Zunächst begründete Herr Gerwin den vorliegen Antrag seiner Fraktion. Intention des Antrages sei es, eine sorgfältige Abwägung aller Belange herbeizuführen, um eine fundierte und nachvollziehbare Entscheidung treffen zu können. Die Bewertung des Biotops für den Artenschutz und die Artenvielfalt sei nicht ausreichend in die Abwägung eingeflossen.

 

Herr Dr. Liedtke teilte mit, dass zwischenzeitlich ein Fachgutachter beauftragt worden sei, der zum einen die ökologische Qualität feststellt und bewertet, aber auch Lösungsvorschläge für eine ökologisch verträgliche Projektumsetzung erarbeiten solle. Nach derzeitigem Stand sollen Ergebnisse im Frühsommer vorliegen. Diese würden dann entsprechend in Fachausschüssen und Rat kommuniziert. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass nicht nur die Errichtung eines neuen Gebäudeteils, sondern auch aufgrund von Sicherheitserfordernissen eine Erneuerung der Fassade zu thematisieren sei. Der Gutachter werde auch die Fassade in die artenschutzrechtliche Beurteilung einbeziehen.

 

Herr Kissing verdeutlichte, dass eine Abwägung aller Gesichtspunkte (Wert des Biotops, Anforderungen von Eltern, Lernenden und Lehrenden für die Umsetzung des pädagogischen Lehrauftrages) sehr wohl erfolgt sei. Eine „romantisierende Betrachtung“ des Schulgartens sei nicht zielführend. Die Schule habe einen Lehrauftrag zu erfüllen und müsse den Verpflichtungen gegenüber den Lernenden nachkommen. Es seien verschiedene Planungsalternativen betrachtet worden.

 

Der Stellungnahme von Herrn Kissing schloss sich Herr Heidler an. Es sei wichtig, einen Schulstandort für die Zukunft aufzustellen. Der schulpolitische Aspekt sei im Schul- und Sportausschuss eingehend diskutiert worden. Bei der Entscheidung sei der Wert des Schulgartens berücksichtigt worden. Darüber hinaus bestehe ohnehin ein dringender Sanierungsbedarf auch für das Bestandsgebäude (Fassade, energetische Sanierung). Auch dafür sei ein Eingriff in die Grünstruktur des Schulgartens erforderlich. Positive Auswirkungen der energetischen Sanierung auf den Klimaschutz (Reduzierung des CO2-Ausstoßes) seien auch bei einer Abwägung mit einzubeziehen. Von dem Gutachten erhoffe er sich, dass dieses eine Handreichung für das politische Handeln darstellen möge.

 

Herr Helmken bestätigte, dass im Rahmen der erforderlichen Fassadensanierungen im Bereich des Schulgartens aus seiner Erfahrung durch die Einrichtung und den Betrieb der Baustelle Eingriffe in die Grünstrukturen erwartet werden könnten.

 

Herr Meier bemängelte die spärliche Kommunikation. Die Aussagen zu möglichen Alternativen seien nur sehr dürftig gewesen. Die Durchführung eines Architektenwettbewerbs unter Berücksichtigung des Erhalts des Schulgartens wäre zielführend gewesen. Mit Blick auf die hohe Bedeutung des Schulgartens als Biotop mit großer Artenvielfalt hätte er eine frühzeitige Beteiligung auch des Umwelt- und Klimaschutzausschusses erwartet. In der Öffentlichkeit sei das Thema vielfältig und auch kontrovers diskutiert worden. Er erkundigte sich, ob die Ansiedlung bzw. Umsiedlung des Biotops an einen anderen, innenstadtnahen Standort ermöglicht werden könne.

 

Dazu führte Herr Dr. Liedtke aus, dass der Gutachter auch eine mögliche Umsiedlung des Schulgartens untersuchen und begleiten solle.

 

In diesem Zusammenhang wies Herr Aschhoff darauf hin, dass ein Gutachten verpflichtend sei.

 

Herr Kühnapfel bedankte sich für die Aufnahme des Themas in den Umwelt- und Klimaschutzausschuss. Eine frühzeitige Beteiligung wäre aus seiner Sicht besser gewesen. Die schulpolitische Betrachtung des Projektes habe im Vordergrund gestanden. Der ökologische Wert des Schulgartens sei lange nicht bekannt gewesen. Umweltbelange seien insofern nicht bei der Abwägung berücksichtigt worden. Es sei versäumt worden, Alternativen darzustellen. Er wies eingehend auf die Bedeutung des bestehenden Schulgartens für das Ökosystem hin. Der Fokus des pädagogischen Konzepts werde nunmehr auf Gartenbau gelegt. Im Lehrplan würden Biodiversität, Pflanzenkunde und Artenschutz nicht berücksichtigt. Er kritisierte diesbezüglich das Schulmanagement. Dies sei in der Vergangenheit ein Schwerpunkt des Unterrichts am Kamener Gymnasium gewesen. Die Umsiedlung von Pflanzen sei nur bedingt möglich und es ginge der Wert der Biotopstrukturen verloren. Der Aufbau eines neuen Biotops würde Jahrzehnte dauern. Zudem werde die Meinung der Schulpflegschaft von vielen Eltern nicht angenommen. Die Unterschriftenaktion hätte dies gezeigt. Die Umsetzung von dringend notwendigen Sanierungen, die sicherlich auch Auswirkungen auf den Schulgarten haben würden, seien noch kein Grund, den Schulgarten gänzlich aufzugeben. Die Bürgermeisterin habe zugesichert, dass diese Aspekte in eine Abwägung einbezogen werden. Er forderte ein offenes Verfahren.

 

Frau Grüneberg entgegnete, dass der Aspekt der energetischen Sanierung des Schulgebäudes einen wichtigen Baustein für den Klimaschutz darstelle. Die ökologische Bedeutung des Schulgartens bestehe. Bisher sei der Schulgarten nicht frei zugänglich gewesen. Der neue Schulgarten solle aktive Gartenarbeit ermöglichen und die Umsetzung eines anderen pädagogischen Konzepts ermöglichen. Es bleibe eine öffentliche Grünfläche, auch für Insekten. Es handele sich in diesem Fall um ein Schulgelände und es seien die Schulinteressen zu priorisieren.

 

Frau Kollmann verwies auf die Intention des vorliegenden Antrags ihrer Fraktion, dass eine Diskussion im Umwelt- und Klimaschutzausschuss angestoßen und eine Abwägung von schulischen und ökologischen Belangen bei der Entscheidungsfindung ermöglicht werden solle.

 

Von Herrn Kuru wurde darauf hingewiesen, dass das nunmehr beauftragte Gutachten auch ohne die aktuelle Diskussion erforderlich gewesen wäre. Die Planungen seien umfassend im Schul- und Sportausschuss am 22.06.2022 vorgestellt worden. Er kritisierte die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN dahingehend, damals nicht reagiert zu haben, als es darum ging, dass der Schulgarten für den Anbau weichen müsse. Die aktuelle Diskussion führe zu Verunsicherungen.

 

Die Sanierung des Kamener Gymnasiums sei dringend erforderlich, erklärte Frau Maeder. Sie sei von den Entwürfen des Architekten begeistert gewesen. Das Kamener Gymnasium müsse den Ansprüchen einer modernen Pädagogik entsprechen. Das Gutachten werde mit großem Interesse erwartet.

 

Zur Nachfrage von Herrn Gerwin erläuterte Herr Heidler, dass bei allen Bauprojekten auch Umweltgesichtspunkte betrachtet werden. Ein Zielkonflikt mit dem Schulgarten würde allein schon durch die zwingend erforderliche Sanierung des Bestandsgebäudes entstehen. Es seien mehrere Varianten geprüft worden. Der Vorwurf sei nicht berechtigt. Im Haushalt der Stadt Kamen werden für die Schulbaumaßnahmen Mittel in Höhe von 26,5 Mio. € bereitgestellt. Die Ratsmehrheit habe sich für die Investition in das Schulgebäude entschieden. Der Schulleiter habe das zukunftsweisende pädagogische Konzept für das Projekt und insbesondere die Neukonzeptionierung des Schulgartens verdeutlicht.

 

Herr Kissing ermahnte, die demokratischen Strukturen des Kamener Gymnasiums nicht in Abrede zu stellen. Lernende, Eltern und Lehrende hätten sich eine Meinung gebildet, die in der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden solle. Er teile die Auffassung von Herrn Heidler. Eine Bebauung würde immer auch Zielkonflikte erzeugen. Auch bei einer Inanspruchnahme anderer Grundstücksflächen müsse Baumbestand weichen. Die ökologische Bedeutung des Schulgartens sei vielfach nicht bekannt gewesen. Die aktuelle Diskussion habe die Ökozelle Schulgarten erst stärker ins Bewusstsein gebracht. Durch das Gutachten erhoffe er sich eine zielorientierte und zeitgemäße Lösung.

 

Mit Bezug auf die Beratung im Schul- und Sportausschuss wies Herr Kobus darauf hin, dass zwar der Beschluss zur energetischen Sanierung des Kamener Gymnasiums bereits vor Jahren gefasst worden sei. Die Planung des Erweiterungsbaus sei erst 2022 vorgestellt worden. Diese sei nachvollziehbar und ermögliche eine zukunftsgerichtete Entwicklung. Die mangelnde Kommunikation und die fehlende Darstellung von Varianten sei als Fehler des Projektmanagements zu beurteilen. Nur dadurch sei die Diskussion eskaliert. Er selbst verzichte aktuell auf eine Positionierung.

 

In diesem Zusammenhang wies Herr Heidler darauf hin, dass seit 2019 Planungs- und Entwicklungskosten im Haushalt der Stadt Kamen etatisiert worden seien. Eine öffentliche Thematisierung sei erfolgt. Die Schaffung eines Mehrwertes für die Schule sei nicht ohne Sanierung und Modernisierung möglich.

 

Die Aussage der Schulpflegschaft sei seiner Meinung nach nicht repräsentativ für alle beteiligten Eltern und Kinder. Umweltbelange seien außer Acht gelassen worden. Generationen von Schülern und Schülerinnen hätten im Schulgarten mitgewirkt, führte Herr Kühnapfel aus.

An Herrn Heidler gerichtet betonte er die zwingende Behandlung der Thematik im Umwelt- und Klimaschutzausschuss. Erhalt des Biotops und Bewirtschaftung eines Schulgartens seien auch parallel möglich. Dann seien jedoch mehrere tausend Quadratmeter erforderlich. Die Einzigartigkeit des vorhandenen Schulgartens und seine Bedeutung für Artenschutz und Biodiversität sollten angenommen und berücksichtigt werden. Vielen sei dieser Verlust des Biotops noch nicht klar geworden. Er hoffe darauf, dass der Schulgarten erhalten und eine Variante für den Erweiterungsbau gefunden werden könne. Er sprach sich für ein transparentes Verfahren bei der Entscheidungsfindung aus.

 

Herr Kobus verdeutlichte, dass zwischen einem Biotop mit Artenvielfalt und reiner Gärtnerei mit Bewirtschaftung durch die Lernenden ein wesentlicher Unterschied bestehe.

 

Herr Dr. Liedtke erläuterte, dass allen Fraktionen ein Variantenvergleich zur Verfügung gestellt wurde. Es bestünde auch das Problem, dass die Schulleitung ein anderes pädagogisches Konzept mit dem Schulgarten verfolge und personelle Kapazitäten für die Pflege des heutigen Schulgartens fehlen würden.

 

Herr Gerwin erwiderte, dass die Informationen mit dem Variantenvergleich ihm erst am 10.03.2023 zugegangen seien.

 

 

Herr Aschhoff unterbrach die Sitzung um 19.30 Uhr und setzte diese um 20.00 Uhr fort.

In diesem Zeitraum wurde Bürgerinnen und Bürgern, Betroffenen und Sprechern/Sprecherinnen von anwesenden Gruppierungen die Möglichkeit gegeben, sich zum Thema „Schulgarten Gymnasium“ zu positionieren.