Betreff
Optimierung der Lichtzeichenanlagen an den Kreuzungen Hochstraße / Lünener Straße /
Westring und Auf dem Spiek / Kämertorstraße / Westring sowie Nordring / Stormstraße
Vorlage
008/2009
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Straßenverkehrsausschuss befürwortet im Sinne einer flüssigeren Verkehrsführung und der Verringerung von Wartezeiten für Fußgänger, Fahrradfahrer und für den motorisierten Indivi­dualverkehr,

 

  • dass die o.a. Lichtzeichenanlagen, wie vom Gutachter vorgeschlagen und vom Landes­betrieb Straßenbau NRW gestützt, geschaltet werden und in diesem Zusammenhang die Linksabbiegespur vom Westring in die Straße Auf dem Spiek aufgegeben wird.

  • Der Straßenverkehrsausschuss nimmt zustimmend zur Kenntnis, dass an der bereits in der Sitzung am 11.03.2008 vorgestellten Aufgabe der Linksabbiegespur in die Kämertor­straße festgehalten wird.

Sachverhalt und Begründung (einschl. finanzielle Möglichkeit der Verwirklichung):

 

Seit Jahren häufen sich die Beschwerden, dass sich auf der Lünener Straße Fahrzeug­schlangen vor der Kreuzung Hochstraße / Lünener Straße / Westring bilden. Ebenso wird der Rückstau auf der Hochstraße bzw. auf dem Westring beklagt wie auch die enormen Umlauf­zeiten an den Lichtzeichenanlagen zwischen der Kreuzung Westring / Lünener Straße und Stormstraße. Das führt, so wird vermutet, zu Umfahrungsverkehren in die umliegenden Straßen hinein. Weiterhin wurden verschiedentlich in Sitzungen des Straßenverkehrsausschusses die kurzen Querungszeiten für Fußgänger bemängelt und diskutiert. Von der Verwaltung und der Polizeiinspektion Nord wurde der Bereich beobachtet; gleichzeitig wurde eine Fachfirma gebeten, Phasenveränderungen und Umstellungen an den betroffenen Ästen zu erarbeiten bzw. vorzunehmen. Das ist in dem Maße erfolgt, wie es die veraltete Steuerungstechnik zugelassen hat. Das führte allerdings nicht zu einer spürbaren Verbesserung bzw. Beseitigung der ge­nannten Probleme.

 

Über den Sachstand und einzelne Ergebnisse wurde der Straßenverkehrsausschuss von Fall zu Fall informiert.

 

Schließlich wurde den Mitgliedern des Straßenverkehrsausschusses in der Sitzung am 06.03.2007 vom Leiter der Fachfirma Gesellschaft für Verkehrstechnik bestätigt, dass die Grundproblematik mit den vorhandenen Lichtzeichenanlagen und der veralteten Technik nicht weiter gelöst werden könne. Vielmehr müsse der gesamte Bereich von einem Ingenieurbüro überplant werden. Durch neue Steuerungstechniken und eine überarbeitete Software nach Neubewertung der Verkehrsströme auf den einzelnen Ästen würde sich aller Wahrscheinlichkeit nach eine Verbesserung in beiden Kreuzungsbereichen erreichen lassen.

 

In der Folge wurde dem Ingenieurbüro svt consult Joachim Pohnke der Auftrag zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie erteilt. Das Ergebnis dieser Machbarkeitsstudie wurde am 10.01.2008 vorab der Vorsitzenden des Straßenverkehrsausschusses und den Sachverständigen des ADAC und des ADFC des Straßenverkehrsausschusses, je einem Vertreter der örtlichen Polizei und der Kreispolizeibehörde Unna sowie Vertretern der Verwaltung vorgestellt. Aufgrund von Verhinderung konnte der stellvertretende Vorsitzende des Straßenverkehrsausschusses an dieser Besprechung nicht teilnehmen.

 

Die Firma svt consult führte aus, dass im Kreuzungsbereich Hochstraße / Lünener Straße / Westring durch neue Phasenschaltungen eine Umlaufverbesserung von bisher 122 Sekunden auf 90 Sekunden erreicht werden könne.

Auch an der versetzten Kreuzung „Auf dem Spiek“ / Kämertorstraße / Westring / Nordring / Stormstraße könnte eine Reduzierung der Umlaufzeit von bisher 122 Sekunden auf 90 Sekunden erreicht werden.

 

Um dies zu erreichen, müsste allerdings die Linksabbiegespur vom Nordring in die Kämertor­straße entfallen. Dies wäre unproblematisch, da in der Spitzenstunde des Kraftfahrzeugverkehrs nur wenige Fahrzeuge betroffen seien. Alle Obengenannten sprachen sich für diese Lösung aus.

 

Den Mitgliedern des Straßenverkehrsausschusses wurde in der Sitzung am 11.03.2008 die Machbarkeitsstudie inklusive des geplanten Wegfalls der Linksabbiegespur vorgestellt. Der Bericht wurde zur Kenntnis genommen. Gegen den geplanten Wegfall der Linksabbiegespur vom Nordring in die Kämertorstraße wurden keine Bedenken erhoben.

 

Eine auf der genannten Machbarkeitsstudie basierende Signalplanung wurde Ende Oktober 2008 dem Straßenbaulastträger, dem Landesbetrieb Straßenbau NRW, Regionalniederlassung Ruhr, Bochum, der die neuen Anlagen finanziert, vorgestellt.

 

Dem Landesbetrieb Straßenbau NRW sind vom Gutachter u.a. zur Führung des Kfz-Verkehrs im Bereich der Linksabbiegespur vom Westring in die Straße „Auf dem Spiek“ vier Möglichkeiten angeboten worden. Es handelt sich um folgende Varianten:

 

  1. Beibehaltung der Linksabbiegespur vom Westring in die Straße „Auf dem Spiek“ wie bisher, damit verbunden die Zusammenführung der Linksabbieger in die Straße „Auf dem Spiek“ und in die Stormstraße.

  2. Beibehaltung der Linksabbiegespur und Markierung einer kurzen Linksabbiegespur (Aufstellung für max. zwei Pkw) vor der Mittelinsel.

  3. Wegfall der Linksabbiegespur zu Gunsten einer zunächst geradeaus geführten Spur und später verlängerten Linksabbiegespur in die Stormstraße.

  4. Aufmarkierung einer zusätzlichen Linksabbiegespur (3. Fahrspur) mit Fahrbahnteiler unter Aufgabe der Mittelinsel und Wegfall der Fußgängerfurt bzw. Beibehaltung der Fußgängerfurt unter Inkaufnahme längerer Umlaufzeiten im Kreuzungsbereich.

 

Vom Landesbetrieb wurde erklärt, dass es keine gemeinsame Linksabbiegespur auf dem Westring für Fahrzeuge, die beabsichtigen, in die Straße „Auf dem Spiek“ und ferner für Fahr­zeuge, die im weiteren Verlauf des Westringes in die Stormstraße abbiegen wollen, geben solle. Insofern müsste die Linksabbiegespur in die Straße „Auf dem Spiek“ aufgegeben werden; die Linksabbiegespur in die Stormstraße könne erhalten bleiben.

 

Der Landesbetrieb begründete, dass es nach seinen Überprüfungen in anderen Städten bei vergleichbaren Verkehrssituationen – auch beim Vorhandensein von Hinweisbeschilderungen – immer wieder zu Auffahrunfällen gekommen sei. Derartige Verkehrsknoten würden zurzeit sukzessive zurückgebaut bzw. seien bereits zurückgebaut worden.

 

Über die Haltung des Landesbetriebes Straßenbau NRW sind Ende November 2008 die Vor­sitzende und die Vertreterin des stellvertretenden Vorsitzenden des Straßenverkehrsaus­schusses, die Sachverständigen des ADAC und des ADFC sowie Bedienstete des Planungs- und Umweltamtes vom Gutachter informiert worden.

 

Bedenken gegen die Aufhebung der Linksabbiegespur vom Westring in die Straße „Auf dem Spiek“ wurden nach Erörterung nicht erhoben.

 

Die Kreis- als auch die örtliche Polizei haben ebenfalls keine Bedenken geäußert.

 

Um die Umsetzung der Planungen zügig voranzutreiben, wurde die bereits terminierte Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses genutzt und mit dem Straßenverkehrsausschusses am 20.01.2009 zusammen durchgeführt. Die Situation wurde den Mitgliedern beider Ausschüsse vom Gutachter, Herrn Pohnke, mittels einer Power-Point-Simulation vorgestellt.

 

Der Gutachter betonte noch einmal, dass auch er die vom Landesbetrieb Straßenbau NRW gewünschte Ausführung favorisiert.

 

Der Verzicht auf die Linksabbiegespur vom Westring in die Straße „Auf dem Spiek“ und die Ausführung der Variante 3 allein wird die optimalen Verbesserungen in der Ampelphasen­schaltung bringen, wie sie von den Beteiligten beabsichtigt sind. Dieser – zur optimalen Verbesserung notwendige – Verzicht auf die Linksabbiegespur ist durch die Wohnungsbau­gesellschaft Lünen im Interesse der Mieter (in dem Bereich Lessingstraße, „Auf dem Spiek“, Bergkamener Straße, Westenzäune befinden sich insgesamt 241 Wohneinheiten der Lünener Wohnungsbaugesellschaft) mit der zentralen Aussage begleitet worden, dass nicht nachvoll­ziehbar sei, dass wegen eines besseren Verkehrsablaufs am Westring nicht nur Einschrän­kungen hinzunehmen seien, sondern an der Einmündung Stormstraße / Bergkamener Straße zusätzlich Verkehrsgefahren entständen.

 

Dieser Auffassung widersprechen der Gutachter, der Landesbetrieb und auch die örtlichen Fachbehörden nachdrücklich.

 

Zurzeit ist zu vermuten (und so wird das auch von Anwohnern eingetragen), dass aufgrund des Rückstaus auf der Lünener Straße Umfahrungen durch die Wohngebiete u.a. auf den Straßen „Lüner Höhe“, Lintgehrstraße, Weddinghofer Straße, Schlägelstraße und „Auf dem Spiek“, aber auch Westenzäune und Waterkamp, vorgenommen werden.

 

Es ist davon auszugehen, dass sich durch die kürzeren Umlaufzeiten an den Lichtzeichen­anlagen und den damit verbundenen geringeren Fahrzeugschlangen die Umfahrungen zunehmend zurück entwickeln werden.

 

Die Verwaltung weist darauf hin, dass die von allen Beteiligten gewünschten Optimierungen der Ampelphasen einen deutlichen Vorteil für die Kamener Verkehrsteilnehmer bringen werden. Die aus dem politischen Raum in der Öffentlichkeit geäußerte Vermutung, das bringe nur den über­örtlichen Durchgangsverkehren Verbesserungen, ist eine wirklichkeitsfremde Einschätzung.

 

Mit Blick auf die Wohnbereichsbetroffenheit teilt die Verwaltung in diesem Zusammenhang zu den Verkehrsdaten mit:

 

Der niedrigste Stundenwert der in die Straße „Auf dem Spiek“ links abbiegenden Fahrzeuge vom Westring kommend betrug 11 Fahrzeuge, der Spitzenwert 36 Fahrzeuge. Unter Berück­sichtigung aller gemessenen Stunden (7.00 Uhr bis 11.00 Uhr, 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr) ergibt sich ein Mittelwert von 23 Fahrzeugen; dieser entspricht demjenigen Wert, der vom Gutachter zu Grunde gelegt worden ist. Im Rahmen einer anonymisierten Kennzeichenanalyse wurde fest­gestellt, dass es sich bei den abbiegenden Fahrzeugen nur zu rd. 30 % um Anlieger des unmittelbaren Wohnbereichs handelt.

Eine Analyse aus Zählerkenntnissen ist der Anlage beigefügt.

 

Es ist anzunehmen, dass die Fahrzeuge deutlich überwiegend von der Hochstraße - aus Richtung Unna - bzw. als Rechtsabbieger von der Lünener Straße kommen. Durch den Wegfall der Linksabbiegespur notwendig zu befahrende Alternativstrecken sind in der Streckenlänge im Einzelfall nur unwesentlich länger und beanspruchen insofern keine zusätzliche Zeit. Hinsichtlich einer daraus folgenden Belastung auf den Alternativstrecken wird mindestens eine Kompensie­rung nach Optimierung der Ampelphasen erreicht; angenommen wird mittelfristig mit Wirkung der Optimierung ein deutlicher Rückgang der heutigen Umfahrungsverkehre, und damit ins­gesamt eine Entlastung.

 

Auch eine Aufgabe der Mittelinsel – wie in Variante 4 dargestellt – wird vom Landesbetrieb NRW nicht mitgetragen. In diesem Zusammenhang sind die Verkehrsdaten der Fußgänger von besonderer Bedeutung:

 

Bei 70 Fußgängerquerungen in der Zeit von 7.00 bis 8.00 Uhr und einer Querung von 90 Fuß­gängern in der Zeit von 15.00 bis 16.00 Uhr hat sich der Landesbetrieb Straßenbau NRW im Sinne der Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer zur Beibehaltung des Überweges, verbunden mit einer Mittelinsel, erklärt. Es kommt hinzu, dass auch Sehbehinderte und Blinde aus der näheren Umgebung hier queren könnten. Aus diesem Grunde ist vorgesehen, an allen Überwegen akustische Signale an den Lichtzeichenanlagen einzubauen.

 

Die Bewohnerdaten des unmittelbaren Bereichs sind in der Anlage aufgeführt. Die Verwaltung will damit den Abwägungsprozess stützen, in den auch die Querungssicherheit der Fußgänger – wohl auch dem Mietwohnraum der WBG zuzuordnen – einzutragen war.

 

Zusammengefasst:

 

  • Eine optimale Verbesserung der Umlaufphasen der Lichtzeichenanlagen lässt sich nur erreichen, wenn die linksabbiegenden Verkehre in die Straße „Auf dem Spiek“ zusätzlich aufgegeben werden.
    Dabei ist diskutiert und abgewogen worden:

-                     Die Komfortabilität der Fußgängerquerungen ist mind. beizubehalten;
eine zusätzliche Fahrspur für Linksabbieger einzurichten, ist auszuschließen.

-                     An die Stelle der bisherigen Mittelinsel träte nur ein Fahrbahnteiler;

-                     die Grünphase wäre zu verlängern, was in Korrespondenz der Lichtzeichen­anlagen zueinander die Umlaufphasen der weiteren Ampeln beeinflussen würde,

-                     ein Verzicht auf eine Querung im südlichen Bereich der Kreuzung ist nicht akzeptabel.

 

  • Unter Abwägung der Zumutbarkeit der nach Aufgabe der Linksabbiegespur verblei­benden notwendigen Umfahrungen in Streckenlänge und -zeit,
    und der Belange der Wohnbevölkerung mit Blick auf zusätzliche Verkehre ist festzu­halten, dass sich Streckenlänge und die Umfahrungszeit nicht massiv auswirken und zu erwarten ist, dass sich die heutigen, ampelphasenbedingten Umfahrungen zunehmend rückentwickeln werden. So ist mittelfristig trotz der in der Zahl geringen, notwendigen Umfahrungen sogar eine Verbesserung der aktuellen Situation zu erwarten.

 

Zum zeitlichen Ablauf und zu weiteren Verfahren:

 

Der Landesbetrieb hat die erforderlichen Mittel für dieses Haushaltsjahr eingestellt.

Nach der positiven Beschlussfassung des zuständigen parlamentarischen Gremiums (Straßen­verkehrsausschuss) wird der Landesbetrieb die Ausführungs- u. Ausschreibungsmaßnahmen in Auftrag geben. Mit der Arbeit vor Ort wird zum Ende des Jahres, allerdings nicht vor Oktober, begonnen.


Anlagen:

 

Verkehrszählungen

Bewohnerdaten