Herr Henning zeigte sich erfreut darüber, dass ihm als Altersvorsitzenden die Aufgabe zuteil werde, den Herrn Bürgermeister zu vereidigen und in sein Amt einzuführen. Vor Anlegen der Amtskette übergab Herr Henning dem Vorstandsvorsitzenden der Städt. Sparkasse Kamen, Herrn Brinkmann, das Wort.

 

Herr Brinkmann bezeichnete diesen 1. Oktober als besonderen Tag, da erstmals ein von den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt gewählter Bürgermeister in sein Amt eingeführt werde. Die Amtskette sei für den Träger Auszeichnung und Würdigung, aber zugleich auch Verpflichtung. Durch ihre teils offene Gestaltungsart symbolisiere die Kette die Möglichkeit zur freien Entfaltung aller Menschen, Vereine, Verbände u.a. dieser Stadt. Andererseits sei sie aber auch geschlossen genug, um als Handlungsrahmen zu dienen und den Blick auf das Wesentliche für die Stadt Kamen zu konzentrieren. Die einzelnen Glieder der Amtskette zeigten die Namen und soweit bekannt auch die Wappen der Stadtteile auf. Komplettiert werde die Kette durch die eingravierten Namen aller Bürgermeister, die nach dem Kriege für die Stadt Kamen gehandelt haben. Herr Brinkmann dankte Herrn Simon Almog für die Arbeit und sprach ihm ausdrücklich Anerkennung und Gratulation für die künstlerische und hand­werkliche Gestaltung der Amtskette aus. Abschließend führte Herr Brinkmann aus, dass die Stadt. Sparkasse mit der Übergabe der Amtskette ihre Verbundenheit mit der Stadt zum Ausdruck bringen wolle. Herr Brinkmann wünschte Herrn Erdtmann, den Ratsmitgliedern und den Mitarbeitern der Verwaltung gutes Gelingen in ihrer Arbeit für die Stadt.

 

Sodann wurde Herrn Erdtmann die Amtskette angelegt.

 

Anschließend vereidigte Herr Henning Herrn Erdtmann. Unter Erhebung der rechten Hand sprach Herr Erdtmann folgende Eidesformel nach:

 

“Ich schwöre, dass ich das mir übertragene Amt nach bestem Wissen und Können ver­walten, Verfassung und Gesetze befolgen und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.”

 

Herr Henning gratulierte Herrn Erdtmann zur Wahl und wünschte ihm viel Glück in seinem Amt, Gesundheit und dass die Arbeit zum Wohle der Menschen in Kamen gelingen möge. Anschließend übergab er die Sitzungsleitung an Herrn Erdtmann.

 

Herr Baudrexl betonte, dass die Übergabe einer Ernennungsurkunde nicht erforderlich sei, da Herr Erdtmann durch das Votum der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Kamen zum Bürgermeister gewählt und damit im Amt sei. Anstelle der Ernennungsurkunde übergab Herr Baudrexl Herrn Erdtmann ein bestätigendes Schreiben über seinen Amtsantritt und gratu­lierte ihm im Namen der Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung.

 

Die Glückwünsche aller Fraktionen schlossen sich an.

 

Herr Erdtmann dankte Herrn Henning für die Sitzungsleitung. Sodann begrüßte er die Damen und Herren des Rates zur konstituierenden Sitzung und wünschte allen bei der Ausübung ihres Mandates, insbesondere aber den neuen Ratsmitgliedern und der F.D.P.-Fraktion, eine erfolgreiche Arbeit im Rat. Herr Erdtmann dankte den ausgeschiedenen Ratsmitgliedern für ihr Engagement in der vergangenen Legislaturperiode und teilweise darüber hinaus. Dieses Engagement werde in einer späteren Ratssitzung noch gewürdigt.

 

Dann hielt Herr Erdtmann folgende Rede zu seinem Amtsantritt:

 

“Meine Damen und Herren,

die heutige Sitzung hat für mich ganz persönlich bei aller Routine aus langjähriger Erfah­rung schon eine besondere Bedeutung. Der 1. Oktober 1999 ist ein markantes Datum, weil nach der 94er Gemeindeverfassungsrechtsreform erstmalig in der Geschichte der Stadt Kamen ein Bürgermeister sein Amt antritt, der unmittelbar von der Bevölkerung gewählt wurde. Schon vom demokratischen Selbstverständnis macht es einen Unterschied, ob man direkt von den Wählerinnen und Wählern oder mittelbar vom Rat für dieses Amt legitimiert wird. Ich freue mich sehr, dass die Mehrheit der Kamener Wählerschaft mir ihr Vertrauen geschenkt hat, dass sie davon überzeugt ist, ich sei in den nächsten Jahren der richtige Mann an der Spitze der Stadt Kamen. Das ist ein ungeheurer Vertrauensbeweis, der angesichts der allgemeinen Entwicklung in den Nachbarstädten und in vielen NRW-Städten landauf, landab, in denen erst Stichwahlen für die Besetzung der Chefsessel in den Rat­häusern notwendig waren, noch an Gewicht gewinnt. Bei aller Freude über das gute Ergebnis, bin ich mir aber auch der großen Verantwortung bewusst, die dieser Wahlerfolg bedeutet.

 

Ich sehe darin die kommunalpolitische Arbeit von Rat und Verwaltung der vergangenen Jahre bestätigt. Die Kamener haben offenbar mehr als andernorts sehr wohl unterschieden zwischen örtlicher Politik und bundespolitischen Themen und der damit verbundenen Stimmungsmache in den vergangenen Wochen. Ich bin froh darüber. Ich habe immer wieder betont, dass das Rathaus nicht das geeignete Forum, dieser Ratssaal nicht die Bühne ist für das Austragen parteiideologischer Grundsatzdebatten, für parteipolitisches Taktieren und oppositionelle Grabenkämpfe, für fundamentale Konfrontationskurse der Ratsfraktionen. Dadurch wird nicht ein Arbeitsplatz geschaffen, das hilft dem Sozialhilfe­empfänger genauso wenig wie dem Schulabgänger, der keine Lehrstelle hat. Das bringt auch keine Mark, keinen Euro mehr in die Stadtkasse. Dafür sind wir nicht in unsere Ämter gewählt. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten von uns sachliche Auseinandersetzungen, vernünftige Entscheidungen und Lösungen, die die Lebensqualität vor Ort sichern bzw. verbessern und zumindest mithelfen, die zentralen Probleme der Sozialen Sicherung und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hier vor Ort in den Griff zu bekommen.

 

Ich will ein Bürgermeister sein / bleiben für alle Kamenerinnen und Kamener, überzeugt von sozialdemokratischen Grundsätzen. Ich werde deshalb auch in Zukunft auf Konsens setzen, auf Ausgleich der Interessen, auf Zusammenarbeit. Um es bildlich auszudrücken: Allein kann ich das Schiff nicht steuern, ich brauche eine Mannschaft, die rudert, die mich unterstützt. In der Verwaltung und im Rat. Angesichts der vor uns liegenden Aufgaben gilt es jetzt die Ärmel hochzukrempeln und an die Arbeit zu gehen. Das sollten wir gemeinsam tun, die Kräfte bündeln und konstruktiv zusammenarbeiten. Bei allem Optimismus für eine gute Zukunftsperspektive der Stadt, bin ich davon überzeugt, dass es schwierig genug wird, mit Sicherheit schwieriger als bisher, den eingeschlagenen Kurs der Haushaltskonsolidie­rung und Stadtentwicklung konsequent weiterzusteuern. Ich beginne meine Arbeit in der neuen Legislaturperiode mit großer Zuversicht und der Hoffnung, dass es uns im Rat der Stadt Kamen gelingt, mehr das Gemeinsame und weniger das Trennende zu sehen: Wir brauchen die Kraft aller, um unsere Stadt weiterhin gut zu entwickeln.

 

Eine Zeitung titelte dieser Tage: “Erdtmann hat Glück gehabt.” Dazu sage ich: Ja ! Ich habe Glück gehabt. Oft. Aber wir kennen doch das Sprichwort, das da heisst: “Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige.” Nehmen wir alle dieses Wort in Anspruch und seien wir tüchtig. Dann werden wir auch das nötige Quäntchen Glück haben, das wir brauchen, um den nicht einfachen Weg in eine gute Zukunft unserer Stadt Kamen gemeinsam zu gehen. Heute kann man in der Zeitung lesen, wie von bestimmter Seite Sorgen geäußert werden wegen meiner Nachfolge. Ich will mich an dieser Diskussion nicht beteiligen. Aber ich erkläre folgendes: Ich werde meine Arbeit fortsetzen wie bisher: Mit ganzer Kraft und voller Leiden­schaft für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt Kamen, die mich im Wissen um meine Person in mein Amt mit überzeugender Mehrheit schon im ersten Wahlgang gewählt haben. Und ich werde dieses Amt ausüben bis 2003. Dann wird es die Nachfolge geben. Das Procedere dafür ist gesetzlich geregelt. Ich wiederhole: Bis 2003 heisst für mich das Motto: Volle Kraft voraus und ich bitte dabei um Ihre Mithilfe. In diesem Sinne wünsche ich dem Rat bei seiner Arbeit weise Entscheidungen, der Verwaltung in der Begleitung der Ratsarbeit eine glückliche Hand und dem Bürgermeister genügend Kraft, Mittler zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und dem Rathaus zu sein.”