Frau Klanke leitete Tagesordnungspunkt 7 ein, welcher sich mit Schutzkonzepten im Pflege­kinderdienst und in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit beschäftigt. Frau Kappen erläuterte, dass es auch innerhalb der Verwaltung Bereiche gebe, die sich mit Schutzkonzepten beschäfti­gen. Zu diesen gehöre auch der Pflegekinderdienst als wesentlicher Baustein. Wichtig sei dies vor allem aufgrund von Zeit zu Zeit aufkommender Einzelfälle bezüglich des Kinderschutzes in Pflegefamilien und auch zur Stärkung, Schulung und Aufklärung der Pflegeeltern im Falle des Kontaktes zu den Herkunftsfamilien der Kinder. Eine Sensibilisierung hinsichtlich dieser Themen sei für den Umgang mit solchen Themen in den Herkunftsfamilien von besonderer Bedeutung. Deswegen werden Frau Sikora und Frau Schimanski den Bereich der Schutzkonzepte im Pfle­gekinderdienst nachfolgend erläutern.

 

Frau Schimanski startete und berichtete über die SGB VIII-Reform und den damit einherge­henden Änderungen für den Pflegekinderdienst. Mit diesen solle vor allem eine größere Acht­samkeit für die Rechte der Kinder und Jugendlichen erreicht werden. Der Pflegekinderdienst habe sich dafür eingesetzt, dass alle Beteiligten über die Rechte und den Schutz von Kindern und Jugendlichen aufgeklärt und informiert werden. Grundsätzlich gab es auch vor der Reform bereits den Hilfeplan, innerhalb dessen es so ist, dass die Pflegefamilien regelmäßig besucht werden, wobei geschaut werde, ob die eingesetzte Hilfe ankommt, wirkt und ausreichend ist. Es soll er­mittelt werden, wie Kinder und Eltern bestmöglich unterstützt werden können. Um die Bedürfnisse der Kinder besser ermitteln zu können, seien Kinderfragebögen und Kindervisitenkarten erstellt worden. Zur Umsetzung des Schutzkonzepts solle ermittelt werden, welche passenden Angebote es noch gibt und wer weitere, passende Ansprechpartner:innen sein könnten.

 

Frau Sikora führte fort und erläuterte, wie die Pflegeeltern über die Schutzkonzepte aufgeklärt worden. Dies sei durch eine Auftaktveranstaltung geschehen, zu der alle Pflegeeltern eingeladen waren. Diese fand im Mai 2023 im Freizeitzentrum Lüner Höhe statt. Damit alle Pflegeeltern teilnehmen konnten, wurde für den Zeitraum der Veranstaltung ebenfalls eine Kinderbetreuung angeboten. Im Rahmen der Infoveranstaltung fand im ersten Schritt Wissensvermittlung mittels Inputs statt und im zweiten Schritt fanden Workshops statt, in denen die Pflegeeltern sich unter­einander über aktuelle Herausforderungen austauschen konnten. Außerdem sollten weitere Ideen zu Schutzkonzepten gesammelt werden. Abschließend fand ein Austausch mit den Fachkräften und den Pflegeeltern statt, wobei es auch um die Bedürfnisse der Pflegeeltern ging. Frau Sikora stellt einige Wünsche der Pflegeeltern vor.

 

Es wurde auch ein Workshop zu Schutzkonzepten nur mit den Pflegekindern ohne die Pflegeel­tern durchgeführt, in dem diese ihre Wünsche äußern konnten und lernen sollten, ihre Gefühle zu verstehen und diese auch zu äußern. Die Inanspruchnahme dieses Workshops war sehr hoch, sodass bereits ein zweiter Termin stattfand. Auch diesmal waren Träger mit drei verschiedenen Fachkräften anwesend, die einen Workshop zur Theaterpädagogik durchgeführt haben. Es haben auch andere Workshops, zum Beispiel zum richtigen Kämpfen oder Workshops draußen in der Natur mit vertrauensaufbauenden Maßnahmen, stattgefunden. Aus dem ersten Workshop habe sich bereits eine Gesprächsgruppe ergeben, die auch weiterhin durchgeführt würde. Die Kinder und Jugendlichen hatten beim letzten Treffen die Möglichkeit, in alle Workshops reinzuschauen, um festzustellen, was sie interessiert und woran sie zukünftig teilnehmen möchten. Die Work­shops sollen auch 2024 fortgeführt werden, um den Kindern und Jugendlichen auch den Kontakt zum Pflegekinderdienst zu erleichtern und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Aufgrund des großen Zulaufs werden alle Workshops weiterhin regelmäßig angeboten und die Kinder und Jugendlichen haben die Möglichkeit an jedem Workshop teilzunehmen. Die Workshops sollen alle einmal im Quartal angeboten werden, sodass in jedem Monat einer stattfindet. Frau Schimanski erläuterte, dass lediglich die Gesprächsgruppe den Wunsch nach einem monatlichen Treffen geäußert habe, welchem auch nachgegangen werde. Frau Sikora führte fort und erklärte, dass die Jugendlichen zu weiteren Aktivitätswünschen befragt wurden und auch vielfältige Ideen äu­ßerten.

 

Ab Februar soll laut Frau Schimanski zudem ein Stammtisch für Pflegeeltern zum Zwecke des Austauschs angeboten werden. Die Idee dazu stammt aus den Wünschen der Pflegeeltern selbst. Frau Sikora ergänzte, dass zum Ende des Jahres ein Treffen mit allen Pflegefamilien, zu dem alle Pflegeeltern und Pflegekinder eingeladen sind, stattfinden soll, welches ebenfalls dem Austausch diene.

 

Frau Klanke übernahm und erkundigte sich nach offenen Fragen.

Frau Grüneberg wollte wissen, wie viele Pflegefamilien in diesem Jahr mit diesem Angebot er­reicht werden konnten und wie viele Pflegefamilien ausschließlich durch die regulären Kontakte betreut werden. Frau Schimanski schätzte die Inanspruchnahme auf 50%. In der Planung seien die Familien, die sehr weit weg leben von Beginn an nicht miteinbezogen worden, da sich für diese eine Anreise für eine Veranstaltung nicht lohnen würde. Gerechnet wurde für den ersten Work­shops mit ca. 80 Teilnehmenden, tatsächlich teilgenommen haben etwas über 50. Von den Pflegekindern wurden alle eingeladen, die in Kamen wohnen und mindestens sechs Jahre alt sind. Das waren etwas über 50, von denen etwas über 30 gekommen sind. Frau Sikora und Frau Schimanski berichteten darüber, dass durch dieses Projekt bereits Familien erreicht werden konnten, die bisher noch nicht erreicht wurden. Für eine größer werdende Reichweite sei es laut Frau Schimanski besonders wichtig, kontinuierlich am Projekt weiterzuarbeiten, immer wieder neue Treffen anzubieten und für diese Werbung zu machen.

 

Frau Brückel erfragte, wie viele Pflegekinder in Kamen leben, woraufhin Frau Schimanski er­läuterte, dass es aktuell 75 seien, die von ihnen betreut werden und davon etwa 68 in Kamen leben. Frau Brückel erfragte zusätzlich, wie viele Kinder mit Behinderung ungefähr dabei seien. Frau Schimanski erklärte, dass es relativ viele Kinder gibt, die unter §§35a SGB VIII fallen, ge­naue Zahlen habe sie jedoch gerade nicht. Frau Kappen schloß das Thema damit ab, dass es besonders wichtig sei, wenn Pflegekinder und Pflegefamilien zu dem Thema Schutzkonzept und sexueller Missbrauch eingeladen werden, sich dem Thema besonders behutsam zu nähern, um Kinder mit Vorerfahrungen, die möglicherweise aus Familien kommen, in denen sexueller Miss­brauch oder ähnliches stattgefunden hat, zu schützen Auch für Pflegeeltern stelle dies eine ganz besondere Herausforderung dar, die möglicherweise mit Traumatisierungen der Kinder einher­gehen.

 

Frau Kappen leitete in den Vortrag zu Schutzkonzepten in der offenen Kinder- und Jugendarbeit ein. Dieses sei an der Stelle etwas ganz Besonderes, weil die Stadt nicht rechtlich dazu aufge­fordert sei, ein Schutzkonzept in der kommunalen offenen Kinder- und Jugendarbeit umzusetzen. Daher werde hier eine kommunale Selbstverpflichtung umgesetzt. Herr Gibbels ergänzte, dass es in der offenen Kinder- und Jugendarbeit viele Menschen gibt, die sich zusammenfinden, die die Stadt und ihre Fachkräfte nicht so genau und strukturiert kennen, sodass immer wieder darauf geachtet werde, Sicherheit zu garantieren. Außerdem sollen die Mitarbeitenden mitgenommen werden, um diesen Wissen darüber zu vermitteln, wie sie sich in kritischen Situationen verhalten können und sollen. Das war der Grund aus dem das Konzept entwickelt wurde, was von dem Mitarbeitenden auch sehr gut angenommen würde, da Unsicherheit bei der Arbeit sich auch auf die Kinder und Jugendlichen selbst übertragen würde. Die offene Kinder- und Jugendarbeit soll ein Ort sein, an dem die Kinder und Jugendlichen sich sicher fühlen und auch Vertrauen zu den Mitarbeitenden fassen können. Deshalb sei es besonders wichtig, dass diese kompetent mit möglichen Problemlagen umgehen können und dahingehend einen Handlungsleitfaden in Form des Schutzkonzepts zur Orientierung haben. Unter Anleitung von Frau Klein-Vehne und einem externen Moderator, sei das Thema unter großem Engagement der Mitarbeitenden angegangen worden.

 

Herr Wrobel begann den Vortrag und erzählte, dass er und seine Kolleg:innen seit etwa einem Jahr regelmäßig an einem Leitfaden für die Häuser der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Kamen arbeiten würden. Er erklärte, dass die Mitarbeitenden der offenen Häuser im Leben der Kinder und Jugendlichen vielfältige Rollen auf einer Vertrauensebene einnehmen würden, was die Bedeutung eines Schutzkonzeptes noch stärker werden lasse. Der Handlungsleitfaden sei aufgrund der sich verändernden Formen von Gewalt besonders wichtig, da diese vielfältiger und langlebiger geworden seien, zum Beispiel bezogen auf die Ebene des Cyber-Mobbings. Wichtig war es, zuerst die eigenen Häuser, sprich das Bürgerhaus Methler, dass Freizeitzentrum Lüner Höhe und das Jugendkulturcafé zu überprüfen und eine Art Risikoanalyse durchzuführen. Die Häuser seien so gesehen von außen nach innen betrachtet worden und im ersten Schritt nach Quellen der Unsicherheit von außen, wie schlecht beleuchteten Ecken oder ähnlichem, abgesucht worden. Danach seien die Häuser von innen nach demselben Prinzip betrachtet worden. Auch auf die Sicherheit der Mitarbeitenden sei geachtet worden. Das Besucherspektrum der offenen Häuser sei mittlerweile sehr groß, was die Übersicht über die Besucher:innen zu einer Heraus­forderung werden lässt. Der Leitfaden soll Ende 2023 abgeschlossen und dann möglichst zeitnah den anderen Kolleg:innen vorgestellt werden.

 

Frau Siewecke fuhr fort und stellte die verschiedenen Formen der Gewalt vor. Dazu gehören zum Beispiel Machtmissbräuche oder Machtgefälle zwischen Mitarbeitenden oder Gewalt unter Ju­gendlichen und sexuelle Belästigung. Präventiv seien für den Handlungsleitfaden weiterhin Dinge wie das Vorlegen von Führungszeugnissen bei Bewerbungsgesprächen und das Ausfüllen von Selbstauskünften, aber auch das Aufstellen eines Verhaltenskodex zur Wahrung von Nähe und Distanz durchzuführen. Zukünftig sollen in Supervision und Reflexion mit den Mitarbeitenden mögliche Probleme und herausfordernde Situationen besprochen werden, um mittels dieser Teamgespräche Sicherheit und Austausch zu ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Aufklärung der Jugendlichen darüber, welche Handlungsmöglichkeiten sie in bestimmten Situa­tionen haben und wie sie diese ausführen können. Zum Konzept gehörten des Weiteren noch Kommunikationsstruktur und Transparenz, zu welchen Hausordnungen ausgehangen werden sollen, in einfacher Sprache. Den Einrichtungen sei es wichtig nach außen eine offene und kommunikative Haltung widerzuspiegeln, damit die Besucher:innen wissen, dass sie in den Mit­arbeitenden Ansprechpartner:innen im Falle von Problemen haben und wissen wo und durch wen sie Hilfe erhalten können.