Frau Jauer und Herr Müller stellten unter dem Titel „Das ist neu – das bleibt!“ die 2. Förder­phase von „Competentia“ – Kompetenzzentrum Frau und Beruf Westfälisches Ruhrgebiet  2015 – 2018 vor. Die Präsentation ist der Niederschrift als Anlage beigefügt. Zu Beginn ihres Vortra­ges wies Frau Jauer daraufhin, dass es in der Arbeit von Competentia erhebliche Veränderun­gen gebe, da die Landesregierung in der neuen Förderphase nicht nur die Schwerpunktthemen vorgebe sondern auch, dass der Focus zukünftig auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu richten sei. Die beiden Hauptziele, die die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Unna mit Competentia verfolge, seien weiterhin Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung zu unter­stützen und sie bei Fragen von Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu beraten.

 

Bevor Herr Müller auf seinen Aufgabenbereich einging, teilte er mit, dass er bereits seit sieben Jahren bei der WFG beschäftigt sei, mit Beginn der 2. Förderphase mit ½  Stelle bei Competen­tia und mit der zweiten ½ Stelle beim zdi-Netzwerk Perspektive Technik. Bezogen auf den Schwerpunkt Fachkräftegewinnung gehöre zu seinen Aufgaben die Workshopreihe „KMU wer­ben um Frauen – von der Ausbildung bis zur Führungsebene“. Dabei sei ein wichtiger Aspekt nicht nur weibliche Fachkräfte zu rekrutieren sondern diese Frauen für die Unternehmen im Kreis Unna auch zu halten. Es sei geplant insgesamt 5 Workshops verteilt über drei Jahre zu entsprechenden Themen anzubieten. Ein weiterer Schwerpunkt sei es weibliche Nachwuchs­fachkräfte für vorrangig frauenuntypische Berufe zu gewinnen. Hierfür seien zwei verschiedene Strategien entwickelt worden.  Um die Aufmerksamkeit von Mädchen auf Handwerks- und die sogenannten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu lenken, gehe man mit „Ausbildungsbotschafterinnen“ (Azubos), weiblichen Azubis aus diesen Berufsfel­dern, in Schulen, die dann dort ihren Beruf und ihren Ausbildungsbetrieb vorstellen. Dabei gehe es besonders darum, die Mädchen, die Interesse an Technik haben, zu unterstützen und zu ermutigen diesen Weg weiter zu verfolgen. Außerdem führe man gemeinsam mit interessierten KMU Workshops speziell für Mädchen oder mit expliziter Ansprache für Mädchen durch. In den letzten Sommerferien gab es das Angebot Laborberufe kennenzulernen.

 

Auf die Frage von Frau Hartig wie viel Unternehmen sich an dieser Aktion beteiligen, antwortete Herr Müller, dass aktuell fünf Unternehmen involviert seien. Er hoffe, diese Zahl noch weiter erhöhen zu können, wisse aber über das Problem, dass in KMU eben nur sehr wenige Frauen tätig seien.

 

Frau Mallitzky erkundigte sich, ob es bei den Mädchen oder bei den Unternehmen mangelndes Interesse gebe.

 

Herr Müller gab an, dass grundsätzlich eine Offenheit von Unternehmen festzustellen sei und viele ehrlich interessiert seien, Frauen für sich zu gewinnen. Vielfach aufgrund falscher Informa­tionen treffe er aber auch auf Vorbehalte bei den Betrieben.

 

Herr Heidler begrüßte die Initiative von Competentia bereits in die Schulen zu gehen und früh­zeitig Mädchen und Unternehmen zu informieren und bestenfalls zusammenzubringen.

 

Herr Müller merkte daraufhin an, dass es bereits erste Ideen gebe, nicht erst in den weiterfüh­renden Schulen sondern schon in Grundschulen anzufangen, Mädchen das Thema Technik näher zu bringen.

 

Anschließend stellte Frau Jauer ihre Arbeitsschwerpunkte zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Pflege in KMU vor. Um etwas über die Aufgeschlossenheit von Betrieben hierzu zu erfahren, sei eine kreisweite Befragung von über 600 Unternehmen erfolgt. Unter den 70 Rück­läufen waren 62 Antworten aus KMU. Dabei sei deutlich geworden, dass zumindest diese Be­triebe, die Bedarfe erkannt haben und teilweise bereits Angebote zur Vereinbarkeit umsetzen. Um die interessierten Unternehmen weiter zu unterstützen, sei eine Workshopreihe geplant, u.a. um Umsetzungsstrategien vorzustellen und auf den eigenen Betrieb zugeschnittene Maßnah­men zu entwickeln. Sie betonte, dass auch außerhalb dieser Angebote Competentia den KMU Unterstützung anbiete, z.B. bei Fragen zum Wiedereinstieg, zur betrieblich unterstützten Kinder­betreuung, zur Angehörigenpflege oder zur Teilzeitberufsausbildung. Zum Thema Teilzeitbe­rufsausbildung wies sie auf den Verein “IN VIA“ in Unna hin, der interessierte Bewerberinnen und Bewerber und interessierte Unternehmen an diesem Ausbildungsmodell zusammenführe.

 

Ob es zur Teilzeitberufsausbildung eine empirische Datenerhebung gebe, wonach Herr Sklorz sich erkundigte, war Frau Jauer nicht bekannt.

 

Frau Arnold fragte nach, ob Frau Jauer zur Teilzeitausbildung auch Einzelberatung durchführe oder eher als Multiplikatorin fungiere und auf IN VIA verweise.

 

Frau Jauer machte diesbezüglich nochmal deutlich, dass es Competentia nach den Förderauf­lagen des Landes nicht gestattet sei, Einzelberatung egal zu welchen Fragen, durchzuführen. Zu diesem Thema nutze sie deshalb jede Gelegenheit um auf diese Ausbildungsform hinzuweisen.

 

Frau Grothaus ergänzte, dass auch die Stadtverwaltung einer jungen Frau eine Teilzeitberufs­ausbildung ermöglicht habe und diese ihre Ausbildung in diesem Sommer mit einem sehr guten Ergebnis abgeschlossen habe.

 

Frau Jauer berichtete weiter, dass ein Schwerpunkt, der aber vorrangig von den Dortmunder Kolleginnen bearbeitet werde, die Umwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung  in der Gesundheitsbranche sei. Hierzu sei gerade eine online-Befragung von Arztpraxen, Sanitätshäusern, Ergo- und Physiotherapiepraxen, Apotheken und ambulanten Pflegediensten gestartet. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der Dortmunder Kolleginnen sei das Projekt “F.I.T. – Frau.Innovation.Technik“. Dieses Thema sei aufgrund der örtlichen Anbindung und der Kontakte zur Uni in Dortmund angesiedelt. Vorrangiges Ziel sei es, Studentinnen und Absolventinnen aus dem technisch-mathematischen Bereich für KMU in unserer Region zu gewinnen. Des Weiteren seien nach den guten Erfahrungen des letzten Jahres für 2018 erneut „Unternehmenstage“ mit voraussichtlich 6 Terminen für die Region Westfälisches Ruhrgebiet geplant. Es sollen die Themen aufgegriffen werden, die sich in dieser Projektphase als relevant herausgestellt haben. Fortgesetzt werde auch die Zusammenarbeit mit dem “Bündnis für Fami­lie“ im Kreis Unna, u.a. indem man gemeinsame Veranstaltungen durchführe und in dem Hand­lungsfeld „Familie und Beruf“ weiterhin die Moderation übernommen habe.

 

Auf die Frage von Frau Hartig nach dem Projekt „Mehr Frauen in Führung“, an dem der Kreis Unna mit anderen 9 Kreisen und Kommunen teilgenommen habe, erklärte Frau Jauer, dass nach Abschluss des Projektes im vergangenen Jahr, von den 10 beteiligten Unternehmen, acht den Wunsch geäußert haben, an dem Thema gemeinsam weiter arbeiten zu wollen. Es wurde verabredet, die Austauschrunde, die bereits während des Projektes stattgefunden habe, fortzu­führen und für andere interessierte Unternehmen, auch KMU, zu öffnen. Ein Treffen habe be­reits stattgefunden, ein zweiter Termin zum Thema „Resilienz“ soll noch in diesem Jahr angebo­ten werden.

 

Frau Hartig zeigte sich erfreut, dass die Unternehmen Interesse haben sich weiterhin zu treffen und wertete das als positives Signal für die Themen Frauenförderung und Frauen in Führungs­postionen.