe von 5,1 Mio. Euro zu tilgen sowie bestehende Kredite, die in den nächsten 3-6 Monaten auslaufen, abzulösen. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen sei dieses Gesamtpaket zu einem Zinssatz von 4,19 % gesichert worden.

 

Des weiteren zeigte Herr Baudrexl die Konditionen der einzelnen Derivate auf. Zur Zeit würden 4 Swaps geführt, mit denen seit Juli 2006 eine Zinsersparnis von 230.000 Euro erwirtschaftet werden konnte.

Herr Baudrexl stellte abschließend fest, dass die Stadt Kamen mittel- bis langfristig solide aufgestellt sei und versicherte insbesondere, dass keine risikoreichen Darlehensverpflichtungen eingegangen worden seien.

 

Frau Dyduch begrüßte die von der Verwaltung dargestellten Fakten. Im Vergleich dazu sei die aktuelle Lage vieler Städte schlechter.

Sie bat um weitere Informationen zu den Festlegungsmodalitäten der Fixingtermine und fragte nach den vertraglichen Regelungen zum Wandlungsrecht.

 

Herr Baudrexl erklärte, dass ein Wandlungsrecht insbesondere bei Darlehen mit langer Laufzeit vereinbart werde. Den Banken werde damit die Chance eingeräumt, ab einem bestimmten Zeitpunkt den bestehenden Vertrag zu wandeln. Die Verwaltung müsse dann abwägen, ob es sinnvoll sei, das Darlehen zu kündigen und ggf. bei einer anderen Bank ein Darlehen aufzunehmen oder die neuen Konditionen zu akzeptieren.

Bezüglich der Fixingtermine erläuterte er, dass in der Regel 4 Termine vertraglich festgelegt würden. Für die Berechnung ausschlaggebend sei immer der Kurs zum Fixingtermin.

 

Herr Kissing stellte fest, dass die Form der Kreditaufnahme bei der Stadt Kamen keinen Anlass zur Besorgnis gebe, die Vorteile dieser Anlagearten seien zu erkennen. Positiv wertete er, dass beim Währungs-Swap auf den Schweizer Franken gesetzt wurde, da dieser im Vergleich zu anderen Währungen relativ stabil sei. Mit Blick auf die lange Bindungsfrist der Kredite sei durch die Verwaltung eine noch intensivere und stärkere Beobachtung erforderlich. Darüber hinaus sei es zu begrüßen, dass sich die Stadt nicht an Cross-Boarder-Modellen beteiligt habe. Er habe die Bitte an die Verwaltung, ein weiterhin von äußerster Sicherheit geprägtes Darlehensmanagement zu betreiben.

 

Herr Baudrexl wies darauf hin, dass nicht alle Instrumente zu verteufeln seien, viele seriöse und sinnvolle Produkte seien am Markt. So könnten beispielsweise Darlehen mit der Möglichkeit von Sondertilgungen durch Vermögenskäufe aufgenommen werden oder variable Zinskonditionen vereinbart werden. In Kombination damit werde bei Swap-Geschäften dann ein fester Zins gewählt, um so von den Effekten einer günstigen Zinsentwicklung profitieren zu können. Er verdeutlichte, dass gerade in Zeiten niedriger Zinssätze Darlehen mit langen Bindungsfristen üblich seien. Die Balance mit kurz- bis mittelfristigen Laufzeiten und eine gesunde Risikostreuung garantiere Solidität im Darlehensmanagement und schaffe Sicherheit in der Finanz- und Liquiditätsplanung.

 

Herr Hasler bat um weitere Informationen zum Umgang mit liquiden Mitteln. Er fragte an, ob sie genutzt würden, um Kassenkredite zu senken oder kurzfristig gewinnbringend angelegt würden.

 

Die Situation, überschüssige liquide Mittel in einer Größenordnung und für einen Zeitraum zur Verfügung zu haben, die eine gewinnbringende Finanzanlage außerhalb der Hausbank lohnten, sei, so Herr Baudrexl, äußerst selten. Dieses Jahr sei es jedoch erstmals möglich gewesen, kurzfristige Kassenkredite zurück zu zahlen.

 

Abschließend ergänzte Herr Hupe, dass der Einsatz moderner Instrumente vor allem im derivaten Bereich derzeit angesagt sei. Die Verwaltung werde an ihrer Zielsetzung festhalten, weiterhin die Produkte des Darlehensmanagements sorgfältig zu beobachten und mit Blick auf Risikobegrenzung eher konservativ auszuwählen.