Herr Reese stellte die ökologische Verbesserung des Mühlbaches durch den Lippeverband vor. Er bemerkte, dass der Bergbau seine Spuren hinterlassen habe. Der Mühlbach sei zur­zeit noch ein offener Schmutz­wasserlauf. Ziel des Lippeverbandes sei es, die Seseke und den Mühl­bach vom Schmutzwasser zu befreien. Dies sei jedoch nur durch einen Kanalbau möglich. Die Kanalbauarbeiten in Heeren-Werve seien nahezu abgeschlossen. Zudem sei im letzten Jahr die neue Kläranlage in Bönen eingeweiht worden. Weiterhin sei am Kortelbach ein Hochwasserrück­haltebecken geplant. Herr Reese erklärte, dass in diesem Zusammen­hang häufiger von Renaturierung gesprochen werde. Besser sei es jedoch von ökologischer Verbesserung zu sprechen, da oftmals ein natürlicher Ursprungszustand nicht wiederherge­stellt werden kann.

 

Herr Opgen-Rhein erläuterte die Kriterien zur ökologischen Verbesse­rung. Zum einen sei der Hochwasserschutz zu gewährleisten, zum anderen soll die Grundwassersituation nicht geändert werden. Weiterhin soll die Wasserqualität optimiert und das Gewässer als Lebens­raum wiederhergestellt werden. Problematisch sei, dass Gewerbe- und Wohn­gebiete nahe an das Gewässer heranreichen würden. Zudem könne in der Regel auch die Sohllage nicht geändert werden. Weiterhin soll an den bestehenden Brückenbauwerken keine Veränderung vorgenommen werden.

Er schilderte die zukünftige Profilgestaltung des Mühlbaches, wenn ausreichende Flächen zur Verfügung stünden. An ein Trocken-Wetter-Gerinne würden sich Ersatzauen und nach­folgend eine Böschung anschließen. Zudem würden Betriebswege angelegt, die zum Teil auch als Radwege genutzt werden können. Das Abwasser soll von einem Abfangsammler aufgenommen werden.

Für den Mühlbach im Bereich Hammer Straße / Werver Mark / Schlosser­straße sei lediglich eine geringe Ausweitung möglich, da sich die vorhan­dene Bebauung nahe an das Gewässer anschließe. Der Betriebsweg könne für diesen Bereich als Radweg genutzt werden. Im Ab­schnitt Schlosserstraße / Königsborn 2/5 sei aufgrund der hohen Böschung kaum eine Ände­rung möglich. Im Bereich Westfälische Straße Richtung Norden sei der Abfangsammler fast fertig gestellt. Aufgrund der Topographie müsse hier jedoch besonders auf den Hochwasser­schutz geachtet werden. Eine Ausweitung des Mühlbaches im Bereich der von-der-Becken-Straße sei möglich, da der Lippeverband hier eigene Flächen vorhalte. Im Abschnitt Fuß­gängerbrücke bis Bergstraße seien geringe Platzkapazitäten vorhanden, so dass die ge­samte Gewässerparzelle genutzt werden müsse. Ein großes Flächenpotenzial stehe für den Bereich Bergstraße bis Heerener Straße zur Verfügung. Hier sei die Anle­gung eines Be­triebsweges, der als Rad- und Fußwegeverbindung zum Klothmanns Kamp genutzt werden könne, möglich. Dieses gelte auch für den Abschnitt Heerener Straße / Seseke. Es stünden ausreichend Flächen zur Verfügung. Eine Wegeverbindung an das Neubaugebiet wäre möglich.

 

Das Genehmigungsverfahren für den Bau des Hochwasserrückhalte­beckens sei nahezu abgeschlossen. Mit der Genehmigung werde Anfang 2005 gerechnet, so dass der Baube­ginn Mitte 2005 erfolgen könne.

Für die ökologische Verbesserung des Mühlbaches werde Ende 2005 mit der Genehmigung gerechnet. Der Baubeginn soll Anfang 2007 erfolgen.

 

Herr Madeja bedankte sich bei den Referenten für die detaillierte Vorstel­lung der Maß­nahme.

 

Herr Lipinski begrüßte die ökologische Aufwertung des Mühlbaches, für die es seit über 20 Jahren politische Bestrebungen gebe. Er zeigte sich jedoch über das Schreiben des Lippe­verbandes an die Anwohner irritiert. Die Anwohner seien schockiert über den Vorstoß des Lippeverbandes hinsichtlich des geplanten Grunderwerbes, der für viele den Verlust von bis zu einem Drittel an Gartenfläche bedeute. Zudem fühlten sich die Anwohner vom Lippever­band erpresst, da der Eindruck entstanden sei, dass man gezwungen werde, die Hausent­wässerung kostenintensiv komplett umbauen und an das Südfeld anschließen zu müssen, wenn man die kurzfristig anberaumte Grundstücksveräußerung verweigere. Weiterhin habe man für diese Entscheidung eine Frist von 14 Tagen eingeräumt bekommen.

 

Herr Reese erläuterte, dass sich der Lippeverband hier in einer unan­genehmen Situation befinde. Aufgrund der Terminplanung auch im Hin­blick auf die Aufsichtsbehörde, sei dieser Brief notwendig geworden. Es sei jedoch nicht beabsichtigt gewesen, den Eindruck einer Erpressung zu hinterlassen. Vielmehr sei man gesprächsbereit und könne in Einzel­gesprä­chen mit jedem Beteiligten Lösungswege finden. Im Rahmen der Voruntersuchung und Pla­nung des Kanals sei jedoch festgestellt worden, dass es über 100 häusliche Abwasserein­leitungen gebe, von denen viele nicht bekannt gewesen seien. Für diese Einleitungen in den Mühlbach lägen keine Gestattungen vor und das Wasserrecht fehle. Die Vielzahl der Einleitungen mache es notwendig, für alle gemeinsam einen kleineren Sammelkanal entlang des Mühlbachs rechtsseitig in Fliessrichtung gesehen zu bauen. Dieser zusätzliche Kanal mache jedoch einen Betriebsweg notwendig. Aufgrund der Vielzahl der Einleitungen habe man von den ursprünglichen Planungen, die gemeldeten Zuleitungen in kleinen Sam­melsträngen unter dem Mühlbach hindurchzuführen und an den neu gebauten Abfang­sammler anzuschließen, abgesehen. Die technisch und wirtschaftlich optimalste Lösung sei, die häusliche Einleitungen durch den Bau eines Sammlers abzufangen. Für diese Maß­nahme müssten aber in Teilbereichen Flächen erworben werden. Die andere Alternative sei eine Anbindung an den Bereich Südfeld. Hierbei müssen die Hausanschlüsse jedoch kom­plett neu verlegt werden. Dies sei in jedem Fall für die Anwohner kostenintensiv. Letztendlich müssten jedoch die Anwohner über diese beiden Möglichkeiten entscheiden.

 

Herr Lipinski stellte klar, dass die Anwohner nachvollziehen könnten, dass das Schmutz­wasser nicht mehr in den Mühlbach geleitet werden könne und dass zum Auffang des Schmutzwassers ein Kanal notwendig sei. Problematisch sei, dass die Anwohner die Emp­findung haben, dass sie, wenn sie sich gegen einen Verkauf entscheiden würden, an eine Anbindung an das Südfeld gezwungen würden.

 

Herr Reese erklärte, das der Lippeverband technisch keine andere Alter­native sehe. Man sei jedoch gesprächsbereit, um gemeinsame Lösungs­wege zu finden. Es gebe jedoch einige Bereiche, in denen man auf bestimmte Grundstücke angewiesen sei.

 

Herr Nieme erkundigte sich, ob es nicht möglich sei, nur die nicht genehmigten Einleitungen an das Südfeld anzuschließen.

 

Herr Reese machte deutlich, dass eine Abgrenzung keinen Sinn mache. Es müsse eine Lö­sung für alle Betroffenen gefunden werden. Ein Sammelkanal sei deshalb am sinnvollsten.

 

Herr Opgen-Rhein schilderte, dass bei einer Anbindung an das Südfeld aufgrund des Ge­fälles das Schmutzwasser von den Häusern zum Kanal hochgepumpt werden müsse, was nicht nur technisch aufwendig, sondern auch kostenintensiv sei.

 

Herr Kissing erkundigte sich danach, ob es für die beiden Alternativen eine Kostenschät­zung gebe.

 

Herr Reese erläuterte, dass für den Bau des Schmutzwassersammlers in 5 Teilabschnitten ca. 900.000,00 € benötigt würden. Dies bedeute für die Anzahl der Einleiter einen geringen Kostenaufwand. Die Umsetzung der anderen Alternative müsse durch die Anlieger unter der Aufsicht der Stadtentwässerung erfolgen. Die Kosten für die Anbindung an das Süd­feld würden aufgrund des technischen Aufwandes aber nach seiner Erfahrung um ein vielfaches teurer werden.

 

Herr Kissing erkundigte sich danach, ob eine bildliche Darstellung der Planung mit den 5 Strängen gezeigt werden könne.

 

Herr Reese bedauerte, dass man dies nicht zeigen könne. Der haupt­sächlich betroffene Bereich sei jedoch der Abschnitt von der West­fälischen Straße zur Bergstraße.