Sitzung: 21.11.2018 Gleichstellungsbeirat
Tina Riedel, zuständig für Entwicklung und
Koordination von Eingliederungsleistungen beim Jobcenter Kreis Unna, stellte
die besonderen Betreuungs- und Beratungsangebote für Frauen und Familien mit
Kindern vor. Der Vortrag ist der Niederschrift als Anlage beigefügt. Besonders
hob sie das Projekt „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ hervor, ein
Bundesprogramm an dem das Jobcenter seit fast 10 Jahren teilnimmt. Da der Kreis
Unna für diese Zielgruppe im bundesweiten Vergleich außerordentlich
erfolgreiche Arbeit leiste, werde dieses Projekt zur Freude aller Akteurinnen
und Akteure weiter fortgeführt. Besonders erfreulich sei die Fortsetzung des
Projektes auch deshalb, weil die Beraterinnen und Berater sich mittlerweile ein
hohes Fachwissen in diesem Themenfeld angeeignet, sich zu Expertinnen und
Experten entwickeln haben und nun in diesem Bereich weiter tätig sein können.
Frau Riedel führte weiter aus, dass das Jobcenter an einzelnen Standorten
sogenannte Quartiersprojekte entwickelt habe, u.a. in Unna und Lünen. Aktuell
sei man in Abstimmungsgesprächen mit der Stadt Kamen, um auf der Lüner Höhe ein
solches Quartiersprojekt einzurichten. Das besondere hieran sei, dass Wohnungen
als Büros des Jobcenters genutzt werden, um Schwellenängste bei Hilfesuchenden
abzubauen und so eine größere Zahl von ihnen zu erreichen. Die Erfahrungen in
anderen Städten, in Lünen z.B. seit 2010, seien sehr positiv.
Als ein weiteres
wichtiges Angebot zählte Frau Riedel das Projekt „Starke Mütter – Starke Unternehmen“,
u.a. ein Beratungsprojekt für Mütter mit Migrationshintergrund, auf. Sie
betonte, dass der Erfolg solcher Angebote immer auch auf einer guten
Netzwerkarbeit beruhe. Kooperationen gebe es deshalb mit allen Kommunen im
Kreis Unna, insbesondere der Jugendhilfe, der AWO, dem Bündnis für Familie
Kreis Unna, den Kammern und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft sowie dem
Netzwerk Frau und Beruf, dem u.a. auch die Gleichstellungsbeauftragten
angehören.
Frau Riedel
berichtete weiter, dass ein Drittel der Familien mit Kindern im Leistungsbezug
Alleinerziehende seien, insgesamt 3.328. Die Betreuung erfolge durch 5
Kolleginnen, ein Schlüssel von etwa 1:150. Da der Betreuungsaufwand aber sehr
hoch sei, z.B. werde mit allen Kundinnen und Kunden schon Gespräche geführt,
auch wenn das Kind noch keine drei Jahre alt sei, wäre es wünschenswert diesen
Betreuungsschlüssel zu erhöhen. Dass sich der Aufwand lohne zeige sich u.a.
darin, dass aktuell 2/3 der Alleinerziehenden in Maßnahmen sei und sich seit
2013 die Zahl der Alleinerziehenden im SGB II-Bezug fast halbiert habe. Ein
Grund, weshalb das Jobcenter Unna in der Betreuung mit Familien mit Kindern
statistisch sehr
gut da stehe, habe
vorrangig mit den passgenauen Projekten zu tun, die initiiert oder unterstützt
wurden. Dazu gehöre insbesondere auch die Teilzeitberufsausbildung, die jungen
Menschen mit Familienverantwortung, zumeist jungen Frauen, ermögliche, eine
qualifizierte Ausbildung mit reduzierter Stundenzahl zu absolvieren. Leider sei
diese Form der Ausbildung noch nicht sehr bekannt, deshalb nutze sie jede
Gelegenheit hierfür zu werben.
Frau Groer erkundigte sich, ob Arbeitgeber
über diese Ausbildungsform informiert seien.
Frau Riedel antwortete, dass der
Arbeitgeberservice des Jobcenters kontinuierlich auf diese Möglichkeit hinweise.
Frau Brückel ergänzte, dass das Jobcenter
gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit bei Veranstaltungen in
Kindertageseinrichtungen ebenfalls hierüber informiere.
Frau Riedel führte hierzu aus, dass ihre
Kollegin Ulrike Schatto und die Beauftragte für Chancengleichheit der
Bundesagentur Martina Leyer schon seit längerer Zeit Veranstaltungen in
Kindertageseinrichtungen anbieten, um über diesen neuen Weg der Ansprache
Alleinerziehende frühzeitiger zu erreichen und zu motivieren, sich mit ihrer
beruflichen Zukunft bereits zu diesem Zeitpunkt auseinanderzusetzen.
Teilzeitberufsausbildung spiele hierbei eine große Rolle.
Frau Grothaus berichtete, dass die
Verwaltung bereits zum zweiten Mal eine Ausbildung in Teilzeit durchführe. Eine
Kollegin habe im Verwaltungsbereich bereits eine Teilzeitberufsausbildung
abgeschlossen und seit August diesen Jahres absolviere eine junge Frau mit
Kindern ihre Ausbildung mit reduzierter Stundenzahl in der Bücherei.
Zum Abschluss ihres
Berichtes betonte Frau Riedel die
Bedeutung von Netzwerkarbeit und Gesprächen mit Betroffenen, denn nur über den
Austausch untereinander gelänge es, passgenaue Hilfsangebote zu entwickeln.
Frau Hartig bedankte sich bei Frau Riedel
für den informativen Vortrag und hob die positive Entwicklung hinsichtlich
geschlechtsspezifischer Angebote und Angebote für Alleinerziehende hervor. Sie
erinnerte daran, dass es dem Jobcenter vor Jahren nicht möglich gewesen sei, im
Gleichstellungsbeirat Daten getrennt nach Männern und Frauen zu nennen. Ein Erfolg,
an dem auch der Gleichstellungsbeirat der Stadt Kamen durch sein Interesse an
diesen Themen nicht ganz unbeteiligt sei.