Zu Beginn ihres Vortrages zeigte Frau Unger einen kurzen Film über die verschiedenen Hilfs­angebote des Frauenforums, der anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Frauenhauses erstellt wurde. Aufgrund der Filmbeiträge ergaben sich gleich zu Beginn verschiedene Fragen.

 

Frau Gerdes erkundigte sich nach der Verweildauer der Frauen, die mit Kindern ins Frauenhaus kommen.

 

Frau Unger gab an, dass der Aufenthalt im Frauenhaus grundsätzlich auf 3 Monate angelegt sei. In der Regel bleiben die Frauen allerdings länger, da zum einen der Zeitraum für die Klärung der persönlichen Situation der einzelnen Frauen zu kurz gefasst sei und zum anderen der Wohnungs­markt aktuell sehr angespannt sei und die Frauen keine Wohnung finden.

 

Bezogen auf das neue Gebäude des Frauenforums und die nicht mehr geheime Adresse des Frauenhauses wollte Frau Gerdes wissen, ob Männer häufiger versuchen dort einzudringen.

 

Frau Unger berichtete, dass die Zahl derjenigen, die versuchen gewaltsam ins Haus zu kommen, geringer sei als am früheren Standort in Kamen. Die Sicherheitsvorkehrungen seien dermaßen hoch, dass für die Frauen keine Gefahr bestehe.

 

Frau Jung wollte wissen, ob auch behinderte Frauen das Frauenhaus aufsuchen und ob barrie­refreie Räume vorhanden seien.

 

Hierzu antwortete Frau Unger, dass die Räumlichkeiten nicht komplett barrierefrei seien. Für bestimmte Behinderungen wie z.B. einer Sehbehinderung sei man nicht perfekt ausgestattet. Die Ausstattung für andere Behinderungsformen sei mehr als zufriedenstellend. Für Frauen, die auf einen Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen seien, sei alles machbar. Außerdem sei ein Aufzug vorhanden.

 

Ergänzend zum Filmbeitrag über das Frauenhaus stellte Frau Unger das vom Land geförderte Projekt „Second Stage – Zukunftsperspektive gewaltfrei Wohnen – Frauenhaus PLUS“ vor. Das Projekt ermögliche es, die Frauen und Kinder auch nach dem Aufenthalt im Frauenhaus indivi­duell zu unterstützen und sie in der schwierigen Übergangsphase zwischen Sicherheit im Frau­enhaus und der Realisierung eines neuen Lebens in einer eigenen Wohnung zu begleiten. Langfristiges Ziel sei der erfolgreiche Weg aus Häuslicher Gewalt, über die Zuflucht und den Schutz des Frauenhauses, in die eigenständige Lebensgestaltung der Frauen ggf. mit Kindern in der eigenen „gewaltfreien“ Wohnung.

 

Frau Hägerling erkundigte sich, wieviel Frauen nicht den Mut haben ein eigenverantwortliches Leben zu führen und erneut ins Frauenhaus kommen.

 

Frau Unger gab an, dass mit dem Projekt „Second Stage“ die Zahl nicht mehr so groß sei. Von bisher 42 Frauen seien 14 Frauen wiederholt da, eine Prozentzahl von 33%. Sie führte weiter aus, dass der Mut bei den Frauen wenn sie das Frauenhaus verlassen schon vorhanden sei, aber ohne eine entsprechende Unterstützung falle der Optimismus der Frauen oft in sich zusammen. Das Frauenforum erhoffe sich deshalb eine dauerhafte Projektfinanzierung, da sich zu viele Frauen ohne eine solche Form der Nachsorge für eine Rückkehr in die gewaltbezogene Part­nerschaft entscheiden.

 

Frau Feige berichtete, dass sie kürzlich eine Klientin zum Frauenforum begleitet habe und sprach sich lobend über die sehr wertschätzende Beratung aus, die ihre Klientin dort bekommen habe. Es sei ihr ein Anliegen, diese positive Rückmeldung an Frau Unger zu geben.

 

Frau Karrasch nahm Bezug auf das Thema „Wohnhilfen für Frauen“, das ebenfalls in dem Film angesprochen wurde und fragte nach, ob es auch Frauen mit Kindern gebe, die wohnungslos seien.

 

Frau Unger erklärte, dass das durchaus vorkomme. In Unna seien allerdings eher Frauen woh­nungslos, deren Kinder nicht mehr bei den Frauen wohnen. Nach einer bundesweiten Statistik seien aktuell rund 23% aller Wohnungslosen Frauen, Tendenz steigend. Während in NRW immer schon geschlechtsspezifische Zahlen erhoben wurden, sei das für das gesamte Bundesgebiet noch nicht der Fall. Zurzeit soll eine bundesweite Statistik erstellt werden, die nach Männern und Frauen unterscheidet.

 

Frau Karrasch wollte weiter wissen, wie Frauen geholfen werden könne, ihre Wohnungslosigkeit zu beenden.

 

Frau Unger gab an, dass das Frauenforum seit Jahren die Frauenübernachtungsstelle mit 7 Plätzen, Auslastung 88%, und das teilstationäre Angebot „FrauenRäume“ vorhalte. Dieses An­gebot soll niederschwellig Frauen erreichen und bietet Unterstützung im Haushalt und bei der Bewältigung des Alltags. Ziel sei es, drohende Wohnungslosigkeit zu verhindern.

 

Auf die Frage von Frau Gerdes antwortete Frau Unger, dass von den 23 betreuten Frauen 22 Deutsche seien.

 

Frau Unger führte weiter aus, dass es seit Juni 2019 das neue Projekt „Mobile Wohnhilfen“ gebe, in dem zwei Streetworkerinnen beschäftigt seien. Das Projekt werde für den Zeitraum von drei Jahren zu 90% vom Ministerium für Arbeit und Soziales finanziert. Schwerpunkt dieses Projektes sei die präventive Verhinderung von Wohnungslosigkeit, denn eine neue Wohnung zu finden sei sehr viel schwieriger als ein bestehendes Mietverhältnis mit den notwendigen Hilfen zu erhalten. Des Weiteren gebe es aktuell eine Kooperationsvereinbarung mit dem Jobcenter Kreis Unna. Wenn dort Problemlagen bezüglich des Wohnens erkennbar werden, wie ausbleibende Miet­zahlungen, wachsende Schulden, abgestellter Strom etc., können die Streetworkerinnen frühzei­tig versuchen, die ersten schwerwiegendsten Hindernisse aus dem Weg zu räumen und in das weiterführende Hilfesystem zu vermitteln. Zur Finanzierung des Projektes müsse das Frauenfo­rum einen 10%igen Eigenanteil aufbringen. Von den notwendigen 37.000 Euro konnten schon 14.000 € eingeworben werden. Das bedeute aber gleichzeitig, dass noch 23.000 Euro an Spenden gesammelt werden müssen.

Frau Unger wandte sich mit der Bitte an die Mitglieder des Gleichstellungsbeirates, sie zu infor­mieren, wenn freie Wohnungen bekannt seien, die das Frauenforum als Träger anmieten könne.

 

Abschließend berichtete Frau Unger über die Hilfsangebote der Mädchen- und Frauenbera­tungsstelle, insbesondere über die zusätzliche Stelle zur Prävention, Öffentlichkeitsarbeit und Beratung, rund um alle Themen zu sexualisierter Gewalt, die nach den Silvesterereignissen 2015/2016 bewilligt worden war und bis 2022 gesichert sei. Mit dieser Stelle  könne zusätzliche Beratung zu sexualisierter Gewalt sowie Kurse zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für verschiedene Zielgruppen, u.a. auch für Frauen mit Beeinträchtigungen angeboten werden. Ein weiteres Angebot sei das Präventionspaket für Schulen „Wissen, wo`s lang geht“. Inhaltlich gehe es um die Themen „Sexualisierte Gewalt“, „Häusliche Gewalt“, „Sexuelle Belästigung am Ar­beitsplatz“ und „Cybergewalt“. Workshops zu diesen Themen sollen schwerpunktmäßig Schüler­innen ab Klasse 9 angeboten werden. Auch die Beratungsstelle und die Möglichkeit sich online und anonym dort zu melden, soll weiter bekannt gemacht werden. Die Erfahrungen haben ge­zeigt, dass Mädchen sich oft nur trauen sich anonym beraten zu lassen, auch zu Fragen über Sexualität und Geschlechtsverkehr.

Angesiedelt bei dieser Stelle sei auch die Kampagne „Luisa ist hier“, die in den vergangenen Monaten bereits ausgeweitet worden sei und die auch noch weiter ausgebaut werden soll. So soll z.B. das DRK gewonnen werden, das bei den meisten kreisweiten Veranstaltungen im Einsatz sei. Aktuell konnte das Solebad in Werne als neuer Partner gefunden werden.

 

Frau Hartig bedankte sich bei Frau Unger für den informativen Vortrag und wünschte dem Frauenforum für die weitere Arbeit viel Erfolg. Die sehr angeregte Diskussion habe erneut gezeigt, welch hohes Interesse im Gleichstellungsbeirat an der Arbeit des Frauenforums vorhanden sei.