Tina Riedel, zuständig für Entwicklung und Koordination von Eingliederungsleistungen beim Jobcenter Kreis Unna, stellte die besonderen Betreuungs- und Beratungsangebote für Frauen und Familien mit Kindern vor. Der Vortrag ist der Niederschrift als Anlage beigefügt. Besonders hob sie das Projekt „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ hervor, ein Bundesprogramm an dem das Jobcenter seit fast 10 Jahren teilnimmt. Da der Kreis Unna für diese Zielgruppe im bundesweiten Vergleich außerordentlich erfolgreiche Arbeit leiste, werde dieses Projekt zur Freude aller Akteu­rinnen und Akteure weiter fortgeführt. Besonders erfreulich sei die Fortsetzung des Projektes auch deshalb, weil die Beraterinnen und Berater sich mittlerweile ein hohes Fachwissen in diesem Themenfeld angeeignet, sich zu Expertinnen und Experten entwickeln haben und nun in diesem Bereich weiter tätig sein können. Frau Riedel führte weiter aus, dass das Jobcenter an einzelnen Standorten sogenannte Quartiersprojekte entwickelt habe, u.a. in Unna und Lünen. Aktuell sei man in Abstimmungsgesprächen mit der Stadt Kamen, um auf der Lüner Höhe ein solches Quartiersprojekt einzurichten. Das besondere hieran sei, dass Wohnungen als Büros des Job­centers genutzt werden, um Schwellenängste bei Hilfesuchenden abzubauen und so eine grö­ßere Zahl von ihnen zu erreichen. Die Erfahrungen in anderen Städten, in Lünen z.B. seit 2010, seien sehr positiv.   

Als ein weiteres wichtiges Angebot zählte Frau Riedel das Projekt „Starke Mütter – Starke Un­ternehmen“, u.a. ein Beratungsprojekt für Mütter mit Migrationshintergrund, auf. Sie betonte, dass der Erfolg solcher Angebote immer auch auf einer guten Netzwerkarbeit beruhe. Kooperationen gebe es deshalb mit allen Kommunen im Kreis Unna, insbesondere der Jugendhilfe, der AWO, dem Bündnis für Familie Kreis Unna, den Kammern und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft sowie dem Netzwerk Frau und Beruf, dem u.a. auch die Gleichstellungsbeauftragten angehören.

Frau Riedel berichtete weiter, dass ein Drittel der Familien mit Kindern im Leistungsbezug Al­leinerziehende seien, insgesamt 3.328. Die Betreuung erfolge durch 5 Kolleginnen, ein Schlüssel von etwa 1:150. Da der Betreuungsaufwand aber sehr hoch sei, z.B. werde mit allen Kundinnen und Kunden schon Gespräche geführt, auch wenn das Kind noch keine drei Jahre alt sei, wäre es wünschenswert diesen Betreuungsschlüssel zu erhöhen. Dass sich der Aufwand lohne zeige sich u.a. darin, dass aktuell 2/3 der Alleinerziehenden in Maßnahmen sei und sich seit 2013 die Zahl der Alleinerziehenden im SGB II-Bezug fast halbiert habe. Ein Grund, weshalb das Jobcenter Unna in der Betreuung mit Familien mit Kindern statistisch sehr

gut da stehe, habe vorrangig mit den passgenauen Projekten zu tun, die initiiert oder unterstützt wurden. Dazu gehöre insbesondere auch die Teilzeitberufsausbildung, die jungen Menschen mit Familienverantwortung, zumeist jungen Frauen, ermögliche, eine qualifizierte Ausbildung mit reduzierter Stundenzahl zu absolvieren. Leider sei diese Form der Ausbildung noch nicht sehr bekannt, deshalb nutze sie jede Gelegenheit hierfür zu werben.

 

Frau Groer erkundigte sich, ob Arbeitgeber über diese Ausbildungsform informiert seien.

 

Frau Riedel antwortete, dass der Arbeitgeberservice des Jobcenters kontinuierlich auf diese Möglichkeit hinweise.

 

Frau Brückel ergänzte, dass das Jobcenter gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit bei Veranstaltungen in Kindertageseinrichtungen ebenfalls hierüber informiere.

 

Frau Riedel führte hierzu aus, dass ihre Kollegin Ulrike Schatto und die Beauftragte für Chan­cengleichheit der Bundesagentur Martina Leyer schon seit längerer Zeit Veranstaltungen in Kindertageseinrichtungen anbieten, um über diesen neuen Weg der Ansprache Alleinerziehende frühzeitiger zu erreichen und zu motivieren, sich mit ihrer beruflichen Zukunft bereits zu diesem Zeitpunkt auseinanderzusetzen. Teilzeitberufsausbildung spiele hierbei eine große Rolle.

 

Frau Grothaus berichtete, dass die Verwaltung bereits zum zweiten Mal eine Ausbildung in Teilzeit durchführe. Eine Kollegin habe im Verwaltungsbereich bereits eine Teilzeitberufsausbil­dung abgeschlossen und seit August diesen Jahres absolviere eine junge Frau mit Kindern ihre Ausbildung mit reduzierter Stundenzahl in der Bücherei.

 

Zum Abschluss ihres Berichtes betonte Frau Riedel die Bedeutung von Netzwerkarbeit und Ge­sprächen mit Betroffenen, denn nur über den Austausch untereinander gelänge es, passgenaue Hilfsangebote zu entwickeln.

 

Frau Hartig bedankte sich bei Frau Riedel für den informativen Vortrag und hob die positive Entwicklung hinsichtlich geschlechtsspezifischer Angebote und Angebote für Alleinerziehende hervor. Sie erinnerte daran, dass es dem Jobcenter vor Jahren nicht möglich gewesen sei, im Gleichstellungsbeirat Daten getrennt nach Männern und Frauen zu nennen. Ein Erfolg, an dem auch der Gleichstellungsbeirat der Stadt Kamen durch sein Interesse an diesen Themen nicht ganz unbeteiligt sei.