Nach einigen kurzen Angaben zu ihrer Person stellte Frau Schwärzel anhand von Folien, die der Niederschrift als Anlage beigefügt sind, die Eckpunkte des Schulprogramms an der Carlo-Schmid-Schule vor, die auf einen Beschluss der Schulkonvention vom 17.06.1996 zurückzuführen sind:

 

-          Schule ohne Rassismus

-          Streit-Schlichter-Modell

-          Drogenprävention

-          Gesundheitserziehung

-          Mädchen- und Jungenförderung.

 

In Bezug auf den Leitsatz "Unsere Schule ist Gesamtschule. Sie ist eine Schule für alle Kinder" wurde ein Beratungssystem aufgebaut, das sich stützt auf Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer. Sie selbst sei als Beratungslehrerin für den Bereich Mädchenförderung zuständig. Der Bereich Mädchen- und Jungenförderung ist unterteilt in zwei Abteilungen, dem 5. bis 7. Jahrgang und dem 8. bis 10. Jahrgang. Frau Schwärzel führte weiter aus, dass in der ersten Abteilung das Ziel sei, das Selbstbewusstsein zu stärken, die eigene Persön­lichkeit zu stabilisieren und die Anderen/das Fremde respektieren zu lernen. Ein weiterer wichtiger Baustein sei, dass einzelne Schwerpunktthemen nicht isoliert behandelt werden, sondern sich auch im Fachunterricht, vor allem in Deutsch und Gesellschaftslehre, wieder­finden. In der ersten Abteilung gebe es zusätzlich die Arbeitsgemeinschaft Mädchenclub mit einem eigenen Mädchenraum sowie nach Bedarf die AG Mädchenfußball. Nach ihren Erfahrungen seien die Mädchen dieser Altersgruppe in ihrem jeweiligen Klassenverband sehr aktiv. Voraussetzung hierfür sei allerdings die Festlegung von Regeln, damit das "Hausrecht" der Jungen nicht eintrete. Ihr Fazit lautet, dass die Mädchenarbeit in den Jahrgängen 5 bis 7 sehr erfolgreich ist.

 

Für die Jahrgänge 8 bis 10 gelte, dass die Arbeit aus der ersten Abteilung fortgesetzt werde. Zusätzlich finde eine intensive Elternarbeit statt. Es habe sich aber gezeigt, dass die Arbeit mit den Eltern zu einem früheren Zeitpunkt beginnen müsse. Frau Schwärzel wies besonders auf die Bausteine “Peer Education” und “Arbeitslehre” hin. Bei der Peer Education handele es sich um Gleichaltrigenerziehung, was in der praktischen Arbeit bedeute, dass besonders ausgewählte Schülerinnen und Schüler vom Gesundheitsamt des Kreises geschult werden, mit Gleichaltrigen unter Begleitung über Liebe und Sexualität zu reden.

 

In dem Baustein Arbeitslehre "Berufswahl und Lebensplanung gehören zusammen", in enger Zusammenarbeit mit der Kommunalstelle zur Förderung der Frauenerwerbstätigkeit (KFF), sei ein besonderes Highlight für die Mädchen die einmal stattfindenden Projekttage. Frau Schwärzel bedauerte in diesem Zusammenhang, dass noch kein Konzept für die Jungen­arbeit vorliege und betonte, dass sie davon überzeugt sei, dass diese Aufgabe von männ­lichen Lehrkräften übernommen werden müsse.

 

Weiterhin nannte sie einige Projekte im Bereich der Arbeitsgemeinschaften und erwähnte in diesem Zusammenhang, dass sie beobachte, dass es in den Jahrgängen 5 und 6 kaum noch Unterschiede in den Computerkenntnissen von Mädchen und Jungen gebe. Zum Schluss ihres Berichtes stellte Frau Schwärzel die Institutionen und Partnerinnen und Partner vor, mit denen die Schule regelmäßig zusammenarbeite und wies abschließend darauf hin, dass viele Projekte und Maßnahmen nur möglich seien durch Fördergelder aus verschiedenen Programmen, die von der Carlo-Schmid-Schule regelmäßig beantragt werden.

 

Herr Klein begrüßte den Ansatz der Mädchen- und Jungenförderung, kritisierte aber, dass die Schule mit dem Thema "Berufs- und Lebensplanung" zu sehr an der Oberfläche bleibe, wenn noch nicht einmal erreicht werden könne, dass türkische Mädchen am Biologieunter­richt teilnehmen dürfen.

 

Frau Schwärzel erwiderte, dass diese Problematik z.B. auch auf den Sportunterricht zutreffe. Die Gesamtschule sei in der glücklichen Lage, eine Schulpsychologin beschäftigen zu können, so dass hier Einzelförderung und Gespräche mit den Eltern erfolgen können, damit das betreffende Mädchen unterstützt werde.

 

Frau Hennigs widersprach Herrn Klein entschieden und zeigte sich erfreut über dieses Konzept, das nur ganz wenige Schulen anbieten können. Sie unterstützte Frau Schwärzel dahingehend, auf jeden Fall an der Kopplung von Berufswahl und Lebensplanung festzu­halten.

 

Frau Bartosch war der Auffassung, dass Modelle und Projekttage nicht ausreichen. Die Unternehmen und Arbeitgeber müssen aufgefordert werden, mehr Mädchen und junge Frauen einzustellen.

 

Auf die Frage von Frau Blecher antwortete Frau Schwärzel, dass sich interessierte Lehr­kräfte bei der Bezirksregierung als Beratungslehrerin oder Beratungslehrer bewerben können. Die Auswahl und Ernennung erfolge dann durch den Regierungspräsidenten.

 

Dass nur wenige bis gar keine Mädchen in z.B. handwerklichen Betrieben zu finden seien sah Herr Klein nicht in dem Nicht-Wollen der Betriebe begründet, sondern in der Bestim­mung, dass entsprechende Sozialräume und Sanitäranlagen vorhanden sein müssen.

 

Mit Hinweis auf den vorliegenden Frauenförderplan betonte Frau Lungenhausen, dass vielfältige andere Gründe für die Unterrepräsentanz von Frauen in bestimmten Bereichen eine Rolle spielen und sie dass "Toilettenargument" zur heutigen Zeit für indiskutabel halte.

 

Auf die Frage, wieviel Jugendliche einen Ausbildungsplatz erhalten, gab Frau Schwärzel an, dass ca. 30 % eines Jahrganges eine Ausbildung beginnen. Hier bestehe dringender Hand­lungsbedarf, denn diese Zahl sei ihrer Ansicht nach viel zu gering.

 

Frau Hennigs erkundigte sich zum einen, ob die Schule mehr Einfluss auf Betriebe in Bezug auf Einstellungen von Auszubildenden nehmen könne und zum anderen, ob türkische Lehrerinnen und Lehrer beschäftigt seien.

 

Frau Schwärzel teilte hierzu mit, dass die Schule sehr gut mit Betrieben zusammenarbeite. Für alle Schülerinnen und Schüler werden Praktikumsplätze zur Verfügung gestellt. Sie schätze es aber problematisch ein, sich für einzelne Personen bei einem Betrieb einzu­setzen. Ihr Ziel sei es eher, die Mädchen dazu zu befähigen, selbstbewusst für ihre Interessen einzutreten. Bezogen auf die Frage nach türkischen Lehrkräften berichtete Frau Schwärzel, dass ein türkischer Kollege z.B. als Gesprächspartner für sensible Themen zur Verfügung stehe und den Bereich Religion abdecke.

 

Frau Jacobsmeier bedankte sich bei Frau Schwärzel für den Bericht und wünschte ihr und ihren Mitstreiterinnen für die weitere Arbeit viel Erfolg.