Sitzung: 31.08.2016 Gleichstellungsbeirat
Frau Jauer und Herr Müller stellten unter dem Titel „Das ist neu – das bleibt!“ die 2.
Förderphase von „Competentia“ – Kompetenzzentrum Frau und Beruf Westfälisches
Ruhrgebiet 2015 – 2018 vor. Die
Präsentation ist der Niederschrift als Anlage beigefügt. Zu Beginn ihres Vortrages
wies Frau Jauer daraufhin, dass es in der Arbeit von Competentia erhebliche
Veränderungen gebe, da die Landesregierung in der neuen Förderphase nicht nur
die Schwerpunktthemen vorgebe sondern auch, dass der Focus zukünftig auf kleine
und mittlere Unternehmen (KMU) zu richten sei. Die beiden Hauptziele, die die
Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Unna mit Competentia verfolge,
seien weiterhin Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung zu unterstützen und
sie bei Fragen von Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu beraten.
Bevor Herr Müller auf seinen Aufgabenbereich
einging, teilte er mit, dass er bereits seit sieben Jahren bei der WFG
beschäftigt sei, mit Beginn der 2. Förderphase mit ½ Stelle bei Competentia und mit der zweiten ½
Stelle beim zdi-Netzwerk Perspektive Technik. Bezogen auf den Schwerpunkt
Fachkräftegewinnung gehöre zu seinen Aufgaben die Workshopreihe „KMU werben um
Frauen – von der Ausbildung bis zur Führungsebene“. Dabei sei ein wichtiger
Aspekt nicht nur weibliche Fachkräfte zu rekrutieren sondern diese Frauen für die
Unternehmen im Kreis Unna auch zu halten. Es sei geplant insgesamt 5 Workshops
verteilt über drei Jahre zu entsprechenden Themen anzubieten. Ein weiterer
Schwerpunkt sei es weibliche Nachwuchsfachkräfte für vorrangig
frauenuntypische Berufe zu gewinnen. Hierfür seien zwei verschiedene Strategien
entwickelt worden. Um die Aufmerksamkeit
von Mädchen auf Handwerks- und die sogenannten MINT-Berufe (Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu lenken, gehe man mit
„Ausbildungsbotschafterinnen“ (Azubos), weiblichen Azubis aus diesen Berufsfeldern,
in Schulen, die dann dort ihren Beruf und ihren Ausbildungsbetrieb vorstellen.
Dabei gehe es besonders darum, die Mädchen, die Interesse an Technik haben, zu
unterstützen und zu ermutigen diesen Weg weiter zu verfolgen. Außerdem führe
man gemeinsam mit interessierten KMU Workshops speziell für Mädchen oder mit
expliziter Ansprache für Mädchen durch. In den letzten Sommerferien gab es das
Angebot Laborberufe kennenzulernen.
Auf die Frage von
Frau Hartig wie viel Unternehmen
sich an dieser Aktion beteiligen, antwortete Herr Müller, dass aktuell fünf Unternehmen involviert seien. Er hoffe,
diese Zahl noch weiter erhöhen zu können, wisse aber über das Problem, dass in
KMU eben nur sehr wenige Frauen tätig seien.
Frau Mallitzky erkundigte sich, ob es bei
den Mädchen oder bei den Unternehmen mangelndes Interesse gebe.
Herr Müller gab an, dass grundsätzlich eine
Offenheit von Unternehmen festzustellen sei und viele ehrlich interessiert
seien, Frauen für sich zu gewinnen. Vielfach aufgrund falscher Informationen
treffe er aber auch auf Vorbehalte bei den Betrieben.
Herr Heidler begrüßte die Initiative von
Competentia bereits in die Schulen zu gehen und frühzeitig Mädchen und
Unternehmen zu informieren und bestenfalls zusammenzubringen.
Herr Müller merkte daraufhin an, dass es
bereits erste Ideen gebe, nicht erst in den weiterführenden Schulen sondern
schon in Grundschulen anzufangen, Mädchen das Thema Technik näher zu bringen.
Anschließend stellte
Frau Jauer ihre Arbeitsschwerpunkte
zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Pflege in KMU vor. Um etwas über
die Aufgeschlossenheit von Betrieben hierzu zu erfahren, sei eine kreisweite
Befragung von über 600 Unternehmen erfolgt. Unter den 70 Rückläufen waren 62
Antworten aus KMU. Dabei sei deutlich geworden, dass zumindest diese Betriebe,
die Bedarfe erkannt haben und teilweise bereits Angebote zur Vereinbarkeit
umsetzen. Um die interessierten Unternehmen weiter zu unterstützen, sei eine
Workshopreihe geplant, u.a. um Umsetzungsstrategien vorzustellen und auf den
eigenen Betrieb zugeschnittene Maßnahmen zu entwickeln. Sie betonte, dass auch
außerhalb dieser Angebote Competentia den KMU Unterstützung anbiete, z.B. bei
Fragen zum Wiedereinstieg, zur betrieblich unterstützten Kinderbetreuung, zur
Angehörigenpflege oder zur Teilzeitberufsausbildung. Zum Thema Teilzeitberufsausbildung
wies sie auf den Verein “IN VIA“ in Unna hin, der interessierte Bewerberinnen
und Bewerber und interessierte Unternehmen an diesem Ausbildungsmodell
zusammenführe.
Ob es zur
Teilzeitberufsausbildung eine empirische Datenerhebung gebe, wonach Herr Sklorz sich erkundigte, war Frau Jauer nicht bekannt.
Frau Arnold fragte nach, ob Frau Jauer zur Teilzeitausbildung auch
Einzelberatung durchführe oder eher als Multiplikatorin fungiere und auf IN VIA
verweise.
Frau Jauer machte diesbezüglich nochmal
deutlich, dass es Competentia nach den Förderauflagen des Landes nicht
gestattet sei, Einzelberatung egal zu welchen Fragen, durchzuführen. Zu diesem
Thema nutze sie deshalb jede Gelegenheit um auf diese Ausbildungsform
hinzuweisen.
Frau Grothaus ergänzte, dass auch die
Stadtverwaltung einer jungen Frau eine Teilzeitberufsausbildung ermöglicht
habe und diese ihre Ausbildung in diesem Sommer mit einem sehr guten Ergebnis
abgeschlossen habe.
Frau Jauer berichtete weiter, dass ein
Schwerpunkt, der aber vorrangig von den Dortmunder Kolleginnen bearbeitet
werde, die Umwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung in der Gesundheitsbranche
sei. Hierzu sei gerade eine online-Befragung von Arztpraxen, Sanitätshäusern,
Ergo- und Physiotherapiepraxen, Apotheken und ambulanten Pflegediensten
gestartet. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der Dortmunder Kolleginnen sei das
Projekt “F.I.T. – Frau.Innovation.Technik“. Dieses Thema sei aufgrund der
örtlichen Anbindung und der Kontakte zur Uni in Dortmund angesiedelt.
Vorrangiges Ziel sei es, Studentinnen und Absolventinnen aus dem
technisch-mathematischen Bereich für KMU in unserer Region zu gewinnen. Des
Weiteren seien nach den guten Erfahrungen des letzten Jahres für 2018 erneut
„Unternehmenstage“ mit voraussichtlich 6 Terminen für die Region Westfälisches
Ruhrgebiet geplant. Es sollen die Themen aufgegriffen werden, die sich in dieser
Projektphase als relevant herausgestellt haben. Fortgesetzt werde auch die
Zusammenarbeit mit dem “Bündnis für Familie“ im Kreis Unna, u.a. indem man
gemeinsame Veranstaltungen durchführe und in dem Handlungsfeld „Familie und
Beruf“ weiterhin die Moderation übernommen habe.
Auf die Frage von
Frau Hartig nach dem Projekt „Mehr
Frauen in Führung“, an dem der Kreis Unna mit anderen 9 Kreisen und Kommunen
teilgenommen habe, erklärte Frau Jauer,
dass nach Abschluss des Projektes im vergangenen Jahr, von den 10 beteiligten
Unternehmen, acht den Wunsch geäußert haben, an dem Thema gemeinsam weiter
arbeiten zu wollen. Es wurde verabredet, die Austauschrunde, die bereits
während des Projektes stattgefunden habe, fortzuführen und für andere
interessierte Unternehmen, auch KMU, zu öffnen. Ein Treffen habe bereits
stattgefunden, ein zweiter Termin zum Thema „Resilienz“ soll noch in diesem
Jahr angeboten werden.
Frau Hartig zeigte sich erfreut, dass die
Unternehmen Interesse haben sich weiterhin zu treffen und wertete das als
positives Signal für die Themen Frauenförderung und Frauen in Führungspostionen.