Karin Gottwald, Leiterin der Mädchen-und Frauenberatungsstelle, stellte, bevor sie auf das Thema „Täterarbeit“ einging, die Fachstellen vor, die ihrer Beratungsstelle zugeordnet sind.

Dazu gehört auch die Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt, die u.a. das Projekt „Luisa ist hier“ betreut und den Flyer „Sicher feiern“ erstellt hat. Anschließend führte sie aus, dass das Thema „Täterarbeit“ lange Zeit in Frauenhäusern keine Rolle gespielt habe. Beim Frauenforum habe sich diese Veränderung erstmals in dem Projekt „Richtungswechsel“ gezeigt. Auch wenn das Projekt aus den verschiedensten Gründen nicht beendet werden konnte, so habe man doch an der neuen Ausrichtung festgehalten. Priorität habe weiterhin der Ansatz parteilich für Frauen zu arbeiten, gleichzeitig wolle man aber dem Wunsch der meisten Frauen nachkommen, in der Beziehung mit ihrem Partner bleiben zu wollen und für die Kinder den Vater zu erhalten. Mit dieser Neuausrichtung der Frauenhausarbeit musste zwangsläufig die langjährige Anonymität des Frauenhauses aufgegeben werden und, um den Schutz der Frauen zu gewährleisten, ein neues Sicherheitskonzept erstellt werden. Dieser Schritt sei besonders für die Kinder von großer Bedeutung, die jetzt auch Besuch von Freundinnen und Freunden und Familienangehörigen empfangen können.

Um für diese neuen Arbeitsinhalte entsprechende Kooperationspartner und –partnerinnen zu finden, wurde das Thema gemeinsam mit dem Runden Tisch gegen Häusliche Gewalt im Kreis Unna aufgegriffen. Daraufhin sei es gelungen, den Katholischen Sozialdienst e.V. in Hamm als Partner zu gewinnen, der Krisen- und Gewaltberatung für Männer anbietet. Seit 2017 gebe es neu eine Kooperationsvereinbarung mit „Die Brücke Dortmund e.V.“, wo das Projekt „MannoG“ – Mann ohne Gewalt, gefördert vom Justizministerium NRW, angesiedelt sei. In dieser Kooperationsvereinbarung sei u.a. festgelegt eine fallbezogene Zusammenarbeit, die Abklärung einer Gefährdungseinschätzung, gemeinsame Paargespräche sowie regelmäßige Austauschtreffen. Frau Gottwald gab an, dass aufgrund der erst kurzen Zusammenarbeit zwischen dem Frauenforum und „MannoG“ noch keine Ergebnisse oder “Erfolge“ vorliegen.

Die Präsentation ist der Niederschrift beigefügt.

 

Frau Koch stellte „Die Brücke Dortmund e.V.“ und ihren Arbeitsbereich zur Prävention häuslicher Gewalt für Täter „MannoG – Mann ohne Gewalt“ vor. Sie berichtete, dass es vereinzelt immer schon Männerberatungsstellen gegeben habe und durch die Arbeit mit Sexualstraftätern und mit Männern, die sexualisierte Gewalt in der Ehe ausüben, habe sich die Notwendigkeit gezeigt, Konzepte für Täterarbeit bei häuslicher Gewalt zu entwickeln. Die Brücke sei Mitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häuslicher Gewalt e.V. und die dort entwickelten Qualitätsstandards seien Grundlagen ihrer Arbeit. Eine dieser Grundlagen sei, dass nur mit erwachsenen Männern gearbeitet werde, die in Paarbeziehungen gewalttätig seien. Diese Gewalttätigkeit beziehe sich auf alle Gewaltformen, die der Mann gegenüber seiner Frau ausübe. Die Therapie gehe über 25 Wochen, in denen wöchentlich eine Gruppensitzung stattfindet. Im Vorfeld dieser Gruppensitzungen finden 3 Einzelgespräche statt, die zur Einschätzung des Mannes und seines Gewaltpotentials dienen.

In den Gruppensitzungen setzen sich die Teilnehmer damit auseinander, was das eigene Handeln wie Einsperren, Bedrohen, Schlagen oder kein Geld aushändigen, gegenüber der Partnerin bewirke. Neben der Selbstreflexion müssen sich die Männer auch mit ihrem Männerbild und Frauenbild auseinandersetzen. Die Sitzungen werden immer von einem gemischtgeschlechtlichen Team geleitet.

 

Auf die Frage von Frau Maeder antwortete Frau Koch, dass die meisten Männer über einen „Zwangskontext“, d.h. über die Gerichte zur Teilnahme verpflichtet werden. Ca. ¾ der Männer seien deutscher Herkunft. Eine Voraussetzung für die Teilnahme sei, dass die Männer die deutsche Sprache beherrschen.

 

Auf die Frage von Frau Sabiniarz erklärte Frau Koch, dass bei den gewalttätigen Männern der Aspekt „Macht“ immer eine große Rolle spiele.

 

Frau Gerdes erkundigte sich über die Folgen für die Männer bei einem Abbruch des Kurses.

 

Frau Koch gab hierzu an, dass in diesem Fall eine Auskunft an die Gerichte erfolge. Des Weiteren werde das Frauenhaus informiert, um die Sicherheit für die Frau zu gewährleisten.

 

Frau Feige fragte nach den Gründen eines Abbruchs und wie groß die Erfolge bei den Männern

seien, da ja keine Freiwilligkeit vorliege.

 

Frau Koch sah als Hauptgrund für einen Abbruch, dass die Männer oftmals keinerlei Erfahrung mit Beratungen haben und der Ablauf der Therapie für die Männer vielfach als sehr “anstrengend“ empfunden werde. Die sog. „Selbstmelder“ seien oftmals nicht bereit derlei Anstrengungen auf sich zu nehmen, zumal sie für sich keine aktuelle Notwendigkeit sehen und hören deshalb frühzeitig auf. Die Erfolgsaussichten liegen bei ca. 50%. Wenn die Männer erst einmal dabei seien, so habe die Erfahrung gezeigt, trete in der Regel auch eine Änderung ein. Wer die 25 Sitzungen plus 3 Einzelgespräche überstehe, habe gute Aussichten eine Verhaltensänderung zu erreichen.

 

Frau Koch und Frau Gottwald erklärten, dass ihre Zusammenarbeit erst seit kurzem stattfinde, so dass es noch zu keinem Abschlussgespräch für ein Paar kommen konnte.

 

Auf die Frage von Frau Hartig antwortete Frau Koch, dass die finanzielle Förderung des Projektes immer nur auf ein Jahr befristet sei und jedes Jahr neu beantragt werden müsse.