Eingangs fragte Frau Schulz die Mitglieder des Integrationsrates, ob sie über die Situation aller Kamener Schulen oder speziell über die Gesamtschule berichten soll.

 

Auf Wunsch von Herrn Nieme erklärte Frau Schulz das derzeitige Angebot an allen Kamener Schulen im Fach Türkisch.

 

An der Gesamtschule, am Gymnasium und an der Realschule findet derzeit kein Türkischunterricht statt. Die Grundschulen sowie die Hauptschule bieten muttersprachlichen Ergänzungsunterricht an.

 

Frau Schulz erläuterte die derzeitige Lehrkräftesituation an der Gesamtschule und stellte heraus, dass zurzeit wegen des Lehrkräfteüberhanges weder ein Türkischlehrer noch sonst ein Lehrer mit einem anderen Fach neu eingestellt werden darf.

 

Sie erklärte den Integrationsratsmitgliedern den Unterschied zwischen muttersprachlichem Ergänzungsunterricht und den Anforderungen an das Fach Türkisch im Wahlpflichtbereich bzw. in der Sekundarstufe II.

Hier gelten für das Fach Türkisch dieselben Leistungsanforderungen wie z.B. für das Fach Französisch.

Die Einführung des Faches Türkisch an der Gesamtschule Kamen würde das derzeit abgestimmte Sprachenkonzept der Schule tangieren, das nicht ohne Berücksichtigung der Gesamtangebote in Klasse 7 (jetzt Klasse 6) und in Klasse 11 verändert werden kann.

 

Herr Nieme erkundigte sich nach der Notwendigkeit für muttersprachlichen Ergänzungsunterricht (MSU) im Fach Türkisch.

 

Frau Schulz entgegnete, dass türkische Schüler über sehr unterschiedliche Sprachkenntnisse sowohl in ihrer Muttersprache als auch in der Zielsprache Deutsch verfügen.

Leistungsstarke türkische Schülerinnen und Schüler entscheiden sich derzeit für Französisch oder Spanisch als neue Fremdsprache oder bevorzugen den Bereich Naturwissenschaften.

 

Herr Özkir fragte nach der Bedeutung der Spanischen Sprache und seit wann dieses Fach an der Gesamtschule unterrichtet wird.

 

Frau Schulz antwortete, dass seit fünf Jahren Spanischunterricht an der Gesamtschule angeboten wird. Sie legte die Bedeutung der spanischen Sprache als Weltsprache dar und verdeutlichte die positive Auswirkung auf die Chancen der Spanischschüler auf dem Arbeitsmarkt. Die Schüler haben diese Bedeutung erkannt und zeigen großes Interesse am Fach Spanisch.

 

Diese Beobachtung ist nicht nur spezifisch für Kamen, sondern spiegelt den Landestrend wider, so Herr Hupe.

 

Herr Rickwärtz-Naujokat erkundigte sich nach der Möglichkeit des Wahlfaches Türkisch in der 7. Klasse als 2. Fremdsprache, um Schülern mit Migrationshintergrund mehr Chancen auf einen qualifizierten Abschluss zu geben.

 

Herr Hupe verwies auf die Möglichkeit für muttersprachlichen Ergänzungsunterricht für Schüler mit Migrationshintergrund.

 

Frau Schulz bestätigte die Bedeutung des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichtes, verwies jedoch darauf, dass weder dieser Unterricht noch das Fach Türkisch als 2. Fremdsprache per se eine Sprachförderung in der Zielsprache darstellen oder qualifizierte Abschlüsse bedeuten.

Der muttersprachliche Ergänzungsunterricht ist kein Ersatz für das Fach Türkisch im Wahlpflichtbereich I. Schüler haben aber die Möglichkeit, eine externe Sprachprüfung abzulegen.

 

Damit bestehe jedoch eine Substitutionsmöglichkeit, so Herr Hupe.

 

Für Frau Schulz wäre es theoretisch denkbar, Türkisch in der Sekundarstufe II als Fremdsprache anzubieten. Wichtig sei es aber, zunächst die Umgestaltung der gymnasialen Oberstufe in NW abzuwarten, da hier 2008/09 grundlegende Änderungen zu erwarten seien.

 

Herr Özkir begrüßte den Vorteil für Schüler mit Migrationshintergrund, ihre Muttersprache als Fremdsprache zu wählen.

 

Für Frau Schulz ist es von großer Bedeutung, dass Sprachdefizite behoben werden müssen.

In diesem Zusammenhang verwies sie auf die Kooperation mit der Hauptschule, die muttersprachlichen Unterricht anbietet und das bei Bedarf auch SchülerInnen der Gesamtschule angemeldet werden können.

 

Herr Özkir erkundigte sich nach der Beförderung der Schüler, die dieses Angebot in Anspruch nehmen.

 

Herr Hupe verwies auf die Ansprüche der Eltern auf Schülerbeförderung, die Aufgabe des Schulträgers ist, wobei die Kilometergrenzen einzuhalten sind.

 

Frau Schulz unterstrich wiederholt, dass in der derzeitigen Situation aufgrund des Lehrkräfteüberhanges kein Türkischunterricht an der Gesamtschule stattfindet. Sie betonte die Bedeutung der Ziele eines Sprachförderunterrichtes an der Gesamtschule. Hier stehen die Verbesserung der Deutschkenntnisse und die Sprachförderung im Vordergrund.

Zurzeit bietet ihre Schule ein Sprachförderprogramm für Kinder mit Migrationshintergrund an. Dazu stehen 1,7 Stellen zur Verfügung.

 

Nach Aussage von Herrn Mert haben Schüler mit Migrationshintergrund es schwerer eine dritte Sprache, wie z.B. Englisch, zu erlernen.

 

Die Studie DESI belegt das Gegenteil, so Frau Schulz. Nach neuesten Erkenntnissen haben Schüler, die bereits zwei Sprachen sprechen, offensichtlich geringere Defizite im Fach Englisch.

 

Herr Özkir bestätigte diese Aussage.

 

Das Problem für ausländische Kinder, hier sind neben türkischen vor allem Schülerinnen und Schüler mit polnischem und russischem Migrationshintergrund betroffen, ist das fachliche Lernen insgesamt, da die Unterrichtssprache Deutsch ist.

Auf dem Schulhof gibt es keine Verständigungsschwierigkeiten, da alle Schülerinnen und Schüler in der Alltagssprache zu Hause sind. Probleme treten erst auf, wenn es darum geht, der Unterrichtssprache Deutsch zu folgen.

 

Herr Rickwärtz-Naujokat stellte die Hypothese auf, was passieren würde, wenn ausreichend Eltern von Schülern der Klasse 6 den Wunsch nach dem Fach Türkisch in der 7. Klasse äußern würden, weil das die Chancen der Schüler auf dem Arbeitsmarkt erhöhen könne.

 

Nach Auskunft von Frau Schulz würde die Wahl des Faches Türkisch allein den Schülern überhaupt keinen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt verschaffen.

Das Problem liege bei der Sprachfähigkeit insgesamt. Defizite bestehen in der deutschen Sprache. Hier muss eine Förderung gewährleistet sein, auch wenn die Schule schulintern keine muttersprachliche Förderung anbieten kann.

 

Herr Kuru stellte fest, dass es zurzeit keine Chance für Türkischunterricht an der Gesamtschule gibt. Deshalb hält er die Diskussion für abgeschlossen.

 

Darauf wiederholte Frau Schulz, dass es weder für das Fach Türkisch noch für ein anderes Fach in näherer Zukunft die Möglichkeit zur Einstellung einer neuen Lehrkraft gibt.

 

Zur Bedeutung des Faches Spanisch bestätigte Herr Kuru, dass zurzeit 50 von 72 Schülern in der Jahrgangsstufe 12 der Gesamtschule das Fach Spanisch gewählt haben.

 

In einem kurzen Vortrag erläuterte Frau Schulz die konkreten Ziele der Sprachförderung an der Gesamtschule (siehe Anlage).

 

Außerdem erläuterte sie die Bedeutung der Diagnostik. Deshalb bilden sich Kollegen an der Gesamtschule derzeit in der Diagnostik von Sprachdefiziten fort.

 

Herr Kuru erkundigte sich, ob ein Kind bei diesem Test nicht bestehen kann.

 

Es gehe um die Diagnostik der Sprachfähigkeit, so Frau Schulz. Ein Nichtbestehen dieser Prüfung ist nicht möglich.

 

Eine Vertreterin der RAA stellte Frau Schulz Hilfe bei Projekten der Sprachförderung in Aussicht.

 

Frau Schulz dankte für die Unterstützung.

 

Herr Rickwärtz-Naujokat erkundigte sich, wie Sprachförderung im Zusammenspiel von Kindergärten und Schulen in Zukunft aussehen soll.

 

Frau Schulz antwortete, dass eine einzelne Schule diese Aufgabe nicht meistern kann.

Hier muss auf Kreisebene eine Lösung gesucht werden. Eine Idealvorstellung wäre ein Modell mit der Begleitung der Schüler vom Elementarbereich bis zum Schulabschluss.

 

Herr Özkir dankte Frau Schulz für ihre Ausführungen.

 

Frau Schulz dankte für die Einladung und verabschiedete sich.