Frau Jauer gab einen Überblick über die Tätigkeiten des Kompetenzzentrums Frau und Beruf im Förderzeitraum 2018 – 2022. Der Vortrag ist der Niederschrift als Anlage beigefügt.

 

Frau Jauer berichtete, dass die Projektförderung  für „Competentia“ seit 2012 mit einer Förderquote von 90% vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung sowie dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) erfolge. Aktuell sei allerdings davon ausgehen, dass die Förderung zum 30.04.2022 auslaufe.

 

Alle Angebote von Competentia richten sich an kleine und mittlere Unternehmen, um diese bei der Fachkräftegewinnung und Fachkräftebindung zu unterstützen. Außerdem bekommen sie Beratung um sich familiengerechter aufzustellen. Hierfür biete „Competentia“ die verschiedensten Veranstaltungen an. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Workshops mit Nachspiel“ wurde das Angebot „Heikle Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“ aufgrund der großen Nachfrage fünfmal durchgeführt. Auf Anregung der Unternehmen wurden Themen behandelt wie: Umgang mit unterschiedlichen Eskalationsstufen, Schlüsselbotschaften prägnant vermitteln, Kritisches vertrauens- und respektvoll thematisieren, Bearbeitung konkreter Gesprächssituationen aus der Praxis der Unternehmen, Tipps für wertschätzende Personalarbeit und Sicherung weiblicher Fachkräfte. Unter dem Titel "Stopp – So kann es nicht weitergehen! Klärende Mitarbeiterinnengespräche auf den Punkt gebracht" erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie man mit den richtigen Fragen aus der Sackgasse gelangen kann, in die Personalgespräche nicht selten zu enden drohen. Etabliert habe sich, dass diese Angebote nicht in den Räumlichkeiten der WFG sondern abwechselnd bei den teilnehmenden Unternehmen stattfinden.

Von großem Interesse sei nach wie vor das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Eine Veranstaltung wurde durchgeführt zum Thema „Unternehmen Kinderbetreuung“ mit Informationen über die Einrichtung von betrieblicher Tagespflege, über Möglichkeiten der Ferienbetreuung bis hin zu Kita-Belegplätzen für Unternehmen. Zu Corona-Zeiten gab es Online-Workshops, u.a. zu den Themen „Familienorientiert führen in turbulenten Zeiten“ oder „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“. Dabei  wurden u.a. kleinere Angebote vorgestellt, die im Betrieb einfach umzusetzen sind. Zur  Unterstützung der Unternehmen in unserer Region während der Corona-Situation habe „Competentia“ weitere Online-Workshops zu aktuellen Fragestellungen angeboten und in verschiedenen Medien Tipps für Unternehmen veröffentlicht. Zum Thema „Rekrutierung im Wandel“ wurden 3 thematisch unterschiedliche Workshops sowohl online als auch in Präsenz angeboten. Auch der Wettbewerb PLUSPUNKT FAMILIE wurde in 2021 durchgeführt. Bei diesem Wettbewerb sei kein Ranking das Ziel sondern die Vorstellung guter Ideen, die von anderen Unternehmen aufgegriffen werden können. Beteiligt haben sich 26 Unternehmen verschiedener Größenordnung und aus den verschiedensten Branchen. Die Preisverleihung sei für den 13.12.2021 vorgesehen. Zusammenfassend stellte Frau Jauer fest, dass in den vergangenen 2 ½ Jahren,  82 Unternehmen beraten und unterstützt wurden, 23 Workshops und Fachveranstaltungen mit 684 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt wurden sowie kurzfristige Angebote zur Unterstützung und zum Austausch während der Corona-Krise geschaffen wurden. Des Weiteren haben sich 77 Unternehmen an der Befragung zur betrieblich unterstützten Kinderbetreuung beteiligt und es habe eine Facebook-Aktion mit 15 weiblichen Vorbildern zur Ermutigung von jungen Frauen für ihre Karriereplanung gegeben. Für den 17. November sei noch ein Präsenz-Workshop vorgesehen zum Thema „Weibliche Azubis Fehlanzeige? – Was Sie dagegen tun können!“ Diese Problematik der Auszubildendengewinnung gelte zwar für junge Männer genauso, allerdings sei für beide Geschlechter eine unterschiedliche Ansprache sinnvoll.

 

Abschließend teilte Frau Jauer den Mitgliedern des Gleichstellungsbeirates mit, dass davon ausgegangen werden müsse, dass die finanzielle Förderung der Kompetenzzentren zum 30.04.2022 auslaufen und es keine Weiterförderung im bisherigen Stil geben werde. Aktuell gebe es erste Hinweise seitens der Landesregierung, dass das Auslaufen der Projekte bei bestimmten Voraussetzungen um 6 Monate verlängert werden könne. Diese Option treffe aber auf das Kompetenzzentrum unserer Region nicht zu, da ein großer Teil der Mittel planmäßig verausgabt worden sei. Wenn überhaupt sei hier eine Verlängerung von maximal 3 Monaten möglich. Sie bedauere die nicht Nicht-Weiterförderung sehr, da ohne „Competentia“ bisherige Dienstleistungen für Unternehmen mit dem spezifischen Blick auf Frauen und Frauenkarrieren im Unternehmen entfallen bzw. deutlich reduziert werden. Sie hob nochmal das besondere Beratungsangebot des Kompetenzzentrums Frau und Beruf für kleinere und mittlere Unternehmen zu Strategien der Gewinnung und Sicherung weiblicher Fachkräfte sowie zu familienbewusster und lebensphasenorientierter Personalpolitik hervor. Eine der besonderen Qualitäten der Arbeit von „Competentia“ liege in der Regionalität, in den direkten Kontakten zu den Unternehmen und in der Flexibilität auf Bedarfe der Unternehmen kurzfristig reagieren zu können.

 

Auf die Frage von Frau Brückel antwortete Frau Jauer, dass „Competentia“ mit 1 1/2 Fachkräftestellen plus ½ Verwaltungsstelle ausgestattet sei.

 

Frau Kollmeier erkundigte sich nach der Begründung zur Einstellung der Fördermittel.

 

Frau Jauer gab hierzu an, dass sich die Zielsetzung der EFRE-Förderung (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) verändert habe und deshalb die Arbeit der Kompetenzzentren mit EFRE-Mittel nicht mehr förderfähig sei. Seitens der Landesregierung sei angedacht eine überregionale Plattform einzurichten.

 

Frau Grothaus ergänzte hierzu, dass sie diese Entwicklung sehr bedauere. Sollte diese seit Jahrzehnten gewachsene Informations-, Kooperations- und Beratungsstruktur im nächsten Jahr wegfallen, würde das für die Gleichstellungspolitik im Kreis Unna einen großen Rückschritt bedeuten. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern habe die Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Unna frühzeitig ein entsprechendes Schreiben an den Landrat und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreis sowie an die Kreistagsfraktionen geschickt, mit der Bitte sich für den Erhalt von „Competentia“ und die Bereitstellung der dafür notwendigen Finanzmittel einzusetzen. Parallel hierzu sei ebenfalls ein Schreiben an den Ministerpräsidenten, Herrn Wüst, mit Durchschrift an die Gleichstellungsministerin, Ina Scharrenbach, gegangen.

 

Herr Bartosch stimmte Frau Jauer zu, dass je weiter weg die Angebote von den Menschen und den Unternehmen seien, desto schwieriger sei es, konkrete und passgenaue Angebote für den Kreis zu schaffen. Er sagte zu, die Mitglieder seiner Kreistagsfraktion zu bitten, sich dafür einzusetzen, die notwendigen Mittel zum Erhalt des Kompetenzzentrums Frau und Beruf bereitzustellen.