Sitzung: 24.06.2004 Rat der Stadt Kamen
Vorlage: 60/2004
Beschluss:
1. Der Rat der Stadt Kamen
stellt den Jahresabschluss und den Lagebericht zum 31.12.2003 in der
vorliegenden Form fest.
2. Der Jahresgewinn 2003 von
780.942,94 € wird in Höhe von 445.005,31 € der Allgemeinen Rücklage zugeführt
und der verbleibende Überschuss von 335.937,63 € auf das Wirtschaftsjahr
2004 vorgetragen.
Abstimmungsergebnis: einstimmig angenommen
Herr Kissing legte dar, dass dem Eigenbetrieb unverändert eine gute Entwicklung bescheinigt werde. Das Verhältnis vom Eigen- zum Fremdkapital habe sich seit 1998 um 10 % zugunsten des Eigenkapitals verändert und betrage nunmehr 61 %. Dies liege zum einen sicherlich an den günstigen Zinsen auf dem Kreditmarkt und zum anderen an dem derzeit zurückhaltenden Investitionsverhalten des Betriebes. Es gebe aber Signale für ein Ansteigen der Investitionstätigkeit in den nächsten Jahren. Im Jahresabschluss zum 31.12.2003 werde festgehalten, dass der Eigenbetrieb lediglich 15 % der Gesamtkosten uneingeschränkt beeinflussen könne. 85 % der Gesamtkosten seien bestimmt durch Abschreibungen, Zinsen, Abwasserabgabe und Lippeverbandsumlage. Der Wirtschaftsprüfer habe in der letzten Sitzung des Werksausschusses auch deutlich gemacht, dass der Gebührenanstieg im Bereich der Lippeverbandsumlage aus kaufmännischer Sicht des Betriebes zu hoch sei. Die Lippeverbandsumlage werde im Zeitraum von 2004 bis 2010 um 22,5 % bzw. 1 Mio. € auf 5,3 Mio. € ansteigen. Seitens des Wirtschaftsprüfers sei daher auch darauf hingewiesen worden, dass er den Vertretern der Stadt in der Verbandsversammlung des Lippeverbandes empfehle, diesen Zusammenhang deutlich zu machen und darauf hinzuwirken, dass der Gebührenanstieg im Bereich der Lippeverbandsumlage begrenzt wird. Die Stadt werde in diesem Gremium von Herrn Hupe, Herrn Baudrexl und Frau Middendorf vertreten. Da die Diskussion über den Gebührenanstieg im Rahmen der Sitzung der Verbandsversammlung sicherlich schwierig zu führen sei, sollte auf der Verwaltungs- und Verbandsebene das informelle Gespräch gesucht werden. Diese Anregung habe die CDU-Fraktion bereits vor einigen Wochen an die Verwaltungsleitung weitergegeben. Der Gebührenanstieg der Lippeverbandsumlage führe mittelfristig bis 2009 zu einem Anstieg der Abwassergebühren in Kamen von ca. 17 % oder mtl. 1 € Mehrkosten pro Haushalt. Die Belastung des sogen. Musterhaushaltes steige somit bis zum Jahr 2009 um jährlich 72 €.
Herr Hupe stellte zur Aufforderung, Gespräche mit dem Lippeverband zu führen, klar, dass die Verwaltungsleitung, der Werkleiter und der Eigenbetrieb Stadtentwässerung selbstverständlich in ständigem Gespräch mit dem Lippeverband als dem Entwässerungspartner stünde. Hinzu komme, dass die Gebührenhinweise richtig einzuordnen seien. Entscheidend sei, dass die Gebührensteigerungen in Höhe von jährlich ca. 2,9 % noch als moderat anzusehen seien und im Verhältnis zur Leistung gesehen werden müssten. Die Stadt Kamen profitiere maximal vom Sesekeprogramm. In der Vergangenheit sei es gelungen, alle Gebührensteigerungen unterhalb der prognostizierten Grenze zu halten. Die Stadt stehe auch derzeit in guten Gesprächen mit dem Lippeverband über die weitere Finanzierung, wie sein letztes Gespräch am 17.06.2004 mit Herrn Dr. Stemplewski gezeigt habe. Die Gebührenfrage werde sehr ernst genommen, dürfe aber, appellierte Herr Hupe, nicht einseitig im Raum stehen. Daneben müsse der Gewinn an Lebensqualität stehen. Die ökologische Verbesserung zeige sich z.B. bereits jetzt am Körnebach. Das Landschaftsbild verändere sich und das Wasser sei weitestgehend sauber. Zukünftig reichten diese ökologischen Verbesserungen mit der Renaturierung der Seseke bis in die Innenstadt hinein. Auch das Stadtbild, z. B. im Bereich der Maibrücke, werde deutlich aufgewertet. Zum Programm gehörten die Seseke, der Körnebach und der Mühlbach mit den jeweiligen Seitengewässern. Im Hinblick auf die höhere Lebensqualität sei das Geld gut angelegt und auch in der Höhe angemessen. Für die Verwaltung sei es selbstverständlich, alle Möglichkeiten zu ergreifen, die finanzielle Belastung der Gebührenzahler angemessen zu halten.
Herr Kühnapfel sah in der Renaturierung der Seseke und der anderen Zuflüsse aus Umwelts- und Lebensqualitätsgesichtspunkten eine einmalige und die vielleicht größte Chance dieses Jahrhunderts, zu einer wesentlichen Verbesserung zu kommen. Die Naherholung werde sich nicht nur in der offenen Feldflur, sondern auch im Innenstadtbereich deutlich verbessern. Grundsätzlich sei es richtig und erforderlich, die Gebühren so gering wie möglich zu halten. Seine Fraktion gehe davon aus, dass dieses Ziel von der Verwaltung als selbstverständlich angesehen und auch verfolgt werde. Es könne aber nicht sein, dass die großen Baumaßnahmen realisiert worden sind und die restlichen Maßnahmen, die vorwiegend auf die ökologische Verbesserung ausgerichtet sind, nunmehr im Hinblick auf die Gebührenentwicklung insbesondere kritisch hinterfragt und Sparmaßnahmen eingefordert werden. Das Programm müsse wie geplant zu Ende geführt werden.
Die SPD-Fraktion habe den Jahresabschluss 2003 der Stadtentwässerung Kamen bereits in der Sitzung des Werksausschusses positiv bewertet, legte Frau Dyduch dar. Für ihre Fraktion sei wichtig festzustellen, dass sich der Betrieb bereits in der Vergangenheit für gebührenstabilisierende Maßnahmen eingesetzt habe. Bei aller Diskussion um die Gebührenhöhe aufgrund der Lippeverbandsumlage dürfe nicht übersehen werden, dass durch das große Projekt nachhaltig Werte und Lebensqualität auch für zukünftige Generationen geschaffen werden. In Zusammenarbeit mit dem Lippeverband seien auch in der Vergangenheit schon Prognosen im Hinblick auf die Gebührenentwicklung erarbeitet worden. Es sei nicht davon auszugehen, dass es zu einer exorbitanten Kostensteigerung kommen werde. Für ihre Fraktion gelte die Abwägung von Lebensqualität und Kosten. Diese in Einklang zu bringen, sollte auch gelingen können. Abschließend zum Jahresbericht führte Frau Dyduch weiter aus, dass sich in den nächsten Jahren wieder mehr Investitionen durch den Eigenbetrieb abzeichneten. Diese Investitionen trügen sowohl zu einer höheren Lebensqualität als auch zur wirtschaftlichen Entwicklung bei.
Herr Kissing sah in der Frage des ökologischen Nutzens und der Verbesserung der Lebensqualität im Freiraum keinen Dissens. Bewahrt werden müsse aber die Sensibilität für die Kostenentwicklung bei einem Projekt, das mit seinen ersten Planungen bereits im Jahr 1984 gestartet sei und noch weitere 6 Jahre andauern werde. Bis heute betrage das Investitionsvolumen 502 Mio. €. Gerade große Projekte verpflichteten zu einem konsequenten Kostenmanagement. Der Lippeverband habe auch bereits Kostenreduzierungen vorgenommen. Angesichts der Belastung der Bürgerinnen und Bürger durch den Gebührenhaushalt sei ein sensibles Kostenbewusstsein einzufordern. Die Belastungen summierten sich für die Bürgerinnen und Bürgern und seien von vielen nur schwer aufzubringen.
Herr Hupe unterstrich abschließend, dass die Verwaltung diese Sensibilität immer innegehabt habe. Es werde auch in der Zukunft ein vernünftiges Kosten-Leistungs-Verhältnis bewahrt.