Betreff
Teilfortschreibung des Nahverkehrsplanes für den Kreis Unna
hier: Stellungnahme der Stadt Kamen im Rahmen der Beteiligung Träger öffentlicher Belange
Vorlage
062/2016
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Planungs- und Straßenverkehrsausschuss beschließt die vorgelegte Stellungnahme zur Teilfortschreibung des Nahverkehrsplanes für den Kreis Unna.


Sachverhalt und Begründung (einschl. finanzielle Möglichkeit der Verwirklichung):

 

Der Kreis Unna schreibt gem. § 8 ÖPNV-Gesetz NRW in seiner Eigenschaft als Aufgabenträger für den Öffentlichen Personennahverkehr den Nahverkehrsplan in Teilen fort. Als Träger Öffent­licher Belange hat die Stadt Kamen den Entwurf der Teilfortschreibung des Nahverkehrsplanes erhalten mit der Aufforderung bis zum 15.7.2016 eine Stellungnahme hierzu abzugeben.

 

Der Kreis Unna beabsichtigt im Ausschuss für Kreisentwicklung und Mobilität beim Kreis Unna am 30.8.2016 die Abwägung der eingegangenen Stellungnahmen zu erörtern und einen fach­politischen Beschluss als Empfehlung für den Kreistag fassen zu lassen. Der Kreistag soll schließ­lich am 27.9.2016 die Teilfortschreibung des Nahverkehrsplanes beschließen, so dass zum Fahrplanwechsel im Januar 2017 erste Maßnahmen umgesetzt werden könnten.

 

 

A. Zusammenfassende Darstellung der wesentlichen Inhalte (der vollständige Bericht des Gutachters steht zum Download im Ratsinformationssystem bereit)

 

 

Hintergrund der Fortschreibung

 

Durch die Modal-Split Untersuchung des Kreises Unna aus dem Jahr 2013, in die die Unter­suchung der Stadt Kamen aus dem Jahr 2012 integriert wurde, lässt sich das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung im Kreis Unna anhand des täglichen Wegeaufkommens nachvollziehen. Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Bezug der Kommunen im Kreis Unna zum Oberzentrum Dortmund. Gemessen an dem täglichen Wegeaufkommen weist allerdings auch die Nord-Süd-Achse zwischen den Städten Bergkamen, Kamen und Unna eine annähernd gleichstarke Be­deutung auf.

 

 

In der oben stehenden Tabelle werden nur die Wege zwischen zwei benachbarten Kommunen berücksichtigt. Tatsächlich besteht aber auf diesen Achsen ein höheres Wegeaufkommen, wenn die Überlagerung von Wegen berücksichtigt wird. Dadurch verschiebt sich die Rangfolge, da die kreisinternen Achsen zunehmen. Die hohe Bedeutung der Nord-Süd-Achse wird dadurch unter­strichen.

 

 

In den Modal-Split Untersuchungen wurden auch die Anteile der jeweils genutzten Verkehrsmittel ermittelt. Die Achse zwischen den Städten Bergkamen, Kamen und Unna mit dem größten täg­lichem Wegeaufkommen hat gleichzeitig die geringsten Anteile am ÖPNV. Dies belegt einen Handlungsbedarf für eine ÖPNV-Verbesserung auf dieser Achse.

 

Des Weiteren zeigt sich aus den Modal-Split Untersuchungen, dass für Kamen, Bergkamen und Werne aufgrund der täglichen Wegebeziehungen insbesondere Regionalbus-und Schnellbuslinien sowie die Verknüpfungspunkte zum regionalen Schienenverkehr von besonderer Bedeutung sind.

 

Dabei ist der Bahnhof Kamen aufgrund der von dort bestehenden direkten Verbindungen nach Hamm und in das Ruhrgebiet sowie aufgrund der Schnittstelle zwischen VRR- und Ruhr-Lippe-Tarif einer der bedeutendsten Verknüpfungspunkte des Kreises Unna. Zudem ist mit der Umset­zung des RRX-Konzeptes bereits im Vorlaufbetrieb ab dem Jahr 2019 von einer weiteren Attrak­tivitätssteigerung auszugehen. Im RRX-Konzept ist neben schnelleren Fahrtzeiten ein vertaktetes Angebot vorgesehen. Hier wird ein 15-Minutentakt entstehen, der sich durch die Überlagerung von vier stündlich verkehrenden RRX-Linien ergibt. Dies wird vor allem am Bahnhof Kamen die Anschlüsse zum lokalen und regionale Busverkehr aufwerten, da aufgrund der Vertaktung zu­künf­tig systematische Anschlüsse möglich werden.

 

Die heutige Bedeutung des Bahnhofs Kamen als Schnittstelle zeigt sich u.a. an dem großen P+R Angebot, dass täglich sehr stark nachgefragt wird und häufig über 100% ausgelastet ist. Mit einer Attraktivitätssteigerung durch die Umsetzung des RRX-Konzeptes ist von einer Verschärfung des Parkdruckes auszugehen. Bereits heute stammt ein Großteil der P+R Nutzer aus den angren­zen­den Städten Bergkamen und Unna. Durch die Aufwertung des ÖPNV-Angebotes auf der Nord-Süd-Achse unter Einbeziehung des Verknüpfungspunktes Kamen Bahnhof soll dieser als P+R Standort entlastet werden und zu einem intermodalen Verknüpfungspunkt weiter qualifiziert werden.

 

Bei der weiteren Analyse des ÖPNV-Angebotes auf der Nord-Süd-Achse zeigt sich, dass eine Betrachtung über die Stadt Bergkamen hinaus bis nach Werne erfolgen sollte. Während zwi­schen den Städten Bergkamen und Werne noch relativ schnelle Fahrtzeiten bestehen, verur­sacht die Linienführung über das Stadtzentrum Bergkamen im weiteren Linienweg ein gegenüber dem Auto unattraktives Reisezeitverhältnis. Ansatzpunkt für eine Busnetzoptimierung auf der Nord-Süd-Achse ist somit auch der Abschnitt zwischen den Städten Werne und Kamen.

 

 

Umsetzungskonzept der Nahverkehrsplanteilfortschreibung

 

Mit Beschluss der Teilfortschreibung des Nahverkehrsplanes durch den Kreistag kann ein Bus­konzept für das mittlere Kreisgebiet umgesetzt werden, dass sich aus mehreren bedeutenden Einzelmaßnahmen und weiteren kleinen Ergänzungsmaßnahmen zusammensetzt. Die wichtigs­ten Maßnahmen, die Stadt Kamen betreffend sind:

 

1.   Schneller zwischen Werne bzw. Rünthe und Kamen – Anschluss Fritz-Husemann-Str. (Ost)

 

Durch eine neue Linie R 17 zwischen Kamen und Bergkamen, die über die Münster­straße bzw. Werner Straße  geführt wird, wird ein direkter Anschluss an die Schnellbus­linien S 20 (Rünthe) und S 80 (Werne) an der Haltestelle Fritz-Husemann-Straße (Ost) geschaffen. Trotz Umstieg (mit Anschlussgarantie) können die Fahrtzeiten deutlich ver­kürzt werden, zwischen Kamen Markt und Werne Stadthaus um 10 Minuten im Vergleich zur heutigen Verbindung mit der S 80 und um 30 Minuten im Vergleich zur heutigen Ver­bindung mit der R81/82, was die Verbindung von Werne nach Kamen attraktiver macht.

 

 

2.   Schneller zwischen Bergkamen und Dortmund – Neue Linie D80

 

Die neue Linie D80 ist eine neue schnelle Alternative zwischen Bergkamen und Kamen und dient als Zubringer zum Verknüpfungspunkt Bahnhof Kamen. Diese Verbindung ist damit auch eine Alternative zur S30 von Bergkamen nach Dortmund. Die Verbindung mit Umstieg am Kamener Bahnhof ist in etwa 10 Minuten schneller als die S30 und bietet durchgehende Verbindungen über Dortmund hinaus. Durch die direkte Führung über den Westring, profitiert auch das Wohngebiet um die Haltestelle Westring.

 

3.   Öfter und damit spontaner zwischen Bergkamen, Kamen und Unna den Bus nutzen

 

Die Modal-Split-Erhebungen haben gezeigt, dass auf der Achse Bergkamen – Kamen – Unna ein erhebliches Potential besteht. Hier setzt die Nahverkehrsplanteilfortschreibung mit einem dichteren Bedienungsangebot montags bis freitags an. Zwischen Kamen und Bergkamen sind sechs Fahrten/Stunde auf drei Linienwegen jeweils im 30-Minuten Takt vorgesehen. Zwischen Kamen und Unna sind vier Fahrten/Stunde vorgesehen. Durch einen einheitlichen Linienweg entsteht hier zum ersten Mal ein Abschnitt mit einem be­sonders attraktiven 15-Minuten-Takt.

 

 

Die weiteren Maßnahmen der Nahverkehrsplanteilfortschreibung können mit dem erforderlichen Umsetzungszeitpunkt der nachfolgenden Tabelle entnommen werden. Für Maßnahmen im Zusam­menhang mit der S-Bahntaktumstellung ist eine Umsetzung zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen.

 

 

Empfehlungen für ergänzende Maßnahmen

 

Durch harte und weiche Maßnahmen kann die Attraktivität des oben beschriebenen Umset­zungs­kon­zeptes weiter gefördert werden. Folgende Maßnahmen, die nicht Bestandteil der formalen Nahverkehrsplanteilfortschreibung sind, schlägt der Gutachter vor:

 

 

 

B. Kosten

 

Auf Grundlage der in der Nahverkehrsplanteilfortschreibung vorgeschlagenen Maßnahmen hat die VKU eine Abschätzung der finanziellen Auswirkungen nach dem neuen Verlustabdeckungs­modell vorgenommen. Dargestellt sind die relativen Auswirkungen gegenüber dem VKU-Ergebnis 2014 und dem Fahrplanstand 2015.

 

Für Kamen ist von einer Zunahme der Verlustabdeckung auszugehen. Die Veränderung beträgt ab 2017 etwa +28.000 €/a und mit der Umsetzung der Maßnahmen 2019 ab dem Jahr 2020 nur noch rund + 12.500 €/a

 

Dem entgegen stehen grundsätzliche Einsparungen für die Stadt Kamen durch die derzeit in Vorbereitung befindliche allgemeine Anpassung der Verlustabdeckung durch ein neues kreis­weites Aufteilungsmodell, geplant ab 2017.

 

 

C. Stellungnahme der Stadt Kamen

 

Die Stadt Kamen stimmt der vorgelegten Teilfortschreibung des Nahverkehrsplanes des Kreises Unna grundsätzlich zu. Die vorgeschlagenen Maßnahmen verbessern insgesamt das ÖPNV-Angebot auf der zentralen Achse (Werne)-Bergkamen-Kamen-Unna deutlich und tragen so zu einer Attraktivitätssteigerung für den ÖPNV im Kreisgebiet bei. Durch den 15-Minuten-Takt auf der zentralen Achse Kamen-Unna kann eine Verlagerung von dem überproportional genutzten Ver­kehrsmittel MIV auf den Umweltverbund erreicht werden.

 

Auch die verbesserte regionale Anbindung des wichtigen Verknüpfungspunktes Kamen Bahnhof u.a. durch die direkte Linie D30 und die damit verbundene bessere Erschließung des Siedlungs­bereiches Westring ist grundsätzlich positiv zu bewerten. Kritisch ist aus Sicht der Stadt Kamen jedoch das geplante geringe Fahrtangebot – 1 Fahrt je Stunde – zu sehen. Der Aufgabenträger wird aufgefordert, die Nutzung der neuen Linie nach 12 Monaten zu untersuchen, um hier ggfls. Verbesserungen, auch im Zusammenhang mit dem Vorlaufbetrieb des RRX, ab 2019 vorneh­men zu können.

 

Die Verbesserung der Anbindung nach Bergkamen sowie im Besonderen die deutliche Verkür­zung der Fahrtzeit nach Werne durch die Einführung der Linie R17 mit Umstieg in die S80/S30 wird begrüßt.

 

Kritisch bewertet wird jedoch der Wegfall der Linie R12 und damit der Verlust einer durchgehen­den Verbindung zwischen Kamen und Lünen. Der Kreis Unna als Aufgabenträger wird aufge­fordert im Rahmen der nächsten Fortschreibung/Teilfortschreibung hierfür Alternativen zu prüfen und Vorschläge für eine Verbesserung der Verbindung Kamen – Lünen zu erarbeiten.

 

Die Einführung eines 30-Minuten Taktes für durchgehende Fahrten zwischen Kamen Heeren-Werve und Unna ist ebenfalls positiv zu bewerten, zumal damit verbundene Einsparungen zu einer Reduzierung der von der Stadt Kamen zu tragenden Verlustabdeckung führen wird. Da diese Veränderungen erst im Zuge der S-Bahntaktumstellung erfolgen soll, ist der Anteil der Verlustabdeckung der Stadt Kamen bis dahin höher. Insofern wird der Kreis Unna als Aufga­benträger aufgefordert, zu prüfen, inwieweit eine Umsetzung bzw. Teilumsetzung dieser Maßnahme bereits früher erfolgen kann, oder ob es hier alternative Einsparpotentiale gibt.