Herr Wenge begrüßte die Anwesenden und sprach gleichzeitig die erneute Einladung zur  Dezembersitzung 2008 in den Räumlichkeiten der Sparkasse aus.

In einem kurzen Rückblick auf das Jahr 2007 wies er auf das 150jährige Bestehen der Städt. Sparkasse Kamen hin.

Für Kreditinstitute sei das Jahr 2007 ein “annus horribilis” gewesen. Viele Institute seien von der so genannten Subprime-Krise betroffen gewesen und hätten hohe Verluste durch notwendige Wertberichtigungen erlitten. Eine Folge der Subprime-Krise sei auch gewesen, dass das Vertrauen der Kreditinstitute untereinander geschwunden sei mit der Konsequenz, dass vorher im großen Maße ausgereichte Liquiditätslinien an andere Banken nicht verlängert bzw. nicht neu ausgereicht wurden.

 

Herr Klemme wies darauf hin, dass allein die City-Group 8,6 Milliarden Verluste einräumen musste.

 

Herr Wenge erwiderte, dass mehr oder weniger alle Kreditinstitute von der Krise betroffen seien. Trotz allem habe sich der Aktienmarkt 2007 gut entwickelt. So sei der Deutsche Aktienindex von 6200 Punkten auf rund 8000 Punkte gestiegen. Exemplarisch erwähnte er z.B. den Kurs der MAN-Aktie, der sich von 70 € auf 110 € entwickelt habe.

Als Geldanlagemöglichkeit für das nächste Jahr empfahl Herr Wenge Investitionen in Anlagefonds. Vom Erwerb von Einzelaktien riet Herr Wenge ab.

 

Anschließend beleuchtete Herr Wenge Zustand und Entwicklung der großen Volkswirtschaften.

In den Vereinigten Staaten sei ein Trend zur Sparsamkeit zu erkennen. Einhergehend damit sind Umsatzrückgänge und Verringerungen der Importe z.B. aus Deutschland zu erwarten; gleichwohl werden die USA klassisches Einfuhrland bleiben. Auch die amerikanische Währung wird sich nach Ansicht des Herrn Wenge stabilisieren. Er prognostizierte einen Anstieg des Dollarkurses bis zum Ende des Jahres 2008 auf einen Wert von 1,38 $ für einen Euro.

Positiv zu verzeichnen sei weiterhin ein leichter Zuwachs an Arbeitsplätzen sowie das Sinken der Arbeitslosenquote.

 

Herr Wenge trug weiter vor, dass die seit fünfzehn Jahren boomende chinesische Volkswirtschaft vermutlich auch für die kommenden Jahre zweistellige Zuwachsraten beim Bruttoinlandsprodukt vorweisen könne.

In Frankreich wiesen die Wirtschaftsindikatoren weiter auf eine positive Entwicklung hin. Auch die Prognosen für die osteuropäischen Nachbarländer sähen mit Wachstumsraten beim Bruttoinlandsprodukt von ca. 6 % weiterhin günstig aus; dies biete der deutschen Wirtschaft Exportmöglichkeiten. 

 

Anschließend widmete sich Herr Wenge der Betrachtung des Zustandes der deutschen Volkswirtschaft. Das Zahlenmaterial des Instituts für deutsche Wirtschaft an der Universität München lässt erkennen, dass die deutsche Wirtschaft sich zur Zeit in einer Boomphase befindet. Jedoch ist anhand des ifo Geschäftsklimaindexes bereits erkennbar, dass sich z.B. die Lageeinschätzung im verarbeitenden Gewerbe eintrübt.

Auch das industrielle Wachstum stößt an seine Grenzen. Die Kapazitätsauslastung der Firmen liegt im Schnitt bei einem extrem hohen Wert von ca. 88 %; die aktuellen Auftragseingänge liegen jedoch bereits unter dem Schnitt der letzten Jahre. Positiv festzustellen ist jedoch, dass die Auftragsinvestitionen der Wirtschaft ansteigen werden.

 

Wachstumsimpulse durch die privaten Verbraucher sind für das nächste Jahr nicht zu erwarten.

Das vorliegende Zahlenmaterial zeigt, dass die privaten Verbraucher wenig Hoffnung auf steigende Einkommen hegen. Erschwerend hinzu kommt, dass die Verbraucherpreise um ca. 1,7 % steigen werden. Dies hat zur Konsequenz, dass der private Konsum nicht ansteigen wird.

 

Herr Wenge prognostizierte anschließend die voraussichtliche Zinsentwicklung. Maßgeblich hierfür sei der von der Europäischen Zentralbank festgesetzte Tendersatz als dem zentralen geldpolitischen Instrument der Geldmarktsteuerung. Für das Jahr 2008 rechnet er mit Zinssteigerungen in Höhe von 0,25 % und insgesamt weiterhin günstigen Zinssätzen.

Hierzu tragen umfänglich die hohen verfügbaren freien Mittel der Volksrepublik China sowie der Ölförderländer bei, die den Anleihenmarkt aufkaufen.

 

Abschließend beurteilte Herr Wenge die voraussichtliche Entwicklung des deutschen Aktienindexes im Jahre 2008 und äußerte die Meinung, dass der DAX sich Ende 2008

auf dem Niveau vom Dezember 2007 bewegen werde.

 

Im Anschluss wurden diverse Fragen gestellt.

 

Herr Henning erkundigte sich, inwieweit Herr Wenge Aussagen über die Verschuldungssituation der Bevölkerung treffen könne.

 

Herr Wenge erwiderte, dass er konkretes Zahlenmaterial nicht vorliegen habe; tendenziell sehe er eine Zunahme der Anzahl der überschuldeten Haushalte.

 

Herr Henning stellte die Frage, warum nach wie vor als Anlageform das wenig zinsbringende Sparbuch gewählt werde.

 

Herr Wenge erwiderte, dass hierfür wesentlich das Sicherheitsdenken sei.  

 

Herr Klausing fragte nach, warum man die Vielschichtigkeit der Anlageformen nicht abschaffe und die Sparbuchzinsen anhebe.

 

Herr Wenge erwiderte, dass von den Großbanken Renditen in Höhe von 15% erwartet würden.

Mit vereinheitlichten Anlageformen ließen sich derartig hohe Erträge niemals erzielen. Er äußerte seine Befriedigung darüber, dass der Auftrag der Städt.Sparkasse Kamen

nicht darauf abstelle, Gewinne um jeden Preis zu erzielen.

 

Herr Hunsdiek erkundigte sich, ob die Sparkasse Tagesgeldkonten führe.

 

Herr Wenge erwiderte, dass aufgrund der mangelnden Attraktivität derartige Konten nur in Ausnahmefällen geführt würden.