Herr Kemna wies darauf hin, dass dieser Antrag bereits einmal auf der Tagesordnung für die Sitzung im April 2015 gestanden habe. Damals sei er von dieser abgesetzt worden. Er freue sich daher, dass der Antrag nun behandelt werde und erteilte dem Referenten, Herr Zakel, das Wort.

 

Herr Zakel referierte anhand einer PowerPoint-Präsentation (als Anlage der Niederschrift beigefügt).

 

Er teilte mit, dass der Plan auch im Internet zur Verfügung stünde und auch als Arbeitshandbuch zu verstehen sei. Im Kreistag des Kreises Unna wurde er nach ausgiebiger politischer Diskus­sion einstimmig verabschiedet, was nicht so häufig vorkomme. Die Stellungnahmen der Parteien hierzu ständen in den einzelnen Kapiteln. Die jährliche Aufstellung bringe einen großen Arbeits­aufwand mit sich. Daher haben nur 18 von 53 Kreisen und kreisfreien Städten diesen Weg be­schritten. Nach seiner Einschätzung sei  jedoch die Verhinderung von überflüssigen Pflegeein­richtungen nur so möglich. Die notwendige sozialräumliche Gliederung werde in erheblichem Umfang durch die vom Landesbetrieb IT.NRW erstellte Pflegestatistik gefördert.

 

Herr Zakel wies darauf hin, dass für den Kreis Unna die Maxime ambulant vor stationär gelte, sofern dies möglich sei.

 

Ziel der Bedarfsraumplanung sei es u.a., die Überversorgung mit Pflegeheimplätzen in einigen Kommunen abzubauen.

 

Im Anschluss erläuterte Herr Zakel einige tabellarische Übersichten. Im Besonderen erwähnte er die stetig fortschreitende Wanderung der Ausbuchtung im Altersbaum nach oben.

 

Anhand der Alterskohorten belegte er, dass in der Zeit von 2014 – 2019 die Zahl der über 65jährigen um 3.800, die der über 80jährigen um 3414 Personen steigen werde.

 

In Bezug auf die Zuordnung der pflegebedürftigen Personen zu einer Pflegestufe teilte er mit, dass sich hier die Anzahl der Fälle durch die Einführung der neuen Pflegegrade erhöhen werde. Der größte Anteil der Pflegebedürftigen sei der Stufe I zugeordnet; dies rühre daher, dass ein höherer Pflegegrad schwer zu erreichen sei. Interessant sei, dass bei Einführung der Pflegever­sicherung in 75% der Fälle Geldleistungen gewährt wurde. Zur Vermeidung des weiteren An­stiegs der Zahl der pflegebedürftigen Personen sei es wichtig, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen würden, ohne Pflege auszukommen bzw. erst mit höherem Alter Pflegeleistungen in Anspruch nehmen zu müssen.

 

Zur Belegung der Pflegeheime stellte Her Zakel fest, dass das Durchschnittsalter der Heimbe­wohner kreisweit über 80 Jahre liege; den niedrigsten Altersschnitt weise hier Lünen auf. Die Inanspruchnahme von Kurzzeitpflege münde in 34 % der Fälle zu einer dauerhaften Unterbrin­gung im Pflegeheim.

 

Anhand des vorliegenden Zahlenmaterials sei vorhersehbar, dass die Anzahl der vorhandenen und im Bau befindlichen Pflegeplätze im Jahre 2016 auskömmlich sei.

 

Bei der Sicherung der Auskömmlichkeit der vorgehaltenen Pflegeplätze seien auch Substituti­onseffekte(Wohngemeinschaften, Beratungsangebote) hilfreich.

 

Der durchschnittliche Aufenthalt im Pflegeheim im Kreisgebiet bewege sich oberhalb des Bun­desdurchschnittes. Den Bewohnern der Pflegeheime wird mit Abstand am häufigsten die Pfle­gestufe 2 zuerkannt. In Bezug auf die Herkunft der Pflegeheimbewohner lässt sich feststellen, dass mehr Personen von außerhalb zuziehen als Kreisbewohner in „auswärtige“ Pflegeheime gehen.

 

Speziell für Kamen lässt sich festhalten, dass nur  46 % der Heimbewohner auch vor Einzug Kamener Bürger waren.

 

Auf die verstärkte Inanspruchnahme der Kurzzeitpflege in Heimen habe der Kreistag mit dem Beschluss reagiert, die solitäre Kurzzeitpflege zu fördern, um langfristige Buchungsmöglichkei­ten sicherzustellen.

 

Ein weiterer Bereich, der derzeit stark beplant würde, sei der der vielfältigen gerontopsychiatri­schen Krankheiten mit hohen Zuwachszahlen. Der Anteil der Demenzkranken betrage hier nur 8,6%.

 

Herr Zakel merkte an, dass in vielen Fällen die Krankheitsbilder bekämpft werden könnten und eine Entlassung aus dem Heim durchaus wieder möglich sei.

 

Anschließend wandte Herr Zakel sich dem 2015 ins Leben gerufenen NRW-Förderplan Alter + Pflege, mit dem die altersgerechte Quartiersentwicklung gefördert werden soll, zu.

 

Je Kreis wird eine Vollzeitstelle bezuschusst. Nach einem Bewerbungsverfahren erhielt die Stadt Lünen, durch einen Beschluss des Kreistages, den Zuschlag.

 

Abschließend stellte er fest, dass die Arbeit sich gelohnt habe, da das Interesse an seinem „Handbuch“ sehr hoch sei.

 

Herr Kemna äußerte seine Anerkennung über den vorgestellten Plan und die investierte Arbeit. Er fragte sich, wie das alles weiter finanzierbar bleiben soll.

 

Herr Zakel meinte, dass die qualitativen Anforderungen immer weiter steigen würden; damit einhergehend stiegen auch die Kosten.

 

Frau Hartig fragte nach, wann die Neuordnung der Pflegestufen erfolge.

 

Herr Zakel erwiderte, dass dies zum 01.01.2017 passiere. Vorhersagen, was dabei heraus­komme, könne gesichert niemand abgeben. Klar sei lediglich, dass niemand schlechter gestellt werden solle.

 

 Frau Dr. Kleinz erhoffte sich, dass die Pflegestufen realitätsnäher definiert würden; insbeson­dere Demenzaspekte müssten reeller bewertet werden.