Herr Dr. Liedtke erläuterte, dass sich Herr Wortmann als Vertreter des Landwirtschaftlichen Kreisverband Ruhr-Lippe und Mitglied dieses Ausschusses freundlicherweise bereit erklärt habe, zum Tagesordnungspunkt zu referieren.

 

Herr Wortmann bedankte sich für die Einladung. Er sei Vollerwerbslandwirt in Kamen-Methler und ehrenamtlicher Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes, hierbei handele es sich um eine Interessenvertretung der Landwirte mit Hauptsitz in Berlin, die sich u.a. auch intensiv um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern würde.

 

Die Landwirte würden finanzielle Unterstützungsleistungen aus Brüssel erhalten und müssten dafür als Gegenleistung u.a. Greeningflächen anlegen. 5 % des Ackerlandes eines landwirtschaftlichen Betriebes ab 15 ha müsste in eine ökologische Vorrangfläche, wie Puffer- Waldrand- oder Feldrandstreifen umgewandelt werden oder Flächen könnten auch stillgelegt werden, um der ökologischen Verpflichtung nachzukommen. Die Pufferstreifen von 1-20 Meter Breite müssten bis zum 01.04. eines Jahre eingesät werden und dürften danach bis zum Herbst nicht betreten, gepflegt oder genutzt werden. Die Landwirtschaft sei daran höchst interessiert, die Gewässer- bzw. Pufferrandstreifen im Sinne des Naturschutzes zu gestalten. Im Kreis Unna erfolge diese Gestaltung in enger Zusammenarbeit mit dem NABU.

 

Ein weiteres Instrument, Flächen aus der Produktion herauszunehmen, sei der Vertragsnaturschutz. Hier sei besonders die Arbeit von Frau Bienengräber aus der Ökostation in Bergkamen hervorzuheben, die gemeinsam mit den Landwirten versuche, Flächen im Sinne des Naturschutzes umzuwandeln. Mittlerweile sei der finanzielle Anreiz für die Umsetzung der Agrarumweltmaßnahmen, die vom Land NRW unterstützt würden, deutlich erhöht worden, so dass zunehmend Flächen aus der landwirtschaftlichen Produktion herausgenommen würden. Leider könne aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht die Größe der ökologischen Vorrangflächen genannt werden.

 

Der Zwischenfruchtanbau sei eine weitere Maßnahme, die im Stadtgebiet großen Anklang bei den Landwirten finden würde. Dabei werde nach der Ernte im Juli/August eine Mischung aus z.B. Sonnenblumen, Klee, Wildstauden etc. ausgesät und die Ackerfläche dürfe dann bis 16.02. des Jahres nicht mehr betreten werden.

 

Die Landwirtschaft, biologische Station und Kreisjägerschaft hätten mit der Saatgutfirma Kiepenkerl eine Saatgutmischung herausgebracht, die speziell auf die hiesige Region abgestimmt sei.

 

Zusammenfassend könne Herr Wortmann sagen, dass sich eine positive Entwicklung abzeichne. Leider würden die angelegten Gewässer- und Waldrandstreifen von Hundebesitzern missbraucht werden, da sie vielfach ihre Hunde nicht anleinen würden.

 

Herr Heidler dankte im Namen der SPD-Fraktion Herrn Wortmann für den Vortrag. Seine Fraktion würde das vielfältige Engagement der Landwirtschaft nicht verkennen.

 

Herrn Kühnapfel begrüße die Greeningaktivitäten der Landwirte. Allerdings würde die Biodiversität, verursacht durch die Landwirtschaft aufgrund von Förder- und gesellschaftlichen Zwängen, stark zurückgehen. Greeningaktivitäten würden nicht zur Erhöhung der Biodiversität führen, da keine dauerhafte Pflanzenumgestaltung entstehen würde, weil die Flächen wieder gemäht würden. Dadurch würden Insekten und Vögel aussterben. Die Biomasse von fliegenden Insekten sei schon um 60 - 80 % zurückgegangen. Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft würde sicherlich auch eine Rolle spielen. Es sei höchste Zeit durch gemeinsame Gespräche, trotz der großen Zwänge, Veränderungen herbeizuführen.

 

Frau Scharrenbach erläuterte, dass das Thema Artenvielfahrt im Bereich der Stadt Kamen schon vielfach diskutiert worden sei. Sie erkundigte sich, ob die Stadt Kamen die Landwirte schon in die Diskussion eingebunden hätte.

 

Herr Wortmann erwiderte, dass er als Landwirt mit den Ortsverbänden Methler, Westick und Wasserkurl zum Dialog bereit seien. Im Hinblick auf die Äußerungen von Herrn Kühnapfel stellte er fest, dass ein Rückgang von Insektiziden in der Landwirtschaft von mehr als 30 % zu verzeichnen wäre.

 

Herr Dr. Liedtke ergänzte, dass die Stadt Kamen sicherlich zum Dialog mit der Landwirtschaft bereit sei, jedoch die Zuständigkeit aufgrund der Geltungsbereiche der Landschaftspläne beim Kreis Unna liegen würde.

 

Herrn Helmken würde es ebenfalls begrüßen, wenn die Gespräche mit der Landwirtschaft intensiviert würden.

 

Herr Heidler wandte ein, dass Dialoge zielführend sein müssten.