Sitzung: 16.05.2013 Rat der Stadt Kamen
Beschluss:
Der Rat der Stadt Kamen beauftragt die Verwaltung
1.
mit der Erstellung eines Konzeptes zur Sicherung
und Attraktivierung der Kirmessen in Kamen und in den Kamener Ortsteilen,
2. mit einer vergleichenden Analyse der Standgebühren und deren Entwicklung für Schausteller und Kirmesbeschicker für die Städte Kamen, Unna und Bergkamen.
Abstimmungsergebnis: bei einer Enthaltung und 30 Gegenstimmen mehrheitlich abgelehnt
Herr Eisenhardt erklärte einleitend für die CDU-Fraktion, dass die Entwicklung der Kirmessen aufgrund der besonderen Bedeutung der Veranstaltungen für Kamen bereits seit längerem im Fokus der Betrachtung stünde. In den letzten Jahren habe man beobachten können, dass die Kirmessen beispielsweise nicht mehr von allen Altersgruppen, sondern hauptsächlich von Jugendlichen besucht würden. Wobei diese Zielgruppe nicht besonders konsumstark sei.
Zudem würden die Beschicker die steigenden Kosten, z.B. der Konzessionsabgaben, beklagen.
Er stellte heraus, dass die Kirmessen nicht nur Arbeitsplätze schafften, sondern auch eine wichtige Bereicherung für die Innenstadt und die Ortsteile darstellten.
Er erinnerte an die Diskussionen zur Anzahl der Kirmessen in Kamen-Mitte, zur Suche nach einem neuen Platz im Ortsteil Heeren sowie zum sinkendem Interesse im Ortsteil Methler.
Nach Auskunft der Schausteller seien die Standgebühren in Kamen vergleichsweise hoch. In diesem Zusammenhang kritisierte er die fehlende Transparenz der Gebühr.
Der Antrag begehre, vor dem Hintergrund das bestehende Angebot zu erhalten, von der Verwaltung die Erarbeitung eines Konzeptes zur Fortentwicklung der Kirmessen sowie einen interkommunalen Vergleich der Standgebühren.
Herr Sostmann berichtete, dass im Rahmen der Innenstadtsanierung ein Arbeitskreis unter Beteiligung der größeren Beschicker gebildet worden sei.
Er hob hervor, dass im Bereich der Gebühren eine Verstetigung der Gebührensätze durch die Zusammenlegung der Einrichtungen Märkte und Kirmessen in 2012 erreicht worden sei.
Auf die Kirmessen der einzelnen Stadtteile eingehend führte er aus, dass die Verwaltung in allen Ortsteilen regelmäßig Gespräche mit den Schaustellern führe. Des Weiteren zeigte er die bislang durchgeführten Maßnahmen zum Erhalt und zur Attraktivierung der Kirmessen in den Stadtteilen auf. Beispielsweise sei die Werbung insbesondere im lokalen Radiosender intensiviert worden. Die Kirmesorganisation erfolge im stetigen Dialog mit den Akteuren auch unter Einbeziehung örtlicher Vereine und Gruppen.
Den interkommunalen Vergleich mit Unna und Bergkamen stellte Herr Sostmann anhand der Gebühren für den Autoscooter dar. Die Gebühr der Stadt Bergkamen sei vergleichsweise gering. Die Kalkulationsgrundlagen seien nicht bekannt. Der Gebührensatz in Unna sei vergleichbar. Die Kalkulation und Abrechnung habe nach KAG zu erfolgen mit dem Ziel der Kostendeckung.
Ob die Kalkulationen für 2012 und 2013 zielführend gewesen seien, könne insofern erst nach Betrachtung der Jahresrechnung festgestellt werden.
Herr Sostmann wies darauf hin, dass die Probleme der Beschicker vielfältig seien. Neben der geringeren Annahme der Veranstaltungen in der Bevölkerung, seien immer weniger junge Menschen bereit, die Familienbetriebe weiterzuführen und es käme häufiger zu Insolvenzen bzw. zur Aufgabe der Geschäfte.
Abschließend verwies er auf die regelmäßigen Berichte im Wirtschaftsausschuss zu der Thematik.
Die Verwaltung empfehle den Antrag abzulehnen.
Auf die Fragen von Frau Schaumann, ob sie es richtig verstanden habe, dass an einem Konzept für die Attraktivierung der Kirmessen gearbeitet werde und wann mit Ergebnissen zu rechnen sei, machte Herr Sostmann deutlich, dass die Attraktivierungsbemühungen aufgrund der geschilderten Rahmenbedingungen in einem dauerhaften Prozess zu entwickeln seien und ständig überarbeitet würden.
Es sei deutlich geworden, dass die Konzeptionierung der Kirmessen ein ständiger Prozess in der Verwaltung sei, so Herr Krause. Die regelmäßigen Informationen im Wirtschaftsausschuss durch Berichte der Verwaltung hielt er für durchaus ausreichend. Bei Betrachtung des Gebührenhaushaltes sei es fraglich, an welcher Stelle die Gebühren gesenkt werden könnten. Die SPD-Fraktion werde dem Antrag nicht zustimmen.
Herr Eisenhardt erklärte, dass die Analyse der Standgebühren in Bezug auf Entwicklung und Inhalt eingefordert werde, da die Darstellung bislang nicht ausreichend transparent dargelegt worden sei. Er bat darum, das Konzept schriftlich vorzulegen, wenn ein solches, wie von der Verwaltung berichtet, bereits vorhanden sei.
Er stellte klar, dass der Antrag nicht auf die inhaltliche Diskussion sondern den grundsätzlichen Informationsbedarf abziele. Er äußerte den Wunsch nach einer verstärkten Einbeziehung der Politik aufgrund der besonderen Bedeutung für die Stadt.
Herr Kühnapfel dankte Herrn Sostmann für die ausführlichen Erläuterungen. Seiner Fraktion habe sich die Zielrichtung des Antrages nicht so ganz erschlossen.
Er vertrat die Auffassung, dass ein festes und übergestülptes Konzept hier nicht gebraucht werde. Wichtig sei die stetige Kommunikation mit den Schaustellern. Die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen werde dem Antrag nicht zustimmen.
Herr Wiedemann berichtet von dem letzten Gespräch anlässlich der Frühjahrskirmes mit einem der großen Beschicker, der deutlich gemacht habe, dass die Standgebühren überall hoch seien. Er habe jedoch ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Stadt Kamen gelobt.
Die Entwicklung der Kirmessen und die sinkende Zahl der Stände seien grundsätzliche Probleme, denen man zukünftig adäquat begegnen müsse.
Frau Dyduch dankte Herrn Sostmann für die umfangreiche Darstellung der Situation in den einzelnen Stadtteilen. Die Probleme müssten auch vor dem Hintergrund des allgemein veränderten Konsumverhaltens betrachtet werden. Sie gab zu bedenken, dass ein zielführendes Konzept nicht statisch sein dürfe. Es mache keinen Unterschied, ob das Konzept schriftlich vorliege oder nicht. Wichtig sei, dass es sich um einen dynamischen Prozess handele.
Sie wünschte sich, dass weiterhin im Wirtschaftsausschuss regelmäßig berichtet werde, beispielsweise zu den Fortschritten bei der Suche eines neuen Veranstaltungsplatzes für die Kirmes in Heeren.
Frau Scharrenbach verlieh der Sorge Ausdruck, dass keine Weiterentwicklung stattfinde. Unstrittig sei, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bevölkerung ein Problemfeld seien, dennoch seien die Kirmessen auch durch die hohen Gebühren unattraktiv für die Schausteller. Aus diesem Grund werde der interkommunale Vergleich eingefordert.
Vor dem Hintergrund der tatsächlichen Veränderung müsse gemeinsam mit den Beschickern überlegt werden, welche Möglichkeiten es gebe, das Angebot der Kirmessen zu bereichern.
Herr Heidenreich berichtete von den regelmäßig stattfinden Gesprächen, an denen auch die Kamener Gewerbegemeinschaft teilnehme. Dort werde die Problematik laufend thematisiert. Insofern sei dies als Regelprozess zwischen allen Beteiligten zu werten.
Herr Klanke stellte heraus, dass es ohne den offenen Dialog der Beteiligten die Kirmessen zukünftig wahrscheinlich gar nicht mehr zu realisieren seien. Neben dem veränderten Konsumverhalten müsse auch das veränderte Freizeitverhalten der Bürger betrachtet werden. Ein starres und aufgesetztes Konzept hielt er nicht für zielführend.
Frau Möller hob hervor, dass der Antrag nur das fordere, was bereits umgesetzt werde, wie die regelmäßigen Gespräche aller Beteiligten, einen mit der Thematik befassten Arbeitskreis sowie regelmäßige Information im Wirtschaftsausschuss. Sie lobte die Bemühungen, der Entwicklung in Methler unter Einbeziehung von im Stadtteil aktiven Bürgern entgegenzuwirken.
Auf das Konsum- und Freizeitverhalten der Bevölkerung sowie auf die Veränderungen der Standangebote könne jedoch kein Einfluss genommen werden, gab Frau Möller zu bedenken. Ebenso wenig sei es möglich, allein durch Vorlage eines verschriftlichten Konzeptes das Veranstaltungsangebot zu erhalten.
Frau Schaumann erklärte, dass sie sich detaillierte Ausführungen zu den genannten Konzepten der Verwaltung wünsche, u.a. in Bezug auf Synergieeffekte aus anderen Veranstaltungen.
Herr Sostmann hob die ständigen Bemühungen hervor, den persönlichen Kontakt zu den Beschickern herzustellen. Es sei realitätsfremd, den Kirmessen und Märkten ein festes Konzept aufdrängen zu wollen. Dies machte er am Beispiel der Konkurrenz mit anderen Städten beim Werben um Schausteller deutlich, bei dem individuelle Entscheidungen und unvorhersehbare Reaktionen unabdingbar seien.
Bei der KIG würden die Kirmessen regelmäßig thematisiert, wobei hier unterschiedliche Meinungen vertreten würden, z.B. sei es überwiegend nicht gewünscht, dass gleichzeitig mit der Kirmes ein verkaufsoffener Sonntag stattfinde.
Die Kirmessen bräuchten ein dynamisches Konzept, führte Herr Kloß aus. Er äußerte die Befürchtung, dass die städtische Subventionierung durch Senkung der Gebühren oder auf anderem Weg bald nötig werden könnte.