Sitzung: 04.10.2016 Familien-, Sozial- und Generationenausschuss
Herr Kemna wies darauf hin, dass dieser
Antrag bereits einmal auf der Tagesordnung für die Sitzung im April 2015
gestanden habe. Damals sei er von dieser abgesetzt worden. Er freue sich daher,
dass der Antrag nun behandelt werde und erteilte dem Referenten, Herr Zakel,
das Wort.
Herr Zakel referierte anhand einer PowerPoint-Präsentation
(als Anlage der Niederschrift beigefügt).
Er teilte
mit, dass der Plan auch im Internet zur Verfügung stünde und auch als
Arbeitshandbuch zu verstehen sei. Im Kreistag des Kreises Unna wurde er nach
ausgiebiger politischer Diskussion einstimmig verabschiedet, was nicht so
häufig vorkomme. Die Stellungnahmen der Parteien hierzu ständen in den
einzelnen Kapiteln. Die jährliche Aufstellung bringe einen großen Arbeitsaufwand
mit sich. Daher haben nur 18 von 53 Kreisen und kreisfreien Städten diesen Weg
beschritten. Nach seiner Einschätzung sei
jedoch die Verhinderung von überflüssigen Pflegeeinrichtungen nur so
möglich. Die notwendige sozialräumliche Gliederung werde in erheblichem Umfang
durch die vom Landesbetrieb IT.NRW erstellte Pflegestatistik gefördert.
Herr Zakel
wies darauf hin, dass für den Kreis Unna die Maxime ambulant vor stationär
gelte, sofern dies möglich sei.
Ziel der
Bedarfsraumplanung sei es u.a., die Überversorgung mit Pflegeheimplätzen in
einigen Kommunen abzubauen.
Im
Anschluss erläuterte Herr Zakel einige tabellarische Übersichten. Im Besonderen
erwähnte er die stetig fortschreitende Wanderung der Ausbuchtung im Altersbaum
nach oben.
Anhand der
Alterskohorten belegte er, dass in der Zeit von 2014 – 2019 die Zahl der über
65jährigen um 3.800, die der über 80jährigen um 3414 Personen steigen werde.
In Bezug
auf die Zuordnung der pflegebedürftigen Personen zu einer Pflegestufe teilte er
mit, dass sich hier die Anzahl der Fälle durch die Einführung der neuen
Pflegegrade erhöhen werde. Der größte Anteil der Pflegebedürftigen sei der
Stufe I zugeordnet; dies rühre daher, dass ein höherer Pflegegrad schwer zu
erreichen sei. Interessant sei, dass bei Einführung der Pflegeversicherung in
75% der Fälle Geldleistungen gewährt wurde. Zur Vermeidung des weiteren Anstiegs
der Zahl der pflegebedürftigen Personen sei es wichtig, gute Rahmenbedingungen
zu schaffen, die es ermöglichen würden, ohne Pflege auszukommen bzw. erst mit
höherem Alter Pflegeleistungen in Anspruch nehmen zu müssen.
Zur
Belegung der Pflegeheime stellte Her Zakel fest, dass das Durchschnittsalter
der Heimbewohner kreisweit über 80 Jahre liege; den niedrigsten Altersschnitt
weise hier Lünen auf. Die Inanspruchnahme von Kurzzeitpflege münde in 34 % der
Fälle zu einer dauerhaften Unterbringung im Pflegeheim.
Anhand des
vorliegenden Zahlenmaterials sei vorhersehbar, dass die Anzahl der vorhandenen
und im Bau befindlichen Pflegeplätze im Jahre 2016 auskömmlich sei.
Bei der
Sicherung der Auskömmlichkeit der vorgehaltenen Pflegeplätze seien auch
Substitutionseffekte(Wohngemeinschaften, Beratungsangebote) hilfreich.
Der
durchschnittliche Aufenthalt im Pflegeheim im Kreisgebiet bewege sich oberhalb
des Bundesdurchschnittes. Den Bewohnern der Pflegeheime wird mit Abstand am
häufigsten die Pflegestufe 2 zuerkannt. In Bezug auf die Herkunft der
Pflegeheimbewohner lässt sich feststellen, dass mehr Personen von außerhalb
zuziehen als Kreisbewohner in „auswärtige“ Pflegeheime gehen.
Speziell
für Kamen lässt sich festhalten, dass nur
46 % der Heimbewohner auch vor Einzug Kamener Bürger waren.
Auf die
verstärkte Inanspruchnahme der Kurzzeitpflege in Heimen habe der Kreistag mit
dem Beschluss reagiert, die solitäre Kurzzeitpflege zu fördern, um langfristige
Buchungsmöglichkeiten sicherzustellen.
Ein
weiterer Bereich, der derzeit stark beplant würde, sei der der vielfältigen
gerontopsychiatrischen Krankheiten mit hohen Zuwachszahlen. Der Anteil der
Demenzkranken betrage hier nur 8,6%.
Herr Zakel
merkte an, dass in vielen Fällen die Krankheitsbilder bekämpft werden könnten
und eine Entlassung aus dem Heim durchaus wieder möglich sei.
Anschließend
wandte Herr Zakel sich dem 2015 ins Leben gerufenen NRW-Förderplan Alter +
Pflege, mit dem die altersgerechte Quartiersentwicklung gefördert werden soll,
zu.
Je Kreis
wird eine Vollzeitstelle bezuschusst. Nach einem Bewerbungsverfahren erhielt
die Stadt Lünen, durch einen Beschluss des Kreistages, den Zuschlag.
Abschließend
stellte er fest, dass die Arbeit sich gelohnt habe, da das Interesse an seinem
„Handbuch“ sehr hoch sei.
Herr Kemna äußerte seine Anerkennung über
den vorgestellten Plan und die investierte Arbeit. Er fragte sich, wie das
alles weiter finanzierbar bleiben soll.
Herr Zakel meinte, dass die qualitativen
Anforderungen immer weiter steigen würden; damit einhergehend stiegen auch die
Kosten.
Frau Hartig fragte nach, wann die Neuordnung
der Pflegestufen erfolge.
Herr Zakel erwiderte, dass dies zum
01.01.2017 passiere. Vorhersagen, was dabei herauskomme, könne gesichert
niemand abgeben. Klar sei lediglich, dass niemand schlechter gestellt werden
solle.
Frau Dr.
Kleinz erhoffte sich, dass die Pflegestufen realitätsnäher definiert
würden; insbesondere Demenzaspekte müssten reeller bewertet werden.