Sitzung: 20.11.2023 Jugendhilfeausschuss
Frau Klanke
leitete Tagesordnungspunkt 7 ein, welcher sich mit Schutzkonzepten im Pflegekinderdienst
und in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit beschäftigt. Frau Kappen erläuterte, dass es auch
innerhalb der Verwaltung Bereiche gebe, die sich mit Schutzkonzepten beschäftigen.
Zu diesen gehöre auch der Pflegekinderdienst als wesentlicher Baustein. Wichtig
sei dies vor allem aufgrund von Zeit zu Zeit aufkommender Einzelfälle bezüglich
des Kinderschutzes in Pflegefamilien und auch zur Stärkung, Schulung und
Aufklärung der Pflegeeltern im Falle des Kontaktes zu den Herkunftsfamilien der
Kinder. Eine Sensibilisierung hinsichtlich dieser Themen sei für den Umgang mit
solchen Themen in den Herkunftsfamilien von besonderer Bedeutung. Deswegen
werden Frau Sikora und Frau Schimanski den Bereich der Schutzkonzepte im Pflegekinderdienst
nachfolgend erläutern.
Frau Schimanski startete
und berichtete über die SGB VIII-Reform und den damit einhergehenden
Änderungen für den Pflegekinderdienst. Mit diesen solle vor allem eine größere
Achtsamkeit für die Rechte der Kinder und Jugendlichen erreicht werden. Der
Pflegekinderdienst habe sich dafür eingesetzt, dass alle Beteiligten über die Rechte
und den Schutz von Kindern und Jugendlichen aufgeklärt und informiert werden.
Grundsätzlich gab es auch vor der Reform bereits den Hilfeplan, innerhalb
dessen es so ist, dass die Pflegefamilien regelmäßig besucht werden, wobei
geschaut werde, ob die eingesetzte Hilfe ankommt, wirkt und ausreichend ist. Es
soll ermittelt werden, wie Kinder und Eltern bestmöglich unterstützt werden
können. Um die Bedürfnisse der Kinder besser ermitteln zu können, seien Kinderfragebögen
und Kindervisitenkarten erstellt worden. Zur Umsetzung des Schutzkonzepts solle
ermittelt werden, welche passenden Angebote es noch gibt und wer weitere,
passende Ansprechpartner:innen sein könnten.
Frau Sikora führte
fort und erläuterte, wie die Pflegeeltern über die Schutzkonzepte aufgeklärt
worden. Dies sei durch eine Auftaktveranstaltung geschehen, zu der alle
Pflegeeltern eingeladen waren. Diese fand im Mai 2023 im Freizeitzentrum Lüner
Höhe statt. Damit alle Pflegeeltern teilnehmen konnten, wurde für den Zeitraum
der Veranstaltung ebenfalls eine Kinderbetreuung angeboten. Im Rahmen der
Infoveranstaltung fand im ersten Schritt Wissensvermittlung mittels Inputs
statt und im zweiten Schritt fanden Workshops statt, in denen die Pflegeeltern
sich untereinander über aktuelle Herausforderungen austauschen konnten.
Außerdem sollten weitere Ideen zu Schutzkonzepten gesammelt werden.
Abschließend fand ein Austausch mit den Fachkräften und den Pflegeeltern statt,
wobei es auch um die Bedürfnisse der Pflegeeltern ging. Frau Sikora stellt einige Wünsche der
Pflegeeltern vor.
Es wurde auch ein Workshop zu Schutzkonzepten nur mit den
Pflegekindern ohne die Pflegeeltern durchgeführt, in dem diese ihre Wünsche
äußern konnten und lernen sollten, ihre Gefühle zu verstehen und diese auch zu
äußern. Die Inanspruchnahme dieses Workshops war sehr hoch, sodass bereits ein
zweiter Termin stattfand. Auch diesmal waren Träger mit drei verschiedenen
Fachkräften anwesend, die einen Workshop zur Theaterpädagogik durchgeführt
haben. Es haben auch andere Workshops, zum Beispiel zum richtigen Kämpfen oder
Workshops draußen in der Natur mit vertrauensaufbauenden Maßnahmen,
stattgefunden. Aus dem ersten Workshop habe sich bereits eine Gesprächsgruppe
ergeben, die auch weiterhin durchgeführt würde. Die Kinder und Jugendlichen
hatten beim letzten Treffen die Möglichkeit, in alle Workshops reinzuschauen,
um festzustellen, was sie interessiert und woran sie zukünftig teilnehmen
möchten. Die Workshops sollen auch 2024 fortgeführt werden, um den Kindern und
Jugendlichen auch den Kontakt zum Pflegekinderdienst zu erleichtern und ein
Vertrauensverhältnis aufzubauen. Aufgrund des großen Zulaufs werden alle
Workshops weiterhin regelmäßig angeboten und die Kinder und Jugendlichen haben
die Möglichkeit an jedem Workshop teilzunehmen. Die Workshops sollen alle
einmal im Quartal angeboten werden, sodass in jedem Monat einer stattfindet.
Frau Schimanski erläuterte, dass
lediglich die Gesprächsgruppe den Wunsch nach einem monatlichen Treffen
geäußert habe, welchem auch nachgegangen werde. Frau Sikora führte fort und erklärte, dass die Jugendlichen zu weiteren
Aktivitätswünschen befragt wurden und auch vielfältige Ideen äußerten.
Ab Februar soll laut Frau Schimanski zudem ein Stammtisch für Pflegeeltern zum Zwecke des
Austauschs angeboten werden. Die Idee dazu stammt aus den Wünschen der
Pflegeeltern selbst. Frau Sikora
ergänzte, dass zum Ende des Jahres ein Treffen mit allen Pflegefamilien, zu dem
alle Pflegeeltern und Pflegekinder eingeladen sind, stattfinden soll, welches
ebenfalls dem Austausch diene.
Frau Klanke
übernahm und erkundigte sich nach offenen Fragen.
Frau Grüneberg
wollte wissen, wie viele Pflegefamilien in diesem Jahr mit diesem Angebot erreicht
werden konnten und wie viele Pflegefamilien ausschließlich durch die regulären
Kontakte betreut werden. Frau Schimanski
schätzte die Inanspruchnahme auf 50%. In der Planung seien die Familien,
die sehr weit weg leben von Beginn an nicht miteinbezogen worden, da sich für
diese eine Anreise für eine Veranstaltung nicht lohnen würde. Gerechnet wurde
für den ersten Workshops mit ca. 80 Teilnehmenden, tatsächlich teilgenommen
haben etwas über 50. Von den Pflegekindern wurden alle eingeladen, die in Kamen
wohnen und mindestens sechs Jahre alt sind. Das waren etwas über 50, von denen
etwas über 30 gekommen sind. Frau Sikora
und Frau Schimanski berichteten
darüber, dass durch dieses Projekt bereits Familien erreicht werden konnten,
die bisher noch nicht erreicht wurden. Für eine größer werdende Reichweite sei
es laut Frau Schimanski besonders
wichtig, kontinuierlich am Projekt weiterzuarbeiten, immer wieder neue Treffen
anzubieten und für diese Werbung zu machen.
Frau Brückel
erfragte, wie viele Pflegekinder in Kamen leben, woraufhin Frau Schimanski erläuterte, dass es aktuell
75 seien, die von ihnen betreut werden und davon etwa 68 in Kamen leben. Frau Brückel erfragte zusätzlich, wie viele
Kinder mit Behinderung ungefähr dabei seien. Frau Schimanski erklärte, dass es relativ viele Kinder gibt, die unter
§§35a SGB VIII fallen, genaue Zahlen habe sie jedoch gerade nicht. Frau Kappen schloß das Thema damit ab, dass
es besonders wichtig sei, wenn Pflegekinder und Pflegefamilien zu dem Thema
Schutzkonzept und sexueller Missbrauch eingeladen werden, sich dem Thema
besonders behutsam zu nähern, um Kinder mit Vorerfahrungen, die möglicherweise
aus Familien kommen, in denen sexueller Missbrauch oder ähnliches
stattgefunden hat, zu schützen Auch für Pflegeeltern stelle dies eine ganz
besondere Herausforderung dar, die möglicherweise mit Traumatisierungen der
Kinder einhergehen.
Frau Kappen
leitete in den Vortrag zu Schutzkonzepten in der offenen Kinder- und
Jugendarbeit ein. Dieses sei an der Stelle etwas ganz Besonderes, weil die
Stadt nicht rechtlich dazu aufgefordert sei, ein Schutzkonzept in der
kommunalen offenen Kinder- und Jugendarbeit umzusetzen. Daher werde hier eine
kommunale Selbstverpflichtung umgesetzt. Herr Gibbels ergänzte, dass es in der offenen Kinder- und Jugendarbeit
viele Menschen gibt, die sich zusammenfinden, die die Stadt und ihre Fachkräfte
nicht so genau und strukturiert kennen, sodass immer wieder darauf geachtet
werde, Sicherheit zu garantieren. Außerdem sollen die Mitarbeitenden
mitgenommen werden, um diesen Wissen darüber zu vermitteln, wie sie sich in
kritischen Situationen verhalten können und sollen. Das war der Grund aus dem
das Konzept entwickelt wurde, was von dem Mitarbeitenden auch sehr gut
angenommen würde, da Unsicherheit bei der Arbeit sich auch auf die Kinder und
Jugendlichen selbst übertragen würde. Die offene Kinder- und Jugendarbeit soll
ein Ort sein, an dem die Kinder und Jugendlichen sich sicher fühlen und auch
Vertrauen zu den Mitarbeitenden fassen können. Deshalb sei es besonders
wichtig, dass diese kompetent mit möglichen Problemlagen umgehen können und
dahingehend einen Handlungsleitfaden in Form des Schutzkonzepts zur
Orientierung haben. Unter Anleitung von Frau Klein-Vehne und einem externen Moderator, sei das Thema unter
großem Engagement der Mitarbeitenden angegangen worden.
Herr Wrobel begann
den Vortrag und erzählte, dass er und seine Kolleg:innen seit etwa einem Jahr
regelmäßig an einem Leitfaden für die Häuser der offenen Kinder- und
Jugendarbeit in Kamen arbeiten würden. Er erklärte, dass die Mitarbeitenden der
offenen Häuser im Leben der Kinder und Jugendlichen vielfältige Rollen auf
einer Vertrauensebene einnehmen würden, was die Bedeutung eines Schutzkonzeptes
noch stärker werden lasse. Der Handlungsleitfaden sei aufgrund der sich
verändernden Formen von Gewalt besonders wichtig, da diese vielfältiger und
langlebiger geworden seien, zum Beispiel bezogen auf die Ebene des
Cyber-Mobbings. Wichtig war es, zuerst die eigenen Häuser, sprich das
Bürgerhaus Methler, dass Freizeitzentrum Lüner Höhe und das Jugendkulturcafé zu
überprüfen und eine Art Risikoanalyse durchzuführen. Die Häuser seien so
gesehen von außen nach innen betrachtet worden und im ersten Schritt nach
Quellen der Unsicherheit von außen, wie schlecht beleuchteten Ecken oder
ähnlichem, abgesucht worden. Danach seien die Häuser von innen nach demselben
Prinzip betrachtet worden. Auch auf die Sicherheit der Mitarbeitenden sei
geachtet worden. Das Besucherspektrum der offenen Häuser sei mittlerweile sehr
groß, was die Übersicht über die Besucher:innen zu einer Herausforderung werden
lässt. Der Leitfaden soll Ende 2023 abgeschlossen und dann möglichst zeitnah
den anderen Kolleg:innen vorgestellt werden.
Frau Siewecke
fuhr fort und stellte die verschiedenen Formen der Gewalt vor. Dazu gehören zum
Beispiel Machtmissbräuche oder Machtgefälle zwischen Mitarbeitenden oder Gewalt
unter Jugendlichen und sexuelle Belästigung. Präventiv seien für den
Handlungsleitfaden weiterhin Dinge wie das Vorlegen von Führungszeugnissen bei
Bewerbungsgesprächen und das Ausfüllen von Selbstauskünften, aber auch das
Aufstellen eines Verhaltenskodex zur Wahrung von Nähe und Distanz
durchzuführen. Zukünftig sollen in Supervision und Reflexion mit den
Mitarbeitenden mögliche Probleme und herausfordernde Situationen besprochen
werden, um mittels dieser Teamgespräche Sicherheit und Austausch zu
ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Aufklärung der Jugendlichen
darüber, welche Handlungsmöglichkeiten sie in bestimmten Situationen haben und
wie sie diese ausführen können. Zum Konzept gehörten des Weiteren noch
Kommunikationsstruktur und Transparenz, zu welchen Hausordnungen ausgehangen
werden sollen, in einfacher Sprache. Den Einrichtungen sei es wichtig nach
außen eine offene und kommunikative Haltung widerzuspiegeln, damit die
Besucher:innen wissen, dass sie in den Mitarbeitenden Ansprechpartner:innen im
Falle von Problemen haben und wissen wo und durch wen sie Hilfe erhalten
können.