Sitzung: 28.02.2018 Gleichstellungsbeirat
Karin Gottwald, Leiterin der Mädchen-und
Frauenberatungsstelle, stellte, bevor sie auf das Thema „Täterarbeit“ einging,
die Fachstellen vor, die ihrer Beratungsstelle zugeordnet sind.
Dazu gehört auch die
Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt, die u.a. das Projekt „Luisa ist hier“
betreut und den Flyer „Sicher feiern“ erstellt hat. Anschließend führte sie
aus, dass das Thema „Täterarbeit“ lange Zeit in Frauenhäusern keine Rolle
gespielt habe. Beim Frauenforum habe sich diese Veränderung erstmals in dem
Projekt „Richtungswechsel“ gezeigt. Auch wenn das Projekt aus den
verschiedensten Gründen nicht beendet werden konnte, so habe man doch an der
neuen Ausrichtung festgehalten. Priorität habe weiterhin der Ansatz parteilich
für Frauen zu arbeiten, gleichzeitig wolle man aber dem Wunsch der meisten
Frauen nachkommen, in der Beziehung mit ihrem Partner bleiben zu wollen und für
die Kinder den Vater zu erhalten. Mit dieser Neuausrichtung der
Frauenhausarbeit musste zwangsläufig die langjährige Anonymität des
Frauenhauses aufgegeben werden und, um den Schutz der Frauen zu gewährleisten,
ein neues Sicherheitskonzept erstellt werden. Dieser Schritt sei besonders für
die Kinder von großer Bedeutung, die jetzt auch Besuch von Freundinnen und
Freunden und Familienangehörigen empfangen können.
Um für diese neuen
Arbeitsinhalte entsprechende Kooperationspartner und –partnerinnen zu finden,
wurde das Thema gemeinsam mit dem Runden Tisch gegen Häusliche Gewalt im Kreis
Unna aufgegriffen. Daraufhin sei es gelungen, den Katholischen Sozialdienst
e.V. in Hamm als Partner zu gewinnen, der Krisen- und Gewaltberatung für Männer
anbietet. Seit 2017 gebe es neu eine Kooperationsvereinbarung mit „Die Brücke
Dortmund e.V.“, wo das Projekt „MannoG“ – Mann ohne Gewalt, gefördert vom
Justizministerium NRW, angesiedelt sei. In dieser Kooperationsvereinbarung sei
u.a. festgelegt eine fallbezogene Zusammenarbeit, die Abklärung einer
Gefährdungseinschätzung, gemeinsame Paargespräche sowie regelmäßige
Austauschtreffen. Frau Gottwald gab an, dass aufgrund der erst kurzen Zusammenarbeit
zwischen dem Frauenforum und „MannoG“ noch keine Ergebnisse oder “Erfolge“
vorliegen.
Die Präsentation ist
der Niederschrift beigefügt.
Frau Koch stellte „Die Brücke Dortmund e.V.“
und ihren Arbeitsbereich zur Prävention häuslicher Gewalt für Täter „MannoG –
Mann ohne Gewalt“ vor. Sie berichtete, dass es vereinzelt immer schon
Männerberatungsstellen gegeben habe und durch die Arbeit mit Sexualstraftätern
und mit Männern, die sexualisierte Gewalt in der Ehe ausüben, habe sich die
Notwendigkeit gezeigt, Konzepte für Täterarbeit bei häuslicher Gewalt zu
entwickeln. Die Brücke sei Mitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft
Täterarbeit Häuslicher Gewalt e.V. und die dort entwickelten Qualitätsstandards
seien Grundlagen ihrer Arbeit. Eine dieser Grundlagen sei, dass nur mit
erwachsenen Männern gearbeitet werde, die in Paarbeziehungen gewalttätig seien.
Diese Gewalttätigkeit beziehe sich auf alle Gewaltformen, die der Mann
gegenüber seiner Frau ausübe. Die Therapie gehe über 25 Wochen, in denen wöchentlich
eine Gruppensitzung stattfindet. Im Vorfeld dieser Gruppensitzungen finden 3
Einzelgespräche statt, die zur Einschätzung des Mannes und seines
Gewaltpotentials dienen.
In den
Gruppensitzungen setzen sich die Teilnehmer damit auseinander, was das eigene
Handeln wie Einsperren, Bedrohen, Schlagen oder kein Geld aushändigen,
gegenüber der Partnerin bewirke. Neben der Selbstreflexion müssen sich die
Männer auch mit ihrem Männerbild und Frauenbild auseinandersetzen. Die
Sitzungen werden immer von einem gemischtgeschlechtlichen Team geleitet.
Auf die Frage von
Frau Maeder antwortete Frau Koch, dass die meisten Männer über
einen „Zwangskontext“, d.h. über die Gerichte zur Teilnahme verpflichtet
werden. Ca. ¾ der Männer seien deutscher Herkunft. Eine Voraussetzung für die
Teilnahme sei, dass die Männer die deutsche Sprache beherrschen.
Auf die Frage von
Frau Sabiniarz erklärte Frau Koch, dass bei den gewalttätigen
Männern der Aspekt „Macht“ immer eine große Rolle spiele.
Frau Gerdes erkundigte sich über die Folgen
für die Männer bei einem Abbruch des Kurses.
Frau Koch gab hierzu an, dass in diesem Fall
eine Auskunft an die Gerichte erfolge. Des Weiteren werde das Frauenhaus
informiert, um die Sicherheit für die Frau zu gewährleisten.
Frau Feige fragte nach den Gründen eines
Abbruchs und wie groß die Erfolge bei den Männern
seien, da ja keine
Freiwilligkeit vorliege.
Frau Koch sah als Hauptgrund für einen
Abbruch, dass die Männer oftmals keinerlei Erfahrung mit Beratungen haben und
der Ablauf der Therapie für die Männer vielfach als sehr “anstrengend“
empfunden werde. Die sog. „Selbstmelder“ seien oftmals nicht bereit derlei
Anstrengungen auf sich zu nehmen, zumal sie für sich keine aktuelle
Notwendigkeit sehen und hören deshalb frühzeitig auf. Die Erfolgsaussichten
liegen bei ca. 50%. Wenn die Männer erst einmal dabei seien, so habe die
Erfahrung gezeigt, trete in der Regel auch eine Änderung ein. Wer die 25
Sitzungen plus 3 Einzelgespräche überstehe, habe gute Aussichten eine
Verhaltensänderung zu erreichen.
Frau Koch und Frau Gottwald erklärten, dass ihre Zusammenarbeit erst seit kurzem
stattfinde, so dass es noch zu keinem Abschlussgespräch für ein Paar kommen
konnte.
Auf die Frage von
Frau Hartig antwortete Frau Koch, dass die finanzielle Förderung
des Projektes immer nur auf ein Jahr befristet sei und jedes Jahr neu beantragt
werden müsse.