Herr Thielmann erläuterte, dass die Werkstatt Unna bereits viel Erfahrung mit der Besetzung und Betreuung von Zusatzjobs habe.

 

Für Kamen sind zurzeit 55 Plätze zu besetzen, wobei bisher auf eine freiwillige Teilnahme der Personen abgestellt worden ist. Demnächst soll jedoch vor dem Hintergrund des ‚Forderns‘ auch durchaus andere Personen zu Arbeitsmaßnahmen herangezogen werden.

 

Diese Plus-Lohn-Jobs wenden sich an drei Zielgruppen und zwar einerseits Personen, die ausschließlich für eine Beschäftigung in Frage kommen, dann Personen, die entweder einen Qualifizierungs- oder Betreuungsbedarf haben und zuletzt Personen, die sowohl einen Betreuungs- als auch einen Qualifizierungsbedarf haben.

 

Das Einsatzgebiet dieser Jobs erstreckt sich von Unterstützungsleistungen im haustech­nischen Dienst, über Verschönerung des Stadtbildes bis hin zur Busbegleitung im öffent­lichen Personennahverkehr der VKU und ist vorrangig für Personen gedacht, die nicht für den 1. Arbeitsmarkt geeignet bzw. noch nicht genügend stabilisiert sind.

 

Eine Teilnehmervoraussetzung ist, dass bei der jeweiligen Person eine multiple Problemlage vorhanden ist. Das bedeutet, dass Kriterien wie z.B. kein Schulabschluss, keine Berufsaus­bildung, Sprachprobleme, Verschuldung, Hafterfahrung etc. zusammentreffen müssen.

 

Diesem Personenkreis werden dann neben dem eigentlichen Job begleitende Angebote gemacht. Neben dem Profiling, der sogenannten Stärken-Schwäche-Analyse, werden bei Bedarf Bewerbungstraining, Sprachförderung und überfachliche Kompetenzentwicklung angeboten und ein Eingliederungsplan erstellt.

 

Die ersten praktischen Erfahrungen sind durchaus positiv. Die Anzahl und das Interesse an den Jobs ist durchaus groß und es erfolgen gute Rückmeldungen von den Begleitern. Als problematisch stellt sich jedoch die Arbeitsmarktperspektive dar, da die Hoffnung auf eine Anschlussbeschäftigung sehr gering ist.

 

Notwendig für die Umsetzung der Plus-Lohn-Jobs ist, dass sich diese Beschäftigungsmaß­nahmen an den Voraussetzungen der Arbeitslosen orientieren und vorhandene Kompe­tenzen stärken. Sie sollten in einen längerfristigen Eingliederungsplan eingebettet sein und begleitende Qualifizierung und pädagogische Begleitung anbieten. Es dürfen zudem durch die Plus-Lohn-Jobs keine Regelarbeitsplätze abgelöst werden.

 

Insbesondere bei den Jugendlichen muss klar sein, wie es nach der Teilnahme an einem derartigen Job weitergeht, d.h. der Plus-Lohn-Job ist ein Baustein zur Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt. Ziel sollte immer eine abgeschlossene Ausbildung sein.

 

Bei älteren Arbeitslosen bzw. Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen sollte es längerfristige Arbeitsstellen geben, den sogenannten II. Arbeitsmarkt.

 

Herr Welker wies nochmals darauf hin, dass es wichtig ist, sich mit dem Einzelnen zu beschäftigen und Perspektiven aufzuzeigen.

 

Frau Borowiak fragte an, was mit den Menschen passiert, die nach Abschluss der Maß­nahme keine Folgebeschäftigung bekommen.

 

Herr Thielmann führte hierzu aus, dass beobachtet werden muss, inwieweit im Anschluss an die Maßnahme Perspektiven geschaffen werden können.

 

Frau Splieth ergänzte, dass diese Maßnahmen hauptsächlich auch zur Stabilisierung gedacht seien, da Eingliederungsvereinbarungen mit den Betroffenen geschlossen werden, die dann einzuhalten sind. Hier liegt für die Betroffenen eine Chance, auch wenn es nicht möglich sein wird, für jeden eine Anschlussmaßnahme zu finden.

 

Aus Sicht von Herrn Plümpe würde hier am Markt vorbei geplant. Was sollte z.B. jemand als Anschlussmaßnahme machen, der an einer Maßnahme als Busbegleiter teilgenommen habe bzw. wie sollte er aufgrund dieser Maßnahme in den 1. Arbeitsmarkt integriert werden können.

 

Herr Thiemann bestätigte, dass diese Maßnahmen sicher nicht das Non-Plus-Ultra seien, aber bei Personen, die nicht die Qualifizierung für andere Arbeitsgelegenheiten habe, sei eine derartige Maßnahme besser als nichts.

 

Herr Matthes von der Arbeiterwohlfahrt sagte, dass er im Großen und Ganzen den Aus­führungen seines Vorredners nur zustimmen und lediglich einige Ergänzungen anbringen könne. In der Maßnahme der AWO sind zurzeit 64 Personen beschäftigt, davon 34 Frauen und 30 Männer, die in den unterschiedlichen Abteilungen arbeiten.

 

Einsatzorte sind z.B. der Fahrdienst der AWO, die Radstation, Essen auf Rädern. Die dort angebotenen Tätigkeiten würden von den Teilnehmern kein hohes Ausbildungsniveau fordern.

 

Unter den Beschäftigten bei der AWO seien auch viele Personen, die gesundheitliche Einschränkungen haben.

 

Die Freiwilligkeit an der Teilnahme an den Beschäftigungsmaßnahmen sei der AWO wichtig. Allgemein sei die Motivationslage bei den jüngeren Teilnehmern eher als schlecht anzu­sehen, im Bereich der älteren Personen eigentlich recht gut.

 

Aus den Maßnahmen der AWO konnten bisher zwei Personen in Arbeit auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden.

 

Herr Nadolski-Voigt definierte die Ziele bei der Schaffung von Arbeitsgelegenheiten dahin­gehend, dass hierdurch eine Heranführung an den regulären Arbeitsmarkt erfolgen soll, damit Arbeitssuchende nicht auf Dauer in Zusatzjobs verbleiben. Zudem soll über die Arbeit eine soziale Integration erfolgen und die Erwerbsfähigkeit aufrechterhalten bzw. wieder­erlangt werden.

 

Der Grundsatz des Fördern und Fordern werde von der Diakonie so gesehen, dass die Per­sonen gefordert werden sollen, um gefördert werden zu können. Das Fördern und Qualifi­zieren muss daher in den angebotenen Arbeitsgelegenheiten im Mittelpunkt stehen.

 

Es dürfen keine sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze verdrängt werden, sondern es sollen ergänzende Aufgaben erbracht werden, die üblicherweise nicht geleistet werden können.

 

Nach der Arbeitsgelegenheit sollte eine Perspektive für den Teilnehmer vorhanden sein, sei es durch eine Verlängerung der Arbeitsgelegenheit, eine Aufnahme einer Fachqualifizierung oder Ausbildung, der Vermittlung einer Praktikumstelle, eines MiniJobs oder einer regulären Beschäftigung oder ggf. auch durch Einbindung in ein ehrenamtliches Engagement.

 

Einsatzfelder bei der Diakonie sind die Sozialkaufhäuser, die hauswirtschaftlich betreuenden Tätigkeiten, die Hausmeisterdienste, die Kinder- und Jugendeinrichtung, die Unnaer Tafel und die Beratungsstelle für Spätaussiedler. Als Qualifizierung wird die fachpraktische Anlei­tung, die fachspezifische modulare Qualifizierung und die fachübergreifende modulare Quali­fizierung angeboten. Die einzelnen Tätigkeits- und Qualifizierungsfelder können der als Anlage beigefügten Übersicht entnommen werden.

 

Nach Abschluss der Maßnahme wird ein qualifiziertes Arbeitszeugnis, ein Qualifizierungs­pass und eine Perspektivenempfehlung erstellt.

 

Für die unterschiedlichen Zielgruppen werden spezifische Ziele erarbeitet und festgelegt.

 

Grundsatzziel ist die Integration in den regulären Arbeitsmarkt und soll erkennbar angestrebt werden.

 

Herr Weber dankte den Vortragenden und wies darauf hin, dass in mittlerer Zukunft dem Gremium über die Erfahrungswerte mit den jetzt eingerichteten gemeinnützigen Zusatzjobs berichtet würde.