Über folgende Punkte referierte Herr Baudrexl in seinem Vortrag:

Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur geht es darum, welche Rolle hat eigentlich die Stadt, welche Rolle hat der Energieversorger. Die Versorgung soll hochgefahren werden und in dem Zusammenhang stellt sich die Frage: Wie werden zukünftig E-Autos betankt? Die GSW hat die Bestände im Blick, wie viele E-Autos gibt es eigentlich. In dem Zusammenhang steht aber auch die „Henne-Ei-Frage“ im Raum. Wie groß ist also die Ausbaunotwendigkeit.

Wo werden die Fahrzeuge geladen: 60 % zu Hause, 15 % am Arbeitsplatz, 5 % an der Autobahn, 10 % am Zielort/ im öffentlichen Raum. Somit finden Ladevorgänge zu 25 % im öffentlichen Raum statt.

Welche Ladetechnologien gibt es? Steckdose, Wallbox (3,7 kW, ca. 6 – 8 h), öffentliche Ladesäule (11 – 22 kW, ca. 2 h), Schnellladepark (350 kW, ca. 1 h oder weniger). Mit Blick auf die zur Verfügung stehenden Kapazitäten werden dadurch die Netzbetreiber vor große Herausforderungen gestellt.

Wallboxen müssen beim Netzbetreiber angezeigt werden. Man geht in dem Bereich allerdings von einer Dunkelziffer von rund 50 % aus. Schon an dieser Stelle kann es zu Kapazitätsproblemen kommen. Die Leistungsbereitstellung für Schnellladeparks, wie von EnBW am Kamener Kreuz, ist eine Herausforderung. Das kann ein Netzbetreiber nicht so ohne weiteres zur Verfügung stellen.

Auch Wohnungsbaugesellschaften, wie die UKBS werden vor Herausforderungen gestellt. Hausbesitzer laden in der Regel zu Hause, am Besten in Kombination mit einer Solaranlage. Es muss aber auch mit einbezogen werden, dass die Reichweiten der Fahrzeuge auch immer größer werden. Im Geschosswohnungsbau ohne Tiefgaragen ist die Aufgabe der Eigentümer auf den Grundstücken Standorte für Ladesäulen zu finden.

Die Stadt hat die Aufgabe anzustoßen und der Motor zu sein. Welche Rolle nimmt der Versorger ein? Wer engagiert sich finanziell? Das muss mit den Gesellschaftern diskutiert werden. Wirtschaftlichkeit spielt in dem Zusammenhang keine Rolle. Mit Ladesäulen ist gerade kein Geld zu verdienen. Es geht darum, die Standorte gemeinsam zu identifizieren und zu hinterfragen, ob sie richtig gewählt sind. Die Leitfrage ist: Welche Menschen sollen erreicht werden? Liegt der Fokus eher auf zentralen Bereichen wie der Innenstadt oder eher im Siedlungsbereich.

Es gibt bereits einige Standorte in Kamen, gegenüber des Rathauses sowie in Heeren-Werve an der Märkischen Straße aber auch (private und privatwirtschaftliche) Standorte: EnBW Schnellladepark, IKEA, ATU, Gartencenter Dehner, Sportstätte Kaiserau, Tesla Ladepark, Technopark, Sesekeaue für Mieter der UKBS und WBG; sowie Anfragen: 2 x im KamenKarree, Hornbach (in Ausführung), Mc Donald’s, an einer Tankstelle. Am eigenen Standort der GSW in der Poststraße wird das eigene Angebot auch für Mitarbeiter erweitert.

Die öffentliche Ladesäule vor dem Rathaus auf der Bahnhofstraße wird gut frequentiert: 275 Lade-Sessions mit 550 h. Die folgenden Standorte möchte die GSW nun angehen: Edelkirchenhof/Reckhof, Parkplatz Nordenmauer/Gymnasium, Koepeplatz, am neuen Sesekebad, Parkplatz Bahnhof Methler oder alternativ Heimstraße/ Germaniastraße, Am Bahnhof (Überprüfung der Stromauslastung notwendig, eventuell Verstärkung des Hausanschlusses Parkhaus im Nachgang).

 

Herr Aschhoff bedankte sich für den Vortrag und erkundigte sich nach dem Bezahlsystem und den Kosten.

 

Herr Baudrexl antwortete, dass es derzeit Fördermittel für die Einrichtung der Infrastruktur gebe. Die Investitionskosten lägen zwischen 10.000 und 13.000 €. Weitere Kostendetails könne er nicht darlegen. Lademengen werden in Zukunft steigen. Als Anbieter profitierten sie von der sog. THG-Quote. Über Zertifikate die verkauft werden könnten, komme Geld an der Stelle zurück, ohne sei dies nicht tragfähig. Das könne das Unternehmen verantworten.

 

Herr Heidler bedankte sich ebenfalls für den Vortrag. In der E-Mobilität läge die Zukunft. Es stelle sich jedoch die Frage, wo es sinnvoll sei Ladeinfrastruktur aufzubauen. Es würde nicht an jedem Parkplatz Sinn machen. Der Ausbau müsse bedarfsgerecht erfolgen. Es brauche auch Partner im Wohnungsbau. Die Gesellschaft habe nicht gewonnen, wenn in Zukunft Alle mit dem E-Auto in die Stadt fahren zu laden. Alternativen wie ÖPNV und der Radverkehr müssten ebenfalls gestärkt werden. Viele würden in Zukunft zu Hause laden.

 

Herr Baudrexl verwies auf die Pflicht eines jeden Arbeitgebers. So wie es nun die Möglichkeit des Homeoffice gebe, müssten Arbeitgeber auch mit Blick auf Mobilität um Fachkräfte werben.

 

Herr Kuru fragte bezüglich der Infrastruktur. Gebe es genug Strom und genug Kabel?

 

Herr Baudrexl erwiderte, das Stromnetz sei seit Jahren gefordert, u.a. durch die vielen EEG-Anlagen. Im Versorgungsgebiet gebe es zwischen 2600 und 2800 EEG-Anlagen, die Strom ins Netz einspeisen würden. Seit Jahren stelle sich die Frage, ob das Netz das aufnehmen könne und seit Jahren ergebe sich daraus eine Herausforderung für den Netzbetreiber. Die Anforderungen der EnBW für den Schnellladepark könnten derzeit nicht bedient werden. Dies sei zu diesem Zeitpunkt noch kein Problem, da noch nicht so viele Kunden parallel dort laden würden und es nur wenige Fahrzeuge gebe, die über die Schnellladetechnik verfügten. Räumlich gesehen bedürfe es an der Stelle einer Netzverstärkung, da auch ein weiterer Betrieb dort in Zukunft erhebliche Kapazitäten benötigen würde. Den Unternehmen sei für die Zukunft die Leistung zugesagt. Ein Mehrfamilienhaus würde in Zukunft voraussichtlich auch nicht mehr mit Niederspannung ausreichend versorgt sein. Kostentreiber sei in erster Linie der Tiefbau. In Zukunft würde es auch um intelligente Steuerung bzw. ein Lastenmanagement gehen. Ein Lastenmanagement sei in dem Zusammenhang in jedem Fall günstiger als der Tiefbau. Die Frage sei, können Ladevorgänge so gesteuert werden, dass nicht alle gleichzeitig am Abend laden. Netzbetreiber aus der Region gingen von Investitionssummen von 20 Mio. € zur Ertüchtigung des Netzes aus. Hier bräuchten auch die Netzbetreiber einen Anreiz zu investieren.

 

Herr Gerwin erkundigte sich, ob die Kosten für Trafos und Leitungen auf alle Endnutzer umgelegt werden würden.

 

Herr Baudrexl erläuterte, dass die Kosten die über Niederspannung (Trafo für Mittelspannung) hinausgingen durch den Nutzer gezahlt würden. Die generelle Netzverstärkung jedoch würde von allen Kunden im Versorgungsgebiet getragen werden. Netzbetreiber besäßen eine Monopolstellung und unterlegen daher der Regulierung im Sinne von Erlösobergrenzen.

 

Herr Bierhoff merkte die negativen Aspekte bezüglich des ökologischen Fingerabdrucks der E-Mobilität an, der geringen Anteile regenerativer Energien im Zusammenhang mit E-Autos, der Akkuproblematik, der Lebensdauer sowie der Kosten an. Viele Menschen besäßen nicht die Möglichkeiten auf teure E-Autos umzusteigen. Ebenfalls merkte er an, dass von einem Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur in erster Linie privilegierte Menschen profitieren würden. Eigentlich wolle man die Verkehre aus der Stadt raus haben. Er stehe der Zukunft der E-Mobilität skeptisch gegenüber.

 

Herr Baudrexl stellte die Frage in den Raum, wie der Klimawandel im Verkehrssektor geschafft werden könne. Auf bundespolitischer Ebene sei die Entscheidung in Richtung E-Mobilität gefällt worden. Die Hersteller stellten sich darauf ein und Fördermöglichkeiten wurden geschaffen.

 

Herr Dr. Liedtke wies darauf hin, dass die Kommune nur die Rahmenbedingungen schaffen könne. Dies tue die Kommune auch für konventionelle Tankstellen, z.B. über Bauleitplanung. Die Frage sei dabei, wie Dicht sei das Netz und für wen würde es ausgebaut werden. In Zukunft werden Mehrfamilienhäuser zunehmend Ladepunkte bekommen und auch an den Arbeitsstätten in Gewerbegebieten. Natürlich bedarf es auch öffentlicher Ladepunkte. Wie dicht der Ausbau erfolgen müsse, sei derzeit eine offene Frage.

 

Herr Madeja merkte an, dass das Auto nicht die Lösung für alles sein könne. Der ÖPNV und die Nahmobilität müssten gestärkt werden. Generell gebe es zu viele Autos, eine Reduzierung sei allerdings nicht einfach. Daher müsse mehr in den Radverkehr investiert werden.

 

Herr Meier stellte die Frage, wie Herr Baudrexl den Bedarf an Ladesäulen in Zukunft einschätzen würde.

 

Herr Baudrexl antwortete, dass sich die Gesellschaft in Zukunft umstellen müsse. Inflation, Zinsen, Energiepreise und Marktpreise für Energie kämen derzeit noch nicht im vollen Umfang beim Verbraucher an. Gas- und Stromkosten könnten sich vervierfachen. Hinzu kämen die Inflation sowie die höheren Lebenshaltungskosten. Prognosen zur Entwicklung der E-Mobilität seien schwierig, jedoch seien die Investitionskosten für die genannten Ladepunkte zu verkraften.

 

Herr Behrens stellte die Frage, wie sich die E-Mobilität entwickeln würde. Die öffentliche Hand könne nicht alles übernehmen. Es müsse dem Markt überlassen werden. Ein Drängen auf immer mehr öffentliche Ladepunkte sei falsch, zukünftig bedarf es auch Lademöglichkeiten auf privaten Flächen. An der Stelle seien auch andere gefordert und es brauche eine konzertierte Aktion.

 

Herr Baudrexl führte aus, dass derzeit an vielen Stellen Ladepunkte entstünden. Für Arbeitgeber, Betriebe und Wohnungsbauunternehmen gehöre es bereits zum guten Ton Ladepunkte einzurichten.

 

Herr Liedtke ergänzte, dass Unternehmer und Wohnungsbauunternehmen perspektivisch mit einbezogen würden. Wo gebe es Nachfragen und Bedarfe. Dies habe dann immer Auswirkungen auf das Netz.

 

Herr Baudrexl erläuterte, dass die großen Mineralölkonzerne bereits dabei seien, Flächen in den Kommunen zu eruieren. Da ginge es auch um den Ausbau bestehender Standorte, da sei derzeit sehr viel Bewegung drin.

 

Herr Sekunde merkte an, dass der Dialog zwischen Stadtentwicklung und GSW sehr wichtig sei. Bei Bedarfsmeldungen ginge es sowohl um eine Priorisierung als auch um die Wirtschaftlichkeit.

 

Herr Baudrexl gab an, es gebe immer wieder Anfragen von vielen Seiten. Dabei würde immer geschaut werden, ob es nur um 6 Mitarbeiter ginge oder die Zielgruppe größer sei. Entscheidungen würden immer in enger Abstimmung mit der Stadtentwicklung getroffen werden.

 

Herr Gerwin gab zu bedenken, dass der ÖPNV zu stärken sei und dass im Sinne des Einzelhandels die Menschen in die Innenstadt zu locken seien.

 

Herr Dr. Liedtke führte aus, dass das Ziel nicht die autogerechte Stadt sei, sondern es gelte das Ziel einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Daher würden auch der ÖPNV sowie der Radverkehr gestärkt werden. Funktionen Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Freizeit dürften nicht weiterhin getrennt gedacht werden.

 

Herr Kuru merkte den Parkplatz der Gesamtschule als Standort für eine Ladesäule an.

 

Herr Dr. Liedtke bewertete den Parkplatz auch als wichtig.

 

Herr Baudrexl verwies allerdings darauf, dass der Parkplatz nicht öffentlich sei. Bei der Gesamtschule sei die GSW daher raus. Dies gelte generell immer dann, wenn es um nicht öffentliche Ladepunkte ginge.

 

Herr Dr. Liedtke stellte fest, dass dies ein Thema für die Stadt als Schulträger sei.

 

Frau Kollmann machte nochmals deutlich, dass die E-Mobilität, der ÖPNV, das Fahrrad sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien parallel betrieben werden müssten.

 

Herr Aschoff ergänzte zum Schluss, dass Fragen auch nachgereicht werden könnten.

 

Herr Breuer führte aus, dass es sich an dem Punkt um einen ersten Aufschlag handele. Die ersten Standorte seien vorgeprüft, es gebe Trafos in der näheren Umgebung und auf weitere Anfragen würde die Stadt sich vorbereiten. Parallel würde auch eine Richtlinie zur Einrichtung von öffentlicher Ladeinfrastruktur durch die Verwaltung erarbeitet. An dieser Stelle ginge es darum zu fixieren, wie mit externen Anfragen umgegangen werden könne. Standorte könnten perspektivisch auch im Flächentool der Bundesregierung registriert werden, sodass Investoren Einblick nehmen könnten, welche Standorte für sie ggf. noch interessant sein könnten. Hinzu käme das ganz aktuelle Klimaschutzkonzept des Kreises Unna, in dem es auch um das Thema Ladeinfrastruktur ginge. Eine Abstimmung mit dem Kreis und mit dem neuen Mobilitätsmanager würde angestrebt werden.