Der Rektor der Hauptschule Kamen, Herr Stewen, gab kurz einen Überblick zur Schülerzahl und zum Lehrerkollegium. Derzeit würden 375 Schülerinnen und Schüler die Hauptschule besuchen, wovon 51 Kinder unter Inklusionsgesichtspunkten unterrichtet würden. Neben den 27 Lehrern wür­den zusätzlich 3 Sozialpädagogen an seiner Schule tätig sein.

Seine Schule hätte sich ebenfalls schon früh mit dem Thema Inklusion beschäftigt. Er schilderte einen Fall, bei dem ein lernbehindertes Mädchen durch zielgerichteten Unterricht und spezielle Förderung in der Lage gewesen sei, einen Ausbildungsplatz zu finden.

Was die Inklusionsumsetzung angehe, sehe er die Herausforderung auf dienstlicher, mensch­licher und fachlich-inhaltlicher Ebene. Durch den Auflösungsprozess bei Förderschulen sei ein komplett anderer Rahmen für die allgemein weiterführenden Schulen geschaffen worden mit direkten Auswirkungen auf das Lehrerpersonal. Zum einen sei der Personalschlüssel nicht merk­lich angepasst worden und zum anderen müssten die Lehrer mit klassischer Ausbildung die Ar­beit von Sonderpädagogen leisten. An seiner Schule sei ein Inklusionsteam gebildet worden, um einen gesteigerten Austausch zwischen Regelschullehrern und Sonderpädagogen zu er­reichen, denn allein durch eine bessere Kommunikation untereinander könne mehr Förderung erreicht werden. Herr Stewen wies darauf hin, dass aufgrund der unterschiedlichen Ausbildungen bei Lehrern und Sonderpädagogen inhaltlich andere Schwerpunkte gesetzt würden, was sich auf den Unterricht und auch auf den Umgang mit den Inklusionskindern auswirke.

 

Frau Hartig erkundigte sich nach den Schulsozialarbeitern an der Hauptschule Kamen.

 

Derzeit würden, so Herr Stewen, 1,5 Schulsozialarbeiterstellen an der Hauptschule Kamen vorgehalten. Darüber hinaus würden vier Integrationshelfer das Kollegium unterstützen.

Herr Stewen schilderte weiter, dass für die Kinder mit sonderpädagogischen Bedarf beschrei­bende Zeugnisse ausgestellt werden müssten, was sich als sehr zeitaufwendig darstelle.

 

Herr Hunsdiek bat um Auskunft zu dem Thema Schulverweigerer.

 

Herr Stewen erklärte, dass es immer wieder vorkäme, dass Kinder nicht zur Schule kommen würden. Derzeit würden ca. 3-4 Kinder nicht den Unterricht besuchen. Es gäbe einen sog. Schwänzer­plan, der von den Schulsozialarbeitern erarbeitet worden sei.

 

Darüber hinaus gab Herr Stewen zu bedenken, dass Lehrer mit klassischer Ausbildung weit weniger verdienen würden als Sonderpädagogen. Die Hauptschule Kamen sei zwar durch den Kreis Unna als Vorreiterschule, was die Umsetzung von Inklusion angehe, benannt worden. Dennoch werde an Lehrerstellen gespart, was auf Kosten der zu fördernden Kinder gehe. Er gehe davon aus, dass in naher Zukunft nicht mehr genügend Förderlehrer vorhanden seien. Schon jetzt fehle der Erfahrungsaustausch mit Lehrern, die sich bereits mit Kindern mit sonder­pädagogischem Förderbedarf intensiv auseinander gesetzt hätten. Die Inklusion an allgemein bildenden Schulen stecke quasi noch in den Kinderschuhen.

 

Auf die Frage von Frau Middendorf, wie viele Sonderpädagogen an den städtischen Schulen unterrichten würden, antwortete Herr Mösgen, dass ihm diese Zahlen nicht bekannt seien. Sollte der Schulverwaltung eine entsprechende Übersicht vorliegen, werde diese dem Protokoll beige­fügt.

 

Bezüglich der Berufseinstiegsphase erklärte Herr Stewen, dass sich der Übergang von Schule zum Berufsleben bei den meisten Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf relativ schwie­rig darstelle. Seitens der Schule könnten lediglich Empfehlungen ausgesprochen werden, ob eine Ausbildung oder aber die Arbeit in einer speziellen Fördereinrichtung dem Kind die besten Chancen einräume.

 

Frau Hartig erkundigte sich nach Flüchtlingskindern, die eine schulische Inklusion beanspruchen.

 

Herr Stewen beschrieb den Fall eines Flüchtlingskindes, das einer sonderpädagogischen För­derung bedurfte. Er verwies auf das Go-In-Projekt seiner Schule. Dort würden z. Zt. 25 Mädchen und Jungen unterrichtet, die über unzureichende Deutschkenntnisse verfügten. Von diesen Kin­dern seien seiner Meinung nach zwei lernbehindert. Es sei jedoch schwierig, für diese beiden Kinder eine sonderpädagogische Expertise zu erstellen. Die weitere Integration sei abzuwarten.

 

Zum Abschluss dankte Frau Jung beiden Referenten für die umfassenden Informationen.