Hinsichtlich der Planungen zur Umgestaltung der Kamener Fußgängerzonen verdeutlichte Herr Baudrexl den bisherigen Planungsstand. Mit Blick auf das Bauzeitenfenster sei es nun an der Zeit, das Pflastermaterial auszuwählen. Unter Berücksichtigung der Gestaltungs­entwürfe und Anforderungen an das Pflastermaterial habe sich die Verwaltung von Fach­leuten zur Materialauswahl beraten lassen. Im Rahmen dieser Beratung sei ein konkreter Vorschlag zum Pflastermaterial entstanden, der nun an den Planungs- und Umweltaus­schuss gegeben werde.

 

Anschließend erläuterte Herr Dr. Kownatzki, Sachverständiger des Rock and Mineral Consulting-Unternehmens, die Auswahlkriterien und Anforderungen für das Pflastermaterial in einem ausführlichen Fachvortrag. Zur Verdeutlichung stellte er in einem Bildervortrag ein modernes chinesisches Werk vor. Er wies darauf hin, dass eine Qualitätssicherung in China unverzichtbar sei. Unter Berücksichtigung der vorliegenden Gestaltungsplanung eigne sich der chinesische gelbe Granit für das Vorhaben. Er solle jedoch nicht zu gelb gewählt werden, da dieser durch die eingetretene Verwitterung nicht mehr den technischen Anforderungen entspräche. Die Kombination mit Gneisen und anderen Granitarten sei für die gestalte­rischen Aspekte möglich. Aufgrund der Anforderungen der Bauklasse 3 ist ein ent­sprechendes Pflastersteinformat zu wählen. Die Verlegung solle schon aus Kostengründen in ungebundener Bauweise erfolgen.

 

Herr Kloß erkundigte sich nach der Bezahlbarkeit des angesprochenen Materials.

 

Herr Dr. Kownatzki erläuterte, dass aufgrund seiner Erfahrungen bezüglich des Produk­tionsprozesses in China bei entsprechender Qualitätssicherung zu einem vergleichsweise günstigen Preis ein qualitatives und maßhaltiges Material zu erwerben sei.

 

Herr Kissing bat um Erläuterung der Bauklasse 3 sowie der Eigenschaften des vorge­schlagenen Materials G 682 (chinesischer gelber Granit).

 

Herr Adamini erläuterte sodann den Begriff der Bauklasse 3.

 

Herr Dr. Kownatzki führte aus, dass das Material G 682 zum einen die optischen Anforde­rungen für den Gestaltungsplan erfülle und zum anderen auch den technischen Anforde­rungen gerecht werde (in gemäßigter Gelbfärbung).

 

Herr Diederichs-Späh erkundigte sich, warum die ungebundene Bauweise bevorzugt würde.

 

Darauf hin verdeutlichte Herr Kownatzki, dass die gebundene Fuge zwar Vorteile bezüglich der Reinigung biete, jedoch durch die Spannungseigenschaften der Materialien Probleme wie z.B. Flankenabrisse vermehrt auftreten können, und schließlich ein höherer Unterhal­tungsaufwand zu erwarten sei. Durch das in der Bauklasse vorgesehene Pflastersteinformat sei die ungebundene Bauweise möglich. Der Unterhaltungsaufwand für ausgefegte bzw. ausgewaschene Fugen sei ein bautechnisch reduziertes Problem und bedürfe natürlich einer gewissen Unterhaltungspflege. Hinzu kämen erheblich höhere Baukosten.

 

Herr Diederichs-Späh bat um Bezifferung der Unterhaltungskosten.

 

Herr Dr. Kownatzki entgegnete, dass ihm dies nicht möglich sei, da diese Kosten u.a. vom Umgang mit der Reinigung (Ansprüche – Häufigkeit) und dem Reinigungssystem abhängig seien.

 

Herr Madeja erkundigte sich, wie Herr Kownatzki den Preis des chinesischen Granits im Vergleich zum südeuropäischen Granit einschätze.

 

Herr Dr. Kownatzki bezifferte die Einsparung auf mindestens 50 %.

 

Herr Drescher erkundigte sich nach der Entstehung von Rostflecken auf dem chinesischen gelben Granit.

 

Herr Dr. Kownatzki erläuterte die Entstehung von Rostflecken, bedingt durch den Eisen­gehalt und durch Agressorien auf der Oberfläche hervortretend. Hier seien die Rahmen­bedingungen entscheidend. Er verwies in diesem Zusammenhang wiederum auf die Möglichkeit der Qualitätssicherung. Rostflecken seien nicht auszuschließen, jedoch ihr Auftreten minimierbar.

 

Herr Kühnapfel bewertete zum einen den Handel mit China grundsätzlich kritisch, bat aber zum anderen auch darum, die Arbeitsbedingungen und den Arbeitsschutz in die Über­legungen einzubeziehen.

 

Diese Auffassung wurde durch die Ausführungen von Frau Schneider bekräftigt, die die Beachtung von Qualitätsstandards auch für Arbeits- und Lohnbedingungen forderte.

 

Herr Dr. Kownatzki entgegnete, dass ihm die Verhältnisse in China gut bekannt seien und die nordchinesischen Familien für die Arbeit in Südchina dankbar seien. Sie hätten damit die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Zudem trage die Qualitätssicherung indirekt zu einer Verbesserung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse bei. Es würden z. B. neue Arbeitsplätze durch die Qualitätskontrollen geschaffen und Billiglöhne durch den erforder­lichen Standard der Arbeit ausgeschlossen.

 

Herr Kissing bat um Erläuterung, wie es zu der Auswahl des Pflastermaterials gekommen sei und ob es Alternativen gäbe.

 

Herr Baudrexl erklärte, dass vom Planungsbüro Scape ursprünglich Sandstein als Material vorgeschlagen worden sei. In den letzten Monaten habe man sich eingehend mit der Mate­rialauswahl beschäftigt. Letztlich sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass Sandstein nicht das geeignete Material sei und man habe diesen Vorschlag verworfen (Belastung des Mate­rials – Bezahlbarkeit). Bei der anspruchsvoll gestalteten Planung sei Betonstein ausge­schlossen. Das Verbundsystem sei ebenfalls aufgrund der Anforderungen als problematisch anzusehen. In Hinsicht auf die farblichen Vorgaben des Gestaltungsplanes, die Anforde­rungen an das Material und natürlich auch den vorgegebenen finanziellen Rahmenbedin­gungen (Granit aus Südeuropa ist etwa 50 % teurer) haben das Planungsbüro Scape und die Verwaltung den Materialvorschlag “chinesischer gelber Granit” eingebracht. Bei der vorangegangenen Exkursion sei in Hagen ein Grauton (Pfeffer u. Salz) und in Dortmund ein gelblicher Ton des Granits zu sehen gewesen. In dieser Sitzung sei nunmehr eine Grund­satzentscheidung zur Materialauswahl zu treffen.

 

Ein Muster des chinesischen gelben Granits wurde herumgereicht.

 

Herr Krause erkundigte sich, inwieweit Materialfehler durch die Qualitätssicherung ausge­schlossen werden könnten.

 

Herr Dr. Kownatzki erläuterte, dass durch eine entsprechende Qualitätssicherung das Material und die Maßhaltigkeit sehr gut kontrollierbar seien. Er bezifferte den Ausschuss auf unter 1 % bis in den Promillebereich.

 

Herr Kühnapfel erklärte, dass er grundsätzlich mit der Auswahl des Materials konform gehe. Seine Fraktion habe jedoch Bedenken in Bezug auf die Arbeitsbedingungen in China und würde sich bei einer Abstimmung nach jetzigem Sachstand zunächst enthalten, es sei denn, es würde zugesichert, dass Betriebe mit vernünftigen Arbeitsbedingungen ausgewählt würden.

 

Herr Baudrexl appellierte an die Mitglieder des Planungs- und Umweltausschusses, bei allem Verständnis für die Sichtweise, eine Entscheidung in Bezug auf die Materialauswahl zu treffen. Hinsichtlich der angesprochenen Qualitätssicherung in den Bereichen Material und Arbeitsbedingungen sei sicherlich noch eine eingehende Beratung erforderlich. Diese Über­legungen würden bei Beauftragungen mit einfließen und berücksichtigt.

 

Herr Eckardt führte aus, dass eine Änderung der Arbeitsbedingungen in China schrittweise erfolgen werde und nach dem Motto “Kein Wandel ohne Handel” durch den Handel mit Europa Änderungen erfahre. Er erkundigte sich nach der Trittsicherheit und Fugenbreite.

 

Herr Adamini erläuterte, dass bei einer entsprechenden Oberflächenbearbeitung die Tritt­sicherheit gewährleistet sei. Bei der vorgesehenen Fugenbreite von 5 bis 10 mm gäbe es ebenfalls keine Probleme – auch nicht für ältere Menschen. Der Granit würde gesägt und allseits bearbeitet, so dass ein einheitliches Fugenbild entstünde. Im Übrigen verwies er auf die vorangegangene Exkursion.

 

Herr Kissing verdeutlichte, dass er sich nicht an dieser “Gewissensberuhigungsdiskussion” beteiligen wolle, sondern ihm die Frage nach dem Kostenrahmen wichtig sei.

 

Herr Adamini schätzte die Kosten auf ca. 200,00 €/qm.

 

Herr Diederichs-Späh merkte an, dass eine Ausführung in Betonsteinpflaster im Vergleich dazu erheblich günstiger sei.

 

Herr Baudrexl entgegnete, dass eine gewisse Materialauswahl bereits im Wettbewerb und den weiteren Beschlüssen zur Gestaltungsplanung getroffen worden und Betonsteinpflaster daher ausgeschlossen sei.

 

Herr Lipinski ergänzte, dass die Entscheidung zur Verlegung von Naturstein bereits gefasst worden sei und man davon nicht zurückgehen wolle.

 

Herr Kissing erwiderte, dass der Wettbewerb als Gestaltungsgrundlage nicht angezweifelt würde, aber jedoch das Kriterium des Gesamtkostenrahmens unbedingt beachtet werden müsse.

 

Herr Baudrexl wies darauf hin, dass der ursprüngliche Kostenrahmen durch Erweiterungen der Ausbaubereiche (Platz westlich der Adenauerstraße / Kampstraße) sowie neue Erkennt­nisse (z.B. Problematik Tiefgarage) nicht mehr eingehalten werden könne. Er schlug vor, bei der Materialauswahl zu differenzieren, d. h. im Kernbereich des Wettbewerbes das vorge­stellte hochwertige Material zu nehmen und in den Randbereichen andere ggf. kosten­günstigere Materialien zu wählen.

 

Auf Anfrage von Herrn Diederichs-Späh zur Förderung der Maßnahme erläuterten Herr Baudrexl und Herr Liedtke die Fördermodalitäten. Es handelt sich in diesem Fall um eine Festbetragsförderung von 75,00 €/qm. Die Bewilligungsbescheide für den Kernbereich liegen vor. Für die Folgeanträge “Platz westlich der Sparkasse” und “Kampstraße” sei eine Förde­rung in Aussicht gestellt.

 

Herr Kissing beantragte, die Sitzung zwecks weiterer Beratung der CDU-Fraktion für 10 Minuten zu unterbrechen.

 

Der Vorsitzende, Herr Lipinski, unterbrach die Sitzung um 19.30 Uhr für die Beratung in den Fraktionen.

 

Herr Lipinski setzte die Sitzung um 19.47 Uhr fort.

 

Herr Baudrexl wies darauf hin, dass das gesamte Projekt bisher positiv von Bürgerschaft und Politik begleitet worden sei. Die Verwaltung könne die Bedenken der CDU-Fraktion nachvollziehen und sei natürlich in der Lage, eine Kostenberechnung vorzulegen. Er schlug vor, im Rahmen einer Sondersitzung nach den Osterferien diese Thematik aufzugreifen.

 

Herr Kloß bewertete den Vorschlag von Herrn Baudrexl positiv und beantragte darüber hinaus, 3 – 4 Alternativen für die Entscheidungsfindung zu erarbeiten.

 

Herr Baudrexl machte deutlich, dass er sich eine Abweichung von dem Gestaltungs­anspruch im Kernbereich nicht vorstellen könne. Durch die Aufteilung in verschiedene Bauabschnitte sei es durchaus möglich, die Gestaltung der Randbereiche kostenmäßig anzupassen.

 

Herr Kissing stellte fest, dass die Neugestaltung ein gemeinsames Anliegen aller Fraktionen sei. Naturstein sei sicherlich das bessere Material und würde favorisiert. Er räumte ein, dass im Laufe des Planungsprozesses Änderungen eingetreten sind, die sich auf den Kosten­rahmen steigernd auswirken. Er wies darauf hin, dass sich die Materialauswahl ebenfalls auf diesen Kostenrahmen auswirken könne und für die Entscheidungsfindung eine Kosten­abschätzung auf der Grundlage des jetzigen Planungsstandes erforderlich sei. Er bat darum, ebenfalls Alternativen zu erarbeiten und diese rechnerisch darzustellen.

 

Herr Baudrexl wies nochmals darauf hin, dass der Materialvorschlag gelber Granit auch aus Kostengründen unterbreitet worden sei. Das zunächst angedachte Material Sandstein würde den Kostenrahmen sprengen (aus politischen Gründen wurde indischer Sandstein ausge­schlossen).

 

Herr Dr. Kownatzki ergänzte, dass der indische Sandstein nur geringfügig kostengünstiger wäre als chinesischer gelber Granit.

 

In Erinnerung an die Gründe für die Auswahl des Gestaltungsentwurfes für die Innenstadt verwies Herr Eckardt nochmals auf die zentrale Bedeutung der Umgestaltung der Innen­stadt. Seiner Meinung nach gäbe es keine Diskussion für die Ausgestaltung des Kern­bereiches in Naturstein. Diese Entscheidung sei mit der beschlossenen Gestaltungsplanung getroffen worden. Kosteneinsparungspotential sehe auch er in den Randbereichen.

 

Herr Diederichs-Späh bat, die Unterhaltungskosten ebenfalls in der kommenden Sitzung darzustellen.

 

Herr Kissing bekräftigte, dass das Projekt an sich fortgesetzt werden müsse, aber hinsicht­lich der Kostenschätzung s. E. nach eine Aktualisierung erforderlich sei.

 

Herr Baudrexl brachte zum Ausdruck, dass ein zeitnaher Beginn der Umsetzung der Maß­nahme gewünscht wird. In- und extern werde mit Hochdruck an dem Projekt gearbeitet.

 

Im Einvernehmen aller Ausschussmitglieder wurden die Tagesordnungspunkte 2 bis 6 des öffentlichen Teils sowie der nichtöffentliche Teil nicht mehr behandelt. Soweit erforderlich werden die Themen in die Tagesordnung der kommenden Sitzung aufgenommen.