Beschlussempfehlung:

 

1.      Die Ergebnisse der Bevölkerungsvorausschätzung werden zur Kenntnis genommen.

2.      Die Variante 2 der Bevölkerungsvorausschätzung wird der weiteren Stadtentwicklungsplanung und den neu aufzustellenden bzw. fortzuschreibenden kommunalen Fachplanungen zugrunde gelegt.

3.      Die Einwohnerentwicklung ist zu beobachten und zeitnah neuen Erkenntnissen anzupassen.

 


Abstimmungsergebnis: einstimmig angenommen

 


Herr Baudrexl referierte umfassend über die Bevölkerungsvoraus­schätzung bis 2005.

Der Rat der Stadt Kamen habe eine Bevölkerungsvorausschätzung beschlossen. Diese sei eine grundlegende Planungsbasis aus der u.a. der Wohnungsmarktbericht entwickelt würde. Man stelle aber fest, dass die alte Schätzung nicht eingetreten sei. Dieses habe verschiedene Ursachen. Zum Einen sei ein Rückgang der Fertilität bei einer gleich­zeitigen Steigerung der Mortalität zu verzeichnen, zum Anderen gebe es aber auch ein negatives Wanderungssaldo im Stadtgebiet.

Die Variante 1 - erstellt vom Statistischem Landesamt – geht von einer Bevölkerungszahl von 46.000 Einwohner aus; die Variante 2 schlägt dahingegen noch ein Wanderungssaldo von 178 Einwohner pro Jahr auf (Mittelwert der vergangenen drei Jahre).

Bei der Fortschreibung wurden ebenso die Wohnbaupotentiale berück­sichtigt. Hierbei wird davon ausgegangen, dass jeder zweite Bewohner in den Neubaugebieten nicht aus Kamen kommt.

Die Prognose bis 2005 werde beschlossen. Die ermittelte Prognose bis 2015 sei nur nachrichtlich aufgenommen worden. Die Prognosewerte sind neuen Erkenntnissen, die sich im Laufe der Zeit ergeben, anzupassen.

Ein negatives Wanderungssaldo bestehe seit 1996, wobei hier vorrangig die 25- bis 30-Jährigen sowie die 30- bis 50-Jährigen betroffen sind. Ebenso die Kinder, da diese bei Fortzug mitgenommen werden. Das negative Wanderungssaldo ist begründbar mit dem zunehmenden Arbeitsmarktdruck, der durch Strukturprobleme der Region hervorgerufen würde. Es wird vorgeschlagen, die Variante 2 als Wahrscheinlichste zu beschließen.

 

Herr Kühnapfel bemerkte, dass neue Bebauungspläne im Bereich der Wohnbebauung stets durch den großen Bedarf an Wohnraum begründet wird. Der Umkehrschluss aus den vorliegenden Prognosen könnte die Einstellung der Ausweisung neuer Bebauungsplangebiete sein.

Darüber hinaus sei im Beschlussvorschlag von einer zeitnahen Überprü­fung der Prognoseergebnisse die Rede. In diesem Zusammenhang stellte er die Frage, was denn zeitnah bedeute.

 

Herr Baudrexl erläuterte, dass sich die Bedarfe nach neuer Wohnbebau­ung nicht nur an der Quantität, sondern vor allem an der Qualität der Nachfrage orientiere. Die Nachfrage im Bereich der Einfamilienhaus­bebauung sei nach wie vor erheblich.

Die Prognosedaten seien auf das Jahr 2005 ausgerichtet. Etwa in der Mitte dieses Zeitraums müsse sicherlich eine Überprüfung vorgenommen werden.

 

Herr Lipinski teilte die Auffassung der Verwaltung bzgl. der Neuauswei­sung von Baugebieten. Die Variante 2 müsse nicht nur in Hinblick auf Wohnbaupotentiale überprüft werden, sondern die gesamte Infrastruktur müsse den veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden.

 

Herr Kissing bemerkte, dass der Wohnungsmarktbericht aus dem Jahre 1994 stamme. Dieser müsse periodisch nachgearbeitet werden, wie bereits im Antrag der CDU-Fraktion zum Ausdruck gebracht wurde. Er äußerte, dass eine positive Mehrentwicklung wünschenswert wäre, da Stillstand Rückschritt bedeute. Des Weiteren erfragte er, ob es in Kamen spezifische Ursachen für die Entwicklung gebe.

 

Herr Stahlhut vertrat die Auffassung, dass der Wohnungsmarkt arbeits­platzabhängig sei und äußert die Hoffnung, bei einer zunehmenden Bereitstellung von Arbeitsplätzen das Wanderungssaldo auf Null zurück­fahren zu können.

 

Herr Behrens erfragte, inwieweit sich aus den vorliegenden Zahlen spezi­fische Bevölkerungsbewegungen ergeben, z. B. der Wegzug von Kriegs­flüchtlingen, ausländischer Mitbürger etc. Er kritisiert zudem, dass die Kampagne der CDU-Fraktion des Bundestages kontraproduktiv sei, da ein Zuzug aus dem Ausland wichtig sei.

 

Herr Baudrexl erläuterte, dass aufgrund der Zahlen die Wanderungs­bewegungen nicht detailliert nachvollziehbar seien.

 

Herr Nieme unterstütze die Aussagen von Herrn Behrens.

 

Herr Ebbinghaus mutmaßte, dass eine mögliche mangelnde Attraktivität Kamens zu Wanderungsverlusten geführt habe.

 

Herr Baudrexl ergänzte, dass aufgrund des hohen Mobilitätgrades der Bevölkerung neue Arbeitsplätze nicht zwingend mit Wanderungsgewinnen einher gehen.

 

Herr Krause führte an, dass es Gemeinden gäbe, die bewusst nicht größer werden wollen.

 

Herr Kissing äußerte die Überzeugung, das ausländische Mitbürger sich in Kamen sehr wohl fühlen.

 

Herr Lipinski merkte an, dass man aufgrund des Zahlenwerks keine Pro­blemforschung betreiben könne. Die Politik müsse dennoch darauf hin ausgerichtet werden. Dabei gehe es primär nicht um Wachstum.