Sitzung: 13.04.2021 Schul- und Sportausschuss
Beschluss:
Der Schul- und
Sportausschuss der Stadt Kamen fordert den Ministerpräsidenten des Landes
Nordrhein-Westfalen auf, endlich eine nachhaltige und langfristig verlässliche
Strategie zur Beschulung der Schüler*innen im Land Nordrhein-Westfalen bis zum
Ende der Coronapandemie, unter Einbeziehung der Schüler*innen-, Lehrer*innen-
und Elternvertretungen sowie der Schulverwaltungen, vorzulegen, diese
entsprechend zu kommunizieren und konsequent umzusetzen.
Abstimmungsergebnis: bei 3 Enthaltungen und 9 Gegenstimmen mehrheitlich abgelehnt
Frau Kappen erklärte, dass das
zurückliegende Jahr zunächst erstmal für die Kinder und Jugendlichen aber auch
für Eltern, LehrerInnen und allen mit der Organisation Beauftragten erhebliche
Herausforderungen gebracht hätten. Immer wieder mussten neue Probleme behandelt
und Vorgaben umgesetzt werden. Aktuell gebe es keine Corona-Fälle an den
Schulen. Aktuell seien aber auch nur die Abschlussklassen vor Ort, während die
restlichen SchülerInnen im Distanzunterricht unterrichtet würden. Vor den
Osterferien gab es an den Schulen punktuell infizierte SchülerInnen, deren
Ansteckung aber im häuslichen Umfeld stattgefunden habe und keine Infektion in
den Schulen erfolgt sei. Man hoffe, dass dies auch weiterhin aufrechterhalten
werden könne.
Weiterhin machte
Sie, anhand der Menge an Schnellbriefen und eines Zitates aus dem aktuellen
Schnellbrief des Städte und Gemeindebundes, deutlich wie schnelllebig die
Änderungen seien und welche Herausforderungen auch durch die Kommunen zu
bewältigen seien. Dies habe sich zuletzt auch mit dem kurzfristigen Wegfall des
Präsenzunterrichtes nach den Osterferien und der zeitlich unkoordinierten
Lieferung zur Versorgung der Schulen mit Schnelltest gezeigt. Hier galt ihr
besonderer Dank den Kollegen/ Kolleginnen und Schulleitungen, die eine Annahme
der Schnelltest auch am Wochenende gewährleistet hätten.
Herr Stewen erläuterte dazu, dass die
Schulen funktionieren, weil Sie bereit seien die Herausforderungen anzunehmen
und durch die mittleren Behörden und eingerichteten Netzwerke sehr gut
unterstützt würden. Vorgehensweise wie zuletzt bei der Lieferung der
Schnelltests und der Umsetzung dieser würde allerdings für sehr viel Unruhe und
vor allem Unsicherheit in den Schulen sorgen. Problematisch sehe er allerdings
den Ablauf der Schnelltests. Diese würden bei vielen SchülerInnen die Nase so
stark kitzeln, dass diese ohne Maske in den Raum niesen würden. Dies sei in
geschlossenen Räumen trotz Lüftungskonzept eher als problematisch anzusehen.
Weiterhin seien die Test-Kits zunächst in 25er Packungen angeliefert worden, so
dass ein großer Aufwand, seitens der Schule bzw. der LehrerInnen, betrieben
werden müsse, um diese für die jeweiligen Klassen vorzubereiten. Die zweite
Lieferung sei zudem anders verpackt gewesen, so dass die Flüssigkeiten zunächst
aus 2 großen Behältern in die kleinen Behälter umgefüllt werden müssten. Bei
1300 gelieferten Test-Kits würde dies und die Durchführung der Tests viel Zeit
in Anspruch nehmen, so dass hierfür täglich eine Unterrichtsstunde in Anspruch
genommen werde. Die Tests selbst seien durch die SchülerInnen positiv
aufgenommen worden. Leider hätten die Schulen keine Möglichkeit ein Feedback zu
den Erfahrungen, an die mit der Organisation beauftragten Stellen, zu
formulieren. Zudem gebe es eine große Verunsicherung und Ängste bei den
SchülerInnen der Abschlussklassen. Diese den SchülerInnen zu nehmen, würde viel
Zeit in Anspruch nehmen, aber fast täglich erfolgen. Allerdings gehe der Schule
die Puste aus, da der rote Faden verloren gehen würde.
Frau Schroeter informierte darüber, dass sie
im Austausch mit den Schulen aus Kamen, Bönen, Bergkamen und vertretungsweise
auch Lünen stünde und große Verunsicherungen in den Schulen herrsche. Leider
seien in einigen Schulen die Tests sogar erst am heutigen Tag geliefert worden.
Die Grundschulen hätten zudem keine Erfahrung mit den Test, da diese vor der
Osterferien dort noch nicht durchgeführt wurden. Die Tests für Grundschulen
seien ungeeignet, da bei Erst- und Zweitklässlern nicht davon ausgegangen
werden könnte, dass diese die Tests selbstständig und ordnungsgemäß durchführen
könnten. Eine Schule aus Lünen habe berichtet, dass sie trotz der Notbetreuung
und einer geringer Zahl an SchülerInnen Stunden für die Testung benötigt habe.
Es gebe zudem bereits Eltern, die der Testung in der Schule nicht zugestimmt
hätten. Dies würde bedeuten, dass die SchülerInnen keinen Zugang zum
Präsenzunterricht erhalten würden. Man wisse momentan jedoch nicht, wie diese
dann beschult werden sollen. Die Schulen würden aber große Anstrengungen
unternehmen, um den Kindern die Unsicherheiten und Ängste zu nehmen, damit
diese nicht weinend Testungen über sich ergehen lassen müssten.
Weiterhin erklärte
sie, dass eine Mitgabe der Test für Schüler aus dem gemeinsamen Lernen, so wie
in der Schulmail mitgeteilt, nicht möglich sei, da die Tests nicht einzeln
verpackt seien, sondern wie von Herrn Stewen bereits berichtet in 20er Packs
mit Umfüllflaschen.
Frau Klanke erkundigte sich darüber, wie
sich der Schulabsentismus in Zeiten von Corona, den es zu normalen Schulzeiten
ja auch geben würde, entwickelt habe und wie die weitere Vorgehensweise in
diesem Zusammenhang sei.
Herr Wehlack erklärte dazu, dass es gut sei,
wenn die Schule wenigstens im Wechselunterricht stattfinden würde. Dies könnte
den Schulabsentismus bereits stark reduzieren, weil LehrerInnen schnelleren
Zugriff auf die betroffenen SchülerInnen erhalten. Teilweise sei es schwierig
diese im Distanzunterricht zu erreichen, da sie den Möglichkeiten der
Videokonferenzen einfach fernbleiben würden. Die Schulen seien aber bemüht zu
allen SchülerInnen Kontakt aufzunehmen, sei es per Videokonferenz, E-Mail oder
per Telefon und diesen auch aufrecht zu halten. Gerade nach Ferien sei die
Kontaktaufnahme durch die LehrerInnen wichtig, um feststellen zu können, wie es
bei den betroffenen SchülerInnen aussehe. Bei richtig problematischen Fällen
würden die Schulsozialarbeiter auch in die Familien gehen und vor Ort Gespräche
führen. Zuletzt durchgeführte Leistungstests hätten aber gezeigt, dass es nur
noch sehr gute und nur noch sehr schlechte Noten gebe. Das breite Mittelfeld
sei weggefallen. Dies würde wiederspiegeln, dass einige SchülerInnen die Lage
sehr gut nutzen und andere eben nicht. Im Umkehrschluss werde dies für die Zeit
nach der Pandemie bedeuten, dass zunächst sehr heterogene Gruppen vorliegen
werden und es 1-2 Jahre brauchen werde, bis die Rückstände aufgearbeitet worden
seien und wieder homogene Gruppen vorlägen.
Frau Kappen ergänzte dazu, dass eine
vermehrte Kontaktaufnahme der LehrerInnen zu den SchülerInnen nicht
selbstverständlich sei und unter normalen Bedingungen überhaupt nicht möglich
wäre. Dies stelle zu den Problemen von Wechsel-, Distanz- und Hybridunterricht
eine weitere Herausforderung für die Schulen da. Schulabsentismus sei zudem ein
generelles Problem, dass oft durch soziale Bindungen der Schulgemeinde
untereinander eingeschränkt werde. Schließlich sei das regelmäßige Treffen von
Freunden einer der Hauptgründe die Schule zu besuchen und dies würde in Zeiten
der Pandemie nun auch wegfallen.
Herr Langner stimmte den Ausführungen zu und
fügte an, dass er durch die eigenen Kinder erfahren habe, wie wichtig die
sozialen Kontakte für diese seien. Zumindest diesen positiven Effekt hätten die
Schnelltests zur Folge. Weiterhin bedankte er sich bei den Kamener Schulen für
den unermüdlichen Einsatz und die gute und positive Darstellung bzw. den Umgang
mit den Schnelltests. Als letztes erkundigte er sich darüber, ob die Lehrer
Einfluss auf die bevorstehenden Prüfungen hätten.
Herr Wehlack erklärte dazu, dass die
zentralen Abschlussprüfungen weiterhin zentral gestellt werden und die
LehrerInnen keinen Einfluss darauf hätten.
Herr Stewen ergänzte, dass dies auch beim
zentralen Abitur so sei, wobei das Aufgabenspektrum wohl erweitert werden
solle.
Herr Heidler stimmte den Ausführungen des
Herrn Langner, in Bezug auf das Froh sein wieder in der Schule sein zu dürfen
zu und bedankte sich bei den Schulen und den Lehrkräften für ihren Einsatz und
den Umgang mit den Themen der Pandemie. Man dürfe nicht vergessen, dass aber
auch diese Unsicherheit und Ängste durchleben. Diese müssten sie aber zur
Aufrechterhaltung des Systems hinten anstellen. Man müsse dazu nur vergleichen
wie das Personal in Testzentren zur Durchführung der Tests geschult werde und
wie unzureichend Lehrer auf die Testung mit Schnelltest vorbereitet würden. Er
fügte hinzu, dass es abzuwarten bleibe, ob die zentralen Prüfungen angepasst
würden, im Sinne der SchülerInnen wäre es allemal wünschenswert.
Herr Eckardt dankte im Namen des gesamten
Ausschusses sowohl den Eltern als auch den LehrerInnen und der Verwaltung für
ihren Einsatz und die gegenseitige Unterstützung während der verschiedenen
Phasen der Pandemie.
Herr Kuru erkundigte sich, ob in den
schlecht zu belüfteten Räumen der Schulen Abhilfe geschaffen werden konnte.
Frau Kappen informierte darüber, dass aus
dem dazu bereitgestellten Förderprogramm 6 Geräte für schlecht zu belüftende
Räume angeschafft wurden. Diese seien im März auch aufgestellt und in Betrieb
genommen worden. Sie wies aber zusätzlich daraufhin, dass dies keinesfalls das
Lüften der Räume ersetzen könne und nur eine Ergänzung darstelle.
Weiterhin fügte sie
an, dass in einem kleinen Impfmarathon alle ErzieherInnen und LehrerInnen der
Kamaner Grundschulen in der Stadthalle geimpft werden konnten, sofern keine
persönlichen Gründe wie Krankheit dagegen gesprochen hätten. Sie griff die
Worte Herrn Heidlers auf und verdeutlichte wie wichtig diese Impfungen auch im
Hinblick auf ein sicheres Gefühl der LehrerInnen seien, wenn diese die
SchülerInnen bei den Testungen unterstützen müssten und nicht die
Schutzausstattung wie in Testzentren tragen würden. Sobald es möglich sei,
werde die Möglichkeit der Impfung auch allen LehrerInnen der weiterführenden
Schulen angeboten.
Herr Eckardt verwies auf den Sachantrag der
Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN.
Frau Dörlemann erklärte die Beweggründe für
diesen Antrag und stellte klar, auch wenn es in Kamen gut funktionieren würde,
sehe man die allgemeine Situation mit dem Umgang der Tests sehr kritisch und es
würden frühzeitige verlässliche Aussagen für die Schulen fehlen. Oft würden die
Informationen erst der Presse bereitstehen, bevor die eigentlichen
Informationen durch die Ministerien an die Schulen übermittelt würden.
Herr Heidler stimmte den Ausführungen von
Frau Dörlemann im Grundsatz zu, ergänzte aber, dass die SPD-Fraktion den
Beschlussvorschlag ablehnen werde. Dabei handele es sich nicht um einen
Sachantrag der für die Stadt Kamen essentiell sei und Resolutionen würde die
Fraktion nicht stützen. Der Ausschuss sei für die Interessen der Stadt Kamen da
und dieser Sachzusammenhang fehle.
Herr Eisenhardt führte aus, dass dies ein
reiner Show-Antrag sei der zum Zwecke der Parteipolitik diene. Es fehle wie bei
anderen Anträgen der Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN an einem Bezug zur Stadt
Kamen. Somit liege auch kein Sachantrag vor, zu dem ein Beschluss gefasst
werden müsse. § 41 der Gemeindeordnung würde ganz klar die Zuständigkeiten des
Rates und damit seiner Ausschüsse regeln. Dabei stehen Angelegenheiten der
Gemeindeverwaltung im Vordergrund und nicht Parteipolitik. Selbstverständlich
sehe auch die CDU-Fraktion die Probleme und Schwierigkeiten die sich in der
Pandemiezeit ergeben. Dies werde aber regelmäßig durch den Städte- und
Gemeindebund dokumentiert und dargestellt. Dementsprechend wird die Fraktion
den Beschlussvorschlag ebenfalls ablehnen.
Herr Mallitzky stimmt den Ausführungen der
beiden Fraktionen zu und erklärte, dass die FDP-Fraktion den Beschluss
ebenfalls ablehnen werde.
Frau Dörlemann erklärte, dass sie die
Aussagen von Herrn Eisenhardt für populistisch halte, wenn er darauf hinweise,
dass die Anträge ihrer Fraktion für Kamen nicht relevant seien. Es sei nicht
nur Lokalpolitik die die Fraktionen machen müssten, vielmehr müssen man auch
regionale Probleme aufgreifen.
Herr Heidler informierte darüber, dass die
SPD-Fraktion alle wichtigen Informationen aus dem Schul- und Sportausschuss
auch an den Landtag weiterkommunizieren würde und somit die lokalen Probleme
aufgezeigt würden.
Frau Kappen bat abschließend alle Fraktionen
die vorhandenen Kanäle zur Landespolitik zu nutzen, um die Inhalte weiterzuleiten.