Sitzung: 15.11.2018 Umwelt- und Klimaschutzausschuss
Herr Blaschke begrüßte Herrn Pickert, der zu
diesem Tagesordnungspunkt referierte.
Herr Dr. Liedtke wies darauf hin, dass
bereits in der Sitzung des Planungs- und Straßenverkehrsausschusses am
05.11.2018 ein Bericht von Herrn Pickert zu diesem Thema gegeben worden sei.
Das Nahmobilitätskonzept sei eine Maßnahme des beschlossenen Klimaschutzkonzeptes
der Stadt Kamen. Insofern werde auch der Umwelt- und Klimaschutzausschuss in
das Thema mit eingebunden. Die Ausgaben für die Erstellung des Klimaschutzteilkonzeptes
Nahmobilität seien mit Bundesmittel gefördert worden. Der Konzeptentwurf werde
am 16.11.18 zur Beratung in den Fraktionen durch die Verwaltung ins
Ratsinformationssystem eingestellt. Er bot an, dass die Verwaltung für die
weitere Beratung in den Fraktionen zur Verfügung stehen werde. Für Anfang 2019
seien die inhaltliche Beratung sowie Beschlussfassung vorgesehen.
Herr Pickert erläuterte die
Ausgangssituation und Bestandserhebung, Bürgerbeteiligung, Ziele für die
Mobilität sowie Maßnahmenvorschläge (Details s. Präsentation). Das Konzept
enthalte eine Kalkulation zur möglichen
Einsparung von Treibhausgasen (THG). Der Fördermittelgeber fordert diese
ein und legt auch fest, welche Berechnungssoftware genutzt werden muss. Würden
alle im Konzept genannten Maßnahmen umgesetzt könnte demnach eine mögliche
Einsparung von 300 Tonnen pro Jahr erreicht werden. Zusätzlich wurde darauf
hingewiesen, dass aus technischen Gründen, in dieser Berechnung bspw.
Synergien oder Mehrbelastungen von anderen Entwicklungen abseits der Maßnahmen
des Konzeptes nicht berücksichtigt sind.
Herr Kasperidus dankte Herrn Pickert für den
informativen Vortrag. Es seien zahlreiche Denkanstöße gegeben worden. Der
weiteren Diskussion des Konzeptes in der Fraktion sehe er mit großem Interesse
entgegen. Er wies auf die Notwendigkeit hin, Maßnahmenvorschläge sorgfältig
abzuwägen (z.B. Aktuelle Diskussion zur Planung des Stadtteilzentrums
Heeren-Werve zum Konflikt Raum für Fußgänger / Parkplätze). Die Berechnung der
CO2-Einsparung erscheine ihm sehr abstrakt. In diesem Zusammenhang
erkundigte er sich, ob bei der Berechnung des Anteils des Motorisierten
Individualverkehrs (MIV) im Modal Split der Einsatz von E-Mobilität Auswirkungen
habe.
Die Untersuchung des
Modal Split ziele lediglich auf die Wahl des Verkehrsmittels ab, erläuterte
Herr Pickert. Die Nutzung des Autos
(MIV) würde bei 62 % liegen. Die Spezifikation der Antriebsart wird dabei
aktuell aber nicht berücksichtigt. Die Wahl der Antriebsart hat zwar einen
Einfluss auf den reellen CO2 Ausstoß, allerdings kann dies aktuell
weder beim Modal Split berücksichtigt werden noch bei der CO2-Bilanz
mit EcoSpeed.
Herr Dr. Liedtke betonte, dass jede
Einsparung von CO2 sich positiv auf die Umwelt, das Klima sowie die
Gesundheit auswirke, aber zudem auch wirtschaftliche und finanzielle Aspekte zu
berücksichtigen sind.
Auf Nachfrage von
Herrn Diederichs-Späh zur
Berücksichtigung einer Gesamt-Bilanz, erklärte Herr Pickert, dass eine solche Bilanzierung nicht Gegenstand des
Konzeptes sei. Jede Baumaßnahme koste CO2, jedes nicht gekaufte
Auto spare CO2. Eine derartige Auswertung sei nahezu
unmöglich.
Herr Scharschuch wies in diesem Zusammenhang
darauf hin, dass sich die Berechnungsmethodik im genutzten Tool
herstellerseitig von Zeit zu Zeit ändere. Er erläuterte dies am Beispiel des
Umgangs mit Kerosin. Dort gab es nach 2012eine Änderung der
Berechnungsgrundlage. Dadurch zeigten die Auswertungen einen deutlichen
Einbruch beim Treibhausgasausstoß.
Herr Diederichs-Späh erkundigte sich, ob der
Ausbau der BAB 1 und BAB 2 berücksichtigt worden sei.
Herr Pickert erläuterte, dass die
Untersuchung auf Grundlage des Territorialprinzips erfolgt sei. Die
Bundesautobahnen würden einen riesigen Emittenten darstellen.
Auf die Nachfrage
von Herrn Diederichs-Späh zur
Freigabe der Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung, wies Herr Pickert darauf hin, dass dazu immer
einer Einzelfallprüfung erforderlich sei.
Herr Helmken gab zu bedenken, dass das
Nahmobilitätskonzept hinsichtlich der Begrifflichkeiten und Zielvorstellung
nicht das geeignete Mittel sei, um die CO2-Einsparung darzustellen.
Der hohe Anteil des
MIV sei oft der Bequemlichkeit geschuldet, sagte Herr Behrens. Hier müsse ein Umdenken erfolgen. Die Urbanität der Stadt
sei zu steigern.
Herr Pickert erläuterte, dass insgesamt das
Angebot für den Radverkehr verbessert werden müsse, aber auch eine
Beschleunigung des Radverkehrs notwendig sei.
Die Notwendigkeit,
der Bewusstseinsbeeinflussung wurde durch Herrn Diederichs-Späh bestätigt. Auch durch den RRX werde sich
perspektivisch das Mobilitätsverhalten wandeln. Eine Abnahme des MIV-Anteils
werden die Aufenthaltsqualität und das Stadtklima verbessern, führte er aus.
Die Stärkung des
Radverkehrs sei ein wichtiger und s. E. richtiger Ansatzpunkt, um das Mobilitätsverhalten
zu verändern und eine Abnahme des MIV zu erreichen, sagte Herr Dr. Liedtke. Die derzeitige
Radverkehrsinfrastruktur sei wesentlich zu verbessern (z.B. Verbreiterung der
Radwege, Verdichtung des Radwegenetzes). Dafür seien umfängliche Investitionen
erforderlich. Die Realisierung des RS 1 sei ein wichtiger Baustein.