Herr Bothmann erläuterte, dass er als Planer beim Regionalverband Ruhr im Kerngeschäft des Regionalverbands bei der Freiraumsicherung/Freiraumentwicklung tätig ist. Mit seiner Präsentation informierte Herr Bothmann über die Regionale Biodiversitätsstrategie Ruhrgebiet und warb für Kooperation und Zusammenarbeit (siehe Anhang).

 

Herr Helmken bedankte sich für den Vortrag, vermisste jedoch die Einordnung hinsichtlich Wasserrückhaltung, was zukünftig Aufgabe jeder Kommune sein wird. Er fragte, nach dem strategischen Ansatz Flächen so zu gestalten, dass man sie einerseits für die dortige Entfaltung der Biodiversität und gleichzeitig für Wasserrückhaltung (Stichwort: Schwammstadt) nutzen kann. Er erhofft sich Unterstützung der Kommunen durch den RVR, auch im Hinblick auf die damit verbundenen finanziellen Herausforderungen.

 

Herr Heidler fand es ermutigend, dass Diversität und Artenvielfall zurückkommen, wenn Räume wie ehemalige Zechen der Natur wieder überlassen werden, und beeindruckend, dass sich dort bis zu 1.000 unterschiedliche Arten angesiedelt haben. Er erkundigte sich, ob es sich dabei auch um neue Arten handelt. Herr Heidler fand es aus der Sicht des Kommunalpolitikers spannend, dass man auf Klein- bzw. Mosaikflächen etwas erreichen kann und so auch Flächen in der Stadt nutzen kann. Er fragte nach einer Einschätzung bezüglich der Vereinbarkeit von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen mit Biodiversität.

 

Herr Bothmann erläuterte, dass der Artenreichtum der Industrienatur ganz stark mit Neophyten (neue Arten aus Pflanzen- und Tierreich) verbunden ist. Das hat mit der Industriekultur und den verschiedenen (Transport-)Wegen, wie Zügen und Wasser, in das Gebiet zu tun. Es sind viele Arten darüber hereintransportiert worden. Diese Arten haben auf den Flächen, wie z.B. den Rangierbahnhöfen, die für unsere klimatischen Verhältnisse Extremstandorte sind – Refugien gefunden. Dort sind häufig Arten aus dem zentralasiatischen Raum zu finden, die in den trocken-warmen Bereichen verbreitet sind. Die Neophyten machen einen nicht-unwesentlichen Anteil der 1.000 Arten aus. Das ist das besondere Charakteristikum und Qualität der Biodiversität der Industrienatur.

Herr Bothmann findet es wichtig auch kleine Flächen einzubeziehen und hält es für machbar mit geringem Aufwand viel zu erreichen.

Zum Thema der Vereinbarkeit von Photovoltaik-Anlagen mit Biodiversität verwies Herr Bothmann auf die kürzlich erschienene Veröffentlichung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) „Eckpunkte für einen naturverträglichen Ausbau der Solarenergie“ https://www.bfn.de/publikationen/positionspapier/eckpunkte-fuer-einen-naturvertraeglichen-ausbau-der-solarenergie

 

Frau Dörlemann freute sich über die Strategie des RVR. Sie findet den wissenschaftlichen Ansatz und planerischen Anspruch wichtig sowie die drei verschiedenen Phasen, die aufeinander aufbauen sehr gut. Sie fragte, wer das Biodiversitätsmonitoring übernimmt, was Teil der Strategie ist, und wer bei der Vielzahl der Kommunen den Überblick behalten kann. Sie fand es toll, Wildnis in die Stadt zu bringen und die Erreichbarkeit zu gewährleisten. Sie wollte außerdem wissen, bis wann Projekte/Projektideen gemeldet werden dürfen.

 

Herr Bothmann antwortete, dass man sich aktuell in einem laufenden Prozess befindet und es keine Ausschlussfrist gibt. Ziel ist bis zum Ende des Jahres Projekte zusammenzutragen. Das Biodiversitätsmonitoring könnte ggf. durch die Biostationen erfolgen, die zusammen mit den Unteren Naturschutzbehörden (UNB) über einen großen Wissensschatz verfügen. Die Finanzierung, z.B. durch Fördermittel müsste allerdings noch geklärt werden.

 

Herr Bierhoff fragte, ob es von Seiten RVR Unterstützung oder Geld für die Öffentlichkeitsarbeit gibt, um für die Maßnahmen und die Akzeptanz zu werben.

 

Herr Bothmann verneint dies und verweist auf das Umweltportal des RVR und mögliche individuelle Kooperationen mit den Biostationen.

 

Herr Dr. Liedtke erklärte die Bereitschaft, dass sich die Stadt Kamen gerne weiter an der Netzwerkarbeit des RVR für die urbane Biodiversität beteiligt. In diesem Zusammenhang erinnerte Herr Dr. Liedtke daran, dass der Rat der Stadt Kamen vor Jahren bereits beschlossen hat vollständig auf den Einsatz von Bioziden und Herbiziden zu verzichten. Er nannte folgende biodiversitätsfördernde Aktivitäten seitens der Stadt Kamen: naturnaher Umbau des Seseke-Systems, Bahntrassen, Blühwiesen, Angebot von Saatgut, extensive Pflege von Grünflächen, z.T. Mähen nur im Randbereich aus gestalterischen Gründen, größere Bereiche werden seltener gemäht, grünes und blaues Klassenzimmer. Des Weiteren gibt es bezüglich notwendiger Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen eine Vereinbarung mit dem Kreis Unna, was die Umsetzung betrifft, wenn auf dem Kamener Stadtgebiet keine Flächen verfügbar sind. Herrn Dr. Liedtke war noch wichtig zu erwähnen, dass es auf dem Gebiet der Stadt Kamen ein sehr besonderes Beispiel zum Thema Industrienatur gibt. Dabei handelt es sich um den alten Holzplatz in Heeren-Werve der zwischen der Lenningser Straße und Seseke liegt und sich darüber hinaus auf das Bönener Gemeindegebiet zieht. Der Holzplatz ist sehr artenreich und auch Naturschutzgebiet geworden.

Herr Dr. Liedtke erläuterte, dass aktuell im Bereich der Bauleitplanung, Flächennutzungsplanung oder Bebauungspläne keine Notwendigkeit besteht, aktiv zu werden.