Sitzung: 12.03.2015 Rat der Stadt Kamen
Beschluss:
Der Rat der
Stadt Kamen begrüßt grundsätzlich, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit
zwischen Europa und den USA in einem fairen Miteinander weiter ausgebaut werden
soll und damit auch die wirtschaftliche Stärke Deutschlands für die Zukunft
gesichert wird. In einer exportorientierten Wirtschaft eines geeinten
europäischen Binnenmarktes könnten besonders die innovativen Unternehmen in
unserer Stadt von den Handelsabkommen profitieren.
Der Rat der
Stadt Kamen teilt die im Positionspapier der kommunalen Spitzenverbände
Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag und Deutscher Städte- und
Gemeindebund sowie des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) geäußerten
Bedenken und die aufgezeigten potenziellen erheblichen Risiken für die
kommunale Daseinsvorsorge der geplanten Freihandelsabkommen
·
Transatlantische
Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP)
·
Canada – EU Trade Agreement (CETA)
·
Abkommen
über den Handel mit Dienstleistungen (TiSA).
Der Rat der
Stadt Kamen unterstützt nachdrücklich die vorgebrachten Positionen und
Forderungen zum Schutz der Interessen der kommunalen Gemeinschaft.
Bezogen auf den Bereich der Stadt Kamen wird
gefordert:
1. Die hohe Qualität der öffentlichen
Daseinsvorsorge und ihrer Struktur muss erhalten bleiben. Insbesondere dürfen
Gestaltungsspielräume, die Organisationshoheit und Entscheidungsfreiheit des
Rates der Stadt Kamen in den Bereichen der Erbringung von Dienstleistungen
nicht beeinträchtigt werden. In diesem Kontext muss die wirtschaftliche
Betätigung der Stadt Kamen unangetastet bleiben. Dies gilt insbesondere für die
Arbeit von z.B. GSW Wasser Plus, GSW Kamen-Bönen-Bergkamen, VHS-Zweckverband
Kamen-Bönen, der KBG, der VKU u.a. oder des Eigenbetriebes Stadtentwässerung
oder des Rettungsdienstverbundes Kamen, Bergkamen, Bönen. Das bezieht sich aber
auch auf das Engagement und die Arbeit in der Daseinsvorsorge von Wohlfahrts-
und Sozialverbänden sowie Kirchen in Kamen.
2. Die Grundlagen des reformierten europäischen
und nationalen Vergaberechts und Spielräume im Vergabe- und Beschaffungswesen
für z.B. Inhouse-Vergaben und die interkommunale Zusammenarbeit dürfen nicht
eingeengt werden.
3. Internationale Schiedsgerichte dürfen
parallel zur bestehenden Gerichtsbarkeit Entscheidungen und Rechtsakte von Rat
und Verwaltung der Stadt Kamen nicht aushebeln und die Möglichkeiten
politischer Gestaltung gefährden.
4. Die geltenden Umwelt- und Sozialstandards
zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher sind einzuhalten. Darauf
sollten die Kamener Bürgerinnen und Bürger vertrauen dürfen.
5. Die Verhandlungen sind mit größtmöglicher
Transparenz und Öffentlichkeit zu führen und unter Beteiligung der kommunalen
Ebene.
6. Mit Blick auf die zu Pkt.1 beschriebenen
Risiken für Kamener Einrichtungen der Daseinsvorsorge ist die Absicht, in den
weiteren Verhandlungen die Erstelllung von Positivlisten zu fordern, für die
endgültige Praxis geeignet, Streitigkeiten über nicht ausdrücklich
ausgeschlossene Bereiche über Negativlisten zu vermeiden.
Der Bürgermeister wird
beauftragt, diese Resolution der Kommission der Europäischen Union, dem
Parlament der EU, der Bundesregierung, der Landesregierung, den dem Städte- und
Gemeindebund NRW zur Kenntnis zu geben verbunden mit der Bitte, die
formulierten Forderungen im weiteren Verlauf der Verhandlungen der
Freihandelsabkommen zum Schutz der kommunalen Daseinsvorsorgestrukturen in
Kamen zu berücksichtigen.
Abstimmungsergebnis: bei 11 Gegenstimmen mehrheitlich angenommen
Frau Dörlemann teilte mit, dass ihre
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen den Textvorschlag des Antrags vom 17.02.2015
zurückziehen werde. Nach intensiven Gesprächen mit der SPD-Fraktion habe man
sich auf einen gemeinsamen Resolutionstext geeinigt.
Der Bürgermeister merkte an, dass der
vorgelegte gemeinsame Textvorschlag auf den ortspezifischen Bezug hinreichend
überprüft worden sei. Die CDU-Fraktion habe die Verwaltung auf eine Expertise
des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages hingewiesen. Diese Expertise habe
er zur Prüfung an den Städte- und Gemeindebund weitergeleitet mit dem Ergebnis,
dass die vorgelegte Resolution verfassungsrechtlich rechtskonform sei.
Herr Krause begrüßte den gemeinsamen
Textvorschlag beider Fraktionen. Besonders sei der ortsspezifische Bezug zur
kommunalen Daseinsvorsorge, zur Organisationshoheit der Gemeinden im Rahmen der
Selbstverwaltungsgarantie und zum Dienstleistungssektor gegeben. Hinsichtlich
der Expertise erinnerte Herr Krause die CDU-Fraktion an die Resolution zum
Thema „Fracking“.
Herr Eisenhardt gab an, dass es keinen
ersichtlichen Ausschließungsgrund gebe, sich mit dem Thema der Resolution zu
befassen. Allerdings war er der Meinung, dass dies die Aufgabe der kommunalen
Spitzenverbände und der Bundesregierung sei. Die gemeinsame Resolution der
Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen sei eher populistisch und er sehe
daher auch keine Notwendigkeit eine Resolution zu beschließen.
Frau Schaumann sprach im Namen der FDP und
teilte mit, dass sie den Antrag ablehnen werde. Durch die sinkenden
Produktionspreise könne man sich gegen jene Schwellenländer abschotten, die die
niedrigen Preise durch Ausbeutung von Mensch und Natur erzielen.
Herr Grosch sprach sich für die Resolution
aus. Er halte sie für sinnvoll, da seiner Meinung nach das Abkommen die
bestehenden Wirtschaftsblöcke sichere und Entwicklungsländer noch weiter
abhänge. Er kritisierte auch die Intransparenz der Verhandlungen.
Herr Stalz teilte mit, dass die Freien
Wähler die Argumentationen der Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen
befürworte. Allerdings halte er den „Weg“ der Resolution über die Verwaltung
als nicht zielführend und lehne deshalb den Textvorschlag ab.
Herr Krause betonte, dass der Vertrag grundsätzlich
positiv beurteilt werde, weil er Chancen birgt, aber zu viele offene Fragen zu
Risiken kommunaler Belange zunächst noch zu beantworten seien.
Der Bürgermeister verdeutlichte, dass die
Parlamentarier nicht an dem Abkommen beteiligt seien. Man dürfe Sorgen haben,
da die Auswirkungen am Ende Kamen betreffen werden.
Herr Lipinski hielt die Resolution für
sinnvoll und teilte Herrn Eisenhardt mit, dass die Spitzenverbände nach dem
demokratischen Prinzip eingebunden seien.
Herr Eisenhardt argumentierte, dass eine
Resolution zu diesem Zeitpunkt nicht mehr benötigt werde.
Herr Grosch informierte über die erst seit
einigen Monaten bekannten Resolutionen zum Freihandelsabkommen und verwies auf
Unterschriftenlisten gegen das Abkommen.