Sitzung: 18.06.2015 Planungs- und Straßenverkehrsausschuss
Vorlage: 026/2015
Beschluss:
Die vorliegenden
Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg Ruhr RS1 werden
unterstützt. Es ist ein Finanzierungs- und Trägerschaftskonzept zwischen Bund,
Land und Kommunen unter Berücksichtigung der finanziellen Leistungsfähigkeit zu
erarbeiten. Die Verwaltung wird beauftragt, an Schritten zur Umsetzung sowie an
den vom RVR initiierten Gesprächen zur Finanzierung und Trägerschaft aktiv
mitzuwirken. Die Stadt Kamen bekennt sich aufgrund der Ergebnisse der
Machbarkeitsstudie zu dem Ziel gemeinsam mit den beteiligten Kommunen und dem
RVR den RS 1 nach dem Vorliegen eines abgestimmten und tragbaren Finanzierungs-
und Trägerschaftskonzeptes zeitnah zu realisieren.
Abstimmungsergebnis: bei 1 Enthaltung und 5 Gegenstimmen mehrheitlich angenommen
Der Antrag der
CDU-Fraktion wird in die Ausführungen der Verwaltung zum Tagesordnungspunkt 6
einbezogen.
Herr Breuer verwies inhaltlich auf die
Beschlussvorlage. Es sei bereits im Planungs- und Straßenverkehrsausschuss die
1. Konzeptstudie und die Machbarkeitsstudie vorgestellt worden. Der Beschluss
würde als Grundlage für die weiteren Verhandlungen, auch mit dem Land über
Finanzierungsfragen, dienen. Seitens des Landes NRW würde es Überlegungen
geben, das Straßen-und Wegegesetz im Hinblick auf die Finanzierung zu ändern.
Der Radweg solle als Landesradweg klassifiziert werden. Bau- und
Unterhaltskosten würden dann wie bei Landesstraßen abgerechnet werden. Für die
Stadt Kamen würde das bedeuten, dass sämtliche Bau- und Unterhaltungskosten
durch das Land zu tragen wären. Ein endgültiger Beschlussvorschlag würde erst
vorgelegt, wenn das Trägerschafts- und Finanzierungskonzept erarbeitet worden
sei.
Herr Margraf erkundigte sich, wie es zu der
Prognose gekommen sei, dass der Radschnellweg bewirken würde, dass rd. 50.000
PKW-Fahrten pro Tag wegfallen würden.
Herr Breuer erläuterte, dass ein Konsortium
beauftragt worden sei, die Machbarkeitsstudie zu erstellen. Aus den Potentialen
der Gesamtstrecke zwischen Duisburg und Hamm sei dieses Verlagerungspotential
errechnet worden. In der Machbarkeitsstudie (Link: www.rs1.ruhr) sei dies ausführlich dargestellt worden.
Frau Schaumann stellte dar, dass sie
seinerzeit der Machbarkeitsstudie nur unter dem Vorbehalt zugestimmt habe, dass
auf die Stadt Kamen keine Kosten zukommen würden. Aufgrund widersprüchlicher
Aussagen in der Beschlussvorlage sei nicht eindeutig erkennbar, dass für die
Stadt Kamen keine Kostenbeteiligung entstehen würde. Im Hinblick auf die gegenwärtige
Haushaltslage der Stadt Kamen könnte sie bei einer Kostenbeteiligung der Stadt
Kamen dem Beschlussvorschlag nicht zustimmen, obwohl sie den Radschnellweg RS1
für ein großartiges Projekt halten würde.
Herr Breuer erläuterte, dass die
Machbarkeitsstudie den aktuellen Sachstand darstellen würde. Nach einer
Änderung des Straßen- und Wegegesetzes würden Kommunen mit bis zu 80.000
Einwohnern an den Kosten nicht beteiligt werden. Außerdem sei im Beschlussvorschlag
der Vorbehalt enthalten, dass das Finanzierungs- und Trägerschaftskonzept abgestimmt
und tragbar sein müsste.
Frau Scharrenbach stellte dar, dass sich die
CDU-Fraktion intensiv mit der Thematik beschäftigt hätte. Im Jahre 2012 hätte
sich die CDU-Fraktion nicht an der Abstimmung zur Trassenvariante A beteiligt,
weil man zunächst die Machbarkeitsstudie abwarten wollte. Der RS1 würde auf
Kamener Stadtgebiet über die Klöcknerbahn-Trasse führen. Der Qualitätsstandard
eines Radschnellweges würde zur Zeit nicht erfüllt, eine Verbreiterung auf 5 m
sei erforderlich. Durch einen Ausbau der Klöcknerbahn-Trasse (Verbreiterung,
Asphaltierung, Beleuchtung) würde ein erheblicher Eingriff in den ökologischen
Wert der Trasse erfolgen, dem die CDU-Fraktion nicht zustimmen könnte. Zum
Thema Beleuchtung sei zu sagen, dass die Stadt Kamen auf der Hochstraße die
Beleuchtung abschaffen würde und an der Klöcknerbahn-Trasse eine Beleuchtung
schaffen müsste. Außerdem sei bereits eine Radwegeanbindung durch das
vorhandene Radwegenetz an den künftigen Radschnellweg vorhanden. Daher würde
sich die Frage stellen, ob es sinnvoll sei, dass das Land für ein Teilstück
diesen erheblichen Eingriff in die Ökologie der Klöcknerbahn-Trasse tätigen
würde. Außerdem sei noch nicht abschließend klar, dass die Stadt Kamen an der
Finanzierung des Radschnellweges nicht beteiligt werden würde. Aus den vorgenannten
Gründen und Bedenken würde die CDU-Fraktion die Beschlussvorlage ablehnen.
Die Fraktion
Bündnis 90/DIE GRÜNEN würde die Beschlussvorlage der Verwaltung unterstützen,
so Frau Dörlemann. Die Nahmobilität
würde gestützt werden, wenn die Gleichstellung von Auto- und Fahrradverkehr
gewährleistet werden würde. Bei den Diskussionen um das Radwegenetz würden
immer die Kosten des Winterdienstes vorgetragen. Auch der motorisierte
Individualverkehr (MIV) würde erhebliche Winterdienstkosten verursachen. Wenn
man die Nahmobilität auf das Fahrrad setzen wollte, müssten sich die Radwege so
verändern, dass man als schneller Radfahrer oder mit einem Pedelec die Wege zur
Arbeit täglich ohne Umwege und Hindernisse, wie Hastgitter, Hundeführer oder
spielende Kinder, meistern könnte. Aus diesem Grunde würde ihre Fraktion die
Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg unterstützen.
Herr Kissing erläuterte, dass noch vor 2
Jahren die Planungen ziemlich wage gewesen seien. Bei Studium der
Machbarkeitsstudie würde man feststellen, dass sie methodisch sehr gut sei und
fundierte Ansätze bieten würde. Der volkswirtschaftliche Nutzen dieser
Radtrasse sei eher konservativ und vorsichtig berechnet worden. Generell sei
die Bundesrepublik Deutschland im Hinblick auf den Radverkehr
Entwicklungsland. Andere Länder, wie z.B. die Niederlande und Metropolen, wie
Kopenhagen, Barcelona und London, würden deutlich mehr Geld in den Radverkehr
investieren. Die Klöcknerbahn-Trasse, mittlerweile 30 Jahre alt, sei nicht mehr
so verkehrstauglich für den Radverkehr und in nasser und kalter Jahreszeit
nicht benutzbar. Ziel sei es, nicht den touristischen Radverkehr, sondern den
Alltagsradverkehr zu fördern. Nun würde die Möglichkeit bestehen, durch den
Radschnellweg die desolate Situation des Klöcknerbahn-Trassenradweges zu
verbessern. Somit hätten die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt einen direkten
Nutzen. Durch die Radwegeverkehrsverbindung des RS1 nach Unna würde eine
Verbindung nach Unna hergestellt werden, die es bisher nicht geben würde. Mit
dem Fahrrad sei derzeit die Kreisstadt Unna nur auf Umwegen zu erreichen. Der
ADFC würde es begrüßen, wenn es zu weiteren Gesprächen im Sinne der
Beschlussvorlage kommen würde, um eine tragfähige und umsetzungsfähige Lösung
zu finden.
Herr Liedtke ergänzte, dass eine Beleuchtung
des Radschnellweges im Bereich der Klöcknerbahn-Trasse nicht geplant und
vorstellbar sei. Sicherlich würde der Ausbau einen Eingriff in Natur und
Landschaft darstellen, allerdings sei die gesamtökologische Bilanz positiv und
daher mögliche Eingriffe in die Natur vertretbar. Das Projekt sei zeitgemäß
und mit Blick in die Zukunft erforderlich. Die Stadt Kamen würde keine
finanzielle Beteiligung wollen. Das Ziel sei, dass das Land NRW in eigener
finanzieller Zuständigkeit den Ausbau und die Unterhaltung durchführen würde.
Das würde der Beschlussvorschlag auch aussagen. Sollte sich eine finanzielle
Beteiligung abzeichnen, was heute nicht ersichtlich wäre, sei hierüber erneut
zu diskutieren und ggf. ein geänderter Beschluss zu fassen.
Die Errichtung
einer Fahrradautobahn sei aus Umweltgesichtspunkten sicherlich eine positive
Sache, so Herr Kühnapfel. Die
Umweltauswirkungen an der Klöcknerbahn-Trasse würden im Rahmen der
Umweltverträglichkeitsprüfung im Genehmigungsverfahren ermittelt und bewertet
werden. Ggf. würde dann noch über verschiedene Varianten und Feintrassierung zu
reden sein. In diesem frühen Stadium der Machbarkeitsstudie seien diese
Diskussionen jedoch noch nicht angebracht. Das gesamte Projekt würde eine
positive Bilanz für Natur und Umwelt haben.
Herr Margraf erkundigte sich, ob die
Herstellungs- und Unterhaltskosten vom Land getragen werden würden. Dem Leser
der Machbarkeitsstudie würde suggeriert werden, dass ein Radschnellweg entsprechend
des „Cycle Superhighway“ in London gebaut werden würde. Dies sei aber
sicherlich nicht der Fall.
Herr Liedkte und Herr Breuer verdeutlichten nochmals, dass, sofern die Gesetzesänderung
in Kraft treten würde, das Land NRW für sämtliche Kosten aufkommen würde. Eine
finanzielle Beteiligung der Stadt Kamen sei nicht vorgesehen.
Frau Scharrenbach stellte fest, dass auf
Kamener Stadtgebiet nicht ein neuer Radweg gebaut würde, sondern der vorhandene
Klöcknerbahn-Radweg entsprechend den Qualitätsstandards ausgebaut werden würde.
Bisher seien die Radwege in Kamen für die touristische Nutzung ausgebaut
worden. Die Förderung der Nahmobilität sei nachrangig gewesen. Die schlechten
Nutzungsbedingungen im Winter und bei Nässe würden auch für den Seseke-Radweg
und weitere Radwege in Kamen gelten. Bei Festlegung einer Trassenführung durch
Beschlüsse sei eine spätere Änderung nicht mehr möglich. Sie würde bezweifeln,
dass auf die Stadt Kamen keine Kosten zukommen würden.
Herr Liedtke verdeutlichte, dass eine neue
Radwegequalität geschaffen werden würde. Die Stadt Kamen würde darüber hinaus
die Kosten für die Sanierung und die weitere Unterhaltung des
Klöcknerbahn-Radweges einsparen, wenn der Radschnellweg errichtet werden würde.
Wenn die Köcknerbahn-Trasse oder eine ähnliche Trasse nicht Teil des
Radschnellweges würde, wäre die Anbindung an den RS1 verloren, ergänzte Herr Breuer. Der Radschnellweg würde dann
weiter südlich Richtung Bönen abschwenken.
Frau Schaumann stellte dar,
dass der Klöcknerbahn-Radweg zur Zeit als Naherholungsort von zahlreichen
Joggern, Radfahrern und Hundeführern genutzt werden würde und fragte nach, ob
dieser Personenkreis nach dem Ausbau die Trasse weiterhin nutzen könnte.
Herr Breuer erläuterte, dass
bei dem geplanten Ausbau der Trasse ein Streifen für Fußgänger vorgesehen
werde, der für diesen Personenkreis kenntlich gemacht werden würde. Beispielhaft
nannte er den Ausbau am Phönixsee in Dortmund.
Frau Müller zeigte sich
verwundert über die intensive Diskussion zu diesem Tagesordnungspunkt. Es
würde sich zum jetzigen Zeitpunkt um Kernaussagen der Machbarkeitsstudie und
Perspektiven handeln und daher werde die SPD-Fraktion der Beschlussvorlage zustimmen.
Herr Hellekemper kritisierte
die Trassenführung des Radschnellweges, da sie nicht das Stadtgebiet berühren
würde. Eine Anbindung an Industriegebiete sei sinnvoll.